(ohne Titel)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Andreas

Beitragvon Andreas » 22.09.2009, 08:45

neu, weich und mit Perwoll, Version 2:


Damals der Bambus
im Jetzt nur noch Rasenschnitt
und Kampf gegen Moos



-----


Ursprungsversion:



Früher schnitten wir
Bambus - heute nur noch Gras
kämpfen gegen Moos
Zuletzt geändert von Andreas am 05.10.2009, 12:52, insgesamt 1-mal geändert.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 22.09.2009, 11:18

Guten Morgen,

das liest sich sehr melancholisch. Klagen über das Nachlassen der eigenen Kräfte?

Liebe Grüße
Marlene

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noel
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Beitragvon noel » 22.09.2009, 18:44

bambus ist weit
_aus exotischer & hat per se nicht NUR etwas mit kraft zutun
es spricht mehr von farben & gerüchen die unberechenbar hervorbrechen
& umso explosiver

:)
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

DonKju

Beitragvon DonKju » 22.09.2009, 22:20

Hallo Andreas,

der Form nach ist es ja ein Senryu, wohl als Metapher auf den Lauf des Lebens gedacht, jedenfalls nach meiner Lesart. Allerdings wäre der Text für mich so klarer zu lesen :

Früher schnitten wir Bambus
heute nur noch Gras
und kämpfen gegen Moos

Natürlich bricht man hier die Form auf, aber zugunsten der Aussage scheint mir das eine Überlegung wert ...

Lieben Gruß von Hannes, der wohl darum weiß, wie schwer das mit Haikus/Senryus so ist ...

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leonie
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Beitragvon leonie » 22.09.2009, 23:00

Liebr Andreas,

was mich am meisten irritiert, ist, dass meines Wissens Bambus ein Gras ist. Dadurch kommt der Unterschied nicht klar raus...

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 22.09.2009, 23:10

Lieber Andreas,

ich wusste nicht, was Leonie weiß, allerdings habe ich mich auch so gefragt, was die Aussage sein könnte ... Vielleicht müssen Senryus ja auch keine haben .. Haikus haben ja auch keine, oder?

Liebe Grüße
Max
Zuletzt geändert von Max am 23.09.2009, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.09.2009, 00:57

Hallo Andreas!

Hm, ich weiß nicht... So ganz warm werde ich mit deinem Dreizeiler nicht. Das liegt wohl an der letzten Zeile, die sich für mein Gefühl ziemlich unverbunden nachschleppt, und auch an der recht spannungslosen Art, wie die Wörter durch die Zeilen fallen. Meinem Ohr viel näher wäre etwas wie:

Bambus nicht länger!
Gras nur schneiden wir jetzt
und kämpfen mit Moos.

Ob das natürlich auch besser ist, ist wieder eine gaaaanz andere Frage ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 25.09.2009, 15:49

Hallo Andreas,

da ferdi einen in meinen Augen ziemlich interessanten Vorschlag gemacht hat, bringt mich das sozusagen in einer Fortentwicklung auf folgendes :

Nicht länger Bambus !
Nur noch Gras schneiden wir jetzt
und kämpfen mit Moos.

Womit die strenge Silbenfolge 5-7-5 wieder eingehalten wäre ...

Was meinst Du ?

Und noch'n Gruß vom Hannes

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Beitragvon leonie » 25.09.2009, 15:51

Ich bin für "Halme" oder so etwas, wie gesagt, Bambus ist ein Gras.

Beharrliche Grüße

leonie

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noel
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Beitragvon noel » 25.09.2009, 16:18

Andreas hat geschrieben:Früher schnitten wir
Bambus - heute nur noch Gras
kämpfen gegen Moos


dann eben rasen



Früher schnitten wir
Bambus - heute nur noch Rasen
kämpfen gegen Moos
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Beitragvon ferdi » 25.09.2009, 19:07

Hallo Hannes!

Wenn die Mittelzeile meiner Version unbedingt sieben Silben haben müsste, könnte man einfach Andreas' heute statt meines jetzt nehmen.... Aber das muss sie ja nicht. Schon, weil das von dir erwähnte Schema eben nicht streng ist, sondern, bestenfalls und wie der Name schon nahelegt, schematisch; aber eher gedankenlos; und ehe mir da noch ganz andere Wörterchens für einfallen, schweige ich lieber stille und vermelde lediglich noch, dass mich die Menge an weitschweifigen, aufgefüllten, geschwätzigen Haiku / Senryu, die die Deutsche Dichtung dieser Regel zu verdanken hat, mir regelmäßig die gute Laune trübt. Was man, äh, vielleicht gerade wieder merkt ;-)

Hallo Leonie!

Hm, ich weiß nicht, das ist ein wenig zu systematisch biologisch gedacht, oder? Für mich jedenfalls ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 30.09.2009, 21:51

Hallo ferdi,

da Du mich ja direkt angesprochen hast: Sicherlich ist das mit der Silbenfolge 5-7-5 wohl von der japanischen Sprache ausgehend gedacht und somit für die deutsche Sprache möglicherweise nur bedingt geeignet; Ich glaube mich sogar zu erinnern, bei ein paar Recherchen zu diesem Thema irgendwo im WWW gelesen zu haben, daß die Engländer sich als passenderes Schema die Folge 6-8-6 zur Regel erkoren haben. Bemerkenswert finde ich allerdings, daß du als Anhänger und Verfasser von Mono~ und Distichons, Ritornellen, Sonetten usw. hier sozusagen parforce gegen die Einhaltung eines Schemas reitest ... Womit ich allerdings nicht sagen möchte, daß der Griff zu Füllwörtern, nur um das Silbenschema zu füllen, nicht einen Text zuschanden machen kann. Allerdings hatte ich bei meinem Vorschlag einen dahinfließenden Satz im Blick, der mir mit "Nur noch Gras schneiden wir jetzt und kämpfen mit Moos." durchaus so flüssig und schreibbar schien. Wobei das wiederum zugegebenermassen im Auge des jeweiligen Lesers anders aussehen kann ...

Nix für ungut und Gruß von Hannes

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 30.09.2009, 22:20

Hallo,

Ich finde noels Vorschlag mit dem Rasen ja toll. Er nimmt leonies Einwand fort (der mir, wenn man es weiß, nicht zu biologisch gedacht ist) und er betont, was der Text erzählen möchte: den Kontrast von Exotischerem und Biederem/Banalerem.
Wenn man dem Text dann noch einen Titel geben würde, der darauf verweist, dass eigentlich dieses Ende (Rasen schneiden) schon im Anfang angelegt ist (denn das Exotische ist ja nur importiert, es ist künstlich erzeugt und auch das Schneiden ist ja ein Kulturding), fände ich das einen richtig klugen text in Bezug auf menschliche Beziehungen und wie es zu Problemen kommt und zu der Wahrnehmung: Erst war es so verheißungsvoll/spannend/exotisch und dann war da nur noch Rasen...denn es ist ein untrügliches Merkmal unserer Kultur: das Gefühl der Verheißung herrscht eben umso stärker vor, desto weniger dort dieMöglichkeit auf Erfüllung besteht.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 30.09.2009, 23:08

Halli Hallo!

Ein interessanter Text, finde ich. Bambus mag ein Gras sein und man könnte das "Gras" anders formulieren, aber ich sehe irgendwie gar nicht die Begeisterung bzgl. Bamubs=was tolles, exotisches, spannendes, Gras=langweilig, Alltag, doof.
Für mich bedeutet Bambus: Ein wahnsinnig schnell wachsendes Gras. Bambus zu schneiden ist also quasi eine Sisyphus-Arbeit und hat etwas anstrengendes, gegen Windmühlen kämpfendes an sich. Jetzt ist es nur noch "Gras", also etwas leichteres, nicht mehr so beschwerliches. Also, nicht unbedingt Langeweile oder Banalität, sondern viel mehr Erleichterung, ein "Gottseidank". Allerdings ist für mich das Moos zu viel. Wieso kämpfen gegen Moos? Was hat das mit dem Bambusschneiden zu tun?
Ein wertfreier, kurzer Text, der viel Raum lässt - für mich ein wenig zu viel.

Viele Grüße
Trixie


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