Umwege
Zu Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und Jonathan Littells „Die Wohlgesinnten“
Der Film ist zu Ende, der Abspann beginnt und das Publikum applaudiert. Unwillkürlich frage ich mich: Warum? Und die Befürchtung geht in die Richtung, dass sie sich einfach amüsiert haben.
Die nächste, spontan auftauchende Frage ist: Mache ich mich damit gemein? Könnte ich auch klatschen?
Meine Antwort: Oh ja!
Die Rede ist von Quentin Tarantinos neuesten Film Inglourious Basterds. Eine aberwitzige Farce, ein alle Tatsachen ignorierender Ritt durch dunkle deutsche Geschichte. Der zweite Weltkrieg als Italowestern. Allein die Verdrehung macht Spaß, die Dreistigkeit. Unernsthafter Umgang mit der eigenen Geschichte ist ja nicht gerade eine deutsche Eigenschaft. Gerade darum genießt man es. Und das Ende, so konträr zum historisch beflissenen „Untergang“ von Eichinger, wirkt wie eine Katharsis, wenn all die Nazigrößen samt Ehefrauen oder sonstiger Begleitung in Flammen aufgehen und zusätzlich zusammengeschossen werden. Wo einen der Film „Operation Walküre“ mit einem pelzigen und verkrampften Gefühl entlässt, ist das Ende bei Tarantino eine Befreiung. Ja, so hätte die Geschichte verlaufen müssen! Nicht mit aufrichtigen aber gescheiterten Heroen, sondern im gerechten Blutrausch, der das Böse einfach wegwischt.
Das bisher ist aber nur eine recht oberflächliche Betrachtungsweise, unmittelbare Wirkung der Bilder. Die Fahrt vom Kino nach Hause dauert dann eine gute halbe Stunde. Und in dieser fangen die Gedanken an zu fließen und es entstehen Verknüpfungen. Im Grunde geht es um die immer wieder auftauchende Frage, wie das, was „Geschichte“ ist, dargestellt werden kann. Nein, es kann nicht um die reinen Fakten gehen. Die stehen fest und sind in unzähligen Geschichtsbüchern nachzulesen. Es geht um die Frage, wie man heute noch das erfassen kann, was damals passiert ist. Nicht das Wissen um Geschichte, sondern, ein Gefühl dafür zu bekommen. Gerade für die jüngeren und jüngsten Generationen. Die mündliche Überlieferung über die Zeit des zweiten Weltkrieges wird mit meiner Generation aussterben. Danach bleiben nur noch die historischen Abhandlungen und eben dies: erzählte Geschichte. Sei es als Film oder als Buch. Dabei ist zu beachten, dass sich die Fragestellung von Generation zu Generation ändert. War es in der Zeit nach dem Krieg die Frage: Wie war es wirklich?, oder, Wie konnte es soweit kommen?, so setzen die Nachgeborenen andere Schwerpunkte. Was habe ich damit zu tun? Was geht es mich an? Die Konfrontationsebene hat sich mittlerweile völlig verändert. Nicht Rückschau um des Verstehens willen, sondern der Blick nach hinten, um nach vorne klarer sehen zu können. Dass heute wieder deutsche Soldaten in Kriegseinsätzen sterben, ist nun wahrlich aktueller und bedenkenswerter, als die Frage, warum es in den dreißiger und vierziger Jahren in Deutschland so weit kam, wie es kam. Trennen darf man beides allerdings nicht. Und auch die fremdenfeindlichen Ausfälle und Übergriffe der letzten Jahre, das Erstarken von ultrarechten Parteien in Teilen Deutschlands, ist ein Problem unserer heutigen Gesellschaft, kein direktes Erbe der Nazizeit.
Aber auch hier darf man das eine nicht vom anderen loslösen. Nicht zwecks Ursachenforschung, sondern im Sinne der Prävention.
Geschichte, ähnlich weit zurückliegender persönlicher Erfahrungen, kann im besten Fall zum Tutor, zum Lehrer werden. Als Trauma ist beides wenig hilfreich.
Wie aber soll eine Generation aus der Geschichte lernen, wenn sie nicht mehr berührt, wenn sie auf Buchstaben – und Zahlengröße zusammengeschrumpft ist? Wenn sie nur noch als entseeltes Lehrfach besteht? Die Frage enthält schon die Antwort. Man muss ihr eine Seele geben, Leben einhauchen. Sie aus ihrem mumifizierten Stadium auswickeln, aufs Neue mit Sehnen, Muskeln, Fleisch und Haut versehen und auferstehen lassen.
Wem das ein wenig nach Horrorkabinett und Frankenstein klingt, dem gebe ich völlig recht. Die Vergangenheit ist tot und weg. Nichts und niemand, kein Buch, kein Film, nichts vermag sie wieder hervor zu holen. Die einzige Möglichkeit besteht darin, sie neu zu erschaffen. Teile zusammen zu führen, auch wenn sie nicht ganz passen, auch wenn Fratzen entstehen. Die belebte Fratze geht einem näher, als der blasse, einbalsamierte Totenschädel, der jedem Betrachter zuflüstert: Mit dir habe ich nichts mehr zu tun.
Tarantino hat mit seinem Film ein solches „Monster“ geschaffen, dessen Lebendigkeit den Zuschauer vielleicht nur amüsiert, vielleicht abschreckt, im besten Fall aber zum Nachdenken bringt. Denn er ist, und damit deckt er sich hundertprozentig mit dem Lauf der Geschichte, grotesk. Ich kann mich an keine Hitlerdarstellung erinnern, die das groteske, wahnsinnige, pathologische, aber auch irgendwie kindliche, verletzte, zurückgewiesene, verzerrte Wesen Hitlers so anschaulich zeigt, wie in jenem Film. Natürlich ist es überzeichnet, aber die ganze Hitlerära war eine einzige Überzeichnung, Überdehnung, bis eben ins Wahnsinnige hin.
Wenn der Zuschauer darüber lacht, darüber den Kopf schüttelt, dann ist es die einzige richtige Reaktion. Der Hitler im Untergang war ein Fall für Psychiater, Tarantinos Hitler ist ein Fall für die Masse, wirksamer als jede bisher geschrieben Biografie. Auch wirksamer wie andere Hitlerfilme, sei es der von Chaplin oder auch Benjamin Levis Film. Denn Tarantino konzentriert sich nicht auf diese Figur, sie ist eigentlich nur eine Nebenrolle. Er setzt sie in ein Umfeld von extremer Brutalität und kompromisslosen Handelns. Und als wäre er scheinbar unbeteiligt, schwappt all das, was er losgetreten hat, am Ende über ihn hinweg und schwemmt ihn davon. Beziehungsweise wird sein Gesicht zu Brei geschossen.
In Verbindung mit Inglourouis Basterds drängt sich noch ein anderer Vergleich auf. Der zu Jonathan Littells Buch Die Wohlgesinnten. Auf den ersten Blick mag es da kaum Gemeinsamkeiten geben, aber ich denke, es gibt sie und ich will versuchen, sie in kurzen Umrissen aufzuzeigen. Im Grunde sind es drei Punkte:
1.
Die schon oben erwähnte Frage nach der passenden Darstellungsform für Ereignisse, die spätestens mit der nun heranwachsenden Generation endgültig zu Geschichte in ihrem theoretischen Sinn geworden ist oder wird.
Littell und Tarantino gehen völlig unterschiedliche Wege. Abgekürzt kann man sagen, der eine einen psychologischen/intellektuellen, der anderen einen durch und durch plakativen. Ihre Gemeinsamkeit besteht im Bruch des Tabus. Beides sind gegen den Strich gebürstete Darstellungen, die oftmals dieselbe Reaktion hervorrufen: Das kann man doch so nicht machen!
Tatsächlich hätte man sich vielleicht eine solch offene Darstellung eines wirklichen SS-Mannes, wie Littell sie fiktiv beschreibt, gewünscht, aber sie ist es nun mal nicht. Sein Buch ist ein Konstrukt, ähnlich dem erwähnten Monster, das aus vielen Teilen zusammen gesetzt wurde und nun ein erschreckendes Zerrbild abgibt. Ein Monster allerdings, das sehr gebildet ist und gut zu reden weiß, ein Zwitterwesen, hin und hergerissen zwischen humanistischer Bildung gepaart mit exzessiver Sinnlichkeit und einer, ihn in den Dienst der nationalsozialistischen Sache stellenden, ideologischen Verblendung. Er nimmt Teil an allem, aber ist dennoch nicht wirklich Teil des Geschehens. Überall, wo etwas geschieht, ist er dabei, deckt das ganze Kaleidoskop ab und kann schon allein deswegen nichts daran ändern, dass er eine erfundene Gestalt ist. Und als Stellvertreter gänzlich ungeeignet. Am Ende ist und bleibt es ein privates Erlebnis, in das Geschichte eingeschrieben wurde, wie sie, trotz der vielen, vielen ,vielen Tatsachen und historisch verbürgten Ereignisse, so nicht stattgefunden hat. Es ist eine Möglichkeit, und als solche bezeichnet sie ja auch der Autor, die ein Licht auf das Wirkliche wirft. Trotzdem ein Monster, wenn auch wie ein Mensch gekleidet und maskiert.
Anders Tarantino. Er schert sich nicht um Tatsachen, obwohl er sie genauestens kennt. Er zeigt nach dem Motto: Geschichte ist, was ich daraus mache. Oder aber: Geschichte gibt es nicht, es gibt nur Geschichten. Und die erzählt er. Wer denkt, dass Tarantino dabei immer nur den Holzhammer benutzt, muss sich eines besseren belehren lassen. Tarantinos Filme sind oftmals von einer erstaunlichen Subtilität. Denken die meisten zwar bei Tarantino sofort an extrem anschauliche bis unappetitliche Gewaltdarstellungen, so sind seine besten Filme eigentlich keine Actionstreifen, sondern Konversationsstücke. Pulp Fiction, Kill Bill und auch jetzt Inglourious Basterds leben von der Konversation, die nahezu in jedem Fall einem Gewaltausbruch vorausgeht. Konflikte bahnen sich zunächst verbal an, es entstehen Positionierungen, die nicht selten einen moralischen Unterton haben. Ja, man kann sogar sagen, seine Filme sind zutiefst moralisch, sie triefen beinahe davon. Nur, der Zuschauer wird davon nicht bekleckert. Das Moralische gefriert auf der Leinwand in der kalten Melange aus Zynismus und Gewalt.
Moral ist auch das Thema von Littells Roman. Oder, besser gesagt, Unmoral, die eine gewisse Ästhetisierung erfährt. Max Aue als Hannibal Lector in der SS. Das ist sehr reizvoll, aber in seiner Wirkung, dem wirklichen Erfassen von Geschichte, eher unbrauchbar. Die Faszination ist einfach zu groß, die intellektuelle Schnittmenge mit dem aufgeklärten Leser zu breit, so dass alles Trennende in einen kleinen Rand rückt. Man liest das Buch und erwartet in jeder Zeile, der Erzähler möge doch endlich seinen Irrtum erkennen, leidet fast mit ihm mit, der geschulte Geist erlebt die Grausamkeiten an Juden und Russen und will dem Erzähler ständig rütteln und schütteln, auf dass er endlich aufwache.
Tarantino ist da gradliniger. Er lässt die Drecksäcke einfach erschießen.
2.
Thomas Steinfeld nennt in seiner Rezension in der Süddeutschen Zeitung den Erzähler von Littells Roman einen schlauen Pornograph. Und ja, der Roman hat etwas sehr pornographisches. Steinfeld erklärt das Pornographische damit, es gäbe mehr zu sehen, als zu verstehen. Alle Pornographie sei Bild, dass über sich hinausweist und deswegen unzufrieden macht. Man starrt immer mehr hin und sieht immer weniger, weil alles im Bild versinkt und es ständig gröber und bunter werden muss, um den Betrachter zu erreichen.
Dem mag so sein, aber die Verbindung zwischen Litells Roman und Pornographie ist noch eine andere. Umberto Eco schrieb einmal in einem Aufsatz, pornographische Filme zeichnen sich dadurch aus, dass sie Ereignisse in Echtzeit zeigen. Es gibt so gut wie keine Schnitte. Man kann das nachprüfen, es stimmt. Im Grunde ist ein Porno sehr langatmig, er hält sich endlos bei seinem Gegenstand auf. Denn es ist der Gegenstand selber, der den Mittelpunkt bildet. Eine zweite Ebene ist weder zu erkennen, noch zu erwarten. Er schreitet also nicht fort, sondern verharrt. Allein unter diesem Gesichtspunkt ist Littells Roman pornographisch. Auch wenn die Orte wechseln, ähnlich der Stellungen in einem Porno, so ist der Gegenstand stets der Selbe. Ein Porno ist Sex in seiner geballtesten Form und zwar derart geballt, dass er schwerlich zu Reflexionen über das Thema Sexualität anregt. Er bewirkt nur zwei Reaktion, nein drei: Erregung, Ablehnung oder ein einfaches Belächeln ob seiner Eindimensionalität.
Littells Roman ist Gewalt, Kriegsgewalt und Massenvernichtung, vermischt mit sexuellen Ausschweifungen, Vergewaltigung und Mord, derart konzentriert, dass es sehr schwer fällt dem ganzen Werk weitere Dimensionen abzugewinnen. Vielleicht die Schlussfolgerung: Krieg ist pervers. Aber ähnlich geäußert, wie jemand sagen mag: Pornographie ist pervers. Er untermauert Standpunkte. Unterminiert werden sie nicht.
Inglourious Basterds ist brutal, zynisch, anachronistisch, witzig, spannend. Pornographisch ist er nicht. Aber dennoch gibt es auch in dieser Hinsicht eine Nähe. Allein schon der Titel ist eine Anlehnung an einen italienischen B-Movie. Nicht so ausgeprägt wie in Kill Bill, finden sich aber auch hier etliche Verweise, ja fast Verbeugungen vor den Filmen der siebziger Jahre, Actionfilmen, Kung-Fu Filmen. Am bezeichnensten die „Vorstellung“ von Oberst Stieglitz, gespielt von Til Schweiger. Als der das erste Mal groß ins Bild kommt, blitzt eine grellgelbe Schrift über die ganze Leinwand: „Oberst Stieglitz“. Das Kino brüllt.
Sicherlich, ein Effekt, ein Zeichen für des Regisseurs Faible für diese Art von Filmen. Aber trotzdem mehr. Es durchbricht den Film, seine Geschichte, nimmt ihm jeglichen Ernst und macht deutlich: Hier wird nur etwas erzählt und gespielt. Der Anspruch auf Wirklichkeitstreue wird nur nicht erhoben, er wird immer wieder ad absurdum geführt. Das lässt den Zuschauer sich zurücklehnen und sich öffnen, bereitet den Boden für die Absurdität der gesamten historischen Konstellation.
Beide, Littell wie Tarantino wählen einen „niederen“ Weg der Darstellung, wobei Tarantino im Endeffekt ehrlicher ist, weil er diesen Weg niemals verschleiert, sondern als das zeigt, was er ist. Und entspricht dabei genau seinem Gegenstand, denn was gibt es niederes als Gewalt, Krieg und Menschenverachtung.
Tarantino arbeitet mit Profanisierung. Littell dagegen erzeugt die Vorstellung von Literatur. Er hat von vorneherein eine viel größerer Fallhöhe. Tarantino kann gar nicht fallen. Er fängt unten an und bleibt auch dort.
3.
Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Die Wohlgesinnten und Inglourious Basterds besteht in der zentralen Figur, die in beiden Fällen ein SS-Mann darstellt. Wer denkt, Brat Pit spiele die Hauptrolle in jenem Film, der irrt. Es ist Christoph Waltz als SS-Offizier Hans Landa. Ihm gehört die erste Szene und auch die letzte. Ihm gehört der ganze Film.
Die Vergleich zwischen beiden Figuren ist nicht leicht. Man muss sich, glaube ich, rein auf die Wirkung beschränken. Von Landa erfährt man nichts, außer, dass er aus Österreich kommt. Max Aues Vita dagegen wird ausgebreitet, er bleibt nahezu geheimnislos. Und dennoch rückt Landa einem am Ende etwas näher als Max Aue. Oder besser gesagt, er schafft den Sprung in die Realität. Aue wird niemals geschnappt und lebt in Frankreich sein Leben. Landa dagegen, durch und durch opportunistisch, versucht einen Deal mit den Amerikanern, nicht nur um seine Haut zu retten, sondern um sich noch erhebliche Pfründe zu sichern. Sicher, Aues Biografie entspricht in diesem Punkt vielleicht eher den bekannten Vitas von Nazi-Verbechern, denen es gelang unterzutauchen. In Landas Verhalten spiegelt sich aber das Verhalten nicht nur von wenigen, sondern von unglaublich vielen, die mit dem Tode Hitlers und der Zerstörung des dritten Reiches einfach aufhörten Nazis zu sein, so wie sie bei deren Machtergreifung einfach anfingen Nazis zu sein. Denn das war die eigentliche Stütze des dritten Reiches. Nicht ideologisch völlig durchdrungene Vollstreckungsgehilfen, sondern Opportunisten, die bereitwillig jenen Platz einnahmen, den man ihnen bot.
Hierzu kann man auch noch jenes Detail des Filmes einordnen, das in Amerika oftmals mit Hohngelächter aufgenommen wurde, aber eine tiefe Wahrheit enthält. Zwei Mal wird einem Deutschen das Hakenkreuz in die Stirn geritzt. Einmal einem Soldaten, der, gefragt was er nach dem Krieg tun werde, antwortet: Ich zieh die Uniform aus. Und eben, ganz am Ende, jenem Landa, der sich geschickt freies Geleit und sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft und ein Haus auf Long Island erschlichen hat. Das Einritzen des Hakenkreuzes ist eine klare Botschaft: Du kannst dein Nazitum nicht einfach abstreifen, wie eine Uniform. Es wird dir bleiben. Und gerade hier trifft Tarantino, ob gewollt oder nicht, ein ganz wunden Punkt in unserer Geschichte.
Schlussendlich die Frage:
Ist Littells Buch lesenwert? Ich würde sagen ja. Auch wenn ich es nicht für gelungen halte, so sollte sich jeder eine eigene Meinung dazu bilden. Denn, wie auch immer man dieses Buch einschätzt, es kann eines bewirken: Auseinandersetzung.
Und Tarantinos Film? Unbedingt anschauen, sei es nur der oberflächlichen Wirkung wegen, jener Anfangs erwähnten Katharsis oder Erleichterung beim Anschauen eines etwas „besseren“ Endes des Krieges. Und wer sich darauf einlassen möchte – er schaue den Film und prüfe, ob dies nicht eine aktuelle, zeitgemäße Form ist, sich der Geschichte zuzuwenden.
Denn die Geschichte, die Geschichte des zweiten Weltkrieges, des dritten Reiches rückt in immer weitere Ferne. Bald wird sie so fern sein, dass sie auf geradem Wege kaum mehr erreichbar ist. Dann sind Umwege gefragt. Vielleicht der, den Tarantino gegangen ist.
Umwege
Lieber Sam,
deine interessante und umfassende Auseinandersetzung mit "Inglorious Basterds" und "den Wohlgesinnten" hatte ich sofort gelesen. Ich habe mich gefreut, diese Art von Auseinandersetzung auf diesem Forum zu finden.
Mir hat der Film ebenfalls sehr gut 'gefallen', wobei für mich noch ein Aspekt dazu kommt, den man in Deutschland weniger wahr nimmt. In Frankreich gibt es ein gutes Dutzend Filme über die bösen und vor allem blöden Nazis, die dem gallischen Verstand stets zum Opfer fallen. Lachfilme mit Louis de Funès, komisch, aber doch sehr Galloglorious. Meiner Ansicht nach hat Tarantino auch in diese Ecke geschielt, zumal bei der "italienisch" Szene. Aber bevor ich endgültig über den Film rede, will ich ihn mir noch einmal anschauen, denn er geht offensichtlich über den reinen Komikfilm weit hinaus. Mir scheint sogar, das will ich aber nachprüfen, dass eine allgemeine Aussage über das im Menschen angelegte Abel-Kain - Syndrom gemacht wird, so dass das Hakenkreuz, das in die Stirn eingeritzt wird, als Kainsmal gesehen werden kann. Dass Kains Nachfahren dann die Sache alttestamentarisch zu tragen haben, stimmt ja nun auch.
Ob das Geschichte ist? Geschichte (Ich habe eine Masters-Arbeit in Geschichte geschrieben, bin aber nicht Historikerin) ist sowieso eine seltsame Wissenschaft. Bei aller Liebe zu historischen Fakten, so bilden diese immer Mosaiksteine, die von den Wissenschaftlern geradezu nach Belieben zusammengesetzt werden können. Auslassungen und Wertungen spielen immer eine Rolle. Paul Valéry sagte : Geschichte schreiben heißt lügen.
Die Geschichtsschreibung ist immer von den Dominanten geprägt. Insgeheim schreibt sich von alleine eine Gegenhistorie, die genauso falsch sein kann wie erstere. Der deutsch-französische Versuch eines gemeinsamen Geschichtsbuches ist das Beste, was den beiden Ländern geschehen konnte. Trotzdem gibt es ein Ungleichgewicht, weil das historische Vergrößerungsglas von Frankreich aus auf Deutschland gerichtet, nur die Nazi-Zeit wahrnimmt.
Deshalb habe ich seinerzeit, als die "Bienveillantes" auf französisch erschienen, sehr unwillig reagiert und missmutig das Buch angelesen. Mir schien der SS-Offizier, der Gedichte schreibt, Inzest betreibt und Männer liebt ein literarisches Klischee ähnlich der Madonna vom Schlafwagen. Die Idee des Raffinements, das die Mordtaten der SS begleiten sollten, war mir zuwider. Schlächter-geschäft scheint mir eine brutale, stumpfe Angelegenheit und wird es bestimmt gewesen sein.
Im Übrigen glaube ich, dass es in der Menschheit keinen Krieg gegeben hat, dem es an Grausamkeit gemangelt hat. Der zweite Weltkrieg, der Wahnsinnn des Totalen Kriegs und der Irrsinn der Judenvernichtung, der Vernichtung "lebensunwerten Lebens allgemein" sind absolute Klimaxe, Ausbrüche einer brutalen Ideologie, denen beginnende Möglichkeiten der "Medien" einen nie vorher dagewesenen Publikationsraum verschafft haben.
Die Medien und der Publikationsraum, den sie bedienen, hat aus dieser Geschichte viel gelernt und bedient sich noch der damals entwickelten Strategien. Das ist für mich das gefährlichste Erbe dieser Zeit: eine Fortführung der Ideologie-Verbreitung. Die Ideologie heißt : jünger, besser, schöner, faltenloser, klüger, schneller, höher, usw.
Das ist meiner Ansicht nach schon die Fortsetzung der "Geschichte": eine mitleidslose EInreihung der meisten Menschen in eine stramm vor den U-Bahntüren bereit stehende Masse, die nur eines im Sinn hat : der Stärkste zuerst. Eine Gesellschaft, deren Auslese nicht an der Rampe geschieht, denn sie sorgt dafür, dass diejenigen, die dem Druck nicht standhalten können, von alleine gehen.
Aber ich bin etwas vom Weg abgeraten. Ich will nicht sagen, das ist das einzige Geschichtsverständnis, nicht einmal, das ist mein Geschichtsverständnis. Meine Frage richtet sich an dich : welches Geschichtsverständnis, welches Lernen aus Geschichte stellst du dir vor?
deine interessante und umfassende Auseinandersetzung mit "Inglorious Basterds" und "den Wohlgesinnten" hatte ich sofort gelesen. Ich habe mich gefreut, diese Art von Auseinandersetzung auf diesem Forum zu finden.
Mir hat der Film ebenfalls sehr gut 'gefallen', wobei für mich noch ein Aspekt dazu kommt, den man in Deutschland weniger wahr nimmt. In Frankreich gibt es ein gutes Dutzend Filme über die bösen und vor allem blöden Nazis, die dem gallischen Verstand stets zum Opfer fallen. Lachfilme mit Louis de Funès, komisch, aber doch sehr Galloglorious. Meiner Ansicht nach hat Tarantino auch in diese Ecke geschielt, zumal bei der "italienisch" Szene. Aber bevor ich endgültig über den Film rede, will ich ihn mir noch einmal anschauen, denn er geht offensichtlich über den reinen Komikfilm weit hinaus. Mir scheint sogar, das will ich aber nachprüfen, dass eine allgemeine Aussage über das im Menschen angelegte Abel-Kain - Syndrom gemacht wird, so dass das Hakenkreuz, das in die Stirn eingeritzt wird, als Kainsmal gesehen werden kann. Dass Kains Nachfahren dann die Sache alttestamentarisch zu tragen haben, stimmt ja nun auch.
Ob das Geschichte ist? Geschichte (Ich habe eine Masters-Arbeit in Geschichte geschrieben, bin aber nicht Historikerin) ist sowieso eine seltsame Wissenschaft. Bei aller Liebe zu historischen Fakten, so bilden diese immer Mosaiksteine, die von den Wissenschaftlern geradezu nach Belieben zusammengesetzt werden können. Auslassungen und Wertungen spielen immer eine Rolle. Paul Valéry sagte : Geschichte schreiben heißt lügen.
Die Geschichtsschreibung ist immer von den Dominanten geprägt. Insgeheim schreibt sich von alleine eine Gegenhistorie, die genauso falsch sein kann wie erstere. Der deutsch-französische Versuch eines gemeinsamen Geschichtsbuches ist das Beste, was den beiden Ländern geschehen konnte. Trotzdem gibt es ein Ungleichgewicht, weil das historische Vergrößerungsglas von Frankreich aus auf Deutschland gerichtet, nur die Nazi-Zeit wahrnimmt.
Deshalb habe ich seinerzeit, als die "Bienveillantes" auf französisch erschienen, sehr unwillig reagiert und missmutig das Buch angelesen. Mir schien der SS-Offizier, der Gedichte schreibt, Inzest betreibt und Männer liebt ein literarisches Klischee ähnlich der Madonna vom Schlafwagen. Die Idee des Raffinements, das die Mordtaten der SS begleiten sollten, war mir zuwider. Schlächter-geschäft scheint mir eine brutale, stumpfe Angelegenheit und wird es bestimmt gewesen sein.
Im Übrigen glaube ich, dass es in der Menschheit keinen Krieg gegeben hat, dem es an Grausamkeit gemangelt hat. Der zweite Weltkrieg, der Wahnsinnn des Totalen Kriegs und der Irrsinn der Judenvernichtung, der Vernichtung "lebensunwerten Lebens allgemein" sind absolute Klimaxe, Ausbrüche einer brutalen Ideologie, denen beginnende Möglichkeiten der "Medien" einen nie vorher dagewesenen Publikationsraum verschafft haben.
Die Medien und der Publikationsraum, den sie bedienen, hat aus dieser Geschichte viel gelernt und bedient sich noch der damals entwickelten Strategien. Das ist für mich das gefährlichste Erbe dieser Zeit: eine Fortführung der Ideologie-Verbreitung. Die Ideologie heißt : jünger, besser, schöner, faltenloser, klüger, schneller, höher, usw.
Das ist meiner Ansicht nach schon die Fortsetzung der "Geschichte": eine mitleidslose EInreihung der meisten Menschen in eine stramm vor den U-Bahntüren bereit stehende Masse, die nur eines im Sinn hat : der Stärkste zuerst. Eine Gesellschaft, deren Auslese nicht an der Rampe geschieht, denn sie sorgt dafür, dass diejenigen, die dem Druck nicht standhalten können, von alleine gehen.
Aber ich bin etwas vom Weg abgeraten. Ich will nicht sagen, das ist das einzige Geschichtsverständnis, nicht einmal, das ist mein Geschichtsverständnis. Meine Frage richtet sich an dich : welches Geschichtsverständnis, welches Lernen aus Geschichte stellst du dir vor?
Hallo Renée,
vielen Dank für's Lesen und deine sehr interessanten Gedanken zu dieser Besprechung. Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht erwartet, dass jemand diesen doch sehr langen Text so aufmerksam liest, geschweige denn Buch und Film gleichermaßen kennt.
An einen kann ich mich erinnern (sogar einer meiner frühesten Kinoerinnerungen), Die Große Sause, mit Louis de Funès. Und ja, gut möglich, dass Tarantino auch diese Filme im Sinn hatte. (Er soll ja ein wandelndes Filmlexikon sein). Die italienisch Szene ist, wie du richtig bemerkt hast, fast eine Umkehrung jenes der blöde Deutsche/der schlaue Franzose, Engländer, Amerikaner. In keiner Szene sieht Brad Pit dümmer aus, als hier, wie er in seinem weißen Anzug dasteht, mit grimmiger Miene, hochnäsig fast, als wäre es das Leichteste überhaupt, sich mal eben für einen Italiener auszugeben. Und der Oberst Landa, man ahnte es ja schon irgendwie vorher, spricht ein perfektes Italienisch, so wie er auch perfekt französisch spricht, mit unüberhörbar deutschen Akzent allerdings und so wie er ist, steif, überkorrekt, verschlagen.
Deinen Anmerkungen über Geschichte und Geschichtsschreibung kann ich zustimmen, auch wenn mein Wissen nur rudimentär und selbsterlesen ist.
Ein Problem der Darstellung, ist das Extreme, Exzessive in der Figur des Max Aue. Das verdeckt eines der großen Rätsel, wenn man an die Untaten der SS denkt. Und zwar, wie es kommen konnte, dass eigentlich völlig "normale" Menschen sich zu solchen Verbrechen hinreissen ließen. Hier wäre ein genauer Blick hinter die Kulissen viel aufschlussreicher und interessanter. So aber sieht man im Vordergrund die Massaker an Juden und anderen Osteuropäern, und wird der Vorhang dann zurückgezogen trifft man auf Inzest, Homosexualität und Egozentrik. Alles in einem "aufgeweichten" Charakter, der sich sozusagen an den Vordergrund anschmiegt. Man findet keine Brüche, keine wirkliche Konfrontation.
Als Beispiel: Es gibt einen Zeichentrickfilm (habe leider vergessen wie er heißt), der wird ein ganz normaler Familienvater gezeigt. Er geht morgens aus dem Haus, mit einem etwas komisch aussehenden Aktenkoffer und geht zur Arbeit. Dort packt er aus dem Koffer eine Axt aus, und köpft in seinem Büro brav von acht bis fünf Uhr Menschen. Dann packt er seine Axt wieder ein und geht nach Hause. Dort ist er wieder der ganz normale Mensch.
In diesem kurzen Film wird die ganze Diskrepanz zwischen dem eigentlichen Menschsein und dem, was er tut deutlich und ohne jeglichen Schnörkel gezeigt. Dieser Film ist am Ende schockierender und bewegender, als die über tausend Seiten lange Tirade Littells über Mord, Vergewaltigung und Krieg.
Eine gute Frage, die man kurz und knapp wohl nicht beantworten kann. Vor allem auch, weil sich die Antworten mit dem, was man über die Geschichte fortwährend lernt und dem, was man erlebt und beobachtet, immer wieder ändern oder anpassen können.
Grundsätzlich bin ich pessimistisch und werde es um so mehr, je genauer ich ein Bild von der Geschichte bekomme. Vor kurzem habe ich zum dritten Mal Golo Manns "Deutsche Geschichte des 19. u. 20. Jahrhunderts" gelesen. Beim ersten Mal habe ich vieles noch nicht verstanden. Beim zweiten Mal war es unheimlich interessant und ich konnte etliche Verknüpfungen herstellen zu Dingen, die ich in der Zwischenzeit gelernt hatte. Jetzt, bei der erneuten Lektüre, überkam mich eine ungeheure Frustration, weil bei den ganzen Betrachtungen so deutlich wird, wie Ideen an der Wirklichkeit scheitern, wie unmöglich es ist, Geschichte vorauszusehen, wie wenig diejenigen, die Entscheidungen treffen, wissen können, welche Auswirkungen diese langfristig haben werden. Es gibt keinen Weltgeist, der die Geschichte lenkt. Sie besteht aus der Summe an Entscheidungen, die Menschen treffen. Menschen, die den unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt sind, die die unterschiedlichsten Vorstellungen, Ideen, Träume und Egoismen haben. Geschichte ist außerdem nur zu einem Teil Aktion. Und vielen Fällen ist es Reaktion, oftmals Reflex.
Ein weiteres Problem ist, dass der Mensch ja nicht in der "Geschichte" lebt, sondern im Jetzt, welches erst zur Geschichte wird. Sie ist im Moment ihrere "Entstehung" ein abstrakter Begriff. Wogegen die Macht, die jemand hat, seine Vorteile, der geistige und moralische Kitzel seiner Ideen, seine Sorge um das Gemeinwohl (sofern vorhanden) ganz konkret sind und ihm direkt vor Augen stehen. Das beeinflusst seine Entscheidungen. Denn die Zeiten ändern sich stets, und keine gegenwärtige Situation kann man hunderprozentig mit einer ähnlichen in der Vergangenheit vergleichen. Es kann wieder so kommen, aber es muss nicht. Und die Hybris der meisten Menschen redet ihnen ein, sie würden es besser machen, als alle anderen vor ihnen.
Welches Lernen aus der Geschichte stell ich mir vor?
Die Frage kann ich eigentlich nur für mich alleine beantworten. Grundsätzlich hoffe ich, möglichst viele Menschen mögen sich mit Geschichte beschäftigen, vor allem derjenigen, die noch Auswirkungen auf ihr momentanes Leben hat (natürlich kann man sich mit dem Zug Hannibals über die Alpen beschäftigen. Aber für jemanden, der z.B. in Deutschland lebt, gibt es andere Dinge, die ihn wohl viel mehr tangieren sollten).
Für mich persönlich heißt aus der Geschichte lernen, mich mit ihr auseinanderzusetzen, Wege zu finden, die Erschütterungen darzustellen, die gewisse Ereignisse auf eine Gesellschaft hatten und noch haben und diese Erschütterung nachzugehen bis an den Punkt, wo sie am deutlichsten gespürt wird - im einzelnen Menschen.
Lernen aus der Geschichte also im Sinne von Auseinandersetzung mit ihr innerhalb der Kunst. Ich tauge nicht für politsches Engagement, weil ich nicht an Ideen glaube. Diese werden entweder durch die Realität, oder aber durch die Menge derer, die sich ihr anschließen, verändert, verwässert, meist pervertiert und erreichen oftmals das Gegenteil von dem, was ursprünglich gedacht war. Und für gesellschaftliches oder soziales Engagement mag ich die Menschen einfach zu wenig.
So, jetzt habe ich wieder viel geredet, aber du hattest ja gefragt.
Nochmals vielen Dank für dein Interesse!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für's Lesen und deine sehr interessanten Gedanken zu dieser Besprechung. Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht erwartet, dass jemand diesen doch sehr langen Text so aufmerksam liest, geschweige denn Buch und Film gleichermaßen kennt.
In Frankreich gibt es ein gutes Dutzend Filme über die bösen und vor allem blöden Nazis, die dem gallischen Verstand stets zum Opfer fallen. Lachfilme mit Louis de Funès, komisch, aber doch sehr Galloglorious.
An einen kann ich mich erinnern (sogar einer meiner frühesten Kinoerinnerungen), Die Große Sause, mit Louis de Funès. Und ja, gut möglich, dass Tarantino auch diese Filme im Sinn hatte. (Er soll ja ein wandelndes Filmlexikon sein). Die italienisch Szene ist, wie du richtig bemerkt hast, fast eine Umkehrung jenes der blöde Deutsche/der schlaue Franzose, Engländer, Amerikaner. In keiner Szene sieht Brad Pit dümmer aus, als hier, wie er in seinem weißen Anzug dasteht, mit grimmiger Miene, hochnäsig fast, als wäre es das Leichteste überhaupt, sich mal eben für einen Italiener auszugeben. Und der Oberst Landa, man ahnte es ja schon irgendwie vorher, spricht ein perfektes Italienisch, so wie er auch perfekt französisch spricht, mit unüberhörbar deutschen Akzent allerdings und so wie er ist, steif, überkorrekt, verschlagen.
Deinen Anmerkungen über Geschichte und Geschichtsschreibung kann ich zustimmen, auch wenn mein Wissen nur rudimentär und selbsterlesen ist.
Deshalb habe ich seinerzeit, als die "Bienveillantes" auf französisch erschienen, sehr unwillig reagiert und missmutig das Buch angelesen. Mir schien der SS-Offizier, der Gedichte schreibt, Inzest betreibt und Männer liebt ein literarisches Klischee ähnlich der Madonna vom Schlafwagen. Die Idee des Raffinements, das die Mordtaten der SS begleiten sollten, war mir zuwider. Schlächter-geschäft scheint mir eine brutale, stumpfe Angelegenheit und wird es bestimmt gewesen sein.
Ein Problem der Darstellung, ist das Extreme, Exzessive in der Figur des Max Aue. Das verdeckt eines der großen Rätsel, wenn man an die Untaten der SS denkt. Und zwar, wie es kommen konnte, dass eigentlich völlig "normale" Menschen sich zu solchen Verbrechen hinreissen ließen. Hier wäre ein genauer Blick hinter die Kulissen viel aufschlussreicher und interessanter. So aber sieht man im Vordergrund die Massaker an Juden und anderen Osteuropäern, und wird der Vorhang dann zurückgezogen trifft man auf Inzest, Homosexualität und Egozentrik. Alles in einem "aufgeweichten" Charakter, der sich sozusagen an den Vordergrund anschmiegt. Man findet keine Brüche, keine wirkliche Konfrontation.
Als Beispiel: Es gibt einen Zeichentrickfilm (habe leider vergessen wie er heißt), der wird ein ganz normaler Familienvater gezeigt. Er geht morgens aus dem Haus, mit einem etwas komisch aussehenden Aktenkoffer und geht zur Arbeit. Dort packt er aus dem Koffer eine Axt aus, und köpft in seinem Büro brav von acht bis fünf Uhr Menschen. Dann packt er seine Axt wieder ein und geht nach Hause. Dort ist er wieder der ganz normale Mensch.
In diesem kurzen Film wird die ganze Diskrepanz zwischen dem eigentlichen Menschsein und dem, was er tut deutlich und ohne jeglichen Schnörkel gezeigt. Dieser Film ist am Ende schockierender und bewegender, als die über tausend Seiten lange Tirade Littells über Mord, Vergewaltigung und Krieg.
Meine Frage richtet sich an dich : welches Geschichtsverständnis, welches Lernen aus Geschichte stellst du dir vor?
Eine gute Frage, die man kurz und knapp wohl nicht beantworten kann. Vor allem auch, weil sich die Antworten mit dem, was man über die Geschichte fortwährend lernt und dem, was man erlebt und beobachtet, immer wieder ändern oder anpassen können.
Grundsätzlich bin ich pessimistisch und werde es um so mehr, je genauer ich ein Bild von der Geschichte bekomme. Vor kurzem habe ich zum dritten Mal Golo Manns "Deutsche Geschichte des 19. u. 20. Jahrhunderts" gelesen. Beim ersten Mal habe ich vieles noch nicht verstanden. Beim zweiten Mal war es unheimlich interessant und ich konnte etliche Verknüpfungen herstellen zu Dingen, die ich in der Zwischenzeit gelernt hatte. Jetzt, bei der erneuten Lektüre, überkam mich eine ungeheure Frustration, weil bei den ganzen Betrachtungen so deutlich wird, wie Ideen an der Wirklichkeit scheitern, wie unmöglich es ist, Geschichte vorauszusehen, wie wenig diejenigen, die Entscheidungen treffen, wissen können, welche Auswirkungen diese langfristig haben werden. Es gibt keinen Weltgeist, der die Geschichte lenkt. Sie besteht aus der Summe an Entscheidungen, die Menschen treffen. Menschen, die den unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt sind, die die unterschiedlichsten Vorstellungen, Ideen, Träume und Egoismen haben. Geschichte ist außerdem nur zu einem Teil Aktion. Und vielen Fällen ist es Reaktion, oftmals Reflex.
Ein weiteres Problem ist, dass der Mensch ja nicht in der "Geschichte" lebt, sondern im Jetzt, welches erst zur Geschichte wird. Sie ist im Moment ihrere "Entstehung" ein abstrakter Begriff. Wogegen die Macht, die jemand hat, seine Vorteile, der geistige und moralische Kitzel seiner Ideen, seine Sorge um das Gemeinwohl (sofern vorhanden) ganz konkret sind und ihm direkt vor Augen stehen. Das beeinflusst seine Entscheidungen. Denn die Zeiten ändern sich stets, und keine gegenwärtige Situation kann man hunderprozentig mit einer ähnlichen in der Vergangenheit vergleichen. Es kann wieder so kommen, aber es muss nicht. Und die Hybris der meisten Menschen redet ihnen ein, sie würden es besser machen, als alle anderen vor ihnen.
Welches Lernen aus der Geschichte stell ich mir vor?
Die Frage kann ich eigentlich nur für mich alleine beantworten. Grundsätzlich hoffe ich, möglichst viele Menschen mögen sich mit Geschichte beschäftigen, vor allem derjenigen, die noch Auswirkungen auf ihr momentanes Leben hat (natürlich kann man sich mit dem Zug Hannibals über die Alpen beschäftigen. Aber für jemanden, der z.B. in Deutschland lebt, gibt es andere Dinge, die ihn wohl viel mehr tangieren sollten).
Für mich persönlich heißt aus der Geschichte lernen, mich mit ihr auseinanderzusetzen, Wege zu finden, die Erschütterungen darzustellen, die gewisse Ereignisse auf eine Gesellschaft hatten und noch haben und diese Erschütterung nachzugehen bis an den Punkt, wo sie am deutlichsten gespürt wird - im einzelnen Menschen.
Lernen aus der Geschichte also im Sinne von Auseinandersetzung mit ihr innerhalb der Kunst. Ich tauge nicht für politsches Engagement, weil ich nicht an Ideen glaube. Diese werden entweder durch die Realität, oder aber durch die Menge derer, die sich ihr anschließen, verändert, verwässert, meist pervertiert und erreichen oftmals das Gegenteil von dem, was ursprünglich gedacht war. Und für gesellschaftliches oder soziales Engagement mag ich die Menschen einfach zu wenig.
So, jetzt habe ich wieder viel geredet, aber du hattest ja gefragt.
Nochmals vielen Dank für dein Interesse!
Liebe Grüße
Sam
Hi Sam,
das nenn ich mal eine ausgesprochen interessante und vor allem von allen Seiten betrachtete Rezension über einen Film. Ich habe "Inglourious Basterds" noch nicht gesehen, sondern warte, bis die DVD erhältlich ist.
Auf jeden Fall hat mich deine Auseinandersetzung damit sehr neugierig gemacht. Ich habe bisher nur Hintergrundinfos zum Film sowie Interviews mit Tarantino und Waltz darüber gelesen. Nun aber werde ich mir auf jeden Fall die DVD erwerben, sobald sie auf dem Markt ist. ,-)
Saludos
Mucki
das nenn ich mal eine ausgesprochen interessante und vor allem von allen Seiten betrachtete Rezension über einen Film. Ich habe "Inglourious Basterds" noch nicht gesehen, sondern warte, bis die DVD erhältlich ist.
Auf jeden Fall hat mich deine Auseinandersetzung damit sehr neugierig gemacht. Ich habe bisher nur Hintergrundinfos zum Film sowie Interviews mit Tarantino und Waltz darüber gelesen. Nun aber werde ich mir auf jeden Fall die DVD erwerben, sobald sie auf dem Markt ist. ,-)
Saludos
Mucki
Hallo Mucki,
herzlichen Dank für deinen Kommentar und dass du dich mit dieser Betrachtung beschäftigt hast. Wenn sie dich neugierig auf den Film gemacht hat, dann freut es mich sehr.
In der Regel warte ich bei den meisten Filmen auch, bis sie auf DVD erscheinen. Aber auf diesen Film war ich so neugierig, dass ich so lange nicht warten wollte
Wenn es denn soweit ist, und du ihn gesehen hast, würde mich deine Meinung dazu sehr interessieren. Ich werde ihn mir bestimmt dann auch nochmal anschauen. Vielleicht hole ich diesen Faden dann auch nochmal hoch.
Liebe Grüße
Sam
herzlichen Dank für deinen Kommentar und dass du dich mit dieser Betrachtung beschäftigt hast. Wenn sie dich neugierig auf den Film gemacht hat, dann freut es mich sehr.
In der Regel warte ich bei den meisten Filmen auch, bis sie auf DVD erscheinen. Aber auf diesen Film war ich so neugierig, dass ich so lange nicht warten wollte

Wenn es denn soweit ist, und du ihn gesehen hast, würde mich deine Meinung dazu sehr interessieren. Ich werde ihn mir bestimmt dann auch nochmal anschauen. Vielleicht hole ich diesen Faden dann auch nochmal hoch.
Liebe Grüße
Sam
Falls es nicht ohnehin schon alle kennen - ich empfehle für eine Vorabinfo die Kolumne in Filmstarts.
Leider kenne ich den Film noch nicht, ich gehe nicht gern ins Kino, aber auf DVD werde ich ihn mir greifen, sobald möglich.
Gruß von Zefira (der, wie vielen anderen Zeitungslesern, Brad Pitts Narbe Rätsel aufgibt - der Mann muss mal gehangen haben ... )
Leider kenne ich den Film noch nicht, ich gehe nicht gern ins Kino, aber auf DVD werde ich ihn mir greifen, sobald möglich.
Gruß von Zefira (der, wie vielen anderen Zeitungslesern, Brad Pitts Narbe Rätsel aufgibt - der Mann muss mal gehangen haben ... )
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo Sam, Mucki und Zefira,
Gestern habe ich den Film nochmal angeschaut :
Welchen Bezug hat « Inglorious Basterds » zur Geschichte, fragte ich mich nach dem großartigen Text von Sam.
Wenn je ein Film über den zweiten Weltkrieg und die « Nazis » den geschichtlichen Ereignissen mit Brio den Rücken kehrt, dann dieser Tarantino. Es handelt sich vielmehr um ein Feuerwerk von Anspielungen, die zwischen der deutschen Geschichte und der Fiktion einer Geschichte enge Beziehungen herstellt.
Was bleibt von den Deutschen übrig, was übersteht den „Untergang“ (den Sündenfall). Da ist das Kainsmal, das jeden Deutschen als ehemaligen Nazi kennzeichnet : mag er noch so fließend das jeweilige Landesidiom beherrschen. Was ein echter Spurenleser ist, erkennt Deutschland in den verbleibenden Werken, allerdings mehr "Winnetou" als "Werther". (Daher meine Reaktion bei den Chat-namen) Mehr Höhlenmensch (der Bärjude, Golem als notwendige Antwort auf die Nazis) als französischer Familienvater. Dem Nazi wird der Skalp abgezogen, Winnetous Rache an seinem Schöpfer. Das Feuer, das die versammelte Führerriege verschlingt, entsteht aus den Filmrollen, bzw. den Bildern, die zur Judenvernichtung hingeführt haben, aber auch denen, die diese Untat immer wieder bezeugen. Nicht die Geschichtsschreibung spricht das letzte Urteil, sondern die unsterbliche Legende vom Nazideutschen : ein polyglotter Killertyp, der sich sogar mit seinen Opfern identifizieren kann, und der im falschen Glauben befindlich ist, er könne 'einfach seine Uniform ausziehen'.
Das Interessante ist, dass so viele Deutschsprachige diesen Film mittragen. Da schließt sich unter Umständen der Kreis: wenn es den Deutschen und der deutschen Sprache gelingt, als Subjekt und nicht als amerikanisch-deutsches (oder französisch-deutsches) Objekt aufzutreten, besteht vielleicht die Chance, durch das ironische Sich-Selbst-Zum-Nazi-machen, von dem infamierenden Hakenkreuz auf der Stirn befreit zu werden.
Das alles gehört zur „Operation Kino“. Die Internationale der Regisseure (Truffaut, le Dernier Metro, klingt neben den vielen Western und expressionistischen Zitaten an) und der Schauspieler erweist dem Film als Kunst des lebenden Bildes eine beeindruckende Hommage. Vom ersten bis zum letzten Bild zeigt Tarantino, dass er ein ausgezeichneter Geschichtskenner ist : der Geschichte des Kinos. Woody Allen hat gezeigt, dass der Regisseur in einen Film eindringen kann, um dort die Fiktion zu ändern. (The Purple Rose of Kaïro). Tarantino zeigt, dass das Kino ein Kapitel der Menschheitsgeschichte umschreiben kann. Zum Exempel. Fiktion und Realität färben aufeinander ab. Weder gibt es die reine Fiktion, noch die reine Realität. In diesem Zwischenbereich siedelt Tarantino seinen Film an.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass jeder unbedingt diesen Film sehen müsste, mich hat der Film über seine reine Wirkung als „sehenswerter Film oder nicht“ hinaus als Arbeit am Fiktiven interessiert.
liebe Grüße
Renée
Gestern habe ich den Film nochmal angeschaut :
Welchen Bezug hat « Inglorious Basterds » zur Geschichte, fragte ich mich nach dem großartigen Text von Sam.
Wenn je ein Film über den zweiten Weltkrieg und die « Nazis » den geschichtlichen Ereignissen mit Brio den Rücken kehrt, dann dieser Tarantino. Es handelt sich vielmehr um ein Feuerwerk von Anspielungen, die zwischen der deutschen Geschichte und der Fiktion einer Geschichte enge Beziehungen herstellt.
Was bleibt von den Deutschen übrig, was übersteht den „Untergang“ (den Sündenfall). Da ist das Kainsmal, das jeden Deutschen als ehemaligen Nazi kennzeichnet : mag er noch so fließend das jeweilige Landesidiom beherrschen. Was ein echter Spurenleser ist, erkennt Deutschland in den verbleibenden Werken, allerdings mehr "Winnetou" als "Werther". (Daher meine Reaktion bei den Chat-namen) Mehr Höhlenmensch (der Bärjude, Golem als notwendige Antwort auf die Nazis) als französischer Familienvater. Dem Nazi wird der Skalp abgezogen, Winnetous Rache an seinem Schöpfer. Das Feuer, das die versammelte Führerriege verschlingt, entsteht aus den Filmrollen, bzw. den Bildern, die zur Judenvernichtung hingeführt haben, aber auch denen, die diese Untat immer wieder bezeugen. Nicht die Geschichtsschreibung spricht das letzte Urteil, sondern die unsterbliche Legende vom Nazideutschen : ein polyglotter Killertyp, der sich sogar mit seinen Opfern identifizieren kann, und der im falschen Glauben befindlich ist, er könne 'einfach seine Uniform ausziehen'.
Das Interessante ist, dass so viele Deutschsprachige diesen Film mittragen. Da schließt sich unter Umständen der Kreis: wenn es den Deutschen und der deutschen Sprache gelingt, als Subjekt und nicht als amerikanisch-deutsches (oder französisch-deutsches) Objekt aufzutreten, besteht vielleicht die Chance, durch das ironische Sich-Selbst-Zum-Nazi-machen, von dem infamierenden Hakenkreuz auf der Stirn befreit zu werden.
Das alles gehört zur „Operation Kino“. Die Internationale der Regisseure (Truffaut, le Dernier Metro, klingt neben den vielen Western und expressionistischen Zitaten an) und der Schauspieler erweist dem Film als Kunst des lebenden Bildes eine beeindruckende Hommage. Vom ersten bis zum letzten Bild zeigt Tarantino, dass er ein ausgezeichneter Geschichtskenner ist : der Geschichte des Kinos. Woody Allen hat gezeigt, dass der Regisseur in einen Film eindringen kann, um dort die Fiktion zu ändern. (The Purple Rose of Kaïro). Tarantino zeigt, dass das Kino ein Kapitel der Menschheitsgeschichte umschreiben kann. Zum Exempel. Fiktion und Realität färben aufeinander ab. Weder gibt es die reine Fiktion, noch die reine Realität. In diesem Zwischenbereich siedelt Tarantino seinen Film an.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass jeder unbedingt diesen Film sehen müsste, mich hat der Film über seine reine Wirkung als „sehenswerter Film oder nicht“ hinaus als Arbeit am Fiktiven interessiert.
liebe Grüße
Renée
Hallo Zefira,
vielen Dank für den Link (hilfreich für alle, die den Film noch nicht kennen.
In einer Szene im Film erzählt Brad Pitt, bzw. die Figur, die er darstellt, er wäre vor dem Krieg im Alkoholschmugglergeschäft gewesen. Einer Krimineller also. Aus dieser Vorgeschichte leitet sich auch die Narbe ab. Und jemand, der dem Tod mal so von der Schippe gesprungen ist, hat zu eben dieser ein ganz besonderers Verhältnis. Sie ist Teil seiner Welt.
Hallo Renée,
wiederum sind deine Gedanken sehr interessant und spannend zu lesen. Und ich kann dir von meiner Warte aus nur zustimmen.
Du erwähnst weitere Details, wie das Skalpieren und die Verbindung zu Karl May ist genial. Ebenso der Sprung zu "The Purple Rose of Cairo". Die Verflechtung von Kino zur Realität, die Umkehrung, findet man hier wie dort.
Und auch dies hier finde trefflich formuliert:
Eigentlich ist es eine Rückwendung (oder eben Hinwendung) zum antiken Drama, in dem Personen zu Typen wurden. Beispielhaft dafür die Szene im Vorführraum, in der sowohl der deutsche Vorzeigesoldat, als auch die französische Judin sterben.
Das ist wohl der größte Reiz an dem Film. Und deswegen meine ich, für jeden der sich damit beschäftigt, wie man Fiktion erstellt, bzw. reales Geschehen in Fiktion verwandeln kann, um damit etwas ganz eigenes, aber dennoch im historischen und kulturellen Kontext verankertes zu machen, kein Lehrbeispiel, aber eben ein Beispiel.
Nochmals vielen Dank!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für den Link (hilfreich für alle, die den Film noch nicht kennen.
Zefira (der, wie vielen anderen Zeitungslesern, Brad Pitts Narbe Rätsel aufgibt - der Mann muss mal gehangen haben ... )
In einer Szene im Film erzählt Brad Pitt, bzw. die Figur, die er darstellt, er wäre vor dem Krieg im Alkoholschmugglergeschäft gewesen. Einer Krimineller also. Aus dieser Vorgeschichte leitet sich auch die Narbe ab. Und jemand, der dem Tod mal so von der Schippe gesprungen ist, hat zu eben dieser ein ganz besonderers Verhältnis. Sie ist Teil seiner Welt.
Hallo Renée,
wiederum sind deine Gedanken sehr interessant und spannend zu lesen. Und ich kann dir von meiner Warte aus nur zustimmen.
Du erwähnst weitere Details, wie das Skalpieren und die Verbindung zu Karl May ist genial. Ebenso der Sprung zu "The Purple Rose of Cairo". Die Verflechtung von Kino zur Realität, die Umkehrung, findet man hier wie dort.
Und auch dies hier finde trefflich formuliert:
Nicht die Geschichtsschreibung spricht das letzte Urteil, sondern die unsterbliche Legende vom Nazideutschen : ein polyglotter Killertyp, der sich sogar mit seinen Opfern identifizieren kann, und der im falschen Glauben befindlich ist, er könne 'einfach seine Uniform ausziehen'.
Eigentlich ist es eine Rückwendung (oder eben Hinwendung) zum antiken Drama, in dem Personen zu Typen wurden. Beispielhaft dafür die Szene im Vorführraum, in der sowohl der deutsche Vorzeigesoldat, als auch die französische Judin sterben.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass jeder unbedingt diesen Film sehen müsste, mich hat der Film über seine reine Wirkung als „sehenswerter Film oder nicht“ hinaus als Arbeit am Fiktiven interessiert.
Das ist wohl der größte Reiz an dem Film. Und deswegen meine ich, für jeden der sich damit beschäftigt, wie man Fiktion erstellt, bzw. reales Geschehen in Fiktion verwandeln kann, um damit etwas ganz eigenes, aber dennoch im historischen und kulturellen Kontext verankertes zu machen, kein Lehrbeispiel, aber eben ein Beispiel.
Nochmals vielen Dank!
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
ein paar Sequenzen von mir dazu.
Falls der Ton am Anfang vielleicht etwas ironisch wirkt, er bezieht sich rein auf den Film.
Der Film ist zu Ende, der Abspann beginnt.
Ich hab keine Erinnerung mehr, was dann passiert ist, hab es vergessen, es hat mich nicht berührt, oder sollte ich sagen der Film, eine Reaktion blieb mir in Erinnerung, draußen vor dem Kino, auf der Feuertreppe, ein junges Mädchen, eingehakt an ihrer Freundin, schwärmt neben mir von Tarantinos Drehweise, bei wem spielt so wunderbar Klaviermusik, während sie alle sterben, frägt sie, Tarantino bewundernd, rhetorisch ihre Freundin, nur bei ihm, genau wie bei Kill Bill, ich grinse, denk mir, damit verführt er.....,
Wahrlich kein Low-Budget-Film, von Anfang an seh ich vor mir Hochglanzbilder, Tarantino verfügt über reichlich Kohle zum Verpulvern, der Film fängt spannend an, in den Anfängen hat der Film fast die besten Szenen, danach wird es zunehmend witzig, diese stillen Momente am Anfang des Films vermag er später nicht mehr zurückzuholen, auch nicht mehr diese Offenheit, wo man als Zuseher nicht weiß, was passiert, seine eigene plakative Aktion, sein Drive geht da seinen Weg, es wirkt dann nichts mehr richtig glaubwürdig, vielleicht noch der Augenblick in der Szene, als sie in der Kellerbar diesen blonden Otto erschießt, - und, scharfer "Cut" - wenigstens ein cooler Einfall für ne Modenschau wäre die Szene, als die beiden tot in dem Raum liegen, wo der Film läuft, Vivienne Westwood hätte sie allerdings advantgardistischer in Szene gesetzt.
Im Verlauf des Films denke ich mir, Tarantiono hat so manchen Einfall geklaut, seine Idee mit dem Kino beispielsweise hat mich total an ein Comicbild von einem gewissen Graham erinnert, ein altes Ehepaar läuft nachts auf der Straße an einem Kino vorbei. Oben auf dem Dach des Kinos steht eine große Leuchtreklame: „Flammendes Inferno, 96. Woche!“. Aus dem Kinogebäude lodern die Flammen, aus allen Eingängen stürzen die Kinobesucher vor dem Ehepaar auf die Straße. Der Mann sieht nachdenklich zu und sagt dann zu seiner besseren Hälfte. „Irgendwie beeindruckend. Vielleicht sollten wir doch mal reingehen.“
Ja, solche oder ähnliche Ideen hat er geklaut, darauf würde ich wetten, und das Ende des Films zeigt wieder mal, wie fast in allen solchen Genrefilmen, ich nenn es das „Räuber Hotzenplotz-Syndrom“.
Immer wieder das selbe Ende. Das Böse ist am Ende so doof, dass es sogar Wachtmeister Dimpflmoser fängt.
Die zur Schau gestellte Raffinesse, das der Böse im Film anwendet, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, ist leider von Anfang an als Scheitern durchschau- und das Ende vorhersehbar.
Im Grunde dasselbe endlos varierte Verhalten von Räuber Hotzenplotz, nur sind die Charakteure in dem Film hier natürlich „eleganter“, erwachsener, und das Thema ausgesuchter dargestellt.
Was ich Tarantino zugute halten kann, in den „Untergang“ hätten mich keine zehn Grimmepreise gelockt, Tarantinos Art zu drehen, betrete ich noch freiwillig. Hübsch, hübsch, und ich denk auch, der Testoteronspiegel der männlichen Spezies wird in diesem Film gut bedient.
Die Szenen, wie zwei Mal einem Deutschen das Hakenkreuz in die Stirn geritzt wird, hatte ich vergessen, dein Kommentar bringt sie mir wieder in Erinnerung.
Die Grundfrage, die du in deinem Aufsatz stellst, wie eine Generation aus der Geschichte lernen soll, wenn sie nicht mehr berührt, wenn sie auf Buchstaben – und Zahlengröße zusammengeschrumpft ist, find ich hochaktuell.
Jedenfalls für mich führt der Weg nicht über einen Schuhkarton voll Nazigrößen, welche hier Tarantino als großen „Big Mac“ mit Tomatensoße im Le Paris den Zuschauern serviert.
Trantinos Weg ist bestimmt nicht der schlechteste, doch eine Katharsis seh ich in dem Film überhaupt nicht. Nicht mal im Ansatz.
Mir kommt da eben Achternbuschs „Heilt Hitler“, in den Sinn, sozusagen ein anderer Umweg dazu. Den im Aufsatz erwähnte Klassiker, Chaplins „Der große Diktator“, den ich mag ich allerdings, weil mich die Klarsicht Chaplins während seiner Zeit beeindruckt.
Sam schreibt:
"Inglourious Basterds leben von der Konversation, die nahezu in jedem Fall einem Gewaltausbruch vorausgeht. Konflikte bahnen sich zunächst verbal an, es entstehen Positionierungen, die nicht selten einen moralischen Unterton haben".
Das trifft diesen Film sehr gut, find ich. Dieses Prädikat würde ich ihm auch verleihen.
Umwege. Wenn er über das Medium Film gelingen soll, sind in meinen Augen andere Drehweisen gefragt. Vielleicht schaffen es ja, ausgelöst durch die Vielschichtigkeit der Menschen, überhaupt nur individuelle Zugänge, in die Emotionalität des Betrachters einzudringen.
In deinem Aufsatz steckt viel Beschäftigung mit dem Thema. Dein Aufsatz hat mich mehr zum Nachdenken über das Thema angeregt, als der ganze Film.
Die Herangehensweise, dieser Umweg, diese Empathie, dem der Spagat gelingt, Geschichte erlebbar zu machen.
Das Problem erinnert mich an Museen.
Ein ganz schwieriges Thema, wie das gelingen soll.
Es gibt noch andere Sprachen, in denen sich ein Film ausdrücken kann. Die hat noch keiner gesprochen. Ich habe geweint, zuerst auf französisch, dann auf italienisch, dann auf deutsch. Setz das mal um, Tarantino. Nein, nur so ne Methapher.
Tarantino dreht zu vorhersehbar. Tarantino dreht Tarantino-Filme.
Mal vorgestellt, wenn es einem Film gelingen würde, den Zuseher emotional aus der Bahn zu schmeißen. Was würde dann passieren? Was würde es in ihm verändern? Das wäre eine echte Katharsis.
So meine Gedanken dazu, Sam.
Gruß,
Stefan
ein paar Sequenzen von mir dazu.
Falls der Ton am Anfang vielleicht etwas ironisch wirkt, er bezieht sich rein auf den Film.
Der Film ist zu Ende, der Abspann beginnt.
Ich hab keine Erinnerung mehr, was dann passiert ist, hab es vergessen, es hat mich nicht berührt, oder sollte ich sagen der Film, eine Reaktion blieb mir in Erinnerung, draußen vor dem Kino, auf der Feuertreppe, ein junges Mädchen, eingehakt an ihrer Freundin, schwärmt neben mir von Tarantinos Drehweise, bei wem spielt so wunderbar Klaviermusik, während sie alle sterben, frägt sie, Tarantino bewundernd, rhetorisch ihre Freundin, nur bei ihm, genau wie bei Kill Bill, ich grinse, denk mir, damit verführt er.....,
Wahrlich kein Low-Budget-Film, von Anfang an seh ich vor mir Hochglanzbilder, Tarantino verfügt über reichlich Kohle zum Verpulvern, der Film fängt spannend an, in den Anfängen hat der Film fast die besten Szenen, danach wird es zunehmend witzig, diese stillen Momente am Anfang des Films vermag er später nicht mehr zurückzuholen, auch nicht mehr diese Offenheit, wo man als Zuseher nicht weiß, was passiert, seine eigene plakative Aktion, sein Drive geht da seinen Weg, es wirkt dann nichts mehr richtig glaubwürdig, vielleicht noch der Augenblick in der Szene, als sie in der Kellerbar diesen blonden Otto erschießt, - und, scharfer "Cut" - wenigstens ein cooler Einfall für ne Modenschau wäre die Szene, als die beiden tot in dem Raum liegen, wo der Film läuft, Vivienne Westwood hätte sie allerdings advantgardistischer in Szene gesetzt.
Im Verlauf des Films denke ich mir, Tarantiono hat so manchen Einfall geklaut, seine Idee mit dem Kino beispielsweise hat mich total an ein Comicbild von einem gewissen Graham erinnert, ein altes Ehepaar läuft nachts auf der Straße an einem Kino vorbei. Oben auf dem Dach des Kinos steht eine große Leuchtreklame: „Flammendes Inferno, 96. Woche!“. Aus dem Kinogebäude lodern die Flammen, aus allen Eingängen stürzen die Kinobesucher vor dem Ehepaar auf die Straße. Der Mann sieht nachdenklich zu und sagt dann zu seiner besseren Hälfte. „Irgendwie beeindruckend. Vielleicht sollten wir doch mal reingehen.“
Ja, solche oder ähnliche Ideen hat er geklaut, darauf würde ich wetten, und das Ende des Films zeigt wieder mal, wie fast in allen solchen Genrefilmen, ich nenn es das „Räuber Hotzenplotz-Syndrom“.
Immer wieder das selbe Ende. Das Böse ist am Ende so doof, dass es sogar Wachtmeister Dimpflmoser fängt.
Die zur Schau gestellte Raffinesse, das der Böse im Film anwendet, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, ist leider von Anfang an als Scheitern durchschau- und das Ende vorhersehbar.
Im Grunde dasselbe endlos varierte Verhalten von Räuber Hotzenplotz, nur sind die Charakteure in dem Film hier natürlich „eleganter“, erwachsener, und das Thema ausgesuchter dargestellt.
Was ich Tarantino zugute halten kann, in den „Untergang“ hätten mich keine zehn Grimmepreise gelockt, Tarantinos Art zu drehen, betrete ich noch freiwillig. Hübsch, hübsch, und ich denk auch, der Testoteronspiegel der männlichen Spezies wird in diesem Film gut bedient.
Die Szenen, wie zwei Mal einem Deutschen das Hakenkreuz in die Stirn geritzt wird, hatte ich vergessen, dein Kommentar bringt sie mir wieder in Erinnerung.
Die Grundfrage, die du in deinem Aufsatz stellst, wie eine Generation aus der Geschichte lernen soll, wenn sie nicht mehr berührt, wenn sie auf Buchstaben – und Zahlengröße zusammengeschrumpft ist, find ich hochaktuell.
Jedenfalls für mich führt der Weg nicht über einen Schuhkarton voll Nazigrößen, welche hier Tarantino als großen „Big Mac“ mit Tomatensoße im Le Paris den Zuschauern serviert.
Trantinos Weg ist bestimmt nicht der schlechteste, doch eine Katharsis seh ich in dem Film überhaupt nicht. Nicht mal im Ansatz.
Mir kommt da eben Achternbuschs „Heilt Hitler“, in den Sinn, sozusagen ein anderer Umweg dazu. Den im Aufsatz erwähnte Klassiker, Chaplins „Der große Diktator“, den ich mag ich allerdings, weil mich die Klarsicht Chaplins während seiner Zeit beeindruckt.
Sam schreibt:
"Inglourious Basterds leben von der Konversation, die nahezu in jedem Fall einem Gewaltausbruch vorausgeht. Konflikte bahnen sich zunächst verbal an, es entstehen Positionierungen, die nicht selten einen moralischen Unterton haben".
Das trifft diesen Film sehr gut, find ich. Dieses Prädikat würde ich ihm auch verleihen.
Umwege. Wenn er über das Medium Film gelingen soll, sind in meinen Augen andere Drehweisen gefragt. Vielleicht schaffen es ja, ausgelöst durch die Vielschichtigkeit der Menschen, überhaupt nur individuelle Zugänge, in die Emotionalität des Betrachters einzudringen.
In deinem Aufsatz steckt viel Beschäftigung mit dem Thema. Dein Aufsatz hat mich mehr zum Nachdenken über das Thema angeregt, als der ganze Film.
Die Herangehensweise, dieser Umweg, diese Empathie, dem der Spagat gelingt, Geschichte erlebbar zu machen.
Das Problem erinnert mich an Museen.
Ein ganz schwieriges Thema, wie das gelingen soll.
Es gibt noch andere Sprachen, in denen sich ein Film ausdrücken kann. Die hat noch keiner gesprochen. Ich habe geweint, zuerst auf französisch, dann auf italienisch, dann auf deutsch. Setz das mal um, Tarantino. Nein, nur so ne Methapher.
Tarantino dreht zu vorhersehbar. Tarantino dreht Tarantino-Filme.
Mal vorgestellt, wenn es einem Film gelingen würde, den Zuseher emotional aus der Bahn zu schmeißen. Was würde dann passieren? Was würde es in ihm verändern? Das wäre eine echte Katharsis.
So meine Gedanken dazu, Sam.
Gruß,
Stefan
Hallo Stefan,
vielen Dank für deine sehr lesenswerten Gedanken zu dem Film. Ich kann mir vorstellen, dass eine Menge Leute, die den Film gesehen haben, deine Sichtweise teilen.
Es liegt auf der Hand, dass ich einiges anders sehe, aber ich glaube, unserer konträren Meinungen können hier sehr gut nebeneinander bestehen bleiben, ohne dass der eine den andern zu überzeugen suchen müsste.
Einzig bei dieser Aussage möchte ich dir widersprechen:
Sicher, er klaut ständig. Für mich ist es aber ein Zitieren, weil er es so bewusst und offensichtlich tut.
Ein weiterer Punkt, über den es mich reizen würde zu diskutieren, ist jene von mir in dem Text erwähnte Katharsis. Die findet, meiner Meinung nach, in der Umschreibung der Geschichte statt, in jenem Fanal im Kino, wo alles in Flammen aufgeht und im Kugelhagel zerfetzt wird. Das ist ein Effekt, der sich abhebt von der eigentlichen Handlung des Films und rührt auch nicht von dessen Überstilisierung her. Und womöglich kann man es nur als Deutscher so sehen. Denn für einen kurzen Moment saugten die Flammen und auch die Schüsse eine Last aus Herz und Kopf, die einem ansonsten keiner nehmen kann.
Nochmals vielen Dank für deine interessanten Ausführungen!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für deine sehr lesenswerten Gedanken zu dem Film. Ich kann mir vorstellen, dass eine Menge Leute, die den Film gesehen haben, deine Sichtweise teilen.
Es liegt auf der Hand, dass ich einiges anders sehe, aber ich glaube, unserer konträren Meinungen können hier sehr gut nebeneinander bestehen bleiben, ohne dass der eine den andern zu überzeugen suchen müsste.
Einzig bei dieser Aussage möchte ich dir widersprechen:
Im Verlauf des Films denke ich mir, Tarantiono hat so manchen Einfall geklaut,
Sicher, er klaut ständig. Für mich ist es aber ein Zitieren, weil er es so bewusst und offensichtlich tut.
Ein weiterer Punkt, über den es mich reizen würde zu diskutieren, ist jene von mir in dem Text erwähnte Katharsis. Die findet, meiner Meinung nach, in der Umschreibung der Geschichte statt, in jenem Fanal im Kino, wo alles in Flammen aufgeht und im Kugelhagel zerfetzt wird. Das ist ein Effekt, der sich abhebt von der eigentlichen Handlung des Films und rührt auch nicht von dessen Überstilisierung her. Und womöglich kann man es nur als Deutscher so sehen. Denn für einen kurzen Moment saugten die Flammen und auch die Schüsse eine Last aus Herz und Kopf, die einem ansonsten keiner nehmen kann.
Nochmals vielen Dank für deine interessanten Ausführungen!
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
Katharsis.
Die Anwendung eines Brechmittels.
Er (Tarantino) steckt mit diesem Fanal (in der Umschreibung der Geschichte) seinen Finger in den Mund des (deutschen) Zuschauers hinein, damit aus ihm (wenigstens für einen Moment) (mittels dieses stilistischen Mittels) die auf ihm lastende deutsche Geschichte herausbricht.
Wenn ich das Gelesene richtig verstanden habe.
Ich finde, die darüber zu führende Diskussion sollte von Personen geführt werden, in denen dieser Film diese Reaktion hervorgerufen hat.
In dieser Diskussion sollte (gerade dann, wenn dem so ist) ja auch das Herz dabei sein.
Gruß,
Stefan
Katharsis.
Die Anwendung eines Brechmittels.
Er (Tarantino) steckt mit diesem Fanal (in der Umschreibung der Geschichte) seinen Finger in den Mund des (deutschen) Zuschauers hinein, damit aus ihm (wenigstens für einen Moment) (mittels dieses stilistischen Mittels) die auf ihm lastende deutsche Geschichte herausbricht.
Wenn ich das Gelesene richtig verstanden habe.
Ich finde, die darüber zu führende Diskussion sollte von Personen geführt werden, in denen dieser Film diese Reaktion hervorgerufen hat.
In dieser Diskussion sollte (gerade dann, wenn dem so ist) ja auch das Herz dabei sein.
Gruß,
Stefan
Hallo Stefan,
Das ist gut und anschaulich formuliert. Wobei es mir weniger um ein "Loswerden" einer Belastung geht, als um eine momentane Erleichterung in einer fiktiven "Was-wäre-wenn"- Situation.
Ich danke dir nochmals, für deine Beschäftigung mit dieser Betrachtung.
Liebe Grüße
Sam
Katharsis.
Die Anwendung eines Brechmittels.
Er (Tarantino) steckt mit diesem Fanal (in der Umschreibung der Geschichte) seinen Finger in den Mund des (deutschen) Zuschauers hinein, damit aus ihm (wenigstens für einen Moment) (mittels dieses stilistischen Mittels) die auf ihm lastende deutsche Geschichte herausbricht.
Das ist gut und anschaulich formuliert. Wobei es mir weniger um ein "Loswerden" einer Belastung geht, als um eine momentane Erleichterung in einer fiktiven "Was-wäre-wenn"- Situation.
Ich danke dir nochmals, für deine Beschäftigung mit dieser Betrachtung.
Liebe Grüße
Sam
Hey Leute
,
heute abend läuft ab 22.25 Uhr im ZDF Tarantinos Spielfilm "Inglourious Basterds".
Sam hat vor Jahren hier in diesem Faden eine sehr lesenwerte Kritik über diesen Film geschrieben, die ihr jetzt nochmals nachlesen könnt.
In diesem Faden hab ich dann ein paar Tage später am 22.09.2009 (..wie doch die Zeit vergeht), nachdem ich mir im Kino diesen Film angeschaut hatte, meinen Eindruck über diesen Film geschrieben.
Meine Rezension von damals habe ich eben wieder durchgelesen, und dabei gegrinst, ganz klar, die ist von mir, so schreib ich gerne, es war ein ziemlich ironisches Statement über diesen Film...
,
Wer von Euch diesen Film noch nicht gesehen hat, hat heute abend die Gelegenheit dazu
, sich ihn anzusehen und sich seine eigene Meinung über diesen Film zu bilden.....
....das interessante an unseren beiden Statements über diesen Film war ja, dass Sam und ich damals diesen Film ziemlich unterschiedlich wahrgenommen haben...
Namaste,
jondoy

heute abend läuft ab 22.25 Uhr im ZDF Tarantinos Spielfilm "Inglourious Basterds".
Sam hat vor Jahren hier in diesem Faden eine sehr lesenwerte Kritik über diesen Film geschrieben, die ihr jetzt nochmals nachlesen könnt.
In diesem Faden hab ich dann ein paar Tage später am 22.09.2009 (..wie doch die Zeit vergeht), nachdem ich mir im Kino diesen Film angeschaut hatte, meinen Eindruck über diesen Film geschrieben.
Meine Rezension von damals habe ich eben wieder durchgelesen, und dabei gegrinst, ganz klar, die ist von mir, so schreib ich gerne, es war ein ziemlich ironisches Statement über diesen Film...

Wer von Euch diesen Film noch nicht gesehen hat, hat heute abend die Gelegenheit dazu

....das interessante an unseren beiden Statements über diesen Film war ja, dass Sam und ich damals diesen Film ziemlich unterschiedlich wahrgenommen haben...
Namaste,
jondoy
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