Fallobst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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fenestra
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Beitragvon fenestra » 22.08.2009, 11:25

Fallobst


Wenn überreif und weich
gefallnes Obst am Boden klebt,
dann sammelt sich sogleich
ein Völkchen, das von Fäulnis lebt.

Oft als Geschmeiß verschmäht
nahn auf geheime Zeichen kühn
die Fliegen, Panzer goldengrün,
facettenübersät.

Ein Summen und ein Tanz!
Von süßen Säften hingerissen
hat eine Wespe sich schon ganz
in eine Frucht hineingebissen.

Beim nächsten Menschentritt
stäch sie vielleicht noch einmal zu,
wonach sie unter einem Schuh
den schnellen Tod erlitt.

Nun aber nähert sich galant -
ich sah ihn sommers nicht einmal
so schwerelos und elegant,
so zart beflaggt - ein Admiral.

Und er kostet bis zum Schluss
des Jahres letzte Süßen;
vom Volk zu meinen Füßen
erlern auch ich Genuss.
Zuletzt geändert von fenestra am 24.08.2009, 22:06, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 30.08.2009, 11:58

Liebe Fenestra,

ich muss zugeben, dass mir der Text mit seinen Reimen, die so manche Zeile herauskitzeln, die wohl sonst nicht erschienen wäre (ich meine beispieslweise


Oft als Geschmeiß verschmäht


oder ähnliche Verse) und seiner sehr eindeutigen Botschaft ein wenig antiquiert erscheint. Mein Eindruck von jüngerer Lyrik war oft, dass sie ein Mittel ist die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Welt abzubilden. Die angekündigte Hörversion muss ich nach einer Woche Abstinenz hier erst einmal suchen ... ich glaube, dass sich mit ihr ein spannungsfeld erzeugen ließe und bin selbst gespannt ;-)

Liebe Grüße
Max

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 30.08.2009, 14:58

Hallo, Max,

auch du bestätigst mich darin, dass es richtig war, dass ich von dieser Art zu schreiben schon seit ein paar Jahren Abstand genommen habe. Ich steh trotzdem noch zu dem Text, weil ich die Motive darin mag und jeden Herbst in der Obstwiese wiederfinde. Ich bilde mir aber ein, dass ich inzwischen auch "jüngere" Lyrik schreiben kann. So wird man durchs Schreiben jünger. Ist doch eigentlich toll! )

Die Hörversion gibt es (noch) nicht, da der Plan war, sie mit etwas Visuellem zu kombinieren und das ist im Moment nicht realisierbar.

Liebe Grüße
fenestra

Lydie

Beitragvon Lydie » 30.08.2009, 15:24

"Ich steh trotzdem noch zu dem Text, weil ich die Motive darin mag und jeden Herbst in der Obstwiese wiederfinde."

Genau das ist ja auch die Stärke deines Textes, dass man mit ihm in diesem Völkchen abtaucht, das sich da auf der Obstwiese sammelt. So ein wenig hat es von einer Kinderbuch-Nahperspektive, wo die Schmeissfliegen noch einen Namen und Charakter haben. Mir gefällt das, und ich sehe fortan die Obstwiesen im Herbst und habe diesen Blick auf sie im Kopf.

Lydie

Max

Beitragvon Max » 30.08.2009, 18:52

Liebe Fenestra,

ich finde es richtig auch zu den Texten zu stehen, die älter sind - auch wenn man inzwischen den Stil geändert hat. Auf die Multimediaversion bin ich gespannt.

Liebe Grüße
Max

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 30.08.2009, 21:19

und ich sehe fortan die Obstwiesen im Herbst und habe diesen Blick auf sie im Kopf.


Das freut mich - für das bunte Völkchen auf den Obstwiesen!

[gibts eigentlich kein Bienen-Smilie?]

Wie gesagt, Multimedia ist noch Zukunftsmusik. Aber erste kleine Animationen gibts schon zu einigen Texten.

Liebe Grüße
fenestra


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