interAKTion (Vormals : verWIRFungen EINs)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DonKju

Beitragvon DonKju » 02.08.2009, 14:37

[beitrag vom autor gelöscht]
Zuletzt geändert von DonKju am 11.07.2015, 11:17, insgesamt 3-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.08.2009, 15:38

Hallo Hannes,

es liegt auf der Hand, dass man sich als Leser deines Experimentes sogleich nur die Großbuchstaben zusammenklöppelt, also:

WIRF EIN

BRENNE DIR RAUM

WERT IM BLICK
DÜNN ALT

ASCHE WIE OMEN


Hm, macht das Sinn, frage ich mich. Das "wirf ein" müsste m.E. zumindest ein "werfe ein" sein, aber dann passt es nicht zu deinem "verWIRFungen EINs". Gibt es das Substantiv Verwirfung überhaupt? Es müsste doch Verwerfung heißen, oder? Man kann sagen: "Verwirf dieses Argument!", aber als Substantiv geht es m.E. nicht.
Mit dem DÜNN ALT tue ich mich ebenfalls schwer in Bezug zum WERT, den man IM BLICK hat. Kann ein Wert dünn sein. Vielleicht.
Ingesamt zum Inhalt, jetzt mal von der FormART abgesehen, gefiele mir diese Aussage besser:

(anderer Titel)

zu viele worte
verbrennen traumatisch
in den synapsen

halbwertzeiten bestimmen den augenblick (bei "bestIMmen, augenBLICKlich in ... fehlt m.E. etwas)
in hauchdünnen spalten

blätter im wind
fortgeraschelte momente
blitzartiger erkenntnis


So würde es für mich jedenfalls mehr Sinn ergeben, doch da fehlt dann natürlich das Experimentelle.

Sei's es drum. Dies meine Gedanken zu deinem Experiment.

Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 02.08.2009, 20:19

Hallo Mucki,

ich habe "Verwirfungen" als Mittelding zwischen "Verwirrungen" und "Verwerfungen" gelesen, weiß aber natürlich nicht, ob sich Bilbo das so gedacht hat ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.08.2009, 22:33

Hi Ferdi,

hm, dann warten wir mal ab, ob Hannes es so meinte, auch wenn es mir, sollte es so intendiert sein, dennoch an Sinnhaltigkeit fehlt ...

verwirrffte Grüße
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.08.2009, 10:20

Lieber Bilbo,

mir gefällt dieser Text eigentlich richtig gut - ich verstehe ihn als Versuch, widerzuspiegeln wie das Gehirn so (assoziativ,begrifflich, sprachlich, "geistig") so funktioniert und wie sich dazu ein sich selbst als Bewusstsein (ja auch in Abhängikeit zu diesem Funktionieren) verhält, verhalten kann. Es ist trotzig gegen seine Verwirrung, es wehrt sich mit absichtlicher Verwerfung und Einwürfen die (scheinbar/anscheinend) sinnlos sind. Und das ganze auch in Bezug zur Kunst...wie schreibt sich eigentlich ein Gedicht? Wie kann es sich schreiben? Wer schreibt da eigentlich? Und kann man auch kein Gedicht schreiben? Das sind so meine ersten Ideen...der Text beherrscht aber das Anschneiden viel besser als eine Kritik, weil er auch eine ironische/lustige Distanz zu dem ganzen aufbauen kann..so eine Kritik wie hier klingt im grunde doch viel zu ernst...

Mir gefällt allerdings die Formatierung noch nicht - natürlich sind die Möglichkeiten hier im Forum aber auch begrenzt, mit Großbuchstaben allerdings würde ich wirklich nicht arbeiten. Vielleicht probierst du noch etwas herum? So wirkt es irgendwie so schrill und auch gewollt auf mich...weißt du, was ich meine? Aber die Umsetzung ansonsten gefällt mir...du hast es abstrakt, zugleich aber auch schmerzlich und wild und mit Abstand formuliert...

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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noel
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Beitragvon noel » 03.08.2009, 17:40

diese ausdrucksweise augt mir wohl
auch der spiel der zwei ebenen der zwei texte des
textes im text.

aber auch mir auf verWIRFungen nicht
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Max

Beitragvon Max » 03.08.2009, 18:53

Lieber Hannes,

ich bin hin- und hergerissen. Einerseits gefällt mir die experimentelle Natur des Textes gut, da sind Ansätze zum weiterdenken, das bleibt Spiel für mich als Leser ... nichts ist fest. Andererseits habe ich für mich die gleiche Übung vollzogen wie Mucki und bin bei dem gleichen Text gelandet, der Sinn ergeben könnte, aber für mich keinen ergibt.
Ich wüsste gerne mehr über die beziehung von Stil und Inhalt des Textes.

Liebe Grüße
Max

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 03.08.2009, 23:56

Lieber Hannes,

für mich zeigst du mit diesem Text ganz anschaulich, wie Worte eingeworfen werden und nach kurzer Halbwertszeit zerfallen. Es bleiben bestenfalls Bruchstücke der Worte hängen. Der Rest wird fortgeraschelt (wie im Blätterwald, sehr schön!). So gehts mir beim Lesen auch, ich lese erst die ganzen Worte und halte mich dann an der großgeschriebenen Resten fest, DIE bleiben übrig. Das ist ein konkreter formaler Ansatz, der mir gefällt.

Einige Wortspiele wollen mir nicht so ganz hineinpassen. Sind solche Einwürfe wirklich immer direkt traumatisch? Naja, vielleicht dann, wenn sie sich mehr RAUM nehmen, als ihnen zusteht. Der mittlere Textblock krankt für mich am ungenauen Sinnzusammenhang. Können Halbwertszeiten in Spalten bestimmen? Was bestimmen sie dort denn? Man grübelt darüber nach und kommt irgendwie vom Tenor des gesamten Gedichtes ab. Die Worte werden dann dünn und alt, dieses Motiv ist wieder nachvollziehbar.

Insgesamt ein feines Spiel, das vielleicht im Mittelteil noch ausgefeilt werden könnte.

Viele Grüße
fenestra

DonKju

Beitragvon DonKju » 04.08.2009, 21:51

Zunächst vielen Dank an Euch alle für die Auseinandersetzung mit dem Text, bevor ich versuchen werde, auf die einzelnen Beiträge einzugehen ... wobei ich einfach nach der Eingangsreihenfolge vorgehe ...

@Gabriella :
Natürlich lag der Sinn der "Formatierung" darin, den Text im Text erkennbar werden zu lassen, allerdings sollte er nicht "herausgeklöppelt" werden, sondern wie der Alternativtitel nun anzuzeigen versucht, trotzdem im Kontext zum gesamten Text gesehen und erforscht werden. Die VerWIRFungen sind eine etwas eigenwillige Wortschöpfung in Abwandlung der Verwerfung, als Imperativ sollte "WIRF EIN" eigentlich auch sprachlich durchgehen können. Und Dein Vorschlag, wenn auch nicht schlecht, würde in meinen Augen dem Text seinen Reiz zu sehr nehmen. Vielleicht wagst Du noch einen zweiten Anlauf ?

@ferdi
Das ist eine interessante Lesart mit Verwerfen und Verwirren, ich hätte jetzt höchstens behaupten können, daß da unbewußt etwas in die Schreibsynapsen gekommen ist, daß allerdings bewußt nicht intendiert war ...

@Lisa
Wie Du sehen kannst, habe ich es jetzt mal mit Farbe probiert, das hat auch den Nebeneffekt, daß die Verschmelzung der Texte bei einheitlicher Kleinschreibung besser zum Ausdruck kommt, was meinst Du ? Ansonsten ein Extra-Danke für eine gelungene Auslegung, was mir zeigt, daß dieser Text etwas in Bewegung setzen kann ...

@noel
was HALTen maDAME denn vom alternativen Titel ? - anSONSTen DANKe

@Max
Ist das nun der Fluch, daß die Natur meiner Texte sonst simpler gestrickt ist ? - denn dieser Text verlangt dem Leser eindeutig einiges mehr ab. Ansonsten sei an dieser Stelle der Einfachheit halber auf das schon bei Gabriella Gesagte verwiesen - man darf die Texte nicht auseinanderreißen. Und ein wenig dichterische Freiheit sei dem Autor auch gegönnt, so bei 'wert - dünn - alt' - es ist eben experimentell, gell ?

@fenestra
Nur ganz vorsichtig zur Mittelstrophe nachgefragt : Welchen Sinn haben Halbwertzeiten ? Wer bestimmt was ? Welche Beschaffenheit haben eigentlich Synapsen ? Wie lange dauert eine Überbrückung mittels Neurotransmitter ? Hoffentlich so in die richtige Richtung gestupst ...

Und liebe Grüße an Euch alle zum Schluß von :rolleyes:-Hannes

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noel
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Beitragvon noel » 04.08.2009, 22:05

@noel
was HALTen maDAME denn vom alternativen Titel ? - anSONSTen DANKe


ab_ER weisz doch, dass ich majuskeln& ihre verwendung liebe, newa???

& dieser titel ist mittel zum grund_
satz gut das
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

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DonKju

Beitragvon DonKju » 04.08.2009, 22:15

Hallo NOEL,

das laeszt mich nun nicht wenig verwIRRt zurück ...

Liebe Grüsze Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.08.2009, 01:28

Hallo Hannes,
... wie der Alternativtitel nun anzuzeigen versucht, trotzdem im Kontext zum gesamten Text gesehen und erforscht werden.

Vielleicht wagst Du noch einen zweiten Anlauf ?


ich wagte ,-) und las deinen Text jetzt mal, ohne die Formatierung zu beachten, sondern rein inhaltlich.
Da sind m.E. ein paar Unstimmigkeiten drin. Bin mal kursiv im Text:

interaktion

zu viele worte
verbrennen direkt traumatisch --> "verbrennen direkt traumatisch" passt m.E. nicht, da ein Trauma ausgelöst wird, jedoch nicht verbrennt
in die synapsen --> hier müsste es in den oder an den synapsen heißen. Synapsen sind ja die Schnittstellen zwischen zwei Nervenzellen. Da springen zwischen den Synapsen in einem fort Funken über (sonst könnten wir gar nicht denken) und es sterben ständig Nervenzellen, aber da verbrennt nichts.


halbwertzeiten bestimmen, augenblicklich --> auch hier 'beißt' sich m.E. das "augenblicklich" mit "halbwertzeiten" Du meinst ja mit den Halbwertzeiten die Wirkungsdauer von Neurotransmittern wie Serotoninhemmern, etc. Und diese Halbwertzeiten sind recht lang, augenblicklich passiert da gar nichts. Es muss sich erst ein Spiegel im Körper aufbauen, dann erst beginnt die Wirkung.
in hauchdünnen spalten


blätter im wind --> das ist mir jetzt zu sehr aus dem ganzen Kontext gerissen
fortgeraschelt sowie momente
in blitzartiger erkenntnis


Ich sehe oder erkenne hier die "Interaktion" nicht. Vielleicht darf man aber hier auch nicht zu sehr sezieren, zu genau, zu "wissenschaftlich" rangehen oder ich hab einfach ein Brett vor'm Kopf. ;-)

Saludos
Mucki

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noel
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Beitragvon noel » 05.08.2009, 16:45

noel hat geschrieben:
1)ab_ER weisz doch, dass ich majuskeln& ihre verwendung liebe, newa???

2)& dieser titel ist mittel zum grund_
satz gut das


ad 1) ich mochte & mag die version mit den stechenden wortmenten lieber
ad 2) der titel, der alternative ist treffender & erklärt gleichzeitig das warum, oder auch woher. derenhalben vielLeicht etwas überdeutlich.
trotzdem mag ich ihn. eine entscheidung fällt mir schwer
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DonKju

Beitragvon DonKju » 06.08.2009, 21:32

Hallo Gabriella,

ist hier noch etwas zu retten ? Folgt Lyrik, gerade experimentelle, denn eigentlich den Gesetzen strenger Logik ? Als letzten Versuch meinerseits löse ich mich mal von einem vorher stringent eingehaltenen Schema der Setzung und schreibe :

interaktion

zu viele worte verbrennen
direkt traumatisch
in die synapsen


halbwertzeiten bestimmen
augenblicklich
in hauchdünnen spalten


blätter im wind fortgeraschelt
sowie momente
in blitzartiger erkenntnis

Ansonsten fällt mir leider, leider auch nichts mehr ein ...

Hallo Noel,

nun sehe ich klar; Die Versionen sind auf jeden Fall ALTERnativ zu sehen, also nehme einfach diejenige, die DIR mehr zusagt. Beim Titel habe ich mich jetzt allerdings für die Alternative entschieden.

Ein großes Dankeschön und liebe Grüße an Euch beide von Hannes


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