Brief aus Tana
Also, liebe Scarlett
erstmal eine rein sachliche Frage:
Tana...ist damit das Tanatal in Kenia gemeint???
Dann muss ich sagen, dass du es mal wieder geschafft hast, mich mit einigen Versen so richtig zu bannen. So gefällt mir die Detailtreue hier
versickert das Leben
von Reiskorn zu Reiskorn
unheimlich gut.
Was für mich nicht so passt, sind so Wortkompositionen wie "Schattenlachen" und "Brombeerworte". Vielleicht ist das ja gerade das Spezielle, aber es wirkt für mich nicht in Zusammenhang mit den ersten Zeilen...ist mir vielleicht sogar zu verspielt...mich lassen die ersten Verse diese Art der Worte einfach nicht erwarten, deswegen find ich die Zusammenstellung etwas seltsam...
Ich mag Brombeeren sehr, aber wie passen sie jetzt zum Reis? Ich bin jetzt kein Geografie-Landschafsgärtnereiexperte, aber meinem Verständnis widerspricht diese Kombination etwas...tja...gibt es in Tana Brombeeren? Oder denke ich jetzt zu nüchtern???
Brombeerworte in einem anderen Zusammenhang könnt ich mir hingegen sehr gut vorstellen.
Ich meine, da die Brombeerhaftigkeit der Worte ja angezweifelt wird, passt es ja schon irgendwie wieder...das Brombeerige mag nur vorgetäuscht sein...das passt dann auch zum Schattenlachen.
Ein Bisschen Schwierigkeiten habe ich mit den gestrichelten Gedanken...ich dachte eher an gestrichene, also durchgestrichene Gedanken (zwischen den Fronten gäbe es sicher nicht so viel Papier, dass man ein neues Blatt verwenden würde, und deshalb streicht man durch...klingt für mich logisch). Gestrichelt klingt für mich nach gestrichelter Linie, also so: ---------------------- das wäre im Bezug auf die Gedanken natürlich sehr metaphorisch, vielleicht sind die abgehackt, nicht zu Ende gedacht...so in etwa könnte ich das "gestrichelt" interpretieren. Aber für mich würden durchgestrichene Gedanken von der Situation her mehr Sinn machen...das wäre plastischer. Wie du es meintest, weiß ich natürlich nicht, aber ich interpretiere einfach mal wild herum, ne???.gif)
Die letzte Zeile klingt mir doch ein Bisschen arg schwülstig...ob da etwas Unverblümteres ginge? Das ist natürlich Geschmackssache...
Trotz kleinerer Dinge, die mir persönlich nicht so zusagen, bin ich doch begeistert, wie gesagt, wegen der vielen detailreichen, aufrichten Versen, etwa auch das mit den Lemuren.
Herzlichst
Zafar
erstmal eine rein sachliche Frage:
Tana...ist damit das Tanatal in Kenia gemeint???
Dann muss ich sagen, dass du es mal wieder geschafft hast, mich mit einigen Versen so richtig zu bannen. So gefällt mir die Detailtreue hier
versickert das Leben
von Reiskorn zu Reiskorn
unheimlich gut.
Was für mich nicht so passt, sind so Wortkompositionen wie "Schattenlachen" und "Brombeerworte". Vielleicht ist das ja gerade das Spezielle, aber es wirkt für mich nicht in Zusammenhang mit den ersten Zeilen...ist mir vielleicht sogar zu verspielt...mich lassen die ersten Verse diese Art der Worte einfach nicht erwarten, deswegen find ich die Zusammenstellung etwas seltsam...
Ich mag Brombeeren sehr, aber wie passen sie jetzt zum Reis? Ich bin jetzt kein Geografie-Landschafsgärtnereiexperte, aber meinem Verständnis widerspricht diese Kombination etwas...tja...gibt es in Tana Brombeeren? Oder denke ich jetzt zu nüchtern???
Brombeerworte in einem anderen Zusammenhang könnt ich mir hingegen sehr gut vorstellen.
Ich meine, da die Brombeerhaftigkeit der Worte ja angezweifelt wird, passt es ja schon irgendwie wieder...das Brombeerige mag nur vorgetäuscht sein...das passt dann auch zum Schattenlachen.
Ein Bisschen Schwierigkeiten habe ich mit den gestrichelten Gedanken...ich dachte eher an gestrichene, also durchgestrichene Gedanken (zwischen den Fronten gäbe es sicher nicht so viel Papier, dass man ein neues Blatt verwenden würde, und deshalb streicht man durch...klingt für mich logisch). Gestrichelt klingt für mich nach gestrichelter Linie, also so: ---------------------- das wäre im Bezug auf die Gedanken natürlich sehr metaphorisch, vielleicht sind die abgehackt, nicht zu Ende gedacht...so in etwa könnte ich das "gestrichelt" interpretieren. Aber für mich würden durchgestrichene Gedanken von der Situation her mehr Sinn machen...das wäre plastischer. Wie du es meintest, weiß ich natürlich nicht, aber ich interpretiere einfach mal wild herum, ne???
.gif)
Die letzte Zeile klingt mir doch ein Bisschen arg schwülstig...ob da etwas Unverblümteres ginge? Das ist natürlich Geschmackssache...
Trotz kleinerer Dinge, die mir persönlich nicht so zusagen, bin ich doch begeistert, wie gesagt, wegen der vielen detailreichen, aufrichten Versen, etwa auch das mit den Lemuren.
Herzlichst
Zafar
was ich mag ist
wenn zwischen den zeilen
brüchen, bzw. durch sie neues entsteht
was mir hier auffällt, die zeilenbrüche gehen
nach oben & unten aber sie sind nicht symbiotisch, es ist kein fluss
manchmal reiszt es mich förmlich aus dem bild....
wenn zwischen den zeilen
brüchen, bzw. durch sie neues entsteht
was mir hier auffällt, die zeilenbrüche gehen
nach oben & unten aber sie sind nicht symbiotisch, es ist kein fluss
manchmal reiszt es mich förmlich aus dem bild....
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
hallo Monika,
sofort war ich in Gedanken wieder auf der Lemureninsel, auf der der Pfeffer wächst, auch Vanille
und die betörend duftenden ylang-ylang bäume, und natürlich Reis, vieles mehr.
Genau diese Stimmung u.a. finde ich in deinem Text wieder. Eine ganz eigene Stimmung besitzt
diese Insel und ihre Bewohner sehr liebenswert.
lg
african queen
sofort war ich in Gedanken wieder auf der Lemureninsel, auf der der Pfeffer wächst, auch Vanille
und die betörend duftenden ylang-ylang bäume, und natürlich Reis, vieles mehr.
Genau diese Stimmung u.a. finde ich in deinem Text wieder. Eine ganz eigene Stimmung besitzt
diese Insel und ihre Bewohner sehr liebenswert.
lg
african queen
Liebe Monika,
schön finde ich, dass Du das Lesen zwischen den Zeilen in diesem Gedicht sehr wörtlich umngesetzt hast. Einige der Bilder passen gut zu dem, was u beschreibst.
ist so eine Stelle.
Ich finde diese Stellen sogar noch stärker als die, in denen Du Kunstworte (die "Brombeerworte", denen ich ambivalent gegenüberstehe - vermutlich, weil es mir wieder sehr nach Rose Ausländer tönt
.. aber vielleicht bin ich da auch voller Vorurteile) schaffst.
Habe ich gerne gelesen.
Liebe Grüße
Max
schön finde ich, dass Du das Lesen zwischen den Zeilen in diesem Gedicht sehr wörtlich umngesetzt hast. Einige der Bilder passen gut zu dem, was u beschreibst.
von Reiskorn zu Reiskorn
keimt zögernd die Hoffnung
im Schrei der Lemuren
ist so eine Stelle.
Ich finde diese Stellen sogar noch stärker als die, in denen Du Kunstworte (die "Brombeerworte", denen ich ambivalent gegenüberstehe - vermutlich, weil es mir wieder sehr nach Rose Ausländer tönt
.gif)
Habe ich gerne gelesen.
Liebe Grüße
Max
Liebe Zafar, NOel und Gertraud,
lieben Dank für eure Rückmeldungen.
Die Stadt, aus der dieser Brief kommt, Tana - ist die Kurzform von Antananarivo, so wird sie von den Einwohnern meist liebevoll genannt. Bei google findet sich dieser HInweis wenn auch nicht auf der ersten, so doch zumindest auf der zweiten Seite, wenn man die Kurzform eingibt.
Es geht mir wieder mal darum, was Sprache leisten kann und was eben nicht, wo sie "Wahrheit" und Tatsachen vermitteln kann und wo sich ebendiese nur im Nicht-Sagen/Schreiben wiederfindet.
Ein explizit genanntes DU schreibt also an ein nicht explizit genanntes LI- dass es sich dabei um ein dem LI als Leser des Briefes bekanntes, vertrautes DU handelt, kann der Leser des Gedichtes nur erschließen:
ein Lachen schwebt über den Zeilen, als Schatten, als Ahnung, als Erinnerung an ein einstmals tatsächlich gehörtes Lachen;
und aus den "Brombeerworten" - eine Formel für zweierlei: einmal könnten sie HInweis auf eine dunkelhäutige Person sein, zum anderen auf die Art der Worte, als kernig, knackig, nicht zu süß, weitverzweigt, so wie sich Brombeersträucher nun mal ranken, schwer ausrottbar, widerspenstig -
LI kann diese Worte so bezeichnen, weil es wohl die schreibende Person kennt bzw. gekannt hat und seine Art zu sprechen.
Insofern sehe ich da keinen Widerspruch zum Reiskorn - da ja die Brombeerworte hier nicht Hinweis darauf sein sollen, ob es nun auf Madagaskar Brombeeren tatsächlich gibt oder nicht. Außerdem klingt in dieser rein farblichen Gegenüberstellung auch die Identität von LI und LD an.
"Zwischen den Fronten" - ist auch in doppelter Hinsicht zu verstehen; einerseits im Zusammenhang mit der Identität von LI udn LD, andrerseits werden hier ganz konkret die Zustände auf Madagaskar angesprochen, die in unseren deutschen Medien nur marginal bis überhaupt nicht existieren (in den französischen sieht das schon ganz anders aus).
"Zwischen gestrichelten Gedanken" - einerseits zwischen Gedankenstrichen andererseits nur angedeuteten, vielleicht zensierten?, unzusammenhängend ... ach, da kann man sehr viel mit verbinden.
Schließlich der Schluss: "atme ich dein Herz".
"Schwülstig" ist das Herz per se ja schon, muss es heute sein, das ist der Status quo (oder so). Und ich werde trotzdem niemals aufhören, dieses Wort zu verwenden - und wenn es wie hier in einer m M nach doch ungewöhnlichen Art geschieht erstrecht nicht.
Das Gedicht steht ja nicht in der LIebeslyrik, es geht nicht um das Verhältnis zweier Liebender oder einstmals Liebender oder dgl.
LI als Leser erspürt in dem, was der Schreiber verschweigt, dessen Herz, das für seine Stadt, seine Heimat, sein Land schlägt. Trotz allem und erstrecht in Krisenzeiten.
Jetzt habe ich mich wieder mal hinreißen lassen, eine Art Interpretation meiner Zeilen zu liefern. Seis drum.
Ich meine, der Text ist schon aufzudröseln, er ist gut verzahnt, die Bilder tragen.
Aber ich lasse mich gern noch eines Besseren belehren ...
LG,
scarlett
lieben Dank für eure Rückmeldungen.
Die Stadt, aus der dieser Brief kommt, Tana - ist die Kurzform von Antananarivo, so wird sie von den Einwohnern meist liebevoll genannt. Bei google findet sich dieser HInweis wenn auch nicht auf der ersten, so doch zumindest auf der zweiten Seite, wenn man die Kurzform eingibt.
Es geht mir wieder mal darum, was Sprache leisten kann und was eben nicht, wo sie "Wahrheit" und Tatsachen vermitteln kann und wo sich ebendiese nur im Nicht-Sagen/Schreiben wiederfindet.
Ein explizit genanntes DU schreibt also an ein nicht explizit genanntes LI- dass es sich dabei um ein dem LI als Leser des Briefes bekanntes, vertrautes DU handelt, kann der Leser des Gedichtes nur erschließen:
ein Lachen schwebt über den Zeilen, als Schatten, als Ahnung, als Erinnerung an ein einstmals tatsächlich gehörtes Lachen;
und aus den "Brombeerworten" - eine Formel für zweierlei: einmal könnten sie HInweis auf eine dunkelhäutige Person sein, zum anderen auf die Art der Worte, als kernig, knackig, nicht zu süß, weitverzweigt, so wie sich Brombeersträucher nun mal ranken, schwer ausrottbar, widerspenstig -
LI kann diese Worte so bezeichnen, weil es wohl die schreibende Person kennt bzw. gekannt hat und seine Art zu sprechen.
Insofern sehe ich da keinen Widerspruch zum Reiskorn - da ja die Brombeerworte hier nicht Hinweis darauf sein sollen, ob es nun auf Madagaskar Brombeeren tatsächlich gibt oder nicht. Außerdem klingt in dieser rein farblichen Gegenüberstellung auch die Identität von LI und LD an.
"Zwischen den Fronten" - ist auch in doppelter Hinsicht zu verstehen; einerseits im Zusammenhang mit der Identität von LI udn LD, andrerseits werden hier ganz konkret die Zustände auf Madagaskar angesprochen, die in unseren deutschen Medien nur marginal bis überhaupt nicht existieren (in den französischen sieht das schon ganz anders aus).
"Zwischen gestrichelten Gedanken" - einerseits zwischen Gedankenstrichen andererseits nur angedeuteten, vielleicht zensierten?, unzusammenhängend ... ach, da kann man sehr viel mit verbinden.
Schließlich der Schluss: "atme ich dein Herz".
"Schwülstig" ist das Herz per se ja schon, muss es heute sein, das ist der Status quo (oder so). Und ich werde trotzdem niemals aufhören, dieses Wort zu verwenden - und wenn es wie hier in einer m M nach doch ungewöhnlichen Art geschieht erstrecht nicht.
Das Gedicht steht ja nicht in der LIebeslyrik, es geht nicht um das Verhältnis zweier Liebender oder einstmals Liebender oder dgl.
LI als Leser erspürt in dem, was der Schreiber verschweigt, dessen Herz, das für seine Stadt, seine Heimat, sein Land schlägt. Trotz allem und erstrecht in Krisenzeiten.
Jetzt habe ich mich wieder mal hinreißen lassen, eine Art Interpretation meiner Zeilen zu liefern. Seis drum.
Ich meine, der Text ist schon aufzudröseln, er ist gut verzahnt, die Bilder tragen.
Aber ich lasse mich gern noch eines Besseren belehren ...

LG,
scarlett
Zuletzt geändert von scarlett am 02.08.2009, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
Lieber Max,
merci auch dir herzlich für die Antwort.
Mag schon sein, dass in den Brombeerworten Rose Ausländer zu hören ist, wobei bewusst ist mir nicht, dass sie das jemals verwendet hätte, andererseits scheinen die Brombeeren in ihren diversen Zusammensetzungen sich bei mir für ein ganz bestimmtes Bild zu entwickeln; ähnlich wie der Maulbeerbaum oder die Akazien, was dem Leser meiner Gedichte etwa in einem Bändchen dann schon auffallen wird und ihn veranlassen wird, darüber nachzudenken. *hihi die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt*
Freut mich jedenfalls, dass du mit dem Gedicht was anfangen kannst.
Sonnengrüße,
Monika
merci auch dir herzlich für die Antwort.
Mag schon sein, dass in den Brombeerworten Rose Ausländer zu hören ist, wobei bewusst ist mir nicht, dass sie das jemals verwendet hätte, andererseits scheinen die Brombeeren in ihren diversen Zusammensetzungen sich bei mir für ein ganz bestimmtes Bild zu entwickeln; ähnlich wie der Maulbeerbaum oder die Akazien, was dem Leser meiner Gedichte etwa in einem Bändchen dann schon auffallen wird und ihn veranlassen wird, darüber nachzudenken. *hihi die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt*
Freut mich jedenfalls, dass du mit dem Gedicht was anfangen kannst.
Sonnengrüße,
Monika
Hallo liebe Scarlett,
Da habe ich doch wieder was dazugelernt. Ich Blindfisch! Klar, bei Lemuren: Madagaskar. Und natürlich: Tana! Und eigentlich haben wir hier in der französischen Schweiz viele Verbindungen dorthin und hätte es wirklich bei mir klickern müssen.
Was mir ausnehmend gut gefällt ist die Spannung zwischen "Es geht dir gut" und eben dem, was ungesagt bleibt und nur als Ahnung dem aufmerksamen, am Schreibenden von Herzen interessierten Empfänger spürbar ist. Genauso ist es ja oft. Das Kostbarste, Wahrhaftigste drückt sich in der Leerstelle aus, oder im Gestrichelten, oder manchmal auch im nicht wirklich Glaubwürdigen, im sich selbst Glauben machen Wollenden, wo manchmal die anderen besser hören (können) als man selbst.
Ich mag die Entsprechung: "zwischen den Fronten/ zwischen den Zeilen". Das Erlebte, das Umfeld, dann die Umsetzung, der Abdruck, Ausdruck im Geschriebenen. Sehr schön, wie Max es schon sagt, die Brücke vom Reisbild in's Erleben der politischen Situation.
Etwas ist ja in diesem ganzen "Brief" im Schatten, eben wohl, was "nicht gut" geht. Für mich passt dazu das "Schattenlachen", das von Buchstabe zu Buchstabe flieht. Es gibt ja Menschen, die das Schwierige lieber überspielen, darüber hinweg hasten, und dennoch rankt es sich eben (ein anderes Register, das der Absender nicht zu verhindern vermag) um die "Brombeerworte". Meine Assoziation ist dazu übrigens "fruchtig", "vollmundig", lebensfroh und satt.
Es wirkt insgesamt so, als ob da ein Mensch (der Absender) mit einer Situation konfrontiert ist, mit der er nicht umgehen kann, die ihm nicht wirklich entspricht, irgendwie in ihrer Schmerzlichkeit und Spannung seiner Natur oder seiner Möglichkeit, sich auszudrücken, entgegensteht, was sich bei der Empfängerin anders verhält. Sas ist für mich eine wesentliche Spannung im Gedicht, neben der, was da im Land passiert und wie es jemandem damit oder dabei gehen kann: dass da der eine zum Ausdruck bringen MUSS, im Gedicht, was der andere lieber verschweigt, ja dass er gerade dort, "das Herz des anderen" "atmet", d.h. ja zu einer sehr intimen, unmittelbaren Beziehung findet, einer Nähe jenseits dieser Ausdrucks- und sicher auch Wahrnehmungsspannungen.
Ganz lieber Gruss an dich,
Lydie
Da habe ich doch wieder was dazugelernt. Ich Blindfisch! Klar, bei Lemuren: Madagaskar. Und natürlich: Tana! Und eigentlich haben wir hier in der französischen Schweiz viele Verbindungen dorthin und hätte es wirklich bei mir klickern müssen.
Was mir ausnehmend gut gefällt ist die Spannung zwischen "Es geht dir gut" und eben dem, was ungesagt bleibt und nur als Ahnung dem aufmerksamen, am Schreibenden von Herzen interessierten Empfänger spürbar ist. Genauso ist es ja oft. Das Kostbarste, Wahrhaftigste drückt sich in der Leerstelle aus, oder im Gestrichelten, oder manchmal auch im nicht wirklich Glaubwürdigen, im sich selbst Glauben machen Wollenden, wo manchmal die anderen besser hören (können) als man selbst.
Ich mag die Entsprechung: "zwischen den Fronten/ zwischen den Zeilen". Das Erlebte, das Umfeld, dann die Umsetzung, der Abdruck, Ausdruck im Geschriebenen. Sehr schön, wie Max es schon sagt, die Brücke vom Reisbild in's Erleben der politischen Situation.
Etwas ist ja in diesem ganzen "Brief" im Schatten, eben wohl, was "nicht gut" geht. Für mich passt dazu das "Schattenlachen", das von Buchstabe zu Buchstabe flieht. Es gibt ja Menschen, die das Schwierige lieber überspielen, darüber hinweg hasten, und dennoch rankt es sich eben (ein anderes Register, das der Absender nicht zu verhindern vermag) um die "Brombeerworte". Meine Assoziation ist dazu übrigens "fruchtig", "vollmundig", lebensfroh und satt.
Es wirkt insgesamt so, als ob da ein Mensch (der Absender) mit einer Situation konfrontiert ist, mit der er nicht umgehen kann, die ihm nicht wirklich entspricht, irgendwie in ihrer Schmerzlichkeit und Spannung seiner Natur oder seiner Möglichkeit, sich auszudrücken, entgegensteht, was sich bei der Empfängerin anders verhält. Sas ist für mich eine wesentliche Spannung im Gedicht, neben der, was da im Land passiert und wie es jemandem damit oder dabei gehen kann: dass da der eine zum Ausdruck bringen MUSS, im Gedicht, was der andere lieber verschweigt, ja dass er gerade dort, "das Herz des anderen" "atmet", d.h. ja zu einer sehr intimen, unmittelbaren Beziehung findet, einer Nähe jenseits dieser Ausdrucks- und sicher auch Wahrnehmungsspannungen.
Ganz lieber Gruss an dich,
Lydie
Liebe Lydie,
es tut so gut, wieder von dir zu lesen!
Und ich bin tief in deiner Schuld, weil ich auch andernorts noch nicht auf deine sehr interessanten Ausführungen zu meinen Texten geantwortet habe, weil ich so sehr in Sorgen und Zeitnot war. Aber nun wird es besser, mein Sohn ist wieder gesund (endlich! nach zweieinhalb Wochen!), die Arbeit an meinem Buch ist so gut wie abgeschlossen und ich kann auftatmen.
Dass die Schweiz so viele Verbindungen nach Madagaskar hat, wusste ich eigentlich nicht - vielleicht schreiben wir uns mal diesbezüglich.
Es freut mich, dass dir so viel von dem, was ich mit meinem Text intendiert hatte, nachvollziehbar erscheint und ja, es ist nichts zufällig in diesem Text: jedes Wort ist an genau der Stelle, an der es steht, gewollt. Und ja, die Spannung, das fast schon Zerrissen-Sein ist Ausdruck dessen, was LI empfindet ... angesichts der Situation ...
Ich danke dir sehr für deinen sensiblen, die Worte hinter den Worten aufspürenden Kommentar.
Herzlichst
Monika
es tut so gut, wieder von dir zu lesen!
Und ich bin tief in deiner Schuld, weil ich auch andernorts noch nicht auf deine sehr interessanten Ausführungen zu meinen Texten geantwortet habe, weil ich so sehr in Sorgen und Zeitnot war. Aber nun wird es besser, mein Sohn ist wieder gesund (endlich! nach zweieinhalb Wochen!), die Arbeit an meinem Buch ist so gut wie abgeschlossen und ich kann auftatmen.
Dass die Schweiz so viele Verbindungen nach Madagaskar hat, wusste ich eigentlich nicht - vielleicht schreiben wir uns mal diesbezüglich.
Es freut mich, dass dir so viel von dem, was ich mit meinem Text intendiert hatte, nachvollziehbar erscheint und ja, es ist nichts zufällig in diesem Text: jedes Wort ist an genau der Stelle, an der es steht, gewollt. Und ja, die Spannung, das fast schon Zerrissen-Sein ist Ausdruck dessen, was LI empfindet ... angesichts der Situation ...
Ich danke dir sehr für deinen sensiblen, die Worte hinter den Worten aufspürenden Kommentar.
Herzlichst
Monika
Liebe Scarlett,
ich glaube auch nicht, die "Brombeerworte" bei Rose Ausländer gelesen zu haben. Ich meine nur manchmal, ähnliche Techniken zu sehen .. und Du weißt ja, wie so etwas funktioniert, wenn man erst einmal glaubt, etwas gesehen zu haben, sieht man es immer wieder - sogar Kanaäle auf dem Mars.
Liebe Grüße
Max
ich glaube auch nicht, die "Brombeerworte" bei Rose Ausländer gelesen zu haben. Ich meine nur manchmal, ähnliche Techniken zu sehen .. und Du weißt ja, wie so etwas funktioniert, wenn man erst einmal glaubt, etwas gesehen zu haben, sieht man es immer wieder - sogar Kanaäle auf dem Mars.
Liebe Grüße
Max
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