ROSE für einen Angebetteten

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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fenestra
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Beitragvon fenestra » 11.07.2009, 22:00

Romantischer Seelentröster!
Rosenmontags – Sektfrühstück!
Rotierst sensibel,
robuste Seduktionsmaschine!
Rosshaarmatratzen - Senkblei
rostfreier Sehnsüchte,
rollst selbst
rohe Sentenzen
rokokogleich. Seetauglicher
Rosenkreuzer, segelnder
Rosmarin-Sextant,
Rohmaterial seidiger
Roben, sendest
Royal Sexappeal,
rockst sensationelle
Rondos! Segnest
Rotlichviertel, selbstzündender
Rosinen - Semaphor!
Rottmeister Seladons,
Romeo sentimentaler
Romanzen, sei
Roxannas seraphische
Roman-Sequenz!


Version 2, anderer Umbrüche, keine Satzzeichen


Rottmeister Seladons
Rosenmontags – Sektfrühstück
rotierst sensibel
robuste Seduktionsmaschine

Rosshaarmatratzen-Senkblei
rostfreier Sehnsüchte
rollst selbst rohe Sentenzen
rokokogleich

seetauglicher Rosenkreuzer
segelnder Rosmarin-Sextant
Rohmaterial seidiger Roben
sendest royal Sexappeal
rockst sensationelle Rondos

segnest Rotlichviertel
selbstzündender Rosinen-Semaphor
Romeo sentimentaler Romanzen
sei Roxannas seraphische Roman-Sequenz
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2009, 23:16

Hallo fenestra,

beim Titel meinst du vermutlich "ROSE für einen Angebeteten", oder?
Ansonsten kann ich leider mit dieser - für mich - ziemlich wirren Aufzählung von Wörtern, die alle mit Ro und Se beginnen, herzlich wenig anfangen. Ist wohl eher experimentell gemeint, hm?

Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 12.07.2009, 00:18

Huhu!

Das könnte man wohl ewig so weiterführen, scheint mir. Ich glaube ich finde diese Tatsache eher doof (verzeihung) :smile: ...

MM....manche Sachen kenne ich nicht. Was ist eine "Seduktionsmaschine", "Senkblei", "Sextant", "Semaphor", "Seladons", "seraphische" und was sind zu guter letzt "Sehnsüchte" ?

(ich glaube diese Sehnsüchte sind nämlich für Heine ganz andere als für Paris Hilton... Will man so einen allgemeinen Begriff da stehen lassen?)

Dasselbe gilt für vieles Andere in diesem Textlein. Ich glaube mir hätte der Text gefallen, wenn ich herausgelesen hätte, dass es sich wirklich an einer bestimmten Person orientiert. Hier hast du so sehr auf die Worte und so wenig auf ihre Bedeutung geachtet, dass das praktisch auf jeden und alles zutreffen könnte, aber nicht auf einen Angebeteten... Es wirkt eher wie die Parodie einer Liebe, wozu man ja manchmal geneigt sein kann wenn die Worte mit einem durch gehen :pfeifen:

Ich habe also auch dafür Verständniss, ein ergreifender Text wird aber deshalb nicht daraus für mich.

Vielleicht ein bisshen weniger Wortkalkulation und ein bisschen mehr Wortempfindlichkeit.

"Rotierst sensibel" hat mir übrigens sehr gefallen. Das hätte gut zu "Segnest Rotlichtviertel" gepasst, allerdings fragte ich mich da, ob es sich hier um einen Zuhälter handelt.

Vielleicht kannst du ja mit meinen sporadischen Anmerkungen ´was anfangen!

Viel Spaß!
l

DonKju

Beitragvon DonKju » 12.07.2009, 14:01

Hallo Fenestra,

das frage ich mich selbst nach merhrfachem Lesen, will mich dieser Text mitnehmen, den ich, wie Gabriella schon vor mir, auch eindeutig der Experimentalecke zuordnen würde; Und vieles wirkt schon sehr gewollt umgebrochen, um brav ins RO-SE-Schema zu passen, oder scheint allein dem Gesetz, seltsame Wortschöpfungen zu kreieren zu folgen oder hat man je von Rosmarin-Sextanten oder selbstzündender Rosinen gehört ?


Seetauglicher Rosenkreuzer,
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Rohmaterial seidiger Roben,
sendest Royal Sexappeal,
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Segnest Rotlichviertel,
selbstzündender Rosinen
- Semaphor!
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Mit Sonntagsgrüßen von Hannes

P. S. Willkommen im Warhol-Club !

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noel
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Beitragvon noel » 12.07.2009, 14:03

nun dann oute ich mich mal
ich mag dieses verspielt experimentelle
& ich finde es rockt
es klingt swingt
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 12.07.2009, 16:44

Abgesehen vom Titel - ist das nun ein Wortspiel, oder hat Gabriella recht und die Rose geht an den Angebeteten, nicht an den Angebetteten? - ist das ein Text, an dem mir hauptsächlich der zugrunde liegende Einfall zusagt. So ein sprachlicher Rosenstrauss ist recht hübsch, man erwartet ihn nicht hinter dem Titel, bei erster Ansicht war ich amüsiert und überrascht.
Andererseits finde ich auch, dass der Text selbst dann nicht mehr viel hergibt; einige der Wortspiele sind recht kreativ und witzig, aber insgesamt würde mir ein vierzeiliger Text mit dem gleichen Grundmuster besser gefallen.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 12.07.2009, 18:19

Hallo Fenestra!

Ich glaube, wenn man als Autor an einem solchen Text arbeitet und die ganzen Elemente raussucht und kombiniert und verbessert und macht und tut, dann überschätzt man oft die Geduld des Lesers, der all diese aufregenden Momente ja nicht durchmacht. Dadurch werden solche Texte dann oft länger, als ihnen gut tut, es es haftet ihnen ein gewisser Geruch nach "Rekordversuch" an, der viel öfter schadet als nützt. Kann es sein, dass dergleichen hier passiert ist? Ich jedenfalls musste mich nach einigen Zeilen wirklich sehr konzentrieren und zusammenreißen, um nicht den Faden zu verlieren. Für mein Gefühl hätte das ganze daher, wie von Merlin vorgeschlagen, deutlich kürzer ausfallen sollen oder nach ca. fünf Zeilen eine kleine Variation enthalten sollen, irgendetwas, was die Aufmerksamkeit des Lesers auffrischt und ihn neugierig macht: "Ach, so geht's weiter - hätte ich nicht erwartet!" oder so ähnlich ;-) Das muss dann ja nicht gleich in eine richtige "Entwicklung" ausarten; aber so wie hier, finde ich funktioniert es einfach (noch!) nicht.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 12.07.2009, 22:37

Also .... soooooo lang ist der Text doch auch wieder nicht! Er ist ja nicht so gemeint, dass man sich konzentrieren soll und lückenlose Zusammenhänge suchen und finden muss . Er ist ein Angebot im Sinne von Oulipo (Ouvrière de la litterature potentielle), der Möglichkeitsliteratur. Und in sofern hätte er natürlich auch in die experimentelle Rubrik gepasst. Der Grund, warum ich ihn hier gepostet habe, ist das Rosenbett-Pantum von ELsa. Sie meinte ja, Rosen-Gedichte müssten immer ein bisschen kitschig sein. Und hier wird der Kitsch, wenn man so will, mit "rostfreien Sehnsüchten" und einem "Rosinen-Semaphor" auf die Schippe genommen.

Lieber Bilbo, mit deiner Vermutung, dass es um die Kreierung seltsamer Wortschöpfungen geht, hast du völlig Recht. Eine Oulipo-Regel (oder "constrainte"), die man sich auferlegt - hier eben die Regel, dass die Worte abwechselnd mit Ro und Se beginnen müssen - soll dazu führen, die eingefahrenen Denkbahnen im Gehirn zu durchbrechen und neue Assoziationsräume zu eröffnen.

Du hast versuchsweise einen Abschnitt mit weniger Umbrüchen gepostet, das gefällt mir ganz gut. In der Urfassung stand bei diesem Text sogar jedes Wort einzeln, denn das Gedicht war auf einem langen schmalen Papier ausgedruckt mit einer Rosenblüte obenan. Dadurch konnte ich es wie eine langstielige Rose überreichen. Aber ohne diese Darbietung ist es vielleicht besser, wenn ich weniger Umbrüche einbaue.

ferdi, du hast natürlich Recht, das Erstellen eines solchen Textes ist ein großes Vergnügen und ob es vom Vergnügen des Lesens übertroffen werden kann, ist fraglich. Mit Rekord hat die Länge wenig zu tun, eher mit "sich nicht von schönen Funden trennen können". Ist auch gar nicht so einfach, hier was rauszuschnippeln.

Liebe Laura, du schriebst in ELsas Faden:
Wieso muss es denn die Rose, die Linde, der Engel, der stille Wiesenrein sein? - Das habe ich noch nie verstanden und werde es wohl auch nicht mehr verstehen.


Nun, hier biete ich dir (außer der Rose) mal andere Vokabeln für ein Liebesgedicht an! Auch nicht gut? ;)

Liebe Gabriella, lieber Mnemo, "angebettet" ist ein Kofferwort, verschmolzen aus angebetet und angekettet. Ich habe das Gedicht gestern noch ganz spontan so betitelt (es war ohne Titel), bin mir aber selbst nicht ganz sicher, ob es hier wirklich passt.

Hi, noel, schön, das du mit ROckst, SEnsible!

Allen ganz herzlichen Dank für Eure Eindrücke!
fenestra

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 13.07.2009, 09:42

Habe mal eine Version mit anderen Umbrüchen eingestellt.

lg
fenestra

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.07.2009, 09:53

Liebe fenestra,

Ich sehe es wie Noel als Spieltext. In der Schauspielschule hatten wir ähnliche Artikulationstexte zur Sprechübung ;-)

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

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noel
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Beitragvon noel » 13.07.2009, 17:52

die zweite version wirkt ein
_gänglicher :)
sprich es doch mal
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Louisa

Beitragvon Louisa » 13.07.2009, 22:48

Liebe Fenestra,

ich glaube es ist der Diskussion nicht besonders hilfreich, wenn meine Kommentare zu anderen Texten auf diesen bezogen werden, das Kommentar zu diesem aber wiederum nicht weiter besprochen wird :smile: ...

Ist ja nur so eine Idee.... und wer ist Laura :smile: ! Vielleicht ich!

Liebe Grüße,

Deine Laura :smile:

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 14.07.2009, 01:02

Liebe Laura-Louisa ;)
(entschuldige bitte, ich hatte den Irrtum sogar noch gemerkt und wollte ihn korrigieren, irgend etwas kam wohl dazwischen),

meinen Bezug zu deinem Kommentar beim Rosenbett-Text finde ich schon wichtig, weil das Rosenbett für mich Anlass war, diesen Text hier zu posten und zwar u.a. aus den Gründen die du dort genannt hast. Dabei - das sei hier doch noch einmal betont - fand ich den Rosenbett-Text ja insgesamt nicht schlecht, nur fehlten mir passagenweise noch ein paar originellere Bilder.

Welche deiner Anmerkungen scheint dir denn nicht beantwortet zu sein? Ich habe ja dargelegt, wie der Text entstanden ist. Daraus ergibt sich, dass sein Zeil nicht ist, zu "ergreifen", sondern neue Assoziationsräume zu eröffnen. Er war übrigens schon für eine bestimmte Person geschrieben, die an so etwas mehr Spaß hatte, als an der üblichen Beziehungslyrik, die du ja selbst als klischeehaft enttarnt hast.

Wolltest du wirklich, dass ich hier die Fachausdrücke erkläre? Bitte, gern:

Ein Sextant (Spiegelsextant, auch Sixtant) ist ein nautisches und optisches Messinstrument, mit dem man den Winkel zwischen den Blickrichtungen zu relativ weit entfernten Objekten, insbesondere den Winkelabstand eines Gestirns vom Horizont, bestimmen kann.

Ein Senkblei (auch Richtblei oder Bleilot) ist ein Werkzeug zur Bestimmung der Lotrechten.

Ein Semaphor ist allgemein ein Signalmast oder ein Winksignal.

Der Name „Seladon“ stammt vom Helden des Romans L'Astrée von Honoré d'Urfé aus dem Jahre 1610. Bis ins 19. Jahrhundert war der Ausdruck „zärtlich wie Seladon“ sprichwörtlich vergleichbar mit „schön wie Adonis“ oder „stark wie Herkules“.

(Quelle: Wikipedia)

seraphisch heißt engelhaft

Sehnsüchte - werden hier natürlich nicht genauer dargelegt, weil es ja gerade darum geht, das übliche Vokabular von Liebesgedichten als inhaltsleer zu hinterfragen. Mit "rostfrei" als Adjektiv entpuppen sich Sehnsüchte als unausrottbar, selbst wenn sie gegenstandslos sind.

Mit etwas Fantasie könnte man alle diese Begriffe auf eine Beziehung beziehen. Finde ich.

Ein Spiel - das ist völlig richtig, liebe ELsa. Von mir aus auch eine Sprechübung, ich werds demnächst mal versuchen, liebe noel. ;)

Experimentelle Lyrik hat es einfach schwer, wenn der Leser herkömmliche Sinnzusammenhänge erwartet. Ich bin diese Art Einwände (kalkuliert, Rekordversuch, ...) schon gewohnt. Mir macht es einfach Spaß, in den hintersten Winkeln der Sprache nach Neuem zu suchen, auch und gerade wenn die Ergebnisse dann etwas befremdlich sind. Dass ihr euch hier trotzdem so ausführlich mit dem Text auseinandersetzt, freut mich, herzlichen Dank dafür!

fenestra

Louisa

Beitragvon Louisa » 14.07.2009, 09:08

Huhu!

Ich möchte gerne noch einmal später darauf eingehen. Danke für deine Erklärungen! Das hätte ich Faulpelz auch selber heraussuchen können...

Mmm....mich würde ja interessieren wie so der Stand der Dinge mit der etablierten "experimentellen Lyrik" heute aussieht. Ich kenne fast gar nichts, dass sonderlich "experimentell" wäre - Das was du hier machst ist ja auch eher ein relativ leicht durchschaubares Wortspiel (Oder heißt das hier nicht sogar "Alliteration" ? Ja, ich denke schon.) - da waren Jandls Texte ja wahrscheinlich noch experimenteller oder nicht? Den mag ich aber nicht besonders... Ich weiß gar nicht, was das ist, "experimentell" - Jeder Versuch eines "neuen" Gedichtes müsste es doch sein!?
("Sinnlos" sollte es glaube ich nicht bedeuten... )

Aber ich glaube ich kann nun schon besser nachvollziehen, was du meintest.

Bis später oder Morgen! Ich muss weg ;-) !

l


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