Zwischen Sonne und Mond

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 06.07.2009, 11:14

Neufassung:

Zwischen Sonne und Mond

unter der Kastanie
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.

Öffnen sich zwei Fenster -
Im Passepartout vertieft sich
der Blick zum Fluss.

Mit dir aus dem Rahmen fallen
sich wiegen im Spiegel
des ganzen Mondes.

Bevor die Erde wieder
Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder verschwimmen.



Zwischenfassung:

Zwischen Sonne und Mond
unter der Kastanie
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.

Öffnen sich zwei Fenster -
zerschnitten vertieft sich
der Blick zum Fluss.

Aus dem Rahmen fallen
sich verfließen im Spiegel
des ganzen Mondes.

Bevor die Erde wieder
Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder
verschwimmen.


Erstfassung:

Zwischen Sonne und Mond
unter der Kastanie
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.

Zwei Fenster öffnen
zerschneiden
den Blick zum Fluss.

Aus dem Rahmen fallen,
sich verfließen im Spiegel
des ganzen Mondes.

Bevor die Erde
wieder Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder
verschwimmen.
Zuletzt geändert von leonie am 05.08.2009, 12:31, insgesamt 3-mal geändert.

Nicole

Beitragvon Nicole » 10.07.2009, 09:45

Hi Flora,

Fenster: in meinem Kopf ist es ein Spaziergang z.B. durch ein Waldstück. dann öffnet sich das Blattwerk (sei es, weil es beiseite geschoben wurde oder vielleicht einfach nur weil ein Weg sich durchschlängelt und deswegen die Äste den Blick zwischen den Bäumen hindurch freigeben), der Blick ist räumlich eingeschränkt, oben noch ein paar Äste vielleicht, links und rechts Baumstämme und dazwischen der Blick auf den Fluß... wie durch ein Fenster.

Bild: Die Spiegelung /das Spiegelbild im Wasser.

verfließen / verschwimmen: natürlich sind die Begriffe ähnlich. Aber wenn man eine Spiegelung im Wasser betrachtet über längere Zeit, dann ist da Bewegung, kleine Veränderungen. Warum dies nicht mit zwei verschiedenen Begriffen beschreiben? Zumal es ja auch eine Methapher ist und da ist die übertragene Bedeutung von verschwimmen eine deutlich andere als verfließen (zerfließen)

magischer Moment (komische Frage, eigentlich): Die kann es doch überall geben. Und bleibe ich bei meinem konkreten Bild von Anfang des Post (Spaziergang durch einen Wald (vermutlich nicht allein), Mondlicht, ein kleiner Ausschnitt eines Blicks zum Fluß, Spiegelungen im Wasser, das Gefühl von stacheligen Kastanien, die unter ihre schützende Hülle den glänzenden Kern erahnen lassen, eine Spiegelung im Wasser (LI und LD vielleicht als ein Bild, deren Konturen ineinander verlaufen (weil sie sich näher kommen?), das Gefühl des "verfließens / zerfließens" in diesem Moment... Könnte durchaus ein magischer Moment sein, oder?

Gruß, Nicole

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.07.2009, 09:58

Hallo Flora und Nicole,

ich danke Euch für die Auseinandersetzung mit dem und über den Text.
Wenn er eine solche Assoziationskette auslösen kann wie bei Dir, Nicole, die sehr in meinem Sinne ist (auch wenn der Text nicht aus denselben Bildern entstanden ist, was ja auch eigentlich logisch ist), dann macht mich das sehr zufrieden. Besser hätte ich es nicht sagen können.
Und ich möchte gar nichts ändern.
Flora, ich hoffe, dass ich auch wieder Texte schreiben werde, die Dich erreichen. In diesem Fall ist das nicht gelungen.
Ich habe schon überlegt, vielleicht einmal zu versuchen, Deine Anregungen in einem anderen text umzusetzen. Aber das schaffe ich nicht mehr vor meinem Urlaub.

Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut über Euer "Gespräch unter dem Text.

Liebe Grüße

leonie

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.07.2009, 10:54

Hallo Leonie,
Flora, ich hoffe, dass ich auch wieder Texte schreiben werde, die Dich erreichen. In diesem Fall ist das nicht gelungen.

Der Text erreicht mich schon, sonst hätte ich dazu ja nichts geschrieben. Nur scheint er mir etwas anderes erzählen zu wollen als du, und das gefällt mir leider zu gut, um es noch anders lesen zu können. :rolleyes:

Danke Nicole fürs Beschreiben. Für mich geht das Gedicht so nicht auf, verliert an Tiefe und Möglichkeit, aber es freut mich natürlich für Leonie, dass es für dich ihrer Intention nach stimmig ist.

liebe Grüße
Flora

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.07.2009, 13:55

Liebe Flora,

hm. Und jetzt? Magst Du mal "Deine" Version schreiben, wie es für Dich rund wäre. Ich fände das spannend zu lesen.

Liebe Grüße

leonie

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noel
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Beitragvon noel » 10.07.2009, 17:19

habe jetzt mal keine weiteren kommentare gelesen & tipple vor mich hin...

leonie hat geschrieben:Zwischen Sonne und Mond
unter der Kastanie
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.


klares bild. die gefallenen "früchte" der kastanie, in ihrer stacheligen hülle & ein/e jede/r weiß... herinnen ist diese glänzenden kindheitsverlockung

leonie hat geschrieben:Öffnen sich zwei Fenster -
zerschnitten vertieft sich
der Blick zum Fluss.


hier schien mir der ausdruck in vers 1 besser, weniger telegrammatisch...
für mich ist es das lyrI, dass die fenster des heimes öffnet & der "zerschnittene blick (z.B. durch die stacheligen) durch bäume, durch alles was die weite, den blick in die tiefe abhält...
wird zum fluss gelenkt, der per se, durch sein fließen schon mehr tiefe schenkt.

leonie hat geschrieben:Aus dem Rahmen fallen
sich verfließen im Spiegel
des ganzen Mondes.

aus dem rahmen fallen ist ein guter "kniff", denn das lyrI steht im rah,men des fensters, wird durch bäume & äußerlichkeiten von den weiten abgehalten... also fällt sie aus dem rahmen. verfängt sich im spiegel des flusses... des mondes, der sich dort wiedergibt.


leonie hat geschrieben:Bevor die Erde wieder
Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder
verschwimmen.


bevor eben es licht wird, die schatten sich zerstreuen....
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Beitragvon leonie » 10.07.2009, 17:45

Liebe Noel,

ich danke Dir für Deine Lesart, die noch einmal Neues für mich bringt an "Tiefendimension".
Hm, mit der zweiten Strophe muss ich noch überlegen.

Liebe Grüße

leonie

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noel
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Beitragvon noel » 10.07.2009, 17:51

sag an...
wie ist denn dann
deine lesART?
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Beitragvon leonie » 10.07.2009, 18:07

Liebe noel,

meine Lesart kommt der von Nicole ziemlich nah.

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Ylvi » 10.07.2009, 19:33

Hallo Leonie,
hm. Und jetzt? Magst Du mal "Deine" Version schreiben, wie es für Dich rund wäre. Ich fände das spannend zu lesen.

Mmh, das ist schwierig, weil es ja schön und nur dann auch sinnvoll wäre etwas zu ändern, wenn es dann beide (alle ;-)) Leseweisen wirklich stimmig ermöglichen und einbinden würde.
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das „uns“ wichtig, das gemeinsame Schauen und im Bild sein? Dann würde ich versuchen es früher einzubinden, denn ich sehe bis zum „uns“ nur LIch unterm Kastanienbaum stehen. (Ich habe auch erst später entdeckt, dass es im Pfauengarten steht... sonst hätte ich selbst das „uns“ nicht Liebespartnerschaftlich gelesen, sondern eher als allgemeines "uns" Menschen.)
Wenn dir das aber alles auch nach meinen Einwänden stimmig erscheint, dann solltest du es einfach so lassen. :-)
Ansonsten hier ein Versuch, vielleicht ist eine Anregung dabei.
Noels Leseart finde ich auch spannend.

liebe Grüße
Flora


Zwischen Sonne und Mond
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.

Öffnen sich zwei Fenster -
durch den Spalt vertieft sich
unser Blick in den Fluss

Aus dem Rahmen fallen
sich schaukeln/schweben/tragen/wellen/wiegen/versinken/halten... lassen im Spiegel
(irgendetwas, das zum Gefühl, zur Stimmung von LIch und LDu passt, aber auch bildlich auf eine Kastanie im Fluss übertragbar wäre?)
des ganzen Mondes.

Bevor die Erde
wieder Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder
verschwimmen.

Max

Beitragvon Max » 10.07.2009, 21:16

Würde statt "zerschnitten" etwas wie "im Bildausschnitt" weiter helfen? Ich brauche die Fenster halt...



Ja, ich auch .. habe gerade erst eines reparieren lassen.


Dein "Bildausschnitt" bringt mich erst drauf was Du meinst. Ja, so etwas würde mir helfen. Du könntest die Fenster auch "Rahmen" sein lassen oder ein "Passepartout"

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 10.07.2009, 21:35

Lieber Max,

Rahmen würde sich doppeln...Hm, Passepartouts? Mal sehn.

Liebe Flora,

danke, mir hilft das sehr!
ich verstehe jetzt besser, was Du meinst, ich hatte mir die Unterschiede viel gravierender vorgestellt.
Ich verspreche, mir den Text nach dem Urlaub nochmal vorzunehmen...Und mit Abstand zu schauen, wie er letztendlich wird.


Danke Euch beiden!

leonie

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Beitragvon leonie » 04.08.2009, 22:45

Liebe Flora, lieber Max,

ich habe wie versprochen im Urlaub eine Fassung versucht, in der ich Eure Kritik versuche aufzunehmen. Ehrlich gesagt, gefällt sie mir ganz gut...

Was meint Ihr?

Liebe Grüße

leonie



Zwischen Sonne und Mond

unter der Kastanie
hüten Stacheln
einen glänzenden Kern.

Öffnen sich zwei Fenster -
Im Passepartout vertieft sich
der Blick zum Fluss.

Mit dir aus dem Rahmen fallen
sich wiegen im Spiegel
des ganzen Mondes.

Bevor die Erde wieder
Fahrt aufnimmt
und uns die Bilder verschwimmen.

Max

Beitragvon Max » 05.08.2009, 11:20

Liebe Leonie,

mir gefällt das Entstandene auch .. bist Du wieder zurück?

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 05.08.2009, 12:29

Lieber Max,

ja, ich bin wieder da. Glück gehabt, es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre vom Winde verweht worden...

Danke Dir für Dein Votum, ich denke, ich stelle das mal so nach oben und entscheide mit Abstand, welches die endgültige Version wird...

Liebe Grüße

leonie


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