Füreinander geschaffen.
Wir lügen nebeneinander im Schatten der Liebe
die über uns ihre Äste spannt.
Ein Frühjahrs-Netz mit ungleichen Maschen
das ein paar Knospen fängt
und den Blick auf den Himmel zerstückelt-
unordentlich aber rational.
_________________
Eine zwischenzeitige Alternativversion, die auf Vers 1 und 7 verzichtete, habe ich wieder gestrichen.
Wie tief ist das Wasser?
Hallo, Last!
Ich schreibe relativ selten, aber hey...
Interessante Lektüre, sowohl deine Gedichtfassung also auch die Kommentare und deine Erläuterungen (von denen ich wahrscheinlich nicht 100% aufgefasst habe).
Dieses leicht zum Philosophieren verführende Stillleben fesselt über seine Dauer durchaus. Die Zeilen 3 - 5 wirken am stärksten auf mich und regen verschiedene, für sich sehr bedenkenswerte, Überlergungen an. Du erzwingst dort eine hinterfragende Betrachtung der Liebe ... was ich als "gelungen" werte.
Bei allem anderen, wäre ich Lehrer, notierte ich ein Fragezeichen, wo nach einer Weile erneut angesetzt werden sollte.
Bestehende Reibungspunkte:
1."füreinander geschaffen" Das stößt bei mir am klarsten auf Ablehnung, jedenfalls in der jetzigen Gedichtform. Kurzzeitig betrat ich die Welt des Kitschs. Von mir aus auch prototypentheoretisch begründeter Kitsch, dito.
2. "Frühjahrs-Netz" Umständlich, das Netz ist der zu erhaltende Teil, das Frühjahr der unnötige oder zu ersetzende. Wodurch ersetzen? Tjaaa.
3. das Wortspiel "nebeneinander lügen" - tatsächlich, ohne "nebeneinander" kein Wortspiel und auch kein "lügen". Aber wie gut fügt sich dieses "lügen" inhaltlich ein? Ohne einen erläuternden Essay zur Hand ... Da es nicht weiter erklärt wird, kann es hier nur als Hinweisgeber für einen verborgenen Sinn wirksam sein. Den kann ich suchen, aber mangels Fund neige ich dazu, darauf verzichten zu wollen.
[In manchen literarischen Boards gilt: "pun means punishment": Wortspiele werden geahndet. Ich mag das zwar nicht voll akzeptieren, aber es ist unbestritten schwierig ein Wortspiel gut unterzubringen. Im Zweifelsfall unterlassen und auf eine bessere Gelegenheit hoffen. Zweifel ist das Fehlen festen Glaubens.]
(Ich nenne es nur oberflächlich "Wortspiel", in der Rhetorik gibt es bestimmt noch eine Begrifflichkeit.)
Ich weiß, dass es bei diesen "Nachts-jetztaberschnell"-Texten nicht mit rechten Dingen zugeht, und wirklich viel Gutes dabei entsteht. Auch die Identifikation mit gerade diesen Schöpfungen ist groß. Daher würden rabiate Streichungen kaum auf dein Einverständnis stoßen. Ich denke da an mich selbst vor einigen Monaten, hätte da wohl einen Riegel vorgeschoben und für heilig erklärt. Vielleicht auch besser so für einen selbst.
Das Wortspiel auslöschen ist eine Möglichkeit ("liegen" statt "lügen"), eine andere wäre zu versuche, es zu festigen, zum festen Bestand des Textes zu rechtfertigen, und zwar an anderer Stelle. Da das Wortspiel auf Klang beruht, könnte ein zweites Aufgreifen von "lügen" nicht unbedingt nur auf inhaltlicher Ebene (lügen/Unwahrheit) stattfinden, sondern ebenfalls auf klanglicher (Reim/Assonanz: - ügen/ugen/iegen/ühlen). Das zweite Wortspiel sollte dann aber ähnlich gestrickt sein wie das erste und auch inhaltlich nicht völlig daneben lieben, äh liegen.
Daneben, aber da bin ich selber unsicher, könnte man über den "Schatten" noch einmal grübeln. Ich tu es jedenfalls noch ohne Ergebnis. Etwas Konkreteres wäre denkbar, aber dann würde dies vielleicht der Abstraktion schaden.
Die Krittelei ist vorbei, du wirst schon wissen, was gut ist, und gehst deinen Weg.
Was du in deinem letzten Absatz eben erklärt hast, lässt erwarten, dass dir viele weitere lesenswerte, abwechslungsreiche, fordernde Gedichte (oder andere Textsorten) möglich sein werden. Die Herausforderung könnte darin bestehen, den hier erklärten Vorsatz weiter zu verfolgen und zugleich, zugleich daran zu denken, dass ein jeder Text Wort für Wort, nacheinander, gelesen, verstanden und gemocht wird. Das ist die Schwierigkeit, aber auch die bessere Alternative zu einer Beliebigkeit.
Kein schlechtes Schlusswort, finde ich.
Und noch eins: Veränderung macht Spaß!
Völlig unterschätzt, leider.
Tschüss und alles Gute!
St
Ich schreibe relativ selten, aber hey...
Interessante Lektüre, sowohl deine Gedichtfassung also auch die Kommentare und deine Erläuterungen (von denen ich wahrscheinlich nicht 100% aufgefasst habe).
Dieses leicht zum Philosophieren verführende Stillleben fesselt über seine Dauer durchaus. Die Zeilen 3 - 5 wirken am stärksten auf mich und regen verschiedene, für sich sehr bedenkenswerte, Überlergungen an. Du erzwingst dort eine hinterfragende Betrachtung der Liebe ... was ich als "gelungen" werte.
Bei allem anderen, wäre ich Lehrer, notierte ich ein Fragezeichen, wo nach einer Weile erneut angesetzt werden sollte.
Bestehende Reibungspunkte:
1."füreinander geschaffen" Das stößt bei mir am klarsten auf Ablehnung, jedenfalls in der jetzigen Gedichtform. Kurzzeitig betrat ich die Welt des Kitschs. Von mir aus auch prototypentheoretisch begründeter Kitsch, dito.
2. "Frühjahrs-Netz" Umständlich, das Netz ist der zu erhaltende Teil, das Frühjahr der unnötige oder zu ersetzende. Wodurch ersetzen? Tjaaa.
3. das Wortspiel "nebeneinander lügen" - tatsächlich, ohne "nebeneinander" kein Wortspiel und auch kein "lügen". Aber wie gut fügt sich dieses "lügen" inhaltlich ein? Ohne einen erläuternden Essay zur Hand ... Da es nicht weiter erklärt wird, kann es hier nur als Hinweisgeber für einen verborgenen Sinn wirksam sein. Den kann ich suchen, aber mangels Fund neige ich dazu, darauf verzichten zu wollen.
[In manchen literarischen Boards gilt: "pun means punishment": Wortspiele werden geahndet. Ich mag das zwar nicht voll akzeptieren, aber es ist unbestritten schwierig ein Wortspiel gut unterzubringen. Im Zweifelsfall unterlassen und auf eine bessere Gelegenheit hoffen. Zweifel ist das Fehlen festen Glaubens.]
(Ich nenne es nur oberflächlich "Wortspiel", in der Rhetorik gibt es bestimmt noch eine Begrifflichkeit.)
Ich weiß, dass es bei diesen "Nachts-jetztaberschnell"-Texten nicht mit rechten Dingen zugeht, und wirklich viel Gutes dabei entsteht. Auch die Identifikation mit gerade diesen Schöpfungen ist groß. Daher würden rabiate Streichungen kaum auf dein Einverständnis stoßen. Ich denke da an mich selbst vor einigen Monaten, hätte da wohl einen Riegel vorgeschoben und für heilig erklärt. Vielleicht auch besser so für einen selbst.
Das Wortspiel auslöschen ist eine Möglichkeit ("liegen" statt "lügen"), eine andere wäre zu versuche, es zu festigen, zum festen Bestand des Textes zu rechtfertigen, und zwar an anderer Stelle. Da das Wortspiel auf Klang beruht, könnte ein zweites Aufgreifen von "lügen" nicht unbedingt nur auf inhaltlicher Ebene (lügen/Unwahrheit) stattfinden, sondern ebenfalls auf klanglicher (Reim/Assonanz: - ügen/ugen/iegen/ühlen). Das zweite Wortspiel sollte dann aber ähnlich gestrickt sein wie das erste und auch inhaltlich nicht völlig daneben lieben, äh liegen.
Daneben, aber da bin ich selber unsicher, könnte man über den "Schatten" noch einmal grübeln. Ich tu es jedenfalls noch ohne Ergebnis. Etwas Konkreteres wäre denkbar, aber dann würde dies vielleicht der Abstraktion schaden.
Die Krittelei ist vorbei, du wirst schon wissen, was gut ist, und gehst deinen Weg.
Was du in deinem letzten Absatz eben erklärt hast, lässt erwarten, dass dir viele weitere lesenswerte, abwechslungsreiche, fordernde Gedichte (oder andere Textsorten) möglich sein werden. Die Herausforderung könnte darin bestehen, den hier erklärten Vorsatz weiter zu verfolgen und zugleich, zugleich daran zu denken, dass ein jeder Text Wort für Wort, nacheinander, gelesen, verstanden und gemocht wird. Das ist die Schwierigkeit, aber auch die bessere Alternative zu einer Beliebigkeit.
Kein schlechtes Schlusswort, finde ich.
Und noch eins: Veränderung macht Spaß!
Völlig unterschätzt, leider.
Tschüss und alles Gute!
St
Guten Morgen Stefan,
danke dafür, dass mein Gedicht einen deiner raren Kommentare, dessen Inhalt nichtsdestotrotz wertvoll ist, einfangen konnte.
Recht hast du wohl vor allem in dem Punkt, dass ich mich hier etwas gegen Veränderungen wehre, als bedeuteten diese einen korrektiven Eingriff in meine Traumwelt. Das lässt mich manche meiner Begründungen für das Was und Wie des Textes -hier stehen ja längst nicht alle- in einem anderen Licht sehen. Dabei habe ich wohl teilweise zu sehr die Entstehung des Textes und zu wenig ihr Produkt im Blick.
Bleiben wir also fest am Text. Da nennst du drei Kritikpunkte. Ich fange mal mit dem Wortspiel an, weil ich dabei auch etwas zum Thema Kitsch sagen werde. Ich stelle mal, für diesen Kommentar, eine Fassung vor, die auf den kitschigen Einstieg und auf das Wortspiel schlicht verzichtet:
Wir liegen nebeneinander im Schatten der Liebe
die über uns ihre Äste spannt.
Ein Frühjahrs-Netz mit ungleichen Maschen
das ein paar Knospen fängt
und den Blick auf den Himmel zerstückelt-
unordentlich aber rational.
[Es könnte jetzt auch noch auf "nebeneinander" verzichtet werden]
Was leistet diese Version, was die ursprüngliche nicht leistet?
Sie ist direkter formuliert und bildlich zugänglicher. Sie verstrickt sich noch immer in innere Widersprüche, das Geäst wird zum Netz, die ein Bedenken äußern. Bezüge zur Schöpfungsgeschichte bleiben insoweit erhalten, dass das Baumbild in diese Richtung weist, ebenso der zerstückelte Himmel.
Wie steht es um den Kitschfaktor?
Er verschwindet wie der pathetische Eröffnungsvers. In meinen Augen muten aber die beiden neuen ersten Verse etwas kitschig an und ich habe Bedenken ob der milde Widerspruch, der darauf folgt, diesen Kitsch beheben kann, der von einer selbstreflexiven Ebene auf eine inhaltliche Ebene gewandert ist.
Was leistet die Ursprungsversion, was die neue nicht leistet?
Sie beinhaltet ein Wortspiel, das -wie ich meine- sehr wohl Funktion hat. Zwar startet sie mit einem jener Eröffnungsverse, die so verboten sind, wie man in der Lyrik überhaupt Dinge verbieten kann, aber sie stellt der dadurch angedeuteten Lesart ein Wort entgegen, dass sie nicht aufgehen lässt: lügen. Das Wortspiel besteht nicht darin, dass da eigentlich "liegen" stehen sollte, hier aber "lügen" steht. Hier steht "lügen" und man assoziiert "liegen" wegen dem "nebeneinander". Für mich trifft das Lügen inhaltlich und strukturell wesentliche Aussagen. Zum einen bezieht es sich auf die Erbsünde, was eine christliche Interpretation offen hält. Weiterhin ist das Lügen nicht wie das Liegen ein örtliches sich Befinden sondern ein produktiver, selbst wieder schöpferischer Prozess, dessen Resultat schon der erste Vers sein kann ("Füreinander geschaffen."), aber auch das Frühjahrsnetz. Überhaupt schreit ja die Titelfrage nach einer Antwort, durch ihre Lügen werden die Protagonisten zum Urheber dieser Frage und versuchen selbst Antworten zu erfinden, mit Liegen wäre es eine Frage über ihrem Verhalten, ein Mehrwissen des Lesers. So wird das Wortspiel -für mich- zum strukturellen Hinweis an den Leser: hier ist etwas anders, als du es lesen möchtest. Du weißt nicht mehr als die anonymen Protagonisten. Du bleibst der selben Problematik verhaftet. Sieh zweimal hin.
Fazit: Wenn der erste Vers gestrichen wird, dann stimme ich dir zu, dass auch das Wortspiel verzichtbar wird. Bleibt der erste Vers bestehen, dann muss auch das Wortspiel bleiben.
Ich habe die Entscheidung getroffen, beides zu behalten. Ich denke, dass die Lesart, die vor allem in den mittleren Versen fündig wird, so trotzdem möglich bleibt, - mit dem Manko, dass gewisse Störelemente des Textes eher als Schwächen gewertet werden. Die andere, theoretischere Lesart, die mir selbst sehr wichtig ist, besteht aber nur in diesen "Schwächen" und käme mit ihnen abhanden.
Über das Frühjahrsnetz muss ich noch etwas grübeln. Das Wort Frühjahr, hat sehr wohl Funktion im Text. Inwiefern es aber verzichtbar oder austauschbar ist, darüber muss ich mir erstmal klar werden.
LG
Last
___________
P.S.: Deine Ausführungen über die Möglichkeiten, ein Wortspiel sinnvoll einzubinden, sind wertvoll für mich. Ich habe vor kurzem noch ein Wortspiel in einem Gedicht eines bekannten Autors entdeckt und jetzt noch einmal nachgeschlagen, wie er es eingebunden hat. Er nutzt sowohl den Reim als auch ein weiteres Wortspiel um weitere Bezüge zu öffnen:
[...]
Wir fressen Leichen über lange Zeit
und schmatzen uns an denen satt.
Wer ich denn war zu meinem Leid?
Bestattet mich an unbekannter Statt.
Aus: "Testament" von Günter Kunert. In: Als das Leben umsonst war. Hanser: 2009.
danke dafür, dass mein Gedicht einen deiner raren Kommentare, dessen Inhalt nichtsdestotrotz wertvoll ist, einfangen konnte.
Recht hast du wohl vor allem in dem Punkt, dass ich mich hier etwas gegen Veränderungen wehre, als bedeuteten diese einen korrektiven Eingriff in meine Traumwelt. Das lässt mich manche meiner Begründungen für das Was und Wie des Textes -hier stehen ja längst nicht alle- in einem anderen Licht sehen. Dabei habe ich wohl teilweise zu sehr die Entstehung des Textes und zu wenig ihr Produkt im Blick.
Bleiben wir also fest am Text. Da nennst du drei Kritikpunkte. Ich fange mal mit dem Wortspiel an, weil ich dabei auch etwas zum Thema Kitsch sagen werde. Ich stelle mal, für diesen Kommentar, eine Fassung vor, die auf den kitschigen Einstieg und auf das Wortspiel schlicht verzichtet:
Wir liegen nebeneinander im Schatten der Liebe
die über uns ihre Äste spannt.
Ein Frühjahrs-Netz mit ungleichen Maschen
das ein paar Knospen fängt
und den Blick auf den Himmel zerstückelt-
unordentlich aber rational.
[Es könnte jetzt auch noch auf "nebeneinander" verzichtet werden]
Was leistet diese Version, was die ursprüngliche nicht leistet?
Sie ist direkter formuliert und bildlich zugänglicher. Sie verstrickt sich noch immer in innere Widersprüche, das Geäst wird zum Netz, die ein Bedenken äußern. Bezüge zur Schöpfungsgeschichte bleiben insoweit erhalten, dass das Baumbild in diese Richtung weist, ebenso der zerstückelte Himmel.
Wie steht es um den Kitschfaktor?
Er verschwindet wie der pathetische Eröffnungsvers. In meinen Augen muten aber die beiden neuen ersten Verse etwas kitschig an und ich habe Bedenken ob der milde Widerspruch, der darauf folgt, diesen Kitsch beheben kann, der von einer selbstreflexiven Ebene auf eine inhaltliche Ebene gewandert ist.
Was leistet die Ursprungsversion, was die neue nicht leistet?
Sie beinhaltet ein Wortspiel, das -wie ich meine- sehr wohl Funktion hat. Zwar startet sie mit einem jener Eröffnungsverse, die so verboten sind, wie man in der Lyrik überhaupt Dinge verbieten kann, aber sie stellt der dadurch angedeuteten Lesart ein Wort entgegen, dass sie nicht aufgehen lässt: lügen. Das Wortspiel besteht nicht darin, dass da eigentlich "liegen" stehen sollte, hier aber "lügen" steht. Hier steht "lügen" und man assoziiert "liegen" wegen dem "nebeneinander". Für mich trifft das Lügen inhaltlich und strukturell wesentliche Aussagen. Zum einen bezieht es sich auf die Erbsünde, was eine christliche Interpretation offen hält. Weiterhin ist das Lügen nicht wie das Liegen ein örtliches sich Befinden sondern ein produktiver, selbst wieder schöpferischer Prozess, dessen Resultat schon der erste Vers sein kann ("Füreinander geschaffen."), aber auch das Frühjahrsnetz. Überhaupt schreit ja die Titelfrage nach einer Antwort, durch ihre Lügen werden die Protagonisten zum Urheber dieser Frage und versuchen selbst Antworten zu erfinden, mit Liegen wäre es eine Frage über ihrem Verhalten, ein Mehrwissen des Lesers. So wird das Wortspiel -für mich- zum strukturellen Hinweis an den Leser: hier ist etwas anders, als du es lesen möchtest. Du weißt nicht mehr als die anonymen Protagonisten. Du bleibst der selben Problematik verhaftet. Sieh zweimal hin.
Fazit: Wenn der erste Vers gestrichen wird, dann stimme ich dir zu, dass auch das Wortspiel verzichtbar wird. Bleibt der erste Vers bestehen, dann muss auch das Wortspiel bleiben.
Ich habe die Entscheidung getroffen, beides zu behalten. Ich denke, dass die Lesart, die vor allem in den mittleren Versen fündig wird, so trotzdem möglich bleibt, - mit dem Manko, dass gewisse Störelemente des Textes eher als Schwächen gewertet werden. Die andere, theoretischere Lesart, die mir selbst sehr wichtig ist, besteht aber nur in diesen "Schwächen" und käme mit ihnen abhanden.
Über das Frühjahrsnetz muss ich noch etwas grübeln. Das Wort Frühjahr, hat sehr wohl Funktion im Text. Inwiefern es aber verzichtbar oder austauschbar ist, darüber muss ich mir erstmal klar werden.
LG
Last
___________
P.S.: Deine Ausführungen über die Möglichkeiten, ein Wortspiel sinnvoll einzubinden, sind wertvoll für mich. Ich habe vor kurzem noch ein Wortspiel in einem Gedicht eines bekannten Autors entdeckt und jetzt noch einmal nachgeschlagen, wie er es eingebunden hat. Er nutzt sowohl den Reim als auch ein weiteres Wortspiel um weitere Bezüge zu öffnen:
[...]
Wir fressen Leichen über lange Zeit
und schmatzen uns an denen satt.
Wer ich denn war zu meinem Leid?
Bestattet mich an unbekannter Statt.
Aus: "Testament" von Günter Kunert. In: Als das Leben umsonst war. Hanser: 2009.
Zuletzt geändert von Last am 07.06.2009, 00:07, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo, Last,
gefällt mir, wie du mit der Kritik umgegangen ist. Die Gegenüberstellung der Alternativen ist auch mir hilfreich, der eher nach Impression wertet.
Ich stimme vollkommen zu, dass es solcher Auffälligkeiten wie "lügen" bedarf, um eine allgemeinere Vorstellung von "Liebe" mit einzubeziehen, wie die christliche Nächstenliebe. Wenn es vorrangig darum geht, bleibt aber die Frage, wieso du zunächst auf dieses Bild "romantisches Picknick-Idyll" abzielst. Ich glaube, wenn das Gedicht länger wäre, ließen sich beide Aspekte noch besser ausführen. Andererseits ist die Verschmelzung schon in wenigen Zeilen hochgradig verdichtet, irgendwie mit enthalten, nur eben schwer zu begreifen.
Natürlich muss man ein zweites Mal hinschauen, keine Frage. Interessant ist es allemal. Das manche Stellen als Mängel gewertet werden, ist bei so einer dichterischen Konzeption eigentlich vorprogrammiert. Das so zu lassen, wie es ist, finde ich gut, angesichts deiner Auseinandersetzung.
Idee: Vielleicht gelingt dir eine weitere Strophe (oder ein Schwester-Gedicht) mit selbiger Verdichtung und beginnend mit der hintergründigen Problematik, überleitend zu einem Pärchen-Bild. Wenn du das auch schaffst, bist du fit.
Kunerts Zeilen (heißt es da wirklich "Wer war ich den", oder ist das ein Tippfehler?) haben es schon ganz schön in sich. Spannend, was da passiert. Muss ich mir später auch noch einmal anschauen.
Auf bald,
Grüße
Stefan
gefällt mir, wie du mit der Kritik umgegangen ist. Die Gegenüberstellung der Alternativen ist auch mir hilfreich, der eher nach Impression wertet.
Ich stimme vollkommen zu, dass es solcher Auffälligkeiten wie "lügen" bedarf, um eine allgemeinere Vorstellung von "Liebe" mit einzubeziehen, wie die christliche Nächstenliebe. Wenn es vorrangig darum geht, bleibt aber die Frage, wieso du zunächst auf dieses Bild "romantisches Picknick-Idyll" abzielst. Ich glaube, wenn das Gedicht länger wäre, ließen sich beide Aspekte noch besser ausführen. Andererseits ist die Verschmelzung schon in wenigen Zeilen hochgradig verdichtet, irgendwie mit enthalten, nur eben schwer zu begreifen.
Natürlich muss man ein zweites Mal hinschauen, keine Frage. Interessant ist es allemal. Das manche Stellen als Mängel gewertet werden, ist bei so einer dichterischen Konzeption eigentlich vorprogrammiert. Das so zu lassen, wie es ist, finde ich gut, angesichts deiner Auseinandersetzung.
Idee: Vielleicht gelingt dir eine weitere Strophe (oder ein Schwester-Gedicht) mit selbiger Verdichtung und beginnend mit der hintergründigen Problematik, überleitend zu einem Pärchen-Bild. Wenn du das auch schaffst, bist du fit.
Kunerts Zeilen (heißt es da wirklich "Wer war ich den", oder ist das ein Tippfehler?) haben es schon ganz schön in sich. Spannend, was da passiert. Muss ich mir später auch noch einmal anschauen.
Auf bald,
Grüße
Stefan
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