In der Dornenhecke
habe ich mir
ein Nest gebaut
aus Wolkenworten
Mir einen Namen gegeben
bei dem niemand
mich rufen wird.
Die Hecke blüht.
Duften werden
im Herbst ihre Beeren
und leuchten.
Erstfassung:
In der Dornenhecke
habe ich mir
ein Nest gebaut
aus Wolkenworten.
Und mir
einen Namen gegeben
bei dem niemand
mich nennen wird.
Die Hecke blüht.
Im Herbst werden
ihre Beeren duften
und leuchten.
o.T.
Hallo Leonie!
Das ist ein Text, mit dem ich mich inhaltlich anfreunden kann - und doch... er wirkt eigenartig blass auf mein lyrisches Auge!? Vielleicht, weil die Sätze einfach Sätze sind, die sich spannungslos in Zeilen gliedern - aber ich weiß es nicht. Wenn z.B. der Schluss-Satz in einem von meinen Texten stünde, schriebe ich ziemlich sicher...
Duften werden
im Herbst ihre Beeren
und leuchten.
...denn das entspricht halt meinem versordnenden Sinn (Duften vorne, Leuchten hinten, die Beeren in die Mitte - ich weiß, ich bin ein ein schlichter Geist
); aber ob damit etwas gewonnen wäre? Ein mehr an Lebendigkeit gar? Wie gesagt: Ich weiß es nicht.
Ferdigruß!
Das ist ein Text, mit dem ich mich inhaltlich anfreunden kann - und doch... er wirkt eigenartig blass auf mein lyrisches Auge!? Vielleicht, weil die Sätze einfach Sätze sind, die sich spannungslos in Zeilen gliedern - aber ich weiß es nicht. Wenn z.B. der Schluss-Satz in einem von meinen Texten stünde, schriebe ich ziemlich sicher...
Duften werden
im Herbst ihre Beeren
und leuchten.
...denn das entspricht halt meinem versordnenden Sinn (Duften vorne, Leuchten hinten, die Beeren in die Mitte - ich weiß, ich bin ein ein schlichter Geist

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Hi leonie,
das ist mal wieder eines jener "leonienischen" Gedichte, die ich so gerne lese! Es spricht mich in seiner melancholischen Metaphorik sehr an. Gelungen!
Anders als Hakuin würde mir jedoch etwas fehlen, fiele die mittlere Strophe weg. Ich finde sie wichtig als zentrales Bindeglied zwischen den Strophen.
Wünsche dir ein sonniges Pfingswochenende,
Herby
das ist mal wieder eines jener "leonienischen" Gedichte, die ich so gerne lese! Es spricht mich in seiner melancholischen Metaphorik sehr an. Gelungen!
Anders als Hakuin würde mir jedoch etwas fehlen, fiele die mittlere Strophe weg. Ich finde sie wichtig als zentrales Bindeglied zwischen den Strophen.
Wünsche dir ein sonniges Pfingswochenende,
Herby
Liebe Leonie,
vielleicht hast Du gemerkt, dass Dein Gedicht die Struktur eines alten Marienliedes hat?
Der Dornwald/ die Dornhecke ("Die Taxuswand" von der Droste) als Metapher für die Unwirtlichkeit der Welt, in der sich das Lyrische Ich eine Heimat bauen muss. Mit ungeeigneten Mitteln.
Die zweite Strophe halte ich für wichtig. Menschsein beginnt damit, dass man mit seinem Namen gerufen wird! Ohne diese "Berufung" gibt es keine Gemeinschaft. So bleibt das Wort allein.
Oder gibt es vielleicht einen geheimen Namen, der ausgesät wird und wachsen kann?
Sind wirklich ungeeignete Mittel gewählt?
In der dritten Strophe ereignet sich dann das (alltägliche) Wunder. Die Dornen blühen. Der Wurfanker der Hoffnung ist ausgeworfen...
Liebe Grüße, Carl
vielleicht hast Du gemerkt, dass Dein Gedicht die Struktur eines alten Marienliedes hat?
Der Dornwald/ die Dornhecke ("Die Taxuswand" von der Droste) als Metapher für die Unwirtlichkeit der Welt, in der sich das Lyrische Ich eine Heimat bauen muss. Mit ungeeigneten Mitteln.
Die zweite Strophe halte ich für wichtig. Menschsein beginnt damit, dass man mit seinem Namen gerufen wird! Ohne diese "Berufung" gibt es keine Gemeinschaft. So bleibt das Wort allein.
Oder gibt es vielleicht einen geheimen Namen, der ausgesät wird und wachsen kann?
Sind wirklich ungeeignete Mittel gewählt?
In der dritten Strophe ereignet sich dann das (alltägliche) Wunder. Die Dornen blühen. Der Wurfanker der Hoffnung ist ausgeworfen...
Liebe Grüße, Carl
Hallo Leonie,
das gefällt mir sehr, obgleich ich ausnahmsweise das gleiche Hörempfinden zu haben scheine wie ferdi.
Das Gedicht hat eine innere Spannung, weil es nicht eindeutig für mich aufzulösen ist, wie ich es empfinde, verstehe und obwohl es eine sehr ruhige Stimme trägt, bringt es etwas ins Schwingen. Fein!
Darüber muss ich noch nachdenken, ich glaube ich lese da etwas anderes, egal wie nun die letzte Strophe gesetzt ist.
Drei persönliche Kleinigkeiten noch,
wenn du dem „habe“ das „e“ wegnehmen würdest, würde es sich für mich ein wenig vertraulicher anhören, näher.
Und das „nennen“ hat mich etwas irritiert, vielleicht auch klanglich durch die vielen „n“. Ich hätte hier eher ein „rufen“ eingesetzt, auch weil da dann noch andere Bedeutungen mitschwingen.
„Die Hecke blüht.“ fällt für mich aus dem Rhythmus der anderen Strophen. Erschreckt mich fast ein bisschen, weil die Zeile sich sehr kalt anhört, wie eine nüchterne Feststellung. Und das Blühen ist in den Beeren ja auch schon irgendwie vorausgesetzt.
Ich könnte es mir also auch dreizeilig vorstellen.
In der Dornenhecke
hab ich mir ein Nest gebaut
aus Wokenworten.
Mir einen Namen gegeben
bei dem niemand
mich rufen wird.
Duften werden
im Herbst ihre Beeren
und leuchten.
Sehr gern gelesen. Und ich musste auch an diese Marienparallele denken, und es ist auch spannend, welche Funktion hier die Worte übernehmen.
liebe Grüße
Flora
das gefällt mir sehr, obgleich ich ausnahmsweise das gleiche Hörempfinden zu haben scheine wie ferdi.

Das Gedicht hat eine innere Spannung, weil es nicht eindeutig für mich aufzulösen ist, wie ich es empfinde, verstehe und obwohl es eine sehr ruhige Stimme trägt, bringt es etwas ins Schwingen. Fein!
Aber ich glaube, es muss so blass sein.
Lebendigkeit erwächst ja gerade nicht aus dem Rückzug.
Darüber muss ich noch nachdenken, ich glaube ich lese da etwas anderes, egal wie nun die letzte Strophe gesetzt ist.
Drei persönliche Kleinigkeiten noch,
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Und das „nennen“ hat mich etwas irritiert, vielleicht auch klanglich durch die vielen „n“. Ich hätte hier eher ein „rufen“ eingesetzt, auch weil da dann noch andere Bedeutungen mitschwingen.
„Die Hecke blüht.“ fällt für mich aus dem Rhythmus der anderen Strophen. Erschreckt mich fast ein bisschen, weil die Zeile sich sehr kalt anhört, wie eine nüchterne Feststellung. Und das Blühen ist in den Beeren ja auch schon irgendwie vorausgesetzt.
Ich könnte es mir also auch dreizeilig vorstellen.
In der Dornenhecke
hab ich mir ein Nest gebaut
aus Wokenworten.
Mir einen Namen gegeben
bei dem niemand
mich rufen wird.
Duften werden
im Herbst ihre Beeren
und leuchten.
Sehr gern gelesen. Und ich musste auch an diese Marienparallele denken, und es ist auch spannend, welche Funktion hier die Worte übernehmen.
liebe Grüße
Flora
Lieber Hakuin,
danke Dir für die Rückmeldung.
Es macht nichts, wenn Dir die zweite Strophe nicht so wichtig ist, sondern Du mehr mit der Heckenmetapher anfangen kannst.
Für mich ist die zweite Strophe fast wichtiger als die erste. .
Lieber Herby,
einfach nur "Danke"! Und Dir auch ein schönes Pfingstwochenende. (abgetaucht?)
Lieber Carl,
nein, habe ich nicht gemerkt. Obwohl es ganz offensichtlich ist. Aber auf Deinen "Aufspürsinn" ist Verlass.
Ich mag Deine Interpretation. Sehr sogar. Der Name, es könnte sein, dass er noch wachsen muss, damit auch ein anderer ihn nennen kann.
Vermutlich ist ja doch eine Sehnsucht danach da, nicht allein damit zu bleiben.
(Oder rufen? da bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das ändere, Flora hat es auch angemerkt...)
Auch die Frage nach den geeigneten Mitteln ist spannend.
Und: genau. Es ist schon ein Wunder, dass da etwas blüht. Das lyrIch konstatiert es fast mit Befremden, obwohl es den Grund zur Hoffnung gibt.
Ich danke Dir, mal wieder erstaunt, wie genau Du liest...
Liebe Flora,
ich glaube, es soll gar nicht nah sein. Für mich ist viel Rückzug drin.
Über "nennen" und "rufen" muss ich nochmal nachdenken, es könnte gut sein, dass ich das ändere. Wegen der mitschwingenden Bedeutungen...
Das mit der "blühenden Hecke" hast Du genau gehört, wie ich es mir auch gedacht hatte. Für mich muss es da unbedingt stehen.
Über die Setzung muss ich nochmal nachdenken. Da brauche ich ein wenig Zeit.
Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
danke Dir für die Rückmeldung.
Es macht nichts, wenn Dir die zweite Strophe nicht so wichtig ist, sondern Du mehr mit der Heckenmetapher anfangen kannst.
Für mich ist die zweite Strophe fast wichtiger als die erste. .
Lieber Herby,
einfach nur "Danke"! Und Dir auch ein schönes Pfingstwochenende. (abgetaucht?)
Lieber Carl,
nein, habe ich nicht gemerkt. Obwohl es ganz offensichtlich ist. Aber auf Deinen "Aufspürsinn" ist Verlass.
Ich mag Deine Interpretation. Sehr sogar. Der Name, es könnte sein, dass er noch wachsen muss, damit auch ein anderer ihn nennen kann.
Vermutlich ist ja doch eine Sehnsucht danach da, nicht allein damit zu bleiben.
(Oder rufen? da bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das ändere, Flora hat es auch angemerkt...)
Auch die Frage nach den geeigneten Mitteln ist spannend.
Und: genau. Es ist schon ein Wunder, dass da etwas blüht. Das lyrIch konstatiert es fast mit Befremden, obwohl es den Grund zur Hoffnung gibt.
Ich danke Dir, mal wieder erstaunt, wie genau Du liest...
Liebe Flora,
ich glaube, es soll gar nicht nah sein. Für mich ist viel Rückzug drin.
Über "nennen" und "rufen" muss ich nochmal nachdenken, es könnte gut sein, dass ich das ändere. Wegen der mitschwingenden Bedeutungen...
Das mit der "blühenden Hecke" hast Du genau gehört, wie ich es mir auch gedacht hatte. Für mich muss es da unbedingt stehen.
Über die Setzung muss ich nochmal nachdenken. Da brauche ich ein wenig Zeit.
Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
Liebe Leonie,
es ist mir leicht, denen zu folgen, die in diesem Gedicht eine typische Leoniestimme erkennen.
Ich kann aber auch Ferdi verstehen. Seine Version der letzten Strophe finde ich viel prägnanter, man schmeckt sie mehr.
Außerdem gehen mit die Wolkenworte nicht so leicht über die Lippen, nicht nur wegen der Alliteration, sondern vor allem auch weil es mir schon rein bildliche sehr nah an 'Zuckerwatte' ist (das mag aber auch meine kranke Phantasie sein).
Ich fände Nester aus Worten viel stärker, weil es eine Aussage hat ... Wolken klingt mir zu sehr nach Flucht.
Liebe Grüße
Max
es ist mir leicht, denen zu folgen, die in diesem Gedicht eine typische Leoniestimme erkennen.
Ich kann aber auch Ferdi verstehen. Seine Version der letzten Strophe finde ich viel prägnanter, man schmeckt sie mehr.
Außerdem gehen mit die Wolkenworte nicht so leicht über die Lippen, nicht nur wegen der Alliteration, sondern vor allem auch weil es mir schon rein bildliche sehr nah an 'Zuckerwatte' ist (das mag aber auch meine kranke Phantasie sein).
Ich fände Nester aus Worten viel stärker, weil es eine Aussage hat ... Wolken klingt mir zu sehr nach Flucht.
Liebe Grüße
Max
Lieber Max,
ich nehme die ferdi-Formulierung mal auf. Obwohl ich nicht sicher bin, dass sie dem "leonie-Ton" entspricht.
Nur "Worte" reicht mir nicht. Da denke ich drüber nach. Vielleicht ist die Zuckewatte-Assoziation ja genau richtig, auch wenn sie Dir nicht schmeckt. Aber das weiß ich selbst noch nicht.
Ich danke Dir, schön, Dich hier zu treffen!
Liebe Grüße
leonie
ich nehme die ferdi-Formulierung mal auf. Obwohl ich nicht sicher bin, dass sie dem "leonie-Ton" entspricht.
Nur "Worte" reicht mir nicht. Da denke ich drüber nach. Vielleicht ist die Zuckewatte-Assoziation ja genau richtig, auch wenn sie Dir nicht schmeckt. Aber das weiß ich selbst noch nicht.
Ich danke Dir, schön, Dich hier zu treffen!
Liebe Grüße
leonie
Hallo Leonie!
Oha, was habe ich denn da wieder angerichtet... Wenn du dich überwinden musst, um die von mir vorgeschlagene Formulierung zu übernehmen, dann schmeiß sie bitte in die Mülltonne - das ist schließlich dein Gedicht! Vielleicht nimmst du ja auch nur einfach den verschiedentlich geäußerten und von Max auch ins Wort gesetzten Wunsch nach mehr Prägnanz auf und probierst noch ein paar Varianten durch? Meine obige Idee resultiert ja auch aus dem Willen, dein Wortmaterial intakt zu lassen - aber vielleicht kann man auch da etwas machen? Zum beispiel das "ihre" rausnehmen (ich weiß, auch wieder so eine Idee des Pronomenhassers Ferdi
) und dann die Möglichkeiten von Vers und Satz noch einmal durchspielen?! Die "Wolkenworte" würde ich aber auch drinlassen. Und überhaupt: Deine Erstversion war schon ein veriables Gedicht - wenn du alles so lässt, wie es war, ist das doch auch völlig in Ordnung 
Ferdigruß!
PS Wenn ich so drüber nachdenke, resulitert meine Version des letzten Satzes auch daraus, dass so die Zeilen "rund" sind, ich beim Laut-Lesen ganz natürlich kleine Pausen einlegen kann nach jeder von ihnen - aber gefragt, ob dir das überhaupt wichtig ist, habe ich mich natürlich auch nicht
-F.
Oha, was habe ich denn da wieder angerichtet... Wenn du dich überwinden musst, um die von mir vorgeschlagene Formulierung zu übernehmen, dann schmeiß sie bitte in die Mülltonne - das ist schließlich dein Gedicht! Vielleicht nimmst du ja auch nur einfach den verschiedentlich geäußerten und von Max auch ins Wort gesetzten Wunsch nach mehr Prägnanz auf und probierst noch ein paar Varianten durch? Meine obige Idee resultiert ja auch aus dem Willen, dein Wortmaterial intakt zu lassen - aber vielleicht kann man auch da etwas machen? Zum beispiel das "ihre" rausnehmen (ich weiß, auch wieder so eine Idee des Pronomenhassers Ferdi
.gif)

Ferdigruß!
PS Wenn ich so drüber nachdenke, resulitert meine Version des letzten Satzes auch daraus, dass so die Zeilen "rund" sind, ich beim Laut-Lesen ganz natürlich kleine Pausen einlegen kann nach jeder von ihnen - aber gefragt, ob dir das überhaupt wichtig ist, habe ich mich natürlich auch nicht

Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Liebe Leonie,
auch wenn ferdi seinen Vorschlag ein wenig relativiert, muss ich sagen, dass mir die neue Version ganz gut gefällt, jedenfalls so, wie ich sie lese.
Mit den Wolkenworten verstehe ich Dich ... allerdings dachte ich nicht, einfach die Wolken zu streichen, sondern es etwa so zu formulieren
So oder so aber ein schöner Text
Liebe Grüße
Max
auch wenn ferdi seinen Vorschlag ein wenig relativiert, muss ich sagen, dass mir die neue Version ganz gut gefällt, jedenfalls so, wie ich sie lese.
Mit den Wolkenworten verstehe ich Dich ... allerdings dachte ich nicht, einfach die Wolken zu streichen, sondern es etwa so zu formulieren
In der Dornenhecke
hab ich mir aus Worten
ein Nest gebaut
So oder so aber ein schöner Text
Liebe Grüße
Max
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