ent-täuscht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Anna Blume

Beitragvon Anna Blume » 17.05.2009, 18:26

2. Version:
end-täuscht

manchmal
zu oft
fallen wir Sterne vom Himmel

von Poetenhand empfangen
geschrieben in Bilder
mit Küssen im Licht

ein Film

24-mal pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen Schwärze
Tragödie

keiner siehts

Blitz, Musik,
gerissenes Band

trotz des Projektors fortwährenden Scheins
sind unsere Spaziergänge in Cannes für immer vorbei


1. Version:
ent-täuscht

manchmal
zu oft
fallen wir Sterne vom Himmel

von Poetenhand empfangen
geschrieben in Bilder
mit Küssen im Licht

ein Film

24 Rahmen pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen Schwärze
Tragödie

keiner siehts

Blitz und Musik
gerissenes Band

trotz des Projektors immerwährenden Scheins
sind unsere Spaziergänge in Cannes für immer vorbei
Zuletzt geändert von Anna Blume am 26.05.2009, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 18.05.2009, 16:48

Hallo Anna,

nach mehrmaligen Lesen scheint der Text, dessen Motiv klar und gut rüberkommt. mir hier und da überdenkenswert :

manchmal
zu oft

fallen wir Sterne vom Himmel

von Poetenhand empfangen
in Bilder gefasst
mit Küssen im Licht

ein Film

24-mal pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen
tragische Schwärze

keiner siehts

Blitz, Musik, gerissenes Band

trotz des Projektors immerwährenden Scheins
sind unsere Spaziergänge in Cannes für immer vorbei

Vielleicht erscheint dir ja das Eine oder Andere bedenkenswert und

lieben Gruß von Hannes

Anna Blume

Beitragvon Anna Blume » 19.05.2009, 17:12

Hallo Hannes!

Ich danke Dir sehr fürs Lesen und Kommentieren. Ich freue mich auch, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir mier ein paar Verbesserungsvorschläge zu geben.

Ich mag den Anfang gerne so wie er ist. Gerade der Widerspruch ist mir hier wichtig, denn Sterne an sich fallen ja dann doch nicht so oft vom Himmel - 'Filmsterne' scheint es aber doch einige zu geben...

Poeten schreiben, Filmleute 'fassen' - ich dacht hier an das Drehbuch.



24-mal pro Sekunde


das mag ich!



dazwischen Schwärze
Tragödie


erst kommt die Schwärze, dann denkt der Zuschauer sich die Tragödie... hier bleibe ich auch bei meiner Version. Wir kreieren die Tragödie ja selbst, hinein in die Schwärze zwischen den Bildern - ist das verständlich? (Ich denke hier an Filmmacher wie Sergij Eisenstein)...




Blitz, Musik, gerissenes Band


Ja, das ist so besser!


Also, recht herzlichen Dank nocheinmal - ich werde aber nochmal nachdenken und sehen, was ich dann ändere!

LG,

Anna

Louisa

Beitragvon Louisa » 19.05.2009, 20:49

Hallo Anna!

Der Zufall wollte es, dass ich mal mit einer freundin zwei tage auf diesen Festspielen gearbeitet habe und ich hatte gehofft etwas von deren nur scheinbar pompöser Atmosphäre hier wiederzufinden - leider verbleibst du aber im Allgemeinen.
Aber ich gehe mal Wort für Wort für - wie ich es auch dir empfehlen würde.

"ent-täuscht"

Das im Titel die Täuschung liegt, ist eine schöne Aufmerksamkeit von dir. Ich finde aber auch aus dem jetzt so ziemlich bedeutungslos allein stehenden "ent-" könnte man vielleicht ein: "END" (wie im thematisierten Filmgenre: "THE END" machen, sodass es vielleicht: "THE END-täuscht" heißen könnte. Nur eine Idee.

Dann geht es weiter:

"manchmal
zu oft
fallen wir Sterne vom Himmel"

Was nun, "manchmal" oder "zu oft" ? Das packt mich für einen Anfang nicht gerade besonders. Hingegen dieses: "Wir Sterne" - fand ich ganz spannend - wieso seid ihr Sterne? Weil ihr euch als "Stars" fühlt? - Nicht uninteressant, aber so ist es mir zu allgemein. Du müsstest, wenn es schon von um "vom Himmel fallende Sterne" geht, bei diesem Bild bleiben und mir mehr darüber erzählen, was mit diesen Dingern dann geschehen soll, wenn sie vom Himmel fallen. Wo fallen sie hin? ist das überhauüt schlimm für einen Stern? Mir ist das noch zu platt. Als wäre es hier ein amerikanischer "Love-Song" - aber es soll ja genauer sein, es soll ja Poesie, Persönlich und gleichzeitig allgemeingültig sein oder nicht?

Weiter geht es mit:

"von Poetenhand empfangen
geschrieben in Bilder
mit Küssen im Licht"

Erstmal ziemlich kompliziert für mich diese Bilder aufzulösen. Also: Die gefallenen Sterne (das Wir) ist von "poetenhand empfangen", dann in Bilder geschrieben (Metaphern vielleicht, die Sterne als Metaphern?) und das ist wiederum mit Küssen im Licht geschehen....

Dazu fiel mir spontan dieses Wesen ein: :spin2:

Was ist denn eine "Poetenhand" ? Eine Hand die Bilder mit Küssen schreibt und das im Licht! Und diese Bilder sind Sterne und diese Sterne sind "wir" ?

Also entschuldige, das ist mir viel zu weit entfernt von diesem gemeinten, eigentlichen "wir" und dessen möglicher Tragödie, dessen geschichte -

Da kommt es mir vor als ginge es mehr um das "schöne Wort", als um den eigentlichen Verlust.

Schön fand ich aber das folgende Bild mit dem Fillmstreifen, der endlich auch einen Bezug zum Untertitel darstellt:

"ein Film

24 Rahmen pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen Schwärze
Tragödie"

Ob es unbedingt die "schwarze Tragödie" sein muss oder ob nicht auch eine "schwarze Leinwand" ausreichen würde, möchte ich mal so dahinstellen.

Sonst gefiel mir dieser Abschnitt durch seine gute Idee am Besten.

"keiner siehts

Blitz und Musik
gerissenes Band"

Ja, das passt auch noch ganz gut dazu. Es zeigt schön das Abgehackte der Beziehung-

"trotz des Projektors immerwährenden Scheins
sind unsere Spaziergänge in Cannes für immer vorbei"

Da verstehe ich diese festliche Sprache, die das ganze Gedicht durchzieht wieder nicht ganz. Wieso nicht einfach:

Noch leuchtet der Projektor, aber
wir gehen nicht mehr durch Cannes.

(?)

Ich finde man könnte das gesamte Ding etwas einfacher und ehrlicher formulieren.... Das mag auch Geschmackssache sein. Es würde zumindest meine Aufnahme und mein Verständniss erleichtern.

Das Schlussbild des leuchtenden Projektors im gegensatz zur eigenen Geschichte fand ich übrigens auch wieder ganz gelungen.

Hoffentlich nützt dir das was.

Schönen Abend!
l

Anna Blume

Beitragvon Anna Blume » 20.05.2009, 10:18

Liebe Louisa!
Ich danke Dir recht herzlich für Deine lange Stellungnahme zu meinem Gedicht. Ich habe das Gefühl erst einmal schnell vorweg sagen zu müssen, dass dieses Gedicht keine Hommage an Cannes sein sollte. Vielleicht war das misverständlich, da ich es zum Festival eingestellt habe und es zudem noch in Titel erwähnt habe.
Ich hatte keineswegs vor die pompöse Atmosphäre dort zu beschreiben!
Ich bleibe im Allgemeinen – ja, weil ich da eigentlich gar nicht hin will - nach Cannes...

Mein Gedicht ist ein Liebesgedicht, in dem ich einen Vergleich zwischen der Liebe zweier Menschen und einem Film ziehe.
Deine Idee zu „ent-täuscht“ mag ich daher gerne, würde es aber wohl zu „end-täuscht“ machen.

Dann ja, habe ich ja schon oben erwähnt, dass ich das manchmal, zu oft gerne so mag. Man sollte es in direktem Bezug zu den Sternen sehen. Was können Sterne alles sein? Ja ‚ Filmstars, aber hier geht es mir eigentlich darum zu zeigen, dass manchnmal etwas Schönes passiert, Sterne fallen vom Himmel, wie Sternschnuppen und sie finden sich. Wir, das LyrWir – das Liebespaar...
Wohl kitschig, aber manchmal darf das doch sein. Platt, sagst Du – hm, weiβ ich nicht...

"von Poetenhand empfangen
geschrieben in Bilder
mit Küssen im Licht"

Ein Drehbuch wird geschrieben, vom Poeten – zu dem Film – sieh Film, das Drehbuch als Metapher für die gemeinsame Zeit dieses Paares – ihre Bilder, verziert mit Küssen – so wie das ist, in einem kitschen Film...(tut mir leid, dass ich hier so langweilig bin
Ins Licht geschrieben – die Projektion eines Films benötigt Licht....

"ein Film

24 Rahmen pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen Schwärze
Tragödie"


Ob es unbedingt die "schwarze Tragödie" sein muss oder ob nicht auch eine "schwarze Leinwand" ausreichen würde, möchte ich mal so dahinstellen.

Nein, eine schwarze Leinwand kann es nicht sein. Darum geht es nicht. Es geht um die Schwärze zwischen jedem einzelnen Bild, in der die Tragödoie liegt, die aber vom Filmemacher nicht gezeigt wird, sondern vom Zuschauer selbst gesehen werden kann, wenn er aufpasst...
"

Da verstehe ich diese festliche Sprache, die das ganze Gedicht durchzieht wieder nicht ganz. Wieso nicht einfach:

Noch leuchtet der Projektor, aber
wir gehen nicht mehr durch Cannes.

(?)


Dann ist es mir zu platt...

Liebe Louisa!
Ich habe Deine Antwort hier gerne gelesen und freue mich, dass Du Dich mit meinem Gedicht auseinandergesetzt hast. Ich habe etwas das Gefühl, dass dieser Text nicht ganz dort ankommt, wo ich ihn hingeschrieben hatte – das mag wohl daran liegen, dass er zu kompliziert und unehrlich geschrieben ist, wie Du selbst auch andeutest.

Ich nehme mir Deine Anregungen zu Herzen und denke nochmal nach.

LG,

Anna

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.05.2009, 22:27

Huhu!

Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, wenn du manches daran selbst als "kitschig" oder "langweilig" empfindest. Ich bin dir ja deshalb nicht böse. Ich dachte nur man könnte daraus mehr machen und den Text verbessern.

Ich meine nicht, dass das "manchmal so sein kann" - jedenfalls nicht, wenn man ernsthafte Kunstwerke erzeugen will.

Deshalb ist es aber trotzdem manchmal so, auch wenn man es nicht will... Aber deshalb gibt es ja diese freundlichen Kritiker hier, in Zeitungen, im Fernsehen, die dann manchmal keine Fernsehpreise entgegen nehmen, weil sie ebenfalls meinen, dass das "nicht sein muss" -

Der Text kann ja auch ruhig so bleiben wie er ist und da stehen bleiben - du kannst ja vielleicht eine zweite Version versuchen und die daneben stellen - dann sehen wir ja, was dir, mir, den anderen besser gefällt.

Es geht mir ja nicht daraum "Recht" zu haben oder deine Schreibweise irgendwie zu diffamieren. Ich möchte nur, dass dem Text selbst geholfen wird. Das du ihm hilfst, womöglich mit Unterstützung.

Oder du findest ihn so abgeschlossen und ausreichend - dann kannst du es so lassen und brauchst nicht daran zu basteln...

Ehrlichkeit ist oftmals ziemlich platt und einfach, denke ich. Das ist aber nichts Unromantisches und auch nichts Langweiliges und kitschig ist sie, die Ehrlichkeit, schon gar nicht. Die Leute probieren es ja gar nicht erst mit der Ehrlichkeit aus...

Es gibt einen Wein, der heißt "Primitivo" - und das heißt "einfach" - und der Wein schmeckt gut :smile:

In diesem Sinne: Frohes Schaffen!
l

Lydie

Beitragvon Lydie » 25.05.2009, 22:42

Hallo Anna,

Es hat eben so etwas Blitzlichthaftes, die Bilder und Szenen. Das passt gut zu Cannes. Und dieses Spiel zwischen dem Sichtbaren, Festgehaltenen im Licht, und dem dazwischen, dem im Dunklen, sei es im Film, in Cannes, in der Liebe. Bin jetzt leider zu verflixt müde, um noch mehr dazu sagen zu können. Bin im ganzen Gedicht eigentlich nur an der Tragödie hängengeblieben und frage mich, ob sich das anders sagen lässt... Kommt später. Jetzt erst einmal Cut und Licht aus.

Ein herzlicher Gruss an Dich,

Lydie

Lydie

Beitragvon Lydie » 25.05.2009, 22:53

P.S.

Ja, und, Louisa, Zugang zu Deiner Art des Sehens, Wahrnehmens, Schreibens habe ich mehr über Deine Gedichte als über Deine Kommentare bekommen. Du meinst es vermutlich gut bzw wohl eher konstruktiv, aber mancher Kommentar klingt einfach arrogant. Was heisst das für dich, "ernsthaft Kunstwerke zu erzeugen"?

Nichts für ungut, aber das musste jetzt mal raus.

Lydie

Louisa

Beitragvon Louisa » 26.05.2009, 08:46

Hallo Lydie!

Zu Deinem Zitat: Mich nervt diese Art von Ergebenheit gegenüber den eigenen Fehlern. Kann auch sein, dass ich mich vollkommen täusche und der Text hier hat gar nichts Kitschiges an sich und man müsste nichts daran ändern. Manche Passagen haben mir ja auch gefallen, andere weniger.

Ich werde aber rasend, wenn ich dann lese: "Ja, das kann sein, dass es an mancher Stelle langweilig oder kitschig ist, aber so ist es nun mal."

Ich finde wenn man es schon selbst so sieht muss man es doch nicht so stehen lassen!? -

(...)

Wahrscheinlich kommt mein etwas rauher Tonfall auch daher, dass ich jeden Sonntagabend in einem Literatursalon sitze, wo auch meine Texte bis auf die Knochen auseinandergenommen und teilweise auch zerfetzt werden. Da hat man einen anderen Anspruch daran, was ein Gedicht leisten kann und was es besser vermeiden sollte.

Wenn Anna einen anderen, eigenen Anspruch an ihre Texte hat, als den, den ich zum Beispiel an meine stelle, ist das ja kein Problem. Dann kann sie das ja artikulieren und sagen: "Alles Blödsinn, was du schreibst Louisa! Ich finde das ok so!"

Ich weiß nicht, was an meiner Kritik nun schon wieder "arrogant" sein soll - ich wünschte mir meine Kritik jedenfalls für meine Texte :smile: ... Ich finde es bringt nichts so etwas mit Samthandschuhen und rosa Brillengläsern zu begutachten... Mit "ernsthaft Kunstwerke erzeugen" meine ich also das, wofür dieser Salon zumindest für mich steht - für die Arbeit und Verbesserung an Kunstwerken - nicht für die Ausstellung, die kommt irgendwann später - auch für mich.

Schönen Tag!
l

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 26.05.2009, 09:20

Hallo Anna!

Also ich empfinde die beiden "Projektor"-Zeilen auch als stilistisch überdenkenswert - aber nicht, weil mir der Ausdruck zu "festlich" erschiene, sondern weil es nicht ganz zum restlichen Text zu passen scheint. Oder ist da am Ende gar ein Bruch beabsichtigt (Ich krieg sowas nie mit ;-)) Jedenfalls: Könnte gut sein, dass die Wahrheit irgendwo zwischem deiner "festlichen Konstruktion" und Louisas "Prosa-Version" liegt :-)

(Louisa, mir scheint schon, dass du erstmal mit deinem eigenen "lyrischen Bezugssystem" an fremde Texte herantrittst und sie auf ihrer Tauglichkeit gemäß dessen Beurteilungsmaßstäben abklopfst. Da spricht ja erstmal nichts gegen, nur: Wenn der Text erkennbar durch Ideen strukturiert ist, die nicht zu deinem System gehören, dann kracht es ziemlich schnell ziemlich heftig im Gebälk. Auch nicht schlimm, aber vielleicht doch unangenehm für manchen; denn genauso, wie du eine andere Sprachebene als "lyrisch neutral" empfindest als Anna (oder gar ich ;-)), ist es nicht allen gegeben, auf einen solchen Überwältigungsversuch durch ein fremdes Deutungssystem mit einem "Alles Blödsinn" zu antworten. Oder, viel kürzer: Menschen sind verschieden ;-))

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Lydie

Beitragvon Lydie » 26.05.2009, 09:54

Hallo Louisa,

Ich denke, es ist eine Frage des Tons, der Form, des Temperaments, dessen, was man in einem Forum sucht, sicher auch. Es ist ein schmaler Grat zwischen Arbeit am Text, interessanten Verbesserungsvorschlägen und persönlichem Abgenervtsein von etwas, das einem nicht zusagt. Es ist nicht so ganz einfach, denke ich, zu sagen, was in so einem Lyrikforum wirklich "Sachlichkeit" bedeutet. Persönlich würde ich sagen, es ist eine Haltung, die sich dem Text, seiner Stimmung, seiner Sprache so zuwendet, wie er ist und die versucht, ihn zu stärken, verbessern, aber im ihm eigenen Fluss, in der ihm eigenen Bildwelt. -Texte bis auf die Knochen auseinanderzunehmen und zu zerfleddern, warum soll das gut sein? Ist das nicht auch eine Art, sich am anderen abzureagieren? Damit meine ich jetzt, was du über deine Erfahrungen im Literatursalon sagst.- Bei dir merkt man, wie ungeduldig dich vieles macht, weil es nicht deinem Stil oder Empfinden entspricht. Und es ist dann nicht ganz einfach über das Abgenervte in deinem Kommentar hinweg noch das Hilfreiche zu hören. Zur "Kitschfrage" habe ich mich schon an anderer Stelle im Dialog mit Lisa geäussert und vorgeschlagen eine "rosarote Ecke" im Salon zu eröffnen, wo man in aller Ruhe Worte wie silber, weiss, Stern, Schwan, Tau, Morgenröte, Funke, Stille, Schönheit, Ich liebe dich, benutzen kann, weil's von vornherein zum Programm gehört. Ich finde übrigens, davon abgesehen, Anna's Gedicht weder kitschig noch einfach.

Warum "schon wieder arrogant"? Ich habe das bisher noch nie zu dir gesagt. Und wenn andere es gesagt haben sollten, dann vermutlich, weil sie ähnlich über etwas gestolpert sind wie ich. Ja, und es liegt nicht jedem, zu schreiben. "Alles Blödsinn, was du schreibst Louisa!" Da hat wohl jeder seine eigene Empfindung, was den Umgangston und die Grenzen betrifft. Ja, und dass du dir deine eigene Kritik für deine Texte wünschen würdest, glaube ich dir gerne. Vielleicht geht das jedem so. Konkret bekommt man es aber mit ANDEREN zu tun.

Ein Bekannter und Mitbenutzer des Forums meinte zum Kommentieren im Salon: "Soll doch jeder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist." Da ist sicher was dran. Samthandschuhe und rosa Brillengläser, so siehst du es. Ungeduld, Ungebremstheit, über das Ziel hinaus und auch am anderen vorbei, so seh ich es. Und dass es schade ist, weil, wie gesagt, dann das Interessante an deiner Kritik oder deinen Beobachtungen nicht mehr ankommt.

Nun. So spricht jemand, für den es der erste Salon ist. Und wie gesagt, dass kritisiert wird, sehe ich schon, aber wie sachlich das tatsächlich ist, dafür fehlen mir bisher klare Kriterien, und ich bezweifele, dass es die so tatsächlich gibt. Etliches ist subjektiv und Geschmacksache. Konstruktiv ist das, was einem anderen hilft, mit seinem Gedicht weiterzukommen. Würde ich mal so sehen.

Ciao Louisa.

Lydie

Anna Blume

Beitragvon Anna Blume » 26.05.2009, 10:47

Hallo in der Runde!

Ich danke Euch allen! Es ist interessant zu lesen, was Ihr hier denkt und ich kann sagen, dass ich etwas benommen bin von dieser Diskussion.

Wie dem auch sei, ich stimme Lydie zu, wenn es zum Kommentieren kommt. Ich nehme Kritik gerne an, aber mit Respekt. Das soll nicht heißen, Louisa, dass Du mir keine Respekt gezeigt hast. Ich spreche hier generell.
Die 'ernsthafte Kunst' macht mich nachdenklich. Was ist Kunst? Was sagt Herr Beuys dazu?

Das Gedicht dort oben ist wohl noch nicht fertig (ich wollte es hier auch nicht ausstellen, sondern gerne diskutieren!) und ich bin bereit es zu ändern - deshalb bin ich doch hier!
Eure Vorschläge und Gedanken nehme ich gerne an und ja, vielleicht gibt es dann eine zweite Version...

Nun erst einmal herzlichen Dank an Euch, ich geh mal nachdenken, habe ja was zu tun hier!

LG,

Anna

Louisa

Beitragvon Louisa » 26.05.2009, 12:11

Huhu!

Anna, dein Kommentar freut mich sehr und ich gebe zu manchmal etwas zu gereizt auf bestimmte "Schlüssel-Wörter" zu reagieren... Das macht sicherlich dieser Überfluss an einem Lyrikverständniss, das ich nicht teilen kann und auch durch solche Kritik verändern will. Denn gerade diese Art Lyrik zu verstehen macht sie auch so vielen Menschen in meinem Alter überdrüssig.... Das finde ich schade. Ich möchte, dass mal jemand sagt: "Ja, genauso, wie es im Gedicht steht - so ist es! Diese Metaphern betreffen mein eigenes, konkretes Leben!"

Ich glaube aber trotzdem detailliert auf Annas Text eingegangen zu sein. Mein zweiter Kommentar fiel auch deshalb etwas ruppig aus, weil ich nicht wirklich gemerkt habe, dass auf den ersten ebenso detailliert geantwortet wurde - aber das hat anna ja anscheinend noch vor... das beruhigt mich ja.

Leider muss ich jetzt ins Seminar, aber zum Abschluss noch eine Sache:

"Zur "Kitschfrage" habe ich mich schon an anderer Stelle im Dialog mit Lisa geäussert und vorgeschlagen eine "rosarote Ecke" im Salon zu eröffnen, wo man in aller Ruhe Worte wie silber, weiss, Stern, Schwan, Tau, Morgenröte, Funke, Stille, Schönheit, Ich liebe dich, benutzen kann, weil's von vornherein zum Programm gehört. "

:angst_2:

Das halte ich im Kopf nicht aus! Da möchte ich dann gerne so arrogant wie möglich kritisieren dürfen ;-) !

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.05.2009, 14:25

Huhu.

Zur Diskussion:... es ist vielleicht auch eine Frage der Entwicklung, der Erfahrung, der Menge der Lyrik, die man schon "konsumiert" hat usw. (wertfrei, denn es könnte ja auch zu einer negativen Entwicklung führen (point of view)))

Ich bin jetzt mal ganz fies:
http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=

Wie würde wohl Louisa heute diesen Text kommentieren?
Ich hatte eigentlich einen Thread gesucht in dem ich -in meiner immer schon ruppigen Art- von "Unworten in der Lyrik" schrieb und Louisa sich vehement wehrte (leider nicht gefunden) ...trotzdem: the circle of life ä Lyrikforen

Ich kannte tatsächlich mal ein Forum in dem es so eine Kitschecke gab (allerdings Prosa) ... das war irgendwie ganz witzig.

Und ein letzer Punkt: In Foren sollte man nie vergessen, dass die Kritik von selbst Schreibenden kommt... also DichterIn zu DichterIn und nicht dem gemeinen Leser (der- was Unworte angeht- sehr viel toleranter ist)

Zum Text:

Huhu Anna (schöner Name (privates Hihi)).

end-täuscht finde ich im Kontext deines Gedichtes nahezu genial!


24 Rahmen pro Sekunde
das gleiche Bild
dazwischen Schwärze
Tragödie

dieser Absatz gefällt ausnehmend (dafür hat sich das Lesen schon gelohnt)
Da höre ich das Klackern und Surren, rieche den Staub... "da bin ich drin" im Text, spüre die Tragödie sehe die Rahmen und "den Wechsel zum immer Gleichen".
Außerdem wenden sich hierdurch für mich auch alle übrigen Zeilen zum Film. Zum Leben/Lieben als Film. Es ist zwar eine alte Metapher, aber eine sehr intensive (für mich)(siehe auch "finaler Film"). Da finde ich den Bogen, die konsistente Analogie, die so nebeneinander: "Mit Küssen im Licht <-> 24 Rahmen pro Sekunde"" sich fast "brutal" einschleicht und ich den vermeintlichen Kitsch der ersten Zeilen als nötigen Gegenpol zu dieser Brutalität empfinde.

trotz des Projektors immerwährenden Scheins
sind unsere Spaziergänge in Cannes für immer vorbei

Würde ich komplett streichen und wenn nicht, dann wenigstens ein"immer"

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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