kennst du den dunklen freund

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 19.05.2009, 23:46

kennst du den dunklen freund

er hält mich fest so fest
kann nicht die arme breiten
geliebter dich zu herzen

vergeblich ist dein rütteln
trifft auf haut und knochen
der finstere sitzt tiefer

verdirbt lächeln zur fratze
ein sanftes wort gewandelt
zu kreischen welches dich

zerfleischt gehst du und ich
ergebe mich dem trauerfürsten


by ELsa
Schreiben ist atmen

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 20.05.2009, 10:42

Hallo Elsa!

Ich grübele nun schon ein paar Minuten, sehe aber immer noch nicht, wie das gehst du syntaktisch in den Text passt - hilfst du mir? Ich fürchte, ich habe das berühmte Brett vorm Kopf :sad:

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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leonie
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Beitragvon leonie » 20.05.2009, 11:30

Liebe Elsie,

das finde ich sehr eindringlich in seinem Schmerz über das eigene Unvermögen, über den, der Hält, obwohl man ihn wegschicken möchte...

Lieber ferdi,

ich sehe zwei Möglichkeiten:


welches dich zerfleischt. Gehst du?

oder:


zerfleischt gehst du

(als stufenloser Wortübergang, ich weiß das Fachwort dafür nicht...)

Liebe Grüße

leonie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 20.05.2009, 13:08

Lieber Ferdi, liebe leonie,

zerfleischt gehst du

(als stufenloser Wortübergang, ich weiß das Fachwort dafür nicht...)


Ja, es ist ein Enjambement.

Der dunkle Freund die Depression.

Freut mich, wenn es eindringlich und nicht pathetisch ist *schwitz*

Lieben Dank und Grüße
ELsie
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DonKju

Beitragvon DonKju » 21.05.2009, 12:35

Hallo Elsa,

zwar habe ich des öfteren so meine Schwierigkeiten mit den Enjambements, die meist gegen meinen persönlichen Lesefluß zu laufen scheinen, dennoch ist dein Text wirklich eindrücklich und gelungen.

Nur eine Stelle, da könnte man (, muss aber nicht ...)

...

verdirbt lächeln zur fratze
verwandelt sanfte worte
zu kreischen welches dich

...

Mit lieben Grüßen von Hannes

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.05.2009, 18:34

Lieber Hannes,

Danke, dass dir das gefällt!

Zum Vorschlag: Ich wollte nicht verdirbt/gewandelt jeweils an erster Stelle der Zeile haben.

Lieben Feiertagsgruß
ELsa
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Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.05.2009, 18:54

hallo elsa,
was den rhytmus angeht, beim lesen...hmm versuche ihn noch zu finden...

...und beschreiben kann man DAS wohl nur aus eigenem erleben.

UND für wen wie mich, der DAS nicht kennt
IST dein text ein geschmack von einer ahnung die man DAVON haben kann.

dachte zuerst an den TOD.

offensichtlich ist DAS nochmal anders, das es ja zu lebzeiten waltet.

nachdenklich.
hakuin

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.05.2009, 19:50

Lieber hakuin,

Der Rhythmus ist genial ;-) wenn ichs laut lese, ich schwör's.

...und beschreiben kann man DAS wohl nur aus eigenem erleben.

Nein. Denn ich leide zum Glück auch nicht daran, kenne aber einige, die es tun.

dachte zuerst an den TOD

In gewisser Weise fühlt sich der/die Geplagte wie gestorben, meine ich....

Lieben Gruß und Dank
ELsa
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Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.05.2009, 21:19

vielleicht liest DU es mal laut ;-)
wenn ichs so vormichherlese...hmmm.
mach doch mal, s geht doch hier... auch audiomässig...

frage mich dann:
ist es also eine ahnung oder ein wissen um erzähltes - dann?

...bin jedenfalls angeregt darüber nachzudenken....depression...

h.

ps de-pression=wenn der druck ausbleibt...frag ich mich
hab grad was drüber im deutschl.radio gehört....vor21uhr...
es scheint mir eine verarbeitungsstrategie des gehirns zu sein, die in depression driftet, andere driftrichtungen gäbe es auch....asozial, asketisch....eben ein sprung raus aus dem dilemma.
man will geliebt werden UND geht über seine belastungsgrenze. hängt in der vergangenheit fest trägt wohl auch dazu bei....sehr komplex die UMSTÄNDE. weiss eigentlich nix genaues darüber.

habe nix gesagt
h.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 22.05.2009, 20:48

Gern lese ich es dir vor. Nächste Woche dann.

frage mich dann:
ist es also eine ahnung oder ein wissen um erzähltes - dann?
Wissen um Erzähltes Betroffener. Dann natürlich schon abgewandelt, es ist keine Fallgeschichte, sondern mein Fazit.

Depression kommt vor als endogene, das ist dann eine Hirnstoffwechselsache, die keinen Grund im Leben hat. Da muss man mit Tabletten helfen.
Und dann gibt es die reaktive, die sich auf schlimme Ereignisse gründet, und es nicht gelint, aus der Trauer herauszusteigen. Da helfen diese Medikamente nicht, sondern therapeutische Gespräche (z.B.)


Lieben Gruß
ELsa
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Andreas

Beitragvon Andreas » 25.05.2009, 09:42

Hallo Elsa,

ich lese daraus eine verlorene Gabe zu lieben, Liebe zu erwidern. Beherrscht von (vielleicht manischer) Depression; die Gründe dieses Zustands sind nicht zu erkennen, scheinen mir aber auch nicht erforderlich. Diese emotionale Last, die so ein Zustand mit sich bringt, hast du meines bescheidenen Erachtens nach in dafür passende Zeilen gefasst.

Mir gefällt es.

Grüße
Andreas

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Beitragvon Elsa » 25.05.2009, 22:40

Lieber Andreas,

vielen Dank dafür, freut mich.

Lieber Hakuin,

vielleicht liest DU es mal laut
wenn ichs so vormichherlese...hmmm.
mach doch mal, s geht doch hier... auch audiomässig...


Geschafft!

:-)

Liebe Grüße
ELsa
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Max

Beitragvon Max » 27.05.2009, 21:25

Liebe Elsa,

ich erkenne in diesem Text einen eigenen Ton, ein eigenes Gefühl dafür, was Du mit einem Text sagen möchtest und wie .. es ist für mich sehr interessant, gerade weil dieser Ton teilweise sehr unterschiedlich zu meinem... aus diesem grunde mag ich auch gar nicht andere Wörter vorschlagen oder dergleichen ... ich lese den Text gerne.

Liebe Grüße
max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.05.2009, 23:28

Lieber Max,

Schön, dass du es erkennst. Naja, ich finde es eigentlich normal, dass mein Ton sicher anders ist als deiner wäre/ist. Ich freu mich, dass du es gern liest, hätte mich aber schon dafür interessiert,
wie du es mit der Unterschiedlichkeit meinst (wie ich es interpretiert hab, steht da) :-)

Lieben Gruß
ELsa
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