ZWEI HÄNDE
Zwei Händen gab ich mich hin
Hier vom Sturm umkreist
Dort vom Wipfelrauschen
Keiner kennt meinen Zorn so gut wie du
Keiner weiß ihn herauszufordern
Zu zähmen,
Einen samtenen Teppich auszubreiten
Ist es dein Hauch, der mich reizt?
Ist es mein Gesang
Zurückgekehrt aus den Trümmern,
Zwischen Leid und Röte berstend,
Deiner Gunst drängend?
Vielleicht erscheint mir jedes Obdach ortlos
Auf den Fahnen steht Exil
Doch Zuflucht gibt es kaum –
Nicht für die Träume, die ich liebte
Nicht für die Chance
Den Verstand zu verlieren,
Sicher zu sein
Trotz der Haltlosigkeit –
Außer in deinem Hirtenblick
-
A PAIR OF HANDS
I devoted myself to a pair of hands
Here surrounded by storm
There by treetops’ susurration
Nobody knows my rage as good as you
Nobody knows how to challenge it
Tame it
Spread it a silky rug
Is it your wind that allures me?
Is it my song
Returned from ruins
Bursting between misery and blush
Rushing towards your favour?
Maybe every shelter seems to be without location
Exile is written unto the banner
But hardly is there refuge –
Not for the dreams that I loved
Not for the chance
To lose my mind
To be safe
Despite of instability –
Except shepherded by your eyes
-
Copyright by VFM
Zwei Hände
Gabriella hat geschrieben:Hallo Zafar,
dein Gedicht musste ich mehrfach lesen, um mit ihm warm zu werden. Ich tue mich mit Liebesgedichten im allgemeinen etwas schwer, vor allem, wenn sie zu sehr 1:1 geschrieben sind und zu kräftig in die Pathos-Kiste gegriffen wird, ein ständiger "Risikofaktor" bei Liebesgedichten, was du hier jedoch nicht machst. Dir gelingt hier eine Gratwanderung.
Ich mag Pathos! Das ist ganz nach meinem Geschmack. Ich lese wahrscheinlich einfach zu viel altarabische und persische Liebesdichtung. Da wird schon öfter mal der Hammer rausgeholt.
Ich stolpere etwas über die immer groß geschriebenen Anfänge, aber das ist wohl Geschmackssache.
Ist es wohl...ich finde es besser am Anfang einer Zeile groß zu schreiben, schließlich sind für mich die einzelnen Verse nie ein fortlaufender Satz, sondern Gedankengänge.
Ich frage mich, warum du die zwei Gedankenstriche in der letzten Strophe gesetzt hast. M.E. sind sie entbehrlich.
Um den Einschub (Nicht für die Träume, die ich liebte / Nicht für die Chance / Den Verstand zu verlieren, / Sicher zu sein / Trotz der Haltlosigkeit ) hervorzuheben. Die Essenz der Strophe ist im Prinzip:
Vielleicht erscheint mir jedes Obdach ortlos
Auf den Fahnen steht Exil
Doch Zuflucht gibt es kaum
Außer in deinem Hirtenblick
Je öfter ich dein Gedicht las, desto besser gefiel es mir. Vor allem die sich wiederholenden Elemente: "Keiner kennt, Keiner weiß, Ist es dein, Ist es mein, Nicht für die Träume, Nicht für die Chance". Sie verleihen deinem Gedicht Eindringlichkeit und eine hartnäckig/verzweifelte Melodie. Den "Hirtenblick" am Schluss finde ich sehr schön. Er hat so etwas Besänftigendes, schenkt mir eine Flut an Bildern.
Ja, die Wiederholungen stehen ganz im Dienst der Melodie, die mir wichtig ist.
Freut mich, dass dir der Hirtenblick zusagt, auch wenn er mir im Deutschen so gar nicht schmecken mag.
Herzlichst
Zafar
Hi Zafar,
hehe, männliche Stimme muss ja nicht Männerstimme sein
. Ich sehe zumindest nicht, und das hat ja auch was mit Kitsch zu tun, ein typisches kleines Frauchen hinter dem Text, sondern eine rauhe Person, die ja schon einiges mitmachen musste und geprägt ist vom Leben und naja, jedenfalls kein "Mädchen"
.
Es kommt, glaube ich, auch immer auf die persönliche Verbindung zu "Händen" an, denn das is ja Dreh- und Angelpunkt irgendwo und wenn man mit "Hände" und "Liebe" eher starke Männerhände verbindet, die beschützen und einen halten, dann ist es eindeutig eine Frau, die das schreibt. Aber wenn die Hände als "zärtliches Instrument" gesehen werden, etwas, das den anderen weich werden lässt usw. dann ist das ja ein Mann und das find ich grade super, dass du damit zwei Interpretationsebenen offen lässt
.
Grüße
die Trixie
hehe, männliche Stimme muss ja nicht Männerstimme sein
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Es kommt, glaube ich, auch immer auf die persönliche Verbindung zu "Händen" an, denn das is ja Dreh- und Angelpunkt irgendwo und wenn man mit "Hände" und "Liebe" eher starke Männerhände verbindet, die beschützen und einen halten, dann ist es eindeutig eine Frau, die das schreibt. Aber wenn die Hände als "zärtliches Instrument" gesehen werden, etwas, das den anderen weich werden lässt usw. dann ist das ja ein Mann und das find ich grade super, dass du damit zwei Interpretationsebenen offen lässt

Grüße
die Trixie
Hallo noch einmal,
Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder einmal mit Rumi, Chajjam, Hafiz und islamischer Dichtung beschäftigt und bedaure sehr, dass ich die jeweiligen Sprachen nicht beherrsche. Aber mich interessiert auch moderne Lyrik. Ich habe da ein Buch, das von Suleman Taufiq herausgegeben ist: Neue arabische Lyrik. Und Mahmoud Darwish, und über das Französische Adonis und Tahar Ben Jelloun. Ausserdem bin ich zufällig an einen Gedichtband einer Frau aus dem Irak gekommen: Amal Al-Jubouri, So viel Euphrat zwischen uns.
Ich lebe in der Sehnsucht,
im Feuer, in der Rebellion,
im Zauber
ihres schöpferischen Brandes.
Meine Heimat ist dieser Funke,
dieser Blitz in der Dunkelheit
dieser Reste der Zeit.
Adonis
Kannst Du mir anderes empfehlen? Das auf Deutsch, Englisch oder Französisch übersetzt ist?
Musste übrigens erst einmal schauen, auf welches Land die Flagge verweist, aber sehe, Du hast es jetzt selbst hinzugefügt.
Ja, und natürlich prägt einen, was man liest, und es ist ja kein Zufall, dass man es liest. Ich glaube, für mich ist am wichtigsten die innere Kraft und ihr Weg in die Sprache. Aber auch so etwas wie genaue Beobachtung, Assoziationen.
Weiter viel Freude hier.
Lydie
Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder einmal mit Rumi, Chajjam, Hafiz und islamischer Dichtung beschäftigt und bedaure sehr, dass ich die jeweiligen Sprachen nicht beherrsche. Aber mich interessiert auch moderne Lyrik. Ich habe da ein Buch, das von Suleman Taufiq herausgegeben ist: Neue arabische Lyrik. Und Mahmoud Darwish, und über das Französische Adonis und Tahar Ben Jelloun. Ausserdem bin ich zufällig an einen Gedichtband einer Frau aus dem Irak gekommen: Amal Al-Jubouri, So viel Euphrat zwischen uns.
Ich lebe in der Sehnsucht,
im Feuer, in der Rebellion,
im Zauber
ihres schöpferischen Brandes.
Meine Heimat ist dieser Funke,
dieser Blitz in der Dunkelheit
dieser Reste der Zeit.
Adonis
Kannst Du mir anderes empfehlen? Das auf Deutsch, Englisch oder Französisch übersetzt ist?
Musste übrigens erst einmal schauen, auf welches Land die Flagge verweist, aber sehe, Du hast es jetzt selbst hinzugefügt.
Ja, und natürlich prägt einen, was man liest, und es ist ja kein Zufall, dass man es liest. Ich glaube, für mich ist am wichtigsten die innere Kraft und ihr Weg in die Sprache. Aber auch so etwas wie genaue Beobachtung, Assoziationen.
Weiter viel Freude hier.
Lydie
Trixie hat geschrieben:Hi Zafar,
hehe, männliche Stimme muss ja nicht Männerstimme sein. Ich sehe zumindest nicht, und das hat ja auch was mit Kitsch zu tun, ein typisches kleines Frauchen hinter dem Text, sondern eine rauhe Person, die ja schon einiges mitmachen musste und geprägt ist vom Leben und naja, jedenfalls kein "Mädchen"
.
Ja, du hast Recht...ist kein "kleines Frauchen"
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Es kommt, glaube ich, auch immer auf die persönliche Verbindung zu "Händen" an, denn das is ja Dreh- und Angelpunkt irgendwo und wenn man mit "Hände" und "Liebe" eher starke Männerhände verbindet, die beschützen und einen halten, dann ist es eindeutig eine Frau, die das schreibt. Aber wenn die Hände als "zärtliches Instrument" gesehen werden, etwas, das den anderen weich werden lässt usw. dann ist das ja ein Mann und das find ich grade super, dass du damit zwei Interpretationsebenen offen lässt.
Ja, ich finde Bedeutungsoffenheit schon sehr wichtig...und nehme nicht gern alles vorweg...das würde dann auch zu kitschig werden, wenn da jetzt noch "Geliebter" oder so stehen würde, ne?
Herzlichst
Zafar
Liebe Lydie,
die Klassiker haben natürlich was für sich. Da kann ich ein Buch in deutscher Übersetzung empfehlen, dass Gedichte aus dem maurischen Spanien behandelt: "das Wunder von Al-Andalus"...dort findet sich eine sehr schöne Übertragung der Gedichte aus dem Arabischen (und aus dem Hebräischen), eine der besten, wie ich meine. Denn Übersetzungen aus solch lyrischen Sprachen wie dem Arabischen oder Persischen sind immer schwierig und scheinen dann etwa in Deutsch viel von ihrer ursprünglichen Melodik verloren zu haben. Aber das merkt man natürlich nicht, wenn man das Original nicht kennt. Von daher. In diesem Band finden sich hauptsächlich (teils arg schmachtende) Liebesgedichte, aber auch religiöses, Heimatdichtung, Loblieder auf Regen und Morgen. Hach...
Mit Darwish hast du ja schon einen der größten arabischen Dichter gelesen. Sein Stil ist atemberaubend. Er selbst hat mal gesagt, er orientierte sich später vor allem an dem freien Rhythmus, wie ihn etwa Badr Shaker As-Sayyab oder Nazik Al-Malaika verwandten (auch diese zwei Dichter bzw Dichterin aus dem Iraq kann ich nur empfehlen).
Amal Al-Jubouri ist definitv eine der wichtigsten irakischen Dichterinnen unserer Zeit.
Adonis ist sicher nicht jedermans Geschmack, vor allem seine teils sehr verzwickten, hochmetaphorischen Texte über Gesellschaft und Politik. Dennoch wohl der beste zur Zeit. Nicht umsonst wurde er so oft für den Nobelpreis nominiert.
Mein Lieblingsdichter, wenn ich das so sagen kann, ist eindeutig Nizar Qabbani. Ich kann ihn sehr empfehlen. Hauptthema in seiner Dichtung ist die Frau, ihre Schönheit, ihre Gefährlichkeit, ihr Zauber. Es gibt auch einen Band seiner erotischen Gedichte (á la "wie kann sich diese Frau beschweren, wo sie doch die ganze Welt zwischen ihren Schenkeln hat"). Später hat er sich auch politischer Lyrik gewidment (etwa sein Band "verbotene Gedichte", bin mir aber nicht sicher, ob es die in Übersetzung gibt.)
Es kommt natürlich immer drauf an, was für Gedichte man gern ließt. Dichter arabischer Sprache gibt es ja wie Sand am Meer, aber mir sagen auch nicht alle zu.
Empfehlen kann ich auch Amal Mousa aus Tunesien:
Liebe, die mich zweimal weiblichmacht
Ruhig wird die Nacht
Die Erinnerung geht auf
Und die Hand berührt flüsternd
Das Augenlied Enkidus *
„Wärest du wirklich traurig,
Ertrügest du das Wiedersehen nicht.“ **
Im Rausch fließen die Augen
Eine Liebe, die mich
Zweimal weiblich macht
Als betränke ich mich mit Tod
Und erlebte die Faszination des Wiedersehens
Als Verschwände ich in der Umarmung
Meiner Elemente
Das Wasser ist kein Refugium
Für die Barbaren
Die Erde ist nicht Leib derer,
Die schliefen
Das Feuer ist keine Glut
In irrsinnigen Meisterwerken
Und die Luft ist keine weibliche,
Überhebliche Brust
Zärtlich berühre ich meine Haut
Um den vorerst offenen Schlaf meiner Väter
Nicht zu stören
Alte Lieder unterbrechen
Mein Schweigen
Lieder aus Rabab, Nai und Saxophon ***
* Figur des „Wilden Mannes“ im Gilgamesch-Epos.
** Anspielung auf ein Zitat einer arabischen Dichterin des Mittelalters:
„Wärest du wirklich traurig, könntest du nicht atmen.“
*** Nai: orientalische Flöte. Rabab: nomadisches, einsaitiges
Musikinstrument
Ach ja, das mit der Flagge. Naja, bin ja Deutsche, hab aber fast 2 Jahre in Dubai gelebt und kann die Emirate schon als zweite Heimat bezeichnen. Fühle mich damit sehr verbunden.
Apropos Emirate, der Scheich von Dubai, Sheikh Mohammed Al Maktoum ist auch ein großer Dichter, schreibt aber vornehmlich dialektal, also die regionstypische Nabati-Poesie. Ich glaube auf seiner Seite im Internet finden sich englische Übersetzungen seiner Gedichte, ob er ein Buch rausgegeben hat weiß ich nicht (auf arabisch ja, anderssprachig k.A.)
Ein anderer großer Name ist natürlich Kahlil Gibran, ein Libanese, der aber den Großteil seines Lebens im Ausland gelebt hat. Es gibt zahlreiche Übersetzungen seiner Werke, er hat auch in Englisch geschrieben. Etwa sein Mammut-Werk "der Prophet".
So viel erstmal dazu.
Grüße
Zafar
die Klassiker haben natürlich was für sich. Da kann ich ein Buch in deutscher Übersetzung empfehlen, dass Gedichte aus dem maurischen Spanien behandelt: "das Wunder von Al-Andalus"...dort findet sich eine sehr schöne Übertragung der Gedichte aus dem Arabischen (und aus dem Hebräischen), eine der besten, wie ich meine. Denn Übersetzungen aus solch lyrischen Sprachen wie dem Arabischen oder Persischen sind immer schwierig und scheinen dann etwa in Deutsch viel von ihrer ursprünglichen Melodik verloren zu haben. Aber das merkt man natürlich nicht, wenn man das Original nicht kennt. Von daher. In diesem Band finden sich hauptsächlich (teils arg schmachtende) Liebesgedichte, aber auch religiöses, Heimatdichtung, Loblieder auf Regen und Morgen. Hach...
Mit Darwish hast du ja schon einen der größten arabischen Dichter gelesen. Sein Stil ist atemberaubend. Er selbst hat mal gesagt, er orientierte sich später vor allem an dem freien Rhythmus, wie ihn etwa Badr Shaker As-Sayyab oder Nazik Al-Malaika verwandten (auch diese zwei Dichter bzw Dichterin aus dem Iraq kann ich nur empfehlen).
Amal Al-Jubouri ist definitv eine der wichtigsten irakischen Dichterinnen unserer Zeit.
Adonis ist sicher nicht jedermans Geschmack, vor allem seine teils sehr verzwickten, hochmetaphorischen Texte über Gesellschaft und Politik. Dennoch wohl der beste zur Zeit. Nicht umsonst wurde er so oft für den Nobelpreis nominiert.
Mein Lieblingsdichter, wenn ich das so sagen kann, ist eindeutig Nizar Qabbani. Ich kann ihn sehr empfehlen. Hauptthema in seiner Dichtung ist die Frau, ihre Schönheit, ihre Gefährlichkeit, ihr Zauber. Es gibt auch einen Band seiner erotischen Gedichte (á la "wie kann sich diese Frau beschweren, wo sie doch die ganze Welt zwischen ihren Schenkeln hat"). Später hat er sich auch politischer Lyrik gewidment (etwa sein Band "verbotene Gedichte", bin mir aber nicht sicher, ob es die in Übersetzung gibt.)
Es kommt natürlich immer drauf an, was für Gedichte man gern ließt. Dichter arabischer Sprache gibt es ja wie Sand am Meer, aber mir sagen auch nicht alle zu.
Empfehlen kann ich auch Amal Mousa aus Tunesien:
Liebe, die mich zweimal weiblichmacht
Ruhig wird die Nacht
Die Erinnerung geht auf
Und die Hand berührt flüsternd
Das Augenlied Enkidus *
„Wärest du wirklich traurig,
Ertrügest du das Wiedersehen nicht.“ **
Im Rausch fließen die Augen
Eine Liebe, die mich
Zweimal weiblich macht
Als betränke ich mich mit Tod
Und erlebte die Faszination des Wiedersehens
Als Verschwände ich in der Umarmung
Meiner Elemente
Das Wasser ist kein Refugium
Für die Barbaren
Die Erde ist nicht Leib derer,
Die schliefen
Das Feuer ist keine Glut
In irrsinnigen Meisterwerken
Und die Luft ist keine weibliche,
Überhebliche Brust
Zärtlich berühre ich meine Haut
Um den vorerst offenen Schlaf meiner Väter
Nicht zu stören
Alte Lieder unterbrechen
Mein Schweigen
Lieder aus Rabab, Nai und Saxophon ***
* Figur des „Wilden Mannes“ im Gilgamesch-Epos.
** Anspielung auf ein Zitat einer arabischen Dichterin des Mittelalters:
„Wärest du wirklich traurig, könntest du nicht atmen.“
*** Nai: orientalische Flöte. Rabab: nomadisches, einsaitiges
Musikinstrument
Ach ja, das mit der Flagge. Naja, bin ja Deutsche, hab aber fast 2 Jahre in Dubai gelebt und kann die Emirate schon als zweite Heimat bezeichnen. Fühle mich damit sehr verbunden.
Apropos Emirate, der Scheich von Dubai, Sheikh Mohammed Al Maktoum ist auch ein großer Dichter, schreibt aber vornehmlich dialektal, also die regionstypische Nabati-Poesie. Ich glaube auf seiner Seite im Internet finden sich englische Übersetzungen seiner Gedichte, ob er ein Buch rausgegeben hat weiß ich nicht (auf arabisch ja, anderssprachig k.A.)
Ein anderer großer Name ist natürlich Kahlil Gibran, ein Libanese, der aber den Großteil seines Lebens im Ausland gelebt hat. Es gibt zahlreiche Übersetzungen seiner Werke, er hat auch in Englisch geschrieben. Etwa sein Mammut-Werk "der Prophet".
So viel erstmal dazu.
Grüße
Zafar
Hallo Zafar,
vielleicht noch zuletzt eine kleine Gegenstimme:-)
Mir fällt es schwer, mich auf das Gedicht einzulassen, weil es für mich nicht eigentlich eine Sprache bildet, sondern sich eher in einer Art Darstellung von Gesten aufhält. Zudem kann ich das Modell nicht ganz durchdringen. Als Modell würde ich diesen Ansatz zwischen Alles und Nichts bezeichnen. Ein Großes, das da nichts weiteres schafft als ein Kleines; ein Raum, der in seiner Berufung nicht Raum schafft, sondern Ausschließlichkeiten. Solche Sprachmodelle, die alles umfassen wollen und doch alles ausschließen, wirken dann "verdächtig" auf mich oder doch zumindest "unsprachlich", wenn Sprache etwas ist, das einlassen soll.
Am Gedicht selbst: Da sind die zwei Hände, ich finde es schade, dass man von ihnen nichts erfährt. Gleich ist der Sturm und das Wipfelrauschen, im Sprachmodell wäre es das "Große", auf das, wie anders?, das Kleine folgt oder Ausschließliche: "Keiner kennt... Keiner weiß..." Als Zugeständnis könnte dies nun eine Sprache beginnen, da es ja wirklich ein Verweis sozusagen auf das Besondere der Dinge ist - aber weil der Drang anscheinend oder das Modell hier zu vorherrschend bleibt, erschöpft sich das ganze dann schon in der übernächsten Zeile in einem Allgemeinplatz, der da der "samtene Teppich" ist.
Die Frage bleibt: Was erfahre ich hier? Vielleicht unterscheiden sich da die Leseweisen. Ich meinte das manchmal zu sehen, dass in der arabischen Dichtung eine Gestik einen weit größeren Stellenwert einnimmt als in der abendländischen Dichtung. Was ich interessant daran finde (aber auch unheimlich muss ich sagen), ist diese Art, pardon, "Sogcharakter", den diese Gedichte dann entwickeln, wenn ihr Vorrang die Gestik bleibt. Das Individuelle, wie es vielleicht im Gedicht die Hände wären, wird umgetauscht zu Allgemeinplätzen, es wird ja immer dieser "samtene Teppich" sein, es gibt darüber kein Hinaus. Der Mensch als eines, das es nur ein Mal gibt, als dieser individuelle Widerspruch zu allen Zeiten, findet sich darin im Grunde nicht erwähnt.
So mein Lesen.
Mit lieben Grüßen,
Peter
vielleicht noch zuletzt eine kleine Gegenstimme:-)
Mir fällt es schwer, mich auf das Gedicht einzulassen, weil es für mich nicht eigentlich eine Sprache bildet, sondern sich eher in einer Art Darstellung von Gesten aufhält. Zudem kann ich das Modell nicht ganz durchdringen. Als Modell würde ich diesen Ansatz zwischen Alles und Nichts bezeichnen. Ein Großes, das da nichts weiteres schafft als ein Kleines; ein Raum, der in seiner Berufung nicht Raum schafft, sondern Ausschließlichkeiten. Solche Sprachmodelle, die alles umfassen wollen und doch alles ausschließen, wirken dann "verdächtig" auf mich oder doch zumindest "unsprachlich", wenn Sprache etwas ist, das einlassen soll.
Am Gedicht selbst: Da sind die zwei Hände, ich finde es schade, dass man von ihnen nichts erfährt. Gleich ist der Sturm und das Wipfelrauschen, im Sprachmodell wäre es das "Große", auf das, wie anders?, das Kleine folgt oder Ausschließliche: "Keiner kennt... Keiner weiß..." Als Zugeständnis könnte dies nun eine Sprache beginnen, da es ja wirklich ein Verweis sozusagen auf das Besondere der Dinge ist - aber weil der Drang anscheinend oder das Modell hier zu vorherrschend bleibt, erschöpft sich das ganze dann schon in der übernächsten Zeile in einem Allgemeinplatz, der da der "samtene Teppich" ist.
Die Frage bleibt: Was erfahre ich hier? Vielleicht unterscheiden sich da die Leseweisen. Ich meinte das manchmal zu sehen, dass in der arabischen Dichtung eine Gestik einen weit größeren Stellenwert einnimmt als in der abendländischen Dichtung. Was ich interessant daran finde (aber auch unheimlich muss ich sagen), ist diese Art, pardon, "Sogcharakter", den diese Gedichte dann entwickeln, wenn ihr Vorrang die Gestik bleibt. Das Individuelle, wie es vielleicht im Gedicht die Hände wären, wird umgetauscht zu Allgemeinplätzen, es wird ja immer dieser "samtene Teppich" sein, es gibt darüber kein Hinaus. Der Mensch als eines, das es nur ein Mal gibt, als dieser individuelle Widerspruch zu allen Zeiten, findet sich darin im Grunde nicht erwähnt.
So mein Lesen.
Mit lieben Grüßen,
Peter
Lieber Peter,
erstmal: sorry, aber ich habe keine Ahnung, was du mit deiner „Sprache“ meinst bzw. dass diese nicht vorhanden wäre. Zudem bildet sich hier auch nicht irgendein Modell, das es zu analysieren gilt. Sprache funktioniert für mich über Assoziationen, und da zeigen sich mir persönlich, ok…als Autorin, viele Möglichkeiten.
Zu den zwei Händen: zu ihnen erfährt man schon etwas, nämlich in Zeile 2 und 3…hier vom Sturm umkreist, dort vom Wipfelrauschen. Diese Aussagen gelten den Händen, quasi zwei Seiten, zwei Eigenschaften, vielleicht gegensätzlich, oder auch nicht: Fieberhaftigkeit und Sanftmut als ebenbürtige Charakteristika.
Und der samtene Teppich ist für mich alles andere als ein Gemeinplatz. Es bezieht sich auf den Zorn, mit dem umzugehen ist auf die ein oder andere Art und Weise. Nicht nur, dass der Zorn gekannt wird, nein, anscheinend auch verstanden, manchmal gereizt, manchmal beschwichtigt, manchmal einfach respektiert. Vielleicht siehst du die Symbolhaftigkeit des Audruckes ja nicht. Vielleicht erscheint er dir auch einfach zu kitschig. Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich rede sicher nicht von Ala ad-Dins fliegendem Teppich oder einen, den man im Türkei-Urlaub auf irgendeinem Bazar kauft. Vielleicht ist dein Bild ja davon beeinflusst? Für mich hat der Teppich an dieser Stelle eine ganz besondere Bedeutung, die wohl weit entfernt von dem liegt, was du hier als Allgemeinplatz bezeichnest.
Mir scheint, als wolltest du als hätte ich etwas Spezielles geschrieben, was ich aber nicht tat. Mein Anliegen war weder, „den Menschen als eines, das es nur ein Mal gibt, als dieser individuelle Widerspruch zu allen Zeiten“ zu erwähnen (wie kommst du darauf? Das musst du mir erklären.) zu erwähnen noch die Besonderheit einer Geste herauszustellen. Es geht auch nicht um die Einzigartigkeit eines Menschen, obwohl es vielleicht das ist, wonach das LI sucht. Es geht nicht um die allerletzte Rettung, das ewige Heim, das einzige. Denn wie Moshe bereits trefflich formulierte: „Eine Zuflucht bleibt eine Zuflucht, und ist nie eine wirkliche Heimat, sondern nur eine temporäre Sache, in die man eigentlich immer nicht richtig aufgenommen wird, ggf. halbherzig, oder schlimmer.“ Hätte ich von Einzigartigkeit sprechen wollen, hätte ich wohl den Ausdruck „Heimat“ gewählt. Es ist kein Ist-Zustand. Es ist eine Suche, vielleicht ein Sehnen, vielleicht mehr. Die Fragen in Strophe 3 legen den Zweifel doch offen. „Zuflucht unter deinem Hirtenblick“ ist für mich alles andere als die finale Destination. Zuflucht ja, aber auch Heimat?
Darf ich sagen, dass es mich, nachdem ich deinen analytischen Beitrag gelesen habe, nicht wundert, dass du dich auf das Gedicht nicht einlassen kannst? Sorry, aber ich weiß nicht genau, was du mir sagen willst. Dass dir die...äh...nicht vorhandene Sprache nicht zusagt? Damit kann ich leben. Man kann halt nicht jeden ansprechen. Es ist ja immer eine Frage der eigenen Erfahrungen und Ansichten, ob und wie ein Gedicht auf jemanden wirkt.
Zur arabischen Dichtung: ich denke nicht, dass es günstig ist, das, was du in ihr meinst gelesen zu haben, auf mein Gedicht beziehst. Wie ich zuvor schon sagte, und andere werden das bestätigen, dies ist wohl eines meiner untypischsten Gedichte. Das fängt schon beim Wipfelrauschen an, was ich persönlich auf alles andere als den Orient beziehe.
Soviel zu meinen Gedanken dazu.
Herzlichst
Zafar
erstmal: sorry, aber ich habe keine Ahnung, was du mit deiner „Sprache“ meinst bzw. dass diese nicht vorhanden wäre. Zudem bildet sich hier auch nicht irgendein Modell, das es zu analysieren gilt. Sprache funktioniert für mich über Assoziationen, und da zeigen sich mir persönlich, ok…als Autorin, viele Möglichkeiten.
Zu den zwei Händen: zu ihnen erfährt man schon etwas, nämlich in Zeile 2 und 3…hier vom Sturm umkreist, dort vom Wipfelrauschen. Diese Aussagen gelten den Händen, quasi zwei Seiten, zwei Eigenschaften, vielleicht gegensätzlich, oder auch nicht: Fieberhaftigkeit und Sanftmut als ebenbürtige Charakteristika.
Und der samtene Teppich ist für mich alles andere als ein Gemeinplatz. Es bezieht sich auf den Zorn, mit dem umzugehen ist auf die ein oder andere Art und Weise. Nicht nur, dass der Zorn gekannt wird, nein, anscheinend auch verstanden, manchmal gereizt, manchmal beschwichtigt, manchmal einfach respektiert. Vielleicht siehst du die Symbolhaftigkeit des Audruckes ja nicht. Vielleicht erscheint er dir auch einfach zu kitschig. Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich rede sicher nicht von Ala ad-Dins fliegendem Teppich oder einen, den man im Türkei-Urlaub auf irgendeinem Bazar kauft. Vielleicht ist dein Bild ja davon beeinflusst? Für mich hat der Teppich an dieser Stelle eine ganz besondere Bedeutung, die wohl weit entfernt von dem liegt, was du hier als Allgemeinplatz bezeichnest.
Mir scheint, als wolltest du als hätte ich etwas Spezielles geschrieben, was ich aber nicht tat. Mein Anliegen war weder, „den Menschen als eines, das es nur ein Mal gibt, als dieser individuelle Widerspruch zu allen Zeiten“ zu erwähnen (wie kommst du darauf? Das musst du mir erklären.) zu erwähnen noch die Besonderheit einer Geste herauszustellen. Es geht auch nicht um die Einzigartigkeit eines Menschen, obwohl es vielleicht das ist, wonach das LI sucht. Es geht nicht um die allerletzte Rettung, das ewige Heim, das einzige. Denn wie Moshe bereits trefflich formulierte: „Eine Zuflucht bleibt eine Zuflucht, und ist nie eine wirkliche Heimat, sondern nur eine temporäre Sache, in die man eigentlich immer nicht richtig aufgenommen wird, ggf. halbherzig, oder schlimmer.“ Hätte ich von Einzigartigkeit sprechen wollen, hätte ich wohl den Ausdruck „Heimat“ gewählt. Es ist kein Ist-Zustand. Es ist eine Suche, vielleicht ein Sehnen, vielleicht mehr. Die Fragen in Strophe 3 legen den Zweifel doch offen. „Zuflucht unter deinem Hirtenblick“ ist für mich alles andere als die finale Destination. Zuflucht ja, aber auch Heimat?
Darf ich sagen, dass es mich, nachdem ich deinen analytischen Beitrag gelesen habe, nicht wundert, dass du dich auf das Gedicht nicht einlassen kannst? Sorry, aber ich weiß nicht genau, was du mir sagen willst. Dass dir die...äh...nicht vorhandene Sprache nicht zusagt? Damit kann ich leben. Man kann halt nicht jeden ansprechen. Es ist ja immer eine Frage der eigenen Erfahrungen und Ansichten, ob und wie ein Gedicht auf jemanden wirkt.
Zur arabischen Dichtung: ich denke nicht, dass es günstig ist, das, was du in ihr meinst gelesen zu haben, auf mein Gedicht beziehst. Wie ich zuvor schon sagte, und andere werden das bestätigen, dies ist wohl eines meiner untypischsten Gedichte. Das fängt schon beim Wipfelrauschen an, was ich persönlich auf alles andere als den Orient beziehe.
Soviel zu meinen Gedanken dazu.
Herzlichst
Zafar
Hallo Zafar,
ich wollte Peter eigentlich insofern zustimmen, als das das Bild der Hände ein wenig trübe und unklar über dem Gedicht schwebt. So, wie ich es zunächst gelesen habe, müsste es sich eigentlich um die Hände zweier VERSCHIEDENER Personen handeln, nämlich einmal des DU und des ICH.
So, wie die Hände geschildert werden, sind sie einmal sanft, einmal stürmisch. Gut, vom Du wird gesagt, er könne Zorn genauso herausfordern wie beschwichtigen. Ich lese den samtenen Teppich auch nicht als Gemeinplatz sondern als Sinnbild für etwas weiches, angenehmes. Wer eilig in einen Raum hineinrennt, wird, wenn er auf den samtenen Teppich tritt, automatisch seinen Schritt verlangsamen, vielleicht sogar zum Stehen kommen.
Nun erfährt das Gedicht ab der zweiten Zeile der dritten Strophe eine Zäsur. Der Blick richtet sich nun ausschließlich auf das Ich, es versucht seinen Zorn, aber genauso seine Hingabe zu erklären. Lieder von zurückliegendem Leid, die einen dazu bringen sich dem Du anzubiedern.
Die vierte Strophe führt aus dem scheinbar zwischenmenschlichen Bereich hinaus in eine Lebenssituation. Obdach, Exil - ein Gefühl der Sicherheit. Und hier wird einem klar, das DU ist gar keine Person, sondern genau eben dieser Zufliuchtsort, der Ort des Exils, der einen mit zwei Händen empfangen hat. Die eine hingestreckt zum Gruß (der Sicherheit bietet, wie der Blick eines Hirten), die andere aber irgendwie, und sei es hinterm Rücken versteckt, zur Faust geballt.
Liebe Grüße
Sam
ich wollte Peter eigentlich insofern zustimmen, als das das Bild der Hände ein wenig trübe und unklar über dem Gedicht schwebt. So, wie ich es zunächst gelesen habe, müsste es sich eigentlich um die Hände zweier VERSCHIEDENER Personen handeln, nämlich einmal des DU und des ICH.
So, wie die Hände geschildert werden, sind sie einmal sanft, einmal stürmisch. Gut, vom Du wird gesagt, er könne Zorn genauso herausfordern wie beschwichtigen. Ich lese den samtenen Teppich auch nicht als Gemeinplatz sondern als Sinnbild für etwas weiches, angenehmes. Wer eilig in einen Raum hineinrennt, wird, wenn er auf den samtenen Teppich tritt, automatisch seinen Schritt verlangsamen, vielleicht sogar zum Stehen kommen.
Nun erfährt das Gedicht ab der zweiten Zeile der dritten Strophe eine Zäsur. Der Blick richtet sich nun ausschließlich auf das Ich, es versucht seinen Zorn, aber genauso seine Hingabe zu erklären. Lieder von zurückliegendem Leid, die einen dazu bringen sich dem Du anzubiedern.
Die vierte Strophe führt aus dem scheinbar zwischenmenschlichen Bereich hinaus in eine Lebenssituation. Obdach, Exil - ein Gefühl der Sicherheit. Und hier wird einem klar, das DU ist gar keine Person, sondern genau eben dieser Zufliuchtsort, der Ort des Exils, der einen mit zwei Händen empfangen hat. Die eine hingestreckt zum Gruß (der Sicherheit bietet, wie der Blick eines Hirten), die andere aber irgendwie, und sei es hinterm Rücken versteckt, zur Faust geballt.
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
ich gehe mit deiner Interpretation dahingehend konform, als dass, wie zuvor erwähnt, das Exil, der Zufluchtsort, durchaus wörtlich zu verstehen ist. Das Gedicht entstand in einer Zeit, in der ich sehr viel Heimatdichtung irakischer Autoren laß. Über die Rückkehr nach Baghdad, an den Tigris, nach Mossul, nach Ninawa oder die Tränen im Exil. Insofern freut es mich sehr, dass du diesen Interpretationsweg gegangen bist. Ja, dazu sei gesagt, dass der/die Geliebte in meinen Gedichten des öfteren keine reale Person ist, sonder die Heimat, als tatsächliches Land oder Stadt, selbst.
Ich denke, dass Peter einfach nach der ersten Strophe eine andere Erwartung an das Gedicht hatte. Vielleicht eine auf eine Person vereidigte Liebeserklärung. Das wird im Gedicht sicher nicht ganz klar, aber das war auch nicht gewollt. Die Geliebte kann schließlich auch die Flasche Wein oder das Notizbuch sein.
Ja, und du hast natürlich Recht, wenn du von der Zäsur ab der 3ten Strophe sprichst. Aber es ist eben das, was vordergründig ist, oder sein sollte: die Exillosigkeit des LyrI, vielleicht die Verlorenheit im tatsächlichen Exil, vielleicht auch Einsamkeit, vielleicht Leere - und Heimat auf der anderen Seite, der Heimat Hände und Oase (auch wenn hier Wipfelrauschen steht
)
Herzlichst
Zafar
ich gehe mit deiner Interpretation dahingehend konform, als dass, wie zuvor erwähnt, das Exil, der Zufluchtsort, durchaus wörtlich zu verstehen ist. Das Gedicht entstand in einer Zeit, in der ich sehr viel Heimatdichtung irakischer Autoren laß. Über die Rückkehr nach Baghdad, an den Tigris, nach Mossul, nach Ninawa oder die Tränen im Exil. Insofern freut es mich sehr, dass du diesen Interpretationsweg gegangen bist. Ja, dazu sei gesagt, dass der/die Geliebte in meinen Gedichten des öfteren keine reale Person ist, sonder die Heimat, als tatsächliches Land oder Stadt, selbst.
Ich denke, dass Peter einfach nach der ersten Strophe eine andere Erwartung an das Gedicht hatte. Vielleicht eine auf eine Person vereidigte Liebeserklärung. Das wird im Gedicht sicher nicht ganz klar, aber das war auch nicht gewollt. Die Geliebte kann schließlich auch die Flasche Wein oder das Notizbuch sein.
Ja, und du hast natürlich Recht, wenn du von der Zäsur ab der 3ten Strophe sprichst. Aber es ist eben das, was vordergründig ist, oder sein sollte: die Exillosigkeit des LyrI, vielleicht die Verlorenheit im tatsächlichen Exil, vielleicht auch Einsamkeit, vielleicht Leere - und Heimat auf der anderen Seite, der Heimat Hände und Oase (auch wenn hier Wipfelrauschen steht
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Herzlichst
Zafar
Ich denke. daß es sehr schwer ist, wenn man ewig in einem Lande lebt, zu erkennen, was es bedeutet zwischen mehreren Welten zu leben.
Für mich werden hier sehr viele Worte gemacht in Details, ohne das Thema eigentlich zu erfassen.
Der Text wird zerflückt, ohne sich ihm zu nähern.
Lyrik ist für mich primär eine gefühlsmäßige Erfassung, und nicht eine kopfmäßige.
Es werden intelektuelle Argumente gebraucht, um sich der Thematik nicht zu nähern..
Das schreckt mich hier ab. Die meisten Kommentatoren/innen sind sich nicht klar, daß es jenseits ihrer Welt, andere lyrische Welten gibt, und möchten anscheinend auch davon nichts wissen, sondern beschränken sich selbst auf die eigene Definition von Lyrik, auf ihren eigenen kleinen Hinterhof.
Einzig Lydie zeigt eine Offenheit in die Welt.
Dabei wurde zumindest Goethe schon aus diesem Bereich beinflußt.
Wenn ich ganz zynisch sein sollte, muß ich sagen: Man fährt in die Welt um sich selbst als Maßstab zu sehen, aber nicht um sich zu relativieren.
MlG
Moshe
Für mich werden hier sehr viele Worte gemacht in Details, ohne das Thema eigentlich zu erfassen.
Der Text wird zerflückt, ohne sich ihm zu nähern.
Lyrik ist für mich primär eine gefühlsmäßige Erfassung, und nicht eine kopfmäßige.
Es werden intelektuelle Argumente gebraucht, um sich der Thematik nicht zu nähern..
Das schreckt mich hier ab. Die meisten Kommentatoren/innen sind sich nicht klar, daß es jenseits ihrer Welt, andere lyrische Welten gibt, und möchten anscheinend auch davon nichts wissen, sondern beschränken sich selbst auf die eigene Definition von Lyrik, auf ihren eigenen kleinen Hinterhof.
Einzig Lydie zeigt eine Offenheit in die Welt.
Dabei wurde zumindest Goethe schon aus diesem Bereich beinflußt.
Wenn ich ganz zynisch sein sollte, muß ich sagen: Man fährt in die Welt um sich selbst als Maßstab zu sehen, aber nicht um sich zu relativieren.
MlG
Moshe
Hallo Moshe,
ich möchte dir hier widersprechen, weil du es in deinem Kommentar eigentlich selber tust. Einmal sagst du:
kommst dann aber zu dem Schluss:
Jener Relativierungsprozess ist auch (und vielleicht sogar im Besonderen) ein intellektueller, kopfmäßiger. So ab und zu habe ich meinen Kopf schon aus meinem kleinen Hinterhof herausgestreckt, um das zu wissen. Gerade diejenigen, die sich beim "Erfahren der Welt" nur auf ihr Gefühl verlassen, drehen sich gerne im Kreis, weil ihnen für das Erschließen anderer Arten zu fühlen oder Gefühle auszudrücken die intellektuelle Grundlage fehlt.
Desweiteren handelt es sich bei diesem Prozess um eine schrittweise Annäherung. Und die beginnt, wie jede Reise, im eigenen Hinterhof und führt dann, so ist zu hoffen, von dort hinaus in die Welt.
Liebe Grüße
Sam
ich möchte dir hier widersprechen, weil du es in deinem Kommentar eigentlich selber tust. Einmal sagst du:
Lyrik ist für mich primär eine gefühlsmäßige Erfassung, und nicht eine kopfmäßige.
kommst dann aber zu dem Schluss:
Man fährt in die Welt um sich selbst als Maßstab zu sehen, aber nicht um sich zu relativieren.
Jener Relativierungsprozess ist auch (und vielleicht sogar im Besonderen) ein intellektueller, kopfmäßiger. So ab und zu habe ich meinen Kopf schon aus meinem kleinen Hinterhof herausgestreckt, um das zu wissen. Gerade diejenigen, die sich beim "Erfahren der Welt" nur auf ihr Gefühl verlassen, drehen sich gerne im Kreis, weil ihnen für das Erschließen anderer Arten zu fühlen oder Gefühle auszudrücken die intellektuelle Grundlage fehlt.
Desweiteren handelt es sich bei diesem Prozess um eine schrittweise Annäherung. Und die beginnt, wie jede Reise, im eigenen Hinterhof und führt dann, so ist zu hoffen, von dort hinaus in die Welt.
Liebe Grüße
Sam
Ahaaa, liebe Zafar,
ich hab noch was entdeckt, als ich hier ein wenig über die Kommentare geflogen bin. Ich möchte jetzt nichts zu der eigentlicher Diskussion hier beitragen, aber ich hab noch was anderes, nämlich den Grund, warum mir das Englische irgendwie besser gefällt. Und zwar hängt es am Teppich
. Du schreibst in der deutschen Version "samtener Teppich" und in der englischen Version "seidiger Teppich"!
Du schreibst nämlich "Nicht nur, dass der Zorn gekannt wird, nein, anscheinend auch verstanden, manchmal gereizt, manchmal beschwichtigt, manchmal einfach respektiert." - Also steh "manchmal einfach respektiert" für den Teppich ,bzw. hätte ich es als eine Art Friedensangebot gesehen. Wenn man die Steigerung betrachtet - herausfordern, zähmen, Teppich, dann auch noch samtener Teppich, dann sehe ich darin eine regelrechte Geschichte, denn sonst hättest du nicht genau diese beiden Worte gewählt. Samtener Teppich bringt in mir Assoziazionen hoch von etwas, das dämpft, wohltut, wärmt, wie ein heißer Honigtee, besänftigt, eine Art Friedensangebot, etwas kuscheliges, vielleicht eine schützende, sanfte, samtige Umarmung von einem Freund, einem, der versteht und akzeptiert, eine Geste, die nicht nur zähmt sondern den Zorn verschluckt.
Aber der silky rug - also der seidige Teppich, hat für mich beinah etwas mit Verführung zu tun. Ein seidiger Stoff, der sich um einen schlängelt und windet, an der Haut hinabgleitet, nicht die Schritte dämpft, sondern einen eher rutschen lässt, aus der Bahn wirft, beinah hilflos macht, dennoch ist es gutes Gefühl, wenn man mit den nackten Füßen auf Seide steht, kühl, geschmeidig, schmeichelnd. Da sehe ich einen Liebhaber, eine Versöhnung, ein sexuelle Geste, eine Verführung, die einen schwindelig werden lässt
(ja ich weiß, ich hab viel Fantasie). Das sind für mich zwei unterschiedliche Personen in Version 1 und Version 2 und die Version 2, also die Englische, gefällt mir daher persönlich besser, bzw. spricht mich mehr an, wenn es um die Liebeslyrik geht. In der ersten Version können es auch die Eltern sein, die Geschwister, ein Freund, ein Land, ein Haustier. In der zweiten Version ist es für mich eindeutig ein Liebhaber, etwas intimeres, kann natürlich auch ein Land sein. Vielleicht sollte ich mich nicht so sehr am Teppich aufhängen, aber der Unterschied zwischen Seide und Samt ist für mich schon ein enormer.
Grüßlein
die Trix
ich hab noch was entdeckt, als ich hier ein wenig über die Kommentare geflogen bin. Ich möchte jetzt nichts zu der eigentlicher Diskussion hier beitragen, aber ich hab noch was anderes, nämlich den Grund, warum mir das Englische irgendwie besser gefällt. Und zwar hängt es am Teppich
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Du schreibst nämlich "Nicht nur, dass der Zorn gekannt wird, nein, anscheinend auch verstanden, manchmal gereizt, manchmal beschwichtigt, manchmal einfach respektiert." - Also steh "manchmal einfach respektiert" für den Teppich ,bzw. hätte ich es als eine Art Friedensangebot gesehen. Wenn man die Steigerung betrachtet - herausfordern, zähmen, Teppich, dann auch noch samtener Teppich, dann sehe ich darin eine regelrechte Geschichte, denn sonst hättest du nicht genau diese beiden Worte gewählt. Samtener Teppich bringt in mir Assoziazionen hoch von etwas, das dämpft, wohltut, wärmt, wie ein heißer Honigtee, besänftigt, eine Art Friedensangebot, etwas kuscheliges, vielleicht eine schützende, sanfte, samtige Umarmung von einem Freund, einem, der versteht und akzeptiert, eine Geste, die nicht nur zähmt sondern den Zorn verschluckt.
Aber der silky rug - also der seidige Teppich, hat für mich beinah etwas mit Verführung zu tun. Ein seidiger Stoff, der sich um einen schlängelt und windet, an der Haut hinabgleitet, nicht die Schritte dämpft, sondern einen eher rutschen lässt, aus der Bahn wirft, beinah hilflos macht, dennoch ist es gutes Gefühl, wenn man mit den nackten Füßen auf Seide steht, kühl, geschmeidig, schmeichelnd. Da sehe ich einen Liebhaber, eine Versöhnung, ein sexuelle Geste, eine Verführung, die einen schwindelig werden lässt
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Grüßlein
die Trix
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