der spinne netz

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Lydie

Beitragvon Lydie » 03.05.2009, 20:08

der spinne netz
im fenster

stille
Zuletzt geändert von Lydie am 06.05.2009, 12:54, insgesamt 2-mal geändert.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.05.2009, 06:20

lautlos....setzt für mich das potenzial von laut voraus
da überleg ich ob still das ganze besser treffen würde...

unweigerlich ist da wieder dieses koan:

was war zuerst da: ohr oder geräusch

morgengruß,
hakuin

Lydie

Beitragvon Lydie » 04.05.2009, 10:34

guten morgen, auch!

ich würde sagen, es geht zunächst über das auge und wirklichkeitsanalyse. das auge sieht: da ist etwas. und was da ist: das netz, das verweist auf die spinne, die man nicht sieht. und das auge sieht sozusagen: ich höre nichts. das netz und die spinne: lautlos. zeichen aber von "dramen", im sinne von fressen und gefressen werden, der spinne in's netz gehen. die lautlosigkeit gehört dazu. denn das ohr warnt ja. und das ganze im fenster: öffnung zur welt draussen. und hübsch ausserdem, trügerisch zart. und tatsächlich etwas, das stille greifbar macht.

guten tag noch,

lydie

p.s. es war übrigens ein kreuzspinnennetz.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 05.05.2009, 00:59

Hallo Lydie!

Mir geht's wie Hakuin, das lautlos sperrt sich... Natürlich macht das, was du da zur Erklärung schreibst, perfekt Sinn - aber trotzdem :-) Vielleicht ist der Ausdruck auch einfach nur zu gewöhnlich? Ich weiß es wirklich nicht!

Ferdigruß :-)
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 05.05.2009, 22:08

Hallo Lydie,

auch für mich wollen Begriffe wie "lautlos" "still" "stille greifbar" nicht so recht zum Spinnennetz passen, daher mal ein mutiger Textvorschlag :

der spinne netz
im fenster
aufgespannt

oder

der spinne netz
im fenster
lauernd

oder

der spinne netz
im fenster

stille fangen

Oder würde das die Spannung zerstören oder schlimmer noch, die Intention des Textes vollkommen verfälschen ?

Lieben Abendgruß von Hannes

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.05.2009, 12:48

lydie

der spinne netz
im fenster

stille


das greifbar nach der stille, hmmm. ich finde es nur mit stille fast noch stärker, für meine lesart.
was meinst du?

gruß von hakuin

Lydie

Beitragvon Lydie » 06.05.2009, 12:56

Weisst Du was, Hakuin, damit kann ich mich richtig anfreunden.
Ja, es ist gut.

Danke.

Lydie


Was meinst Du, Hannes?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.05.2009, 13:25

Hallo Lydie,

mit der jetzigen Version kann auch ich am meisten anfangen, weil man die Stille auf vielfache Weise lesen kann. Da steckt eigentlich alles drin. Die stille Betrachtung, das Lauern, etc.
Ja, so würde ich es lassen.

Saludos
Mucki

Lydie

Beitragvon Lydie » 06.05.2009, 13:45

Wichtig ist mir, dass es eben nicht nur visuell bleibt. Darum, Hannes, habe ich deine Version nicht übernommen. Für mich ist der wesentliche Sprung eben der vom Auge ins Ohr, sozusagen. Daher auch das ursprüngliche "lautlos". Es war eben die Abwesenheit eines Lauts. Aber offensichtlich kommt dieses Wort bei niemandem an. Und das stille, gerade noch einmal abgesetzt, gefällt mir auch gut.

Spider greetings,

Lydie

DonKju

Beitragvon DonKju » 07.05.2009, 22:32

Hallo Lydie,

in dieser knappen Form finde ich's auch gut und kann sogar die allein stehende "stille" am Ende akzeptieren. Und wie heißt es in einem Bluessong so sinnig : "Come on in in my kitchen, said the spider to the fly ..."

Und noch'n lieben Abendgruß dazu von Hannes


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