Zweite Fassung (Änderungen vorwiegend nach carl, danke!!!)
Heute morgen traf sein Lächeln
mich mitten ins Gesicht.
Ich schaute an mir herunter und
fand nichts.
Fragen konnte ich nicht.
Er war ja hinter Scheiben
am andern Bahnsteig.
Ich verfing mich in seinem Haarschopf
und zappelte in seine Augen zurück.
Sie hatten meine Frage gelesen und
winkten den Zweifel weg.
Er meint mich.
Staunend fuhr der Bahnsteig ab
in die falsche Richtung.
Ich streifte seinen Blick über
und trug ihn den ganzen Tag.
Erstfassung:
Heute morgen traf sein Lächeln
mich mitten ins Gesicht.
Ich schaute an mir herunter
und fand nichts.
Fragen konnte ich nicht.
Er war ja hinter den Scheiben
am Bahnsteig gegenüber.
Ich verfing mich in seinem Haarschopf
und zappelte mich in seine Augen zurück.
Sie hatten meine Fragen gelesen
und winkten meine Zweifel beiseite.
Er meinte tatsächlich mich.
Staunend fuhr der Bahnhof in die
entgegengesetzte Richtung davon.
Ich steckte mir schnell seinen Blick in die Tasche
und trug ihn mit mir durch den Tag.
Der Fremde :-)
Also, ich mag die Erstfassung lieber. Vor allem das mit dem Blick in die Tasche Stecken. Das ist eine ganz andere (das halte ich jetzt schnell fest, stecke es weg, verberg's, ist kostbar, hol ich erst heute abend bei mir zuhause, wenn ich alleine bin, wieder raus, als schatz und erinnerung) Geste als ein Überstreifen.
Lieber Gruss!
Lydie
Lieber Gruss!
Lydie
Leo, das ist super!
Leider bin ich erst jetzt zum Lesen gekommen, sonst hätte ich mich schon vorher so freuen können.
Schon der Anfang ist klasse, das klingt als würde da jemand völlig verdattert plötzlich auf dem Hintern landen - mit einem Lächeln im Gesicht! Du schaffst in diesen zwei kurzen Zeilen schon eine tolle Atmosphäre, die irgendwo etwas witziges enthält, etwas luftig leichtes - aber auch dieses starke, gar nicht luftig-durchsichtige Lächeln.
Dann diese Verwunderung "Was ist denn mit mir? Ist da irgendwas?" des LIch, die Fragen die man nicht stellen kann durch die Menge hindurch und über die Entfernung. Da hast du diese Momente, wenn ein Fremder plötzlich aus der Menge sticht, ohne das man weiß wieso, und der aufblickt direkt in die eigenen Augen, wirklich wundervoll eingefangen. Ganz besonders gefällt mir das "ja" in "Er war ja hinter Scheiben // am andern Bahnsteig." - Das macht alles so selbstverständlich, unterstreicht nochmal wie ungewöhnlich, unerwartet und seltsam dieser Moment inmitten des absoluten Alltags ist.
Sehr schön finde ich auch den Ausdruck "zappelte in seine Augen zurück" wenn LIch zum ersten mal auf die Idee kommt zu schauen wer da überhaupt schaut.
Aber das beste ist "Staunend fuhr der Bahnsteig ab // in die falsche Richtung." - das fasst für mich einfach alles zusammen. Das Erstaunen, den ungewöhnlichen Moment, aber auch den Alltag um diesen Blick herum, als stolpere jemand mitten im rhythmischen, gleichmäßigen Lauf.
Ob der letzte Teil wirklich notwendig ist weiß ich nicht. Ich denke es ist klar, dass LIch diesen Blick den Rest des Tages mit sich herumträgt, den Moment nicht loslässt. Das wird auch vorher schon deutlich, finde ich. Andererseits wäre vielleicht ein zu abruptes Ende, würdest du es weglassen.
Also um es kurz zu sagen: Das ganze hat mir wirklich sehr gut gefallen, ich wollte nicht einmal die erste Fassung lesen um die Wirkung der zweiten nicht zu zerstreuen (hab's natürlich doch getan am Ende). Schön geschrieben, sehr lebendig und wirkungsvoll. Ein kleines Juwel in einem ganz normalen Tag.
Leider bin ich erst jetzt zum Lesen gekommen, sonst hätte ich mich schon vorher so freuen können.
Schon der Anfang ist klasse, das klingt als würde da jemand völlig verdattert plötzlich auf dem Hintern landen - mit einem Lächeln im Gesicht! Du schaffst in diesen zwei kurzen Zeilen schon eine tolle Atmosphäre, die irgendwo etwas witziges enthält, etwas luftig leichtes - aber auch dieses starke, gar nicht luftig-durchsichtige Lächeln.
Dann diese Verwunderung "Was ist denn mit mir? Ist da irgendwas?" des LIch, die Fragen die man nicht stellen kann durch die Menge hindurch und über die Entfernung. Da hast du diese Momente, wenn ein Fremder plötzlich aus der Menge sticht, ohne das man weiß wieso, und der aufblickt direkt in die eigenen Augen, wirklich wundervoll eingefangen. Ganz besonders gefällt mir das "ja" in "Er war ja hinter Scheiben // am andern Bahnsteig." - Das macht alles so selbstverständlich, unterstreicht nochmal wie ungewöhnlich, unerwartet und seltsam dieser Moment inmitten des absoluten Alltags ist.
Sehr schön finde ich auch den Ausdruck "zappelte in seine Augen zurück" wenn LIch zum ersten mal auf die Idee kommt zu schauen wer da überhaupt schaut.
Aber das beste ist "Staunend fuhr der Bahnsteig ab // in die falsche Richtung." - das fasst für mich einfach alles zusammen. Das Erstaunen, den ungewöhnlichen Moment, aber auch den Alltag um diesen Blick herum, als stolpere jemand mitten im rhythmischen, gleichmäßigen Lauf.
Ob der letzte Teil wirklich notwendig ist weiß ich nicht. Ich denke es ist klar, dass LIch diesen Blick den Rest des Tages mit sich herumträgt, den Moment nicht loslässt. Das wird auch vorher schon deutlich, finde ich. Andererseits wäre vielleicht ein zu abruptes Ende, würdest du es weglassen.
Also um es kurz zu sagen: Das ganze hat mir wirklich sehr gut gefallen, ich wollte nicht einmal die erste Fassung lesen um die Wirkung der zweiten nicht zu zerstreuen (hab's natürlich doch getan am Ende). Schön geschrieben, sehr lebendig und wirkungsvoll. Ein kleines Juwel in einem ganz normalen Tag.
Phantastisch! Ein herrliches Gedicht!
Welche Fassung ich bevorzuge - anziehen oder in die Tasche stecken - kann ich nicht mal sagen. Ich glaube, ich würde den Blick in die Tasche stecken - aber anziehen und tragen passt auch, kommt aufs Ich an.
Lieben Gruß
Zefira, die den Rest des Tages schmunzeln wird
Welche Fassung ich bevorzuge - anziehen oder in die Tasche stecken - kann ich nicht mal sagen. Ich glaube, ich würde den Blick in die Tasche stecken - aber anziehen und tragen passt auch, kommt aufs Ich an.
Lieben Gruß
Zefira, die den Rest des Tages schmunzeln wird
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Ich hab wirklich den ganzen Nachmittag geschmunzelt ...
Mich hat das Gedicht an einen Kurztext erinnert, aus dem ich mal irgendwann eine Geschichte machen wollte, es hat aber bisher nicht geklappt. Ich setz ihn mal ins Prosalog ... vielleicht wird doch noch was draus.
Mich hat das Gedicht an einen Kurztext erinnert, aus dem ich mal irgendwann eine Geschichte machen wollte, es hat aber bisher nicht geklappt. Ich setz ihn mal ins Prosalog ... vielleicht wird doch noch was draus.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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