unhaltbar
Hallo Louisa,
danke für deine Offenheit, ich verstehe jetzt ein bisschen besser deine heftige Reaktion. Ich glaube aber, du liest aufgrund deiner persönlichen Betroffenheit durch deine Biografie einen ganz anderen Text als ich geschrieben habe. Es geht gar nicht so sehr um Alter. Es sind Beispiele. Für die internalisierte Fremdwahrnehmung. Den Ärger darüber.
45 ist definitiv nur "jung" für Über-50Jährige.
Meine Mutter hat Wasser gepredigt und Wein getrunken - sie wird 70 und ist wunderschön, im Übrigen schlank, trainiert, gelassen, sehr eigenwillig. Aber sie hat natürlich auf ihre Gesundheit und Figur geachtet - auf ihre Art. Bei einer Kosmetikerin war sie ihr Leben nicht, aber ihre Seele hat sie ziemlich rein gehalten bis jetzt, glaube ich. Und ich erinnere mich auch, dass sie heimlich so komisches Pulverbreidiätzeugs getrunkgessen hat, als ich Kind und Jugendliche war. Ich glaube erstmal keiner Frau, dass es ihr egal ist, wie sie aussieht - egal, wie sie aussieht! Und auch wenn es ihr darauf ankommt so zu wirken, als sei es egal (wie meine Mutter). Das nur als Mutter-Feedback - denn:
Deine Mutter, Louisa, hat mit diesem Text genauso wenig zu tun wie meine. Es handelt sich vielmehr um die Momentaufnahme aus einer gewissen, unzulässig verallgemeimernden Perspektive des Jahres 2009. Tut mir sehr Leid, wenn du da eine Alters- oder gar Lebesnverneinung heraus liest - ist es nicht! So etwas läge mir so fern wie irgendwas.
Nicole, freut mich, dass du mitgehst :) Ich möchte um Gotteswillen nicht noch mal 17 sein! ,-) Und Ina Müller, klar, die hat das alles viel witziger gesungensagt ,-)
herzlich
klara
danke für deine Offenheit, ich verstehe jetzt ein bisschen besser deine heftige Reaktion. Ich glaube aber, du liest aufgrund deiner persönlichen Betroffenheit durch deine Biografie einen ganz anderen Text als ich geschrieben habe. Es geht gar nicht so sehr um Alter. Es sind Beispiele. Für die internalisierte Fremdwahrnehmung. Den Ärger darüber.
45 ist definitiv nur "jung" für Über-50Jährige.
Meine Mutter hat Wasser gepredigt und Wein getrunken - sie wird 70 und ist wunderschön, im Übrigen schlank, trainiert, gelassen, sehr eigenwillig. Aber sie hat natürlich auf ihre Gesundheit und Figur geachtet - auf ihre Art. Bei einer Kosmetikerin war sie ihr Leben nicht, aber ihre Seele hat sie ziemlich rein gehalten bis jetzt, glaube ich. Und ich erinnere mich auch, dass sie heimlich so komisches Pulverbreidiätzeugs getrunkgessen hat, als ich Kind und Jugendliche war. Ich glaube erstmal keiner Frau, dass es ihr egal ist, wie sie aussieht - egal, wie sie aussieht! Und auch wenn es ihr darauf ankommt so zu wirken, als sei es egal (wie meine Mutter). Das nur als Mutter-Feedback - denn:
Deine Mutter, Louisa, hat mit diesem Text genauso wenig zu tun wie meine. Es handelt sich vielmehr um die Momentaufnahme aus einer gewissen, unzulässig verallgemeimernden Perspektive des Jahres 2009. Tut mir sehr Leid, wenn du da eine Alters- oder gar Lebesnverneinung heraus liest - ist es nicht! So etwas läge mir so fern wie irgendwas.
Nicole, freut mich, dass du mitgehst :) Ich möchte um Gotteswillen nicht noch mal 17 sein! ,-) Und Ina Müller, klar, die hat das alles viel witziger gesungensagt ,-)
herzlich
klara
Hallo Klara,
ein Text, der Mut macht! Weil ganz so schlimm ist es ja dann doch nicht. Aber in vielen Aspekten zutreffend, ausreichend um hie und da mit dem Kopf zu nicken. Anderes fordert Widerspruch heraus, aber nicht, weil es grundsätzlich nicht stimmt, sondern weil man es aus eigener Erfahrung/Beobachtung anders sieht.
Aber die Verallgemeinerung durch das Wir finde ich gelungen, weil sie den Leser (zumindest den über vierzigjährigen) provoziert. Er wehrt sich gegen die Vereinnahmung, wird aber durch diese Abwehrhaltung gezwungen darüber nachzudenken, ob der ein oder andere Punkt nicht doch auf ihn zutrifft.
Die Vierzig sind ja nun mal die gefühlte Lebensmitte. Aber das Gipfelfest bleibt doch meistens aus, ob der Erwartung, dass es von nun an nur noch bergab geht. Ein bisschen Lamoryanz kann man sich da ruhig gönnen, gepaart mit ein wenig Koketterie und Zweckpessimismus. Irgendwie läuft es am Ende dann doch ganz anders, als gedacht.
Gerne gelesen!
Liebe Grüße
Sam
ein Text, der Mut macht! Weil ganz so schlimm ist es ja dann doch nicht. Aber in vielen Aspekten zutreffend, ausreichend um hie und da mit dem Kopf zu nicken. Anderes fordert Widerspruch heraus, aber nicht, weil es grundsätzlich nicht stimmt, sondern weil man es aus eigener Erfahrung/Beobachtung anders sieht.
Aber die Verallgemeinerung durch das Wir finde ich gelungen, weil sie den Leser (zumindest den über vierzigjährigen) provoziert. Er wehrt sich gegen die Vereinnahmung, wird aber durch diese Abwehrhaltung gezwungen darüber nachzudenken, ob der ein oder andere Punkt nicht doch auf ihn zutrifft.
Die Vierzig sind ja nun mal die gefühlte Lebensmitte. Aber das Gipfelfest bleibt doch meistens aus, ob der Erwartung, dass es von nun an nur noch bergab geht. Ein bisschen Lamoryanz kann man sich da ruhig gönnen, gepaart mit ein wenig Koketterie und Zweckpessimismus. Irgendwie läuft es am Ende dann doch ganz anders, als gedacht.
Gerne gelesen!
Liebe Grüße
Sam
Liebe Klara,
Ich habe deinen Text sehr gerne gelesen. Er ist fein gedrechselt und die Ironie, die sich auf die eigene Person, jedenfalls auf das erzählerische Ich ausdehnt, hat fast poetischen Charakter, durch die vielen Anspielungen / Wort- und Assoziationsspiele (- der Hase rennt sich zu Tode – Festgelegte, die sich nicht festlegen – Sich verlieren im Lächeln um Geld, und andere schöne Formulierungen ).
Solch einen Text hätte ich gern selber geschrieben.
Bei der Idee, einen Text über « Wir über-60 Jährigen » als Antwort zu schreiben, ist mir dann einiges aufgefallen, was möglicherweise kritisiert werden könnte. Durch eine Verallgemeinerung, gibst du tatsächlich deiner Generation keine Chance. Das hat polemischen Charakter und mir gefällt diese Radikalität. Deine Tirade richtet sich an diejenigen, die am liebsten die Zeit zum Stillstand brächten. Dabei befinden sie sich im Rad der Zeit, mitten in ihrem Lebenslauf : (da wären wir schon wieder bei Meister Langohr). Jeder, der den Rubikon überschritten hat, kennt dies : noch ist alles offen, keine wichtigen Projekte sind danebengegangen, der große Erfolg lässt grüßen, von weitem ist die Erfüllung des großen Traums noch sichtbar … Diese Momentaufnahme stimmt einfach.
Vorher und nachher sieht man es dann anders. Ich würde für die 60igjährigen hinzufügen, dass nun die ersten beginnen, sich einen Teufel um Kleider- und sonstige Vorschriften zu scheren. Diejenigen, die einknicken, um in sich zu gehen. Diejenigen, die sich entfalten, trotz der kaputten Flügel, weil sie nicht mehr wichtig finden, ob sich jemand lustig macht über soviel Löcher im Gestell. Diejenigen, die rabiat waren und sanft geworden sind. Abgeschabte ; löcherige, mürbe gewordene Zeitgenossen, von großer Freizügigkeit … Die sich auch über sich lustig machen können, es aber nicht so scharfzüngig tun, denn ein paar haben ja schon das Zeitliche gesegnet, und andere wissen nicht mehr, was sie tun.
Die Fast-Zeitlosigkeit der über 40jährigen ist den Ältergewordenen schon verloren gegangen. Aber sie erinnern sich. Diesen bekannten Augenblick eines drohenden Verlusts hast du (mMn) sehr deutlich dargestellt. Für mich bedeutet das « Wir » eine gemeinsame Lebensvoraussetzung, das Durchlaufen einer Zeitspanne. Jeder einzelne auf seine Art, aber unter dem Prinzip der Endlichkeit.
Ich verstehe zwar die Kritik von Louisa, die gerne dynamischeres, optimistischere hören / lesen möchte. Aber mir scheint, dass aus der Ernüchterung Kraft zu ziehen ist.
Liebe Grüße
Renée
Ich habe deinen Text sehr gerne gelesen. Er ist fein gedrechselt und die Ironie, die sich auf die eigene Person, jedenfalls auf das erzählerische Ich ausdehnt, hat fast poetischen Charakter, durch die vielen Anspielungen / Wort- und Assoziationsspiele (- der Hase rennt sich zu Tode – Festgelegte, die sich nicht festlegen – Sich verlieren im Lächeln um Geld, und andere schöne Formulierungen ).
Solch einen Text hätte ich gern selber geschrieben.
Bei der Idee, einen Text über « Wir über-60 Jährigen » als Antwort zu schreiben, ist mir dann einiges aufgefallen, was möglicherweise kritisiert werden könnte. Durch eine Verallgemeinerung, gibst du tatsächlich deiner Generation keine Chance. Das hat polemischen Charakter und mir gefällt diese Radikalität. Deine Tirade richtet sich an diejenigen, die am liebsten die Zeit zum Stillstand brächten. Dabei befinden sie sich im Rad der Zeit, mitten in ihrem Lebenslauf : (da wären wir schon wieder bei Meister Langohr). Jeder, der den Rubikon überschritten hat, kennt dies : noch ist alles offen, keine wichtigen Projekte sind danebengegangen, der große Erfolg lässt grüßen, von weitem ist die Erfüllung des großen Traums noch sichtbar … Diese Momentaufnahme stimmt einfach.
Vorher und nachher sieht man es dann anders. Ich würde für die 60igjährigen hinzufügen, dass nun die ersten beginnen, sich einen Teufel um Kleider- und sonstige Vorschriften zu scheren. Diejenigen, die einknicken, um in sich zu gehen. Diejenigen, die sich entfalten, trotz der kaputten Flügel, weil sie nicht mehr wichtig finden, ob sich jemand lustig macht über soviel Löcher im Gestell. Diejenigen, die rabiat waren und sanft geworden sind. Abgeschabte ; löcherige, mürbe gewordene Zeitgenossen, von großer Freizügigkeit … Die sich auch über sich lustig machen können, es aber nicht so scharfzüngig tun, denn ein paar haben ja schon das Zeitliche gesegnet, und andere wissen nicht mehr, was sie tun.
Die Fast-Zeitlosigkeit der über 40jährigen ist den Ältergewordenen schon verloren gegangen. Aber sie erinnern sich. Diesen bekannten Augenblick eines drohenden Verlusts hast du (mMn) sehr deutlich dargestellt. Für mich bedeutet das « Wir » eine gemeinsame Lebensvoraussetzung, das Durchlaufen einer Zeitspanne. Jeder einzelne auf seine Art, aber unter dem Prinzip der Endlichkeit.
Ich verstehe zwar die Kritik von Louisa, die gerne dynamischeres, optimistischere hören / lesen möchte. Aber mir scheint, dass aus der Ernüchterung Kraft zu ziehen ist.
Liebe Grüße
Renée
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