Wir drei Schulmädchen trinken die Träume aus
Trinkpäckchen durch Strohhalme, wir halten
uns fest am Unschlaf und am Stundenplan.
Morgens um sieben liegen die Klarheiten brav
in unseren Kleiderschränken, man sieht sich
bis zur Hochzeit, bis zur Chef-Etage, man
Zieht sich an, was man ist, einen Kleidungs-
charakter trägt man heute und morgen
an seiner Haut, anstatt mit scharfer Munition
laufen wir Amok mit mit Papierkügelchen,
wir drei Schulmädchen kennen einander,
aber keine physikalische Formel genau
Da treibt es mich auf die Straße,
wo meine Schulmädchenliebe noch wartet
im Schwarzen treffen wir uns noch einmal
Während die anderen Mädchen die Bänke
drücken, bis die Klasse zu Trümmern zerfällt,
wir aber draußen im Schwarzen erzählen
uns von der Zeit, sodass wir lachen müssen,
sodass wir kotzen könnten, so zum Kotzen
schön war die Zeit, so witzig ist sie vorbei.
Dir läuft der Schaum weiß aus dem Mund,
dir ist es peinlich, ich tue, als säh´ ich nicht hin
und wir fürchten uns bei der Umarmung
noch weh zu tun.
Wir drei Schulmädchen
Hallo lieber Last!
Ich finde besonders deine Deutungsweise im Bezug auf diese Liebe als Ausbruch aus der (Schul-)gesellschaft sehr schön gedacht. Auch sonst ehrt und freut mich dein Kommentar durch seine Gedankenfülle und Kreativität natürlich sehr.
Ich möchte vielleicht noch darauf hinweisen, dass die scheinbar "unscharfe Munition" der Papierkügelchen meiner Ansicht nach der Beginn eines jeden Amoklaufes ist. Ich wurde selbersehr früh und relativ lange mit Kügelchen beworfen, bevor ich dann irgendwann diese Rolle der Coolness ohne die man ja anscheinend in deutschen Klassenzimmern weder als Lehrer, noch als Schüler mehr überleben kann angelegt habe. Dann habe ich beobachtet wie andere die Kügelchen abbekommen haben und ich kann zu weiten Teilen nachvollziehen, was nur diese kleinen emotionalen Schusswunden für Spuren hinterlassen, die dann irgendwann in solchen Gewaltausbrüchen wie vor Kurzem enden. Es ist auch interessant zu lesen, dass Deutschland hinter Amerika an zweiter Stelle steht, was diese Aggressionstaten in Schulen angeht.
In diesem und in anderen Sinne ist es sicherlich richtig, dass ich versucht habe hinter diese heile Schulmädchenwelt zu steigen. Aber natürlich war auch damals "nicht alles schlecht"
Wie bereits erwähnt sehe ich diesen weißen Schaum weniger als männlichen Ausdruck der Begierde, sondern eher als etwas Unangenehmes. Deshalb ist es auch "peinlich" oder wird so künstlich ignoriert.
Aber sicherlich kann man da auch Lustempfinden hineindeuten. Ist auch eine nette Variante
Danke dir auf jeden fall vielmals!
l
PS: Was die Emanzipation betrifft sehe ich es ebenfalls ähnlich wie du... Wir hatten zum Beispiel in der elften Klasse eine Gruppe Jungs unter uns, die seelenruhig von ihrem Plan erzählt haben irgendein Mädchen k.o. zu saufen, um sie dann nacheinander zu vergewaltigen.
Dann gab es ein Mädchen, dass überall eine 1 auf dem Zeugniss hatte, außer in Sport versteht sich, die dann nach dem Abi alles aufgebeben hat, um ihrem Freund eine treue Hausfrau und baldige Mutter zu sein, damit er sie nicht wegen einer anderen, die ihm besser gefiel sitzen lässt (das hat er ihr natürlich mehrfach mitgeteilt) - und meine Mutter hat mir dann irgendetwas von ihrer Jugend erzählt, von den Komunen, der Emanzipation - ich wusste nur häufig nicht, was davon übrig geblieben ist. Dabei bin ich gar nicht so eine Frauchenrechtlerin.... ich finde nur diese ganze, meine Generation so unglaulich meinungslos. Mir kommt es vor, als wäre unser Kleidungsstil gar keiner, unser Musikstil vollkommen kreativlos und unsere Ideale aufgebraucht.... "Postmoderne"
Ich finde besonders deine Deutungsweise im Bezug auf diese Liebe als Ausbruch aus der (Schul-)gesellschaft sehr schön gedacht. Auch sonst ehrt und freut mich dein Kommentar durch seine Gedankenfülle und Kreativität natürlich sehr.
Ich möchte vielleicht noch darauf hinweisen, dass die scheinbar "unscharfe Munition" der Papierkügelchen meiner Ansicht nach der Beginn eines jeden Amoklaufes ist. Ich wurde selbersehr früh und relativ lange mit Kügelchen beworfen, bevor ich dann irgendwann diese Rolle der Coolness ohne die man ja anscheinend in deutschen Klassenzimmern weder als Lehrer, noch als Schüler mehr überleben kann angelegt habe. Dann habe ich beobachtet wie andere die Kügelchen abbekommen haben und ich kann zu weiten Teilen nachvollziehen, was nur diese kleinen emotionalen Schusswunden für Spuren hinterlassen, die dann irgendwann in solchen Gewaltausbrüchen wie vor Kurzem enden. Es ist auch interessant zu lesen, dass Deutschland hinter Amerika an zweiter Stelle steht, was diese Aggressionstaten in Schulen angeht.
In diesem und in anderen Sinne ist es sicherlich richtig, dass ich versucht habe hinter diese heile Schulmädchenwelt zu steigen. Aber natürlich war auch damals "nicht alles schlecht"

Wie bereits erwähnt sehe ich diesen weißen Schaum weniger als männlichen Ausdruck der Begierde, sondern eher als etwas Unangenehmes. Deshalb ist es auch "peinlich" oder wird so künstlich ignoriert.
Aber sicherlich kann man da auch Lustempfinden hineindeuten. Ist auch eine nette Variante

Danke dir auf jeden fall vielmals!
l
PS: Was die Emanzipation betrifft sehe ich es ebenfalls ähnlich wie du... Wir hatten zum Beispiel in der elften Klasse eine Gruppe Jungs unter uns, die seelenruhig von ihrem Plan erzählt haben irgendein Mädchen k.o. zu saufen, um sie dann nacheinander zu vergewaltigen.
Dann gab es ein Mädchen, dass überall eine 1 auf dem Zeugniss hatte, außer in Sport versteht sich, die dann nach dem Abi alles aufgebeben hat, um ihrem Freund eine treue Hausfrau und baldige Mutter zu sein, damit er sie nicht wegen einer anderen, die ihm besser gefiel sitzen lässt (das hat er ihr natürlich mehrfach mitgeteilt) - und meine Mutter hat mir dann irgendetwas von ihrer Jugend erzählt, von den Komunen, der Emanzipation - ich wusste nur häufig nicht, was davon übrig geblieben ist. Dabei bin ich gar nicht so eine Frauchenrechtlerin.... ich finde nur diese ganze, meine Generation so unglaulich meinungslos. Mir kommt es vor, als wäre unser Kleidungsstil gar keiner, unser Musikstil vollkommen kreativlos und unsere Ideale aufgebraucht.... "Postmoderne"

und meine Mutter hat mir dann irgendetwas von ihrer Jugend erzählt, von den Komunen, der Emanzipation - ich wusste nur häufig nicht, was davon übrig geblieben ist. Dabei bin ich gar nicht so eine Frauchenrechtlerin.... ich finde nur diese ganze, meine Generation so unglaulich meinungslos. Mir kommt es vor, als wäre unser Kleidungsstil gar keiner, unser Musikstil vollkommen kreativlos und unsere Ideale aufgebraucht.... "Postmoderne" smile
Post bedeutet, dass etwas vorbei ist.
Was unsere Eltern getan haben, ist die Lügen ihrer Eltern zu enttarnen. Sehr rebellisch riefen sie: "Alles Lügen!" Leider blieben so nur noch Lügen für uns übrig und nichts mehr an dem wir uns festhalten könnten. Wir leben in einer Gesellschaft, die ihren Kindern erzählt, dass das Leben keinen Sinn hätte. Eine Frechheit sondergleichen.
Wir sind jetzt die Generation, die diese Lügen auch wieder enttarnen muss. Minus mal Minus ergibt Plus. Das sehe ich auch in deinen Texten. Es ist lange nicht mehr legitim, sich die Welt schön zu reden. Inzwischen ist es aber auch nicht mehr ok, die Welt schlecht zu reden.
Ich finde besonders deine Deutungsweise im Bezug auf diese Liebe als Ausbruch aus der (Schul-)gesellschaft sehr schön gedacht. Auch sonst ehrt und freut mich dein Kommentar durch seine Gedankenfülle und Kreativität natürlich sehr.
Auf Deutsch: Mit so einem Humbug hättest du niemals gerechnet

Wie bereits erwähnt sehe ich diesen weißen Schaum weniger als männlichen Ausdruck der Begierde, sondern eher als etwas Unangenehmes. Deshalb ist es auch "peinlich" oder wird so künstlich ignoriert.
Begierde sehe ich auch weniger darin. Ich habe vor allem ein Symbol der Männlichkeit erkannt. So wie laut rülpsen und eklig furzen lustig ist, wenn keine Mädchen dabei sind und peinlich sonst. Die Geschichte einer männlichen Jugendliebe ist eine Geschichte der verkniffenen Furze. Da schreibt nur keiner drüber.

Liebe Lou,
das ist wieder einer dieser erstaunlichen Texte von Dir, einer von denen, bei denen ich beim Lesen staune über wie verwendeten Bilder und die manchmal erstaunlichen schnellen Stimmungswechsel und die Frische, die der text ausstrahlt. Und erst beim zweiten oder dritten Lesen findet man dann auch Stilmittel, Alliterationen, die wie zufällig in den texte geraten zu scheinen und dann doch durchdacht sind ...
Hab ich sehr gerne gelesen
Liebe Grüße
max
das ist wieder einer dieser erstaunlichen Texte von Dir, einer von denen, bei denen ich beim Lesen staune über wie verwendeten Bilder und die manchmal erstaunlichen schnellen Stimmungswechsel und die Frische, die der text ausstrahlt. Und erst beim zweiten oder dritten Lesen findet man dann auch Stilmittel, Alliterationen, die wie zufällig in den texte geraten zu scheinen und dann doch durchdacht sind ...
Hab ich sehr gerne gelesen
Liebe Grüße
max
Liebe Lou,
ich reihe mich in die Reihe der begeisterten bald-berühmtheits-rezensenten ein, ich finde diesen Text faszinierend - vor allem wegen seiner Komposition, die ist wirklich trickreich und wirkungsvoll und überhaupt nicht unangenehm auffällig. Du kannst es dir leisten an typische Bindestellen Umbrüche zu setzen und an Umbruchstellen alles zusammen zu lassen und man weiß gar nicht warum (solange man nicht genau hinschaut meine ich, analysieren lässt sich das!). ich finde der Text hat einen fabrikrhythmus, so als ob man auf ein Gebäude schaut, aus dem ein Laufband kommt, auf dem lauter schulmädchen herauskommen, prodzuziert wie Osterhasen (und wenn ihre Haut schlaff wird, werden sie auch eingesschmolzen...etc, .-)) .
Und so viel Bilder, besondere Bilder...und alles schön von vorn bis hinten gebogen - tja, was soll ich sagen?
Mir gefällt es sehr in seiner Härte und doch ist etwas gerettet in den Zeilen...
JA!
liebe Grüße,
Lisa
ich reihe mich in die Reihe der begeisterten bald-berühmtheits-rezensenten ein, ich finde diesen Text faszinierend - vor allem wegen seiner Komposition, die ist wirklich trickreich und wirkungsvoll und überhaupt nicht unangenehm auffällig. Du kannst es dir leisten an typische Bindestellen Umbrüche zu setzen und an Umbruchstellen alles zusammen zu lassen und man weiß gar nicht warum (solange man nicht genau hinschaut meine ich, analysieren lässt sich das!). ich finde der Text hat einen fabrikrhythmus, so als ob man auf ein Gebäude schaut, aus dem ein Laufband kommt, auf dem lauter schulmädchen herauskommen, prodzuziert wie Osterhasen (und wenn ihre Haut schlaff wird, werden sie auch eingesschmolzen...etc, .-)) .
Und so viel Bilder, besondere Bilder...und alles schön von vorn bis hinten gebogen - tja, was soll ich sagen?
Mir gefällt es sehr in seiner Härte und doch ist etwas gerettet in den Zeilen...
Wir leben in einer Gesellschaft, die ihren Kindern erzählt, dass das Leben keinen Sinn hätte. Eine Frechheit sondergleichen.
Wir sind jetzt die Generation, die diese Lügen auch wieder enttarnen muss. Minus mal Minus ergibt Plus. Das sehe ich auch in deinen Texten. Es ist lange nicht mehr legitim, sich die Welt schön zu reden. Inzwischen ist es aber auch nicht mehr ok, die Welt schlecht zu reden.
JA!
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Das ist lieb von dir, klara!
Ich freue mich ja immer wie ein Ponny wenn mal etwas gelingt. (Ponnys erschienen mir jeher als freudige Tiere
...)
Naja, ich habe ja jetzt einen kleinen Verlag für den Roman... aber das dauert mir alles viel zu lange mit dem lektorieren und diesem ganzen wichtigen Blödsinn
... Ich will das JETZT haben! JETZT
! Wieso dauert immer alles so lange? Furchtbar.
Andererseits hat es mir wieder gezeigt: Wenn man nur hartnäckig genug nach einer Sache sucht findet man sie irgendwann
... Man muss sich nur erst einmal wie eine Sau durch den Schlamm wühlen.
Grunz!
l
Ich freue mich ja immer wie ein Ponny wenn mal etwas gelingt. (Ponnys erschienen mir jeher als freudige Tiere

Naja, ich habe ja jetzt einen kleinen Verlag für den Roman... aber das dauert mir alles viel zu lange mit dem lektorieren und diesem ganzen wichtigen Blödsinn


Andererseits hat es mir wieder gezeigt: Wenn man nur hartnäckig genug nach einer Sache sucht findet man sie irgendwann

Grunz!
l
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