jede insel sucht ihre schatten

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2009, 02:38

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jede insel sucht ihre schatten

sie herbergt kiesel
rund und kantig
wiegt in den händen
das murmeln im lied der insel

sie muss es tun
ob licht ob fessel
echte tode stirbt man nicht

nicht jenseits der nacht

kein verrat kein zittern fühlen
sie will die hände weiten
die freien winde
im schatten fangen




2. Zeile, 2 Strophe vorher: mal licht mal fessel



© Gabriella Marten Cortes 2009
Zuletzt geändert von Mucki am 11.04.2009, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 10.04.2009, 10:46

Hallo Gabriella,

also im Großen und Ganzen mag ich den Text sehr; Ich könnte mir aber ein paar kleine Änderungen vorstellen :

sie herbergt kiesel
runde und kantige
wiegt in den händen
das murmeln

lied der insel

...

kein verrat kein zittern
sie will die hände weiten
die freien winde
im schatten fangen

So mal zum Drübernachdenken, nicht nur zu später Stunde ...

Mit 'nem fröhlichen Morgengruß von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2009, 12:35

Hallo Hannes,

danke dir für deinen Kommentar. Sagst du mir denn auch, warum du diese Änderungen vorschlägst?
Es hat ja einen Grund, warum ich z.B. "lied der insel" nicht absetzte oder das "fühlen" da steht.

Saludos
Mucki

ecb

Beitragvon ecb » 10.04.2009, 14:21

liebe gabriella,
warum nicht "beherbergt", ich finde das wort so schön, viel schöner als diese künstliche verkürzung.

kann ansonsten nur ganz intuitiv auf dein gedicht zugehen, und in dieser weise wirkt es dann auch wirklich auf mich - "die freien winde / im schatten fangen" gefällt mir sehr, das empfinde ich als die zetrale aussage deines gedichts.

lg eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2009, 14:30

Hallo Eva,

ja, eigentlich hat du Recht. Ich könnte es in "beherbergt" ändern. Ursprünglich dachte ich, "hüten" zu nehmen. Mal schauen. Die letzten Zeilen sind Hauptteil der zentralen Aussage, jep.
Danke dir für's Einfühlen in die Zeilen.

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.04.2009, 22:03

Liebe Mucki,

Das ist ein sehr dichtes und, wie soll ich sagen, "sanftes" Gedicht, so als würde LI nach einem Wahnsinn, einem entsetzlichen Schmerz/Zustand, eine Phase der Klärung eintritt, die für mich einen meditativen Charakter hat. Eine Phase, in der LI hoffen will/kann, sich zu akzeptieren, mit allem, was es ausmacht. So lese ich deinen Text wenigstens für mich.

Den Titel finde ich toll! Ich sehe richtig die Sonnenglast und spüre Sehnsuch nach dem kühlenden Schatten.

sie muss es tun
mal licht mal fessel
echte tode stirbt man nicht

nicht jenseits der nacht
Dieser Part wäre schöner imho, wenn die beiden ugs. "mal" wegfallen könnten, aber vielleicht liegt es an mir, weil ich das Wort nicht ausstehen kann ;-)
ob licht ob fesseln gefiele mir besser.

Sehr schön. Ich werde es noch öfter auf mich wirken lassen!

Lieben Gruß
ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2009, 22:56

Liebe Elsie,

mir gefällt, wie du es für dich liest. Daran erkenne ich, dass hier wohl mehrere Lesarten möglich sind. Und das finde ich gut.
Das "ob" statt "mal" klingt besser, stimmt. Und vom Sinn her, drückt es in diesem Fall das Gleiche aus.
Ich warte mal ab, ob noch weitere Kommentare kommen, bevor ich ändere, merke es mir aber vor.
Danke dir!

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.04.2009, 23:01

Liebe Mucki,

das freut mich. Es ist ein recht hermetisches Gedicht, daher kann ich es nur intuitiv für mich "umdeuten".

Ja, warte "mal" ;-) ab.

Lieben Gruß
ELsie
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Beitragvon Mucki » 10.04.2009, 23:30

Liebe Elsie,

intuitiv reingehen, ja, das muss man wohl bei diesem Text, da ich hier eine ziemlich komplexe "Innenwelt" des LIs beschreibe.

Saludos
Mucki

DonKju

Beitragvon DonKju » 11.04.2009, 10:54

Hallo Gabriella,

es ist die ja schon von anderen Kommentatoren genannte "intuitive" Lesart, die mich zu meinen Änderungsvorschlägen brachte. So empfand ich die erste Strophe in den worten "lied der insel" summiert, daher auch meine Idee, diese Zeile einzeln zu setzen. Und was das gestrichene "fühlen" angeht, so habe ich eine Gleichheit in den Zeilen "mal licht mal fessel" und "kein verrat kein zittern" gelesen und finde sie durch die Streichung klarer herausgestellt und nun ja, "zittern", das fühlt man doch sowieso, warum es also explizit nennen ?

Die Entscheidung, ob das für Dich nachvollziehbar ist und in den Text einfließen kann, liegt natürlich wie immer bei Dir als Autorin ...

Mit einem lieben Gruß von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.04.2009, 11:50

Hallo Hannes,

danke dir für die genauere Begründung deiner Änderungsvorschläge. So kann ich besser nachvollziehen, wie du den Text für dich verstehst. Es ist wichtig für mich, wie unterschiedlich hier die Lesarten sind, weil mir dieser Text sehr am Herzen liegt, weißt du.

Nun "lied der insel" ist für mich nicht die Summe der ersten Strophe, sondern bezieht sich auf den Ist-Zustand des LIs, welcher mit dem "murmeln", dem "wiegen" und den "kieseln" Hand in Hand geht. Deshalb kann ich es auch nicht absetzten. Ich finde es interessant, dass du eine Gleichheit bei "mal licht mal fessel" und "kein verrat kein zittern fühlen" herausliest, denn ich beschreibe hier zwei unterschiedliche Zustände. Im ersten ist LI gefangen, im zweiten drückt sich der Wunsch des LI aus.
Es ist schon so, wie ich auch oben schrieb. Dieser Text erschließt sich nur intuitiv. Erklären werde ich ihn nicht. Dass sich durch die Art und Weise, wie ich ihn geschrieben habe, sehr unterschiedliche Interpretationen ergeben, ist ok für mich und wohl auch ganz normal, wenn man nicht 1:1 schreibt.

Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 11.04.2009, 12:02

Hallo Mucki.

mir gefällt der Text wie er ist - nichts ändern bitte :-) In meinem Ohr zumindest klingt "mal" besser als "ob", und "herbergen" ist gutes Deutsch... Goethe hat's benutzt, Luther auch, das geht bis in altdeutsche Zeit ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 11.04.2009, 12:04

Hallo Gabriella,

die Gleichheit bezieht sich nur auf die Konstruktion der Zeilen, aber das habe ich wohl nicht klar genug zum Ausdruck gebracht ...

Und nach wie vor gilt : Ein gelungener Text, so oder so, jedenfalls für mich.

Mit liebem Gruß Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.04.2009, 12:04

Hallo Ferdi,

sowas hört man als Autor natürlich gern. ;-)
Danke dir!

Saludos
Mucki


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