Keinen Frühling mehr

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Sam

Beitragvon Sam » 31.03.2009, 13:33

Keinen Frühling mehr


Der Sommer war ein Pflichtbesuch.
Ein kurzer Geruch, der
nur Erinnerungen weckte.

Nun fällt der Herbst vom Himmel
und wickelt das Land in nasse Lappen.

Eine Weile bleibe ich noch,
damit ich sehen kann,
aus welcher Richtung der Winter kommt.
Vielleicht ist er ein alter Mann,
der sich zu mir auf die Parkbank setzt,
zusieht wie ich Tauben füttere oder versuche,
die Zeitung im Wind zu lesen.

Und wenn er aufsteht,
gehe ich mit.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 31.03.2009, 14:46

Schönes, wehmütiges Gedicht vom Herbst in mehr als einem Sinn.

Was ich gern wüsste: Hat die Satzstellung "die Zeitung im Wind zu lesen" einen besonderen Sinn?
Ich meine, könnte es genausogut "Im Wind die Zeitung zu lesen" heißen oder muss es so bleiben, wie es jetzt ist?

Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

carl
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Beitragvon carl » 31.03.2009, 15:09

Die Zeitung im Wind lesen:
zeitgenössisch: Eine Zeitung zu lesen versuchen, die der Wind umhertreibt.
Fin de Siecle: Die Nachricht im Wind verstehen.
Sonst noch was?

LG,C

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annette
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Beitragvon annette » 31.03.2009, 15:11

Mir gefällt dieser angekündigte Abschied gut. Ich mag den Einklang mit den Jahreszeiten, das verständige Nicken zum Unumgänglichen.

Nicht ganz einsichtig sind mir die Zeilen „damit ich sehen kann, / aus welcher Richtung der Winter kommt.“

Für den Text (und das Ich?) ist es nicht wichtig, wo er herkommt, nur, wo er hingeht (und das weiß es), oder? Gerade im Hinblick auf die folgende Zeile „Vielleicht ist er ein alter Mann“ würde ich eher etwas schreiben wie „damit ich sehen kann, / als wer der Winter dies Jahr kommt“ oder „in wessen Gestalt der Winter kommt“ (nur so ins Unreine).

Bilder und Ton gefallen mir sehr.

Gruß - annette

Nicole

Beitragvon Nicole » 31.03.2009, 15:33

Hi Sam,

Es wiederstrebt mir zwar, an einem Tag, der nun endlich nach Frühling riecht, ein Gedicht über den nahenden Winter zu kommentieren, aber sei es drum:

Ich mag den Ton. Den Sommer, der (leider) nur einen Pflichtbesuch gemacht hat, also schnell wieder verschwunden ist und den klammen Herbst, der nun herrscht und "das Land in nasse Lappen wickelt". Das LI hat wohl schon viele Jahreszeiten kommen und gehen sehen und (er)wartet nun auf den (letzten) Winter. Weil er weiss, dass er kommt.
Ich sehe das alte LI auf einer Parkbank sitzen und fast auch den Winter in Gestalt des alten Mannes, der mit seiner Zeitung kämpft. Irgendwie friedlich die Feststellung "und wenn er aufsteht, gehe ich mit". So als wäre alles gesehen, alles gesagt, alles getan und es sei einfach an der Zeit...

Sehr gerne gelesen!

Nicole

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leonie
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Beitragvon leonie » 31.03.2009, 15:40

Lieber Sam,

ja, das ist ein wehmütiges Gedicht. Einer erklärt sich einverstanden zu gehen. obwohl der Sommer zu kurz war. Das macht mich daran am meisten wehmütig. Mir scheint, das lyrIch hat sich an bitteren Kräutern satt essen müssen....

Ich glaube, wäre es mein Text, würde ich das "nur" in der ersten Strophe streichen, das würde für mein Lesen die Wehmut verstärken.

Gerade dachte ich, dass "in welcher Gestalt" auf der Bildebene noch treffender wäre als "aus welcher Richtung".

Aber ich werde unsicher durch das "die Zeitung im Wind zu lesen", das für mich sehr vielschichtig ist.

Auf jeden Fall habe ich das gern gelesen...

Liebe Grüße

leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 31.03.2009, 16:04

Hallo Sam,

ich mag die leise Wehmut, die aus deinen Zeilen spricht. Dennoch ist das kein wehmütiges Gedicht, im Gegenteil: LI wirkt auf mich sehr abgeklärt, gefasst.

Die Lebensalter anhand der Jahreszeiten zu beschreiben ist zwar nicht neu, aber immer wieder eine lohnende Sache, vor allem, wenn einem sowas wie dein Gedicht gelingt.

Die "unprätentiöse" Sprache (was keineswegs negativ gemeint ist) trägt wesentlich dazu bei, dass das Gedicht so "abgeklärt" (ich weiß, ich wiederhole) auf mich wirkt und sich dadurch nicht in Melancholie verliert, auch wenn ich darin schon sowas wie endgültigen Abschied lese.

Persönlich mag ich das Wort "Geruch" nicht so sehr, weiß aber nicht, ob "Duft" hier tatsächlich besser passen würde. Das eine ist mir zu negativ, das andere zu positiv besetzt ... und Erinnerungen können beides beinhalten.

Die Zeitung im Wind lesen ... ja, das möchte ich auch!

Liebe Grüße,

scarlett

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 31.03.2009, 16:18

Nicole hat geschrieben:Ich sehe das alte LI auf einer Parkbank sitzen und fast auch den Winter in Gestalt des alten Mannes, der mit seiner Zeitung kämpft.


Ich verstehe es so, dass das lyr. Ich die Zeitung im Wind liest, nicht der Winter.
Deshalb eben auch meine Frage; man könnte "die Zeitung im Wind" ja auch als Neuigkeit verstehen, die durch die Luft geweht kommt - so wie man früher Neuigkeiten oft "Zeitung" genannt hat, auch wenn sie mündlich weitergegeben wurden.
Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Sam

Beitragvon Sam » 31.03.2009, 17:36

Hallo Ihr Lieben,

herzlichen Dank für eure Kommentare!


Zefira,

Carl hat es ja schon erklärt. "Die Zeitung im Wind lesen" hat eine schöne Doppelbedeutung. Neben dem Versuch, im Wind eine Zeitung durchzulesen, dachte ich eben auch an die "Zeitung", die der Wind bringt, z.B., dass der Frühling naht. Wobei das nicht nur Fin de Siecle ist, sondern schon Heine (und bestimmt auch andere, aber in seinen Berichten ist es mir besonders aufgefallen) diesen Begriff benutzt, um einfach Neuigkeiten zu bezeichnen.


anette,

die von dir erwähnten Zeilen sind die, um die ich mir am meisten Gedanken gemacht habe. Es wäre natürlich einfacher (und womöglich auch besser) gewesen, einen Bezug zu dem alten Mann in Form einer Person oder Gestalt den Winter betreffend "vorzubereiten". Aber du sagst es ja selbst:
wo er hingeht (und das weiß es)

Also ist das Kommen wesentlich interessanter. Kommt er von hinten, überraschend, kommt er in Gestalt eines Richters (von vorne) oder in Gestalt eines...sagen wir Meuchelmörders (von hinten).
Oder eben eines alten Mannes, der sich (von weitem schon sichtbar, langsam und harmlos) auf die Parkbank setzt.
Aber es ist gut möglich, dass die gedankliche Offenheit, die ich hier gesucht habe, im Sinne des Gedichtes nicht wirklich stringent ist. Darüber denke ich bestimmt noch weiter nach...



Liebste Nicole,

du schreibst:
Irgendwie friedlich die Feststellung "und wenn er aufsteht, gehe ich mit". So als wäre alles gesehen, alles gesagt, alles getan und es sei einfach an der Zeit...

Eine solche Gelassenheit ist wirklich wünschenswert. Und vielleicht schreibt man ja soetwas, weil man es sich genauso wünscht.
Ich danke dir!


Leonie,

das lyrIch hat sich an bitteren Kräutern satt essen müssen...

Nun...Wehmut, wie von dir voher erwähnt, ist bestimmt dabei, aber ich wollte es nicht verbittert klingen lassen. Wobei es der bitteren Kräuter bestimmt genug gab, im Leben des LyrI.

Das von dir erwähnte "Nur": Der Sommer brachte nichts Neues. Er war kurz und alles was er konnte, war Erinnerungen zu wecken. Ein flüchtiger Geruch, der keinerlei Anreiz bot, ein weiteren Sommer zu erleben. Zukunft und Erinnerung stehen ja sozusagen im reziprok proportionalen Verhältnis zueinander. Je mehr Erinnerung, desto weniger Zukunft. Und NUR Erinnerung schneidet den Weg nach vorne eigentlich gänzlich ab.

Bezüglich der Richtung siehe bitte bei annette. Aber wie schon erwähnt, an diesem Punkt kaue ich noch...


Scarlett,

abgeklärt, gefasst - so habe ich es mir auch gewünscht. Nicht verbittert oder hadernd. Traurig und Wehmütig schon, aber ohne das finale Aufbäumen, ohne Schuldzuweisung, ohne Resentiment.

Geruch oder Duft - ist schwer zu sagen. Für mich ist Geruch ein bisschen neutraler, allgemeiner. Vor allem, wenn man die Verbformen der beiden Wörter ansieht. Duften ist eigentlich durchweg positiv besetzt. Riechen dagegen kann beides bedeuten: Es riecht nach einem guten Essen. Es riecht nach Müll, Unrat, schimmel etc.
Und da im Gedicht ja auch nicht erwähnt wird, wie die Erinnerungen aussehen (wichtig war mir das NUR, wie bei Leonie schon erklärt), denke ich, dass Geruch womöglich das bessere Wort ist.


Ich danke euch allen nochmals sehr für eure Kommentare!


Liebe Grüße

Sam

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.04.2009, 10:14

Lieber Sam,

du beginnst deinen letzten Kommentar damit, dass du eines deiner Bilder bereits als "alt-gebräuchlich" bezeichnest. Ich frage mich wieso du es dann überhaupt noch benutzt!?

Das ist auch mein größtes Problem an diesem an sich angenehm nüchternen, schwermütigen Text.

Aber genauer:

Die erste Strophe:

Der Sommer war ein Pflichtbesuch.
Ein kurzer Geruch, der
nur Erinnerungen weckte.

gefällt mir vor allem durch die erste Zeile. "Pflichtbesuch" ist ein feines trockenes Wort im Gegensatz zum Frühling.

Allerdings überzeugt mich die Anmerkung "der nur Erinnerungen weckte" - noch nicht ganz. Ich glaube da könnte man sich etwas Besseres ausdenken.

Auch die folgenden Zeilen:

Nun fällt der Herbst vom Himmel
und wickelt das Land in nasse Lappen.


...haben mir gut gefallen, obwohl ich nicht ganz verstehe wieso bei Frühlingsbeginn der "Herbst vom Himmel" fällt und nicht der vorangegangene Winter. Da stehe ich wohl auf dem Schlauch!?

Genauso geht es auch weiter, denn ich würde denken, dass nach dem Frühling erst einmal der Sommer und nicht der Winter kommt.

Eine Weile bleibe ich noch,
damit ich sehen kann,
aus welcher Richtung der Winter kommt.


Insgesamt verwirrt mich also diese Anordnung der Jahreszeiten... Natürlich kann man sagen: Ist ja alles gleich, folgt ja eh eines auf das andere, irgendwann.... Aber mich irritiert es dennoch.

Hier im vorletzten Abschnitt:


Vielleicht ist er ein alter Mann,
der sich zu mir auf die Parkbank setzt,
zusieht wie ich Tauben füttere oder versuche,
die Zeitung im Wind zu lesen.


verwendest du einerseits das Bild des alten Mannes für den Winter, was ich vor kurzem erst in einem Frühlings-Gedicht von Rilke gelesen habe. Dann ist anscheinend auch diese Zeitung jetzt nicht unbedingt ein "Sam-Original" - was diese ganzen vier Zeilen natürlich sehr schwer bewerten lässt wie ich finde.

Ich würde auch hier überlegen, ob dir nicht noch etwas dazu einfällt. Zum Beispiel könntest du ja den "alten mann" und die "zeitung" behalten, aber ihnen noch ein paar ungewöhnliche Attribute, Sprache, etc. geben. Das der Mann sich setzt und man ihm folgen kann finde ich da schon einen guten Anfang.

Und wenn er aufsteht,
gehe ich mit.


Kennst du das: http://www.youtube.com/watch?v=NRShApDaYn8

Hat zwar nicht allzuviel damit zu tun, errinert mich aber ein bisschen daran.

Also, hoffentlich hilft dir das!

Habe es gerne gelesen!
l

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 01.04.2009, 10:51

Hallo :-)

Louisa, die Zuordnung der Jahreszeiten zu den Menschenaltern ist in etwa so alt wie die Dichtung selber - warum um alles in der Welt macht das nun gerade Sams Gedicht schwerer zu deuten :confused: "Ungewöhnlichkeit" ist jedenfalls kein Wert an sich...

Ansonsten war im Gedicht Sommer, ist es Herbst, und der Winter wird sein - zum Frühling siehe Überschrift ;-)

Sam, der Text gefällt mir :-) Hinter "zusieht" müsste ein Komma, oder? Würde ich hier aber auch weglassen ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.04.2009, 11:22

Hallo Ferdi,

ich habe ja nicht die "Zuordnung der Jahreszeiten zu den Menschenaltern" kritisiert, sondern die Tatsache, dass viele der Bilder, die er verwendet um dieses altbekannte Thema aufzugreifen eben genauso "alt ist wie die Dichtung selber" - und das ist auch gerade das Problem mit diesem Text, der ja durchaus auch neue Formulierungen enthält wie zum Beispiel die "nassen Lappen um das Land" - und andere Zeilen, die mir besser gefallen haben, als der zitierte alte Mann und die Zeitung im Wind.

Ich habe auch nicht gesagt, dass es dadurch "schwer zu deuten ist" - Ich habe gesagt es wird dadurch "schwer zu beurteilen" - Weil ich ungern Metaphern beurteile, die nicht vom Dichter selbst stammen.

Dann komme ich mir vor, als kritisiere ich Rilke und Heine und nicht Sam. Mir selbst geht es ja auch oft so, dass ich plötzlich ein Gedicht lese und eine Metapher finde, von der ich dachte sie wäre meine Erfindung - dann bin ich furchtbar enttäuscht... Bei den "Tischen der Zeit" von Celan erging es mir einmal so... Dann wird der Text für mich wertlos, weil er nichts eigenes mehr besitzt.

Aber wie gesagt, Sams Text besitzt ja zum Glück auch viele eigene Formulierungen. Ich will ja nur darauf aufmerksam machen, dass man darauf den Schwerpunkt legen sollte, mehr nicht.

Danke dir aber, dass du mich auf den "Sommer" in der ersten Zeile Aufmerksam machst. Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube ich habe "Frühling" gelesen und war deshalb so irritiert. Wahrscheinlich weil der Titel direkt darüber steht.

Natürlich hast du Recht mit der Reihenfolge, sam! Entschuldige diese eine Kritik!!!

Danke, Ferdi!
l

Sam

Beitragvon Sam » 01.04.2009, 18:27

Hallo Lousia,

vielen Dank für deinen Kommentar!

Du schreibst:
du beginnst deinen letzten Kommentar damit, dass du eines deiner Bilder bereits als "alt-gebräuchlich" bezeichnest. Ich frage mich wieso du es dann überhaupt noch benutzt!?


Nur weil etwas "alt-gebräuchlich" ist, kann man es doch trotzdem noch verwenden, oder? Zumal es sich bei diesem Begriff "Zeitung", als Neuigkeit ja nicht um eine alte und zu Tode gerittene Metapher handelt, sondern einfach um einen Begriff, der vor hundert und mehr Jahren gebräuchlich war. So etwas wieder aufzunehmen empfinde ich als ungeheuer spannend.

Schon der alte Salomo sagte (und das in Verbindung mit der Aussage: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und sich ihnen zu widmen, ist ermüdend für das Gebein): Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Ins gleiche Horn blies auch J.L. Borges in seiner Beschäftigung mit Metaphern. Er sagt, dass es in der Dichtung im Grunde nur einige wenige Metaphern gibt, die sich in Variationen ständig wiederholen (zu lesen in: Das Handwerk des Dichters)

Überhaupt, je mehr ich mich mit Lyrik beschäftige, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass es sich dabei nicht um einen Originalitätswettbewerb handelt. Neue Wortschöpfungen empfinde ich nur in den seltensten Fällen als gelungen, und die Gedichte, die mich am meisten begeistern, kommen mit ganz einfachen, gebräuchlichen Worten aus. Die Komposition macht es, sie lässt, je nachdem, ein Bild oder ein Gefühl entstehen. Im allerbesten Fall sehe ich auch den Gedanken, der hinter allem steht. Und wenn dabei auf Bekanntes zurückgegriffen wird, lehne ich es nicht grundsätzlich ab. Im Gegenteil. Das "Zitieren" ist eine äussert anregende und gewinnbringende Angelegenheit, wenn es denn gut gemacht ist und nicht einfach nur epigonenhaft daherkommt.


So ist natürlich auch der Winter als alter Mann nicht neu. Mein Ziel war es, hier ein Gefühl entstehen zu lassen - dem des bewussten und akzeptierten Abschieds. Die Jahreszeiten stehen hier also nicht als Platzhalter für die Stationen des Lebens, sondern bilden den Rahmen für die Gewissheit des LYrI, dass es Zeit ist zu gehen. Die Jahreszeiten werden nicht verklärt oder mit Symbolen beladen, sondern so, wie sie beschrieben sind, wird gezeigt, dass einfach nichts mehr Neues kommt. Sie gehen ereignislos vorüber und zeigen dem LYrI somit an, dass es auch für ihn Zeit ist zu gehen.

Die Frage der Abfolge der Jahreszeiten hat Ferdi ja schon geklärt.

Den Youtube -Link werde ich mir noch anschauen. Dank dir auch dafür!


Hallo Ferdi,

freut mich, wenn es dir gefällt. Ja, das Komma hinter zusieht, das dachte ich mir auch (unsicher, wie immer..) Aber im Sinne des Leseflusses habe ich meine Bedenken ignoriert. Dass du es genauso gemacht hättest, beruhigt mich aber dann doch sehr!

Nochmals vielen Dank euch beiden!


Liebe Grüße

Sam

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.04.2009, 20:29

Huhu!

Mm... ich glaube auch, dass du Recht hast.

Trotzdem empfinde ich das mit dem Dichten eher wie mit dem Kochen. Natürlich habe wir dieselben Zutaten wie noch vor 2000 Jahren - Aber nicht immer dieselben Kompositionen/Rezepte.... und vielleicht haben sich sogar die Zutaten verändert (siehe Gen-Technik ;-) )...

Man kann immer sagen, wenn man alles auf einen bestimmten Grundstein zurückführt: Das war schon immer so, das wird immer so sein.

Aber ich glaube eben auch, dass es gerade die Kunst und vielleicht auch die Wissenschaft ermöglicht eben diese Fenster zu öffnen, bei denen ein Licht hereinscheint, dass bewusst macht: "Das ist neu, das war noch nicht da."

Da stimmst du mir wahrscheinlich sogar zu, aber wie ich schon mit meinem Kochbeispiel erklären wollte, kommt bei mir die Komposition dieses Gedichtes, dass ja anscheinend aus mehreren "bekannten Zutaten" zusammegesetzt ist, noch nicht richtig an.

Da fehlt mir ein bisschen deine persönliche Gedankenfreiheit, die neuen Kombinationen der Gewürze, wenn du so willst.

An manchen Stellen sehe ich die aber auch. Es ist ja auch ein gutes Gedicht - Ich glaube nur man könnte noch eine spannendere Variante davon erstellen.

Überdies ist das ja eine sehr postmoderne Haltung, die du da wiedergibst - Aber auch die will mir im Kern nicht ganz einleuchten. Dafür sehe ich viel zu viel Neues und auch Gehaltvolles in der heutigen Kunst und Literatur, als das es wirklich nur "eine Wiederholung des Althergebrachten" sei - Es ist eben etwas Neues.

Schönen Abend!
l


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