/ich widme mich ... / vorher: fremd_tanzen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 15.03.2009, 23:35

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Zuletzt geändert von scarlett am 27.10.2009, 20:41, insgesamt 4-mal geändert.

ecb

Beitragvon ecb » 16.03.2009, 18:46

liebe monika,
das verbindungszeichen im titel verstehe ich nicht, soll es etwas besonderes ausdrücken?

und da ich schon mal beim kritteln bin - ich mag solche ververbungen wie "stummt" nicht, aber das ist vielleicht eine frage des persönlichen geschmacks.

davon einmal abgesehen kommt durch die gleichsam gedrängte sprache deines gedichts viel an innerer spannung und dichter athmophäre herüber, so daß seine form, glaube ich, gut seiner aussage entspricht.

lg eva

scarlett

Beitragvon scarlett » 16.03.2009, 18:54

Liebe Eva,

nun ja, das mit dem Ververben ... scheint offensichtlich bie mir momentan so eine Marotte zu sein ... (ich sollte nicht so viel Celan und Rose Ausländer lesen, vielleicht :mrgreen: )

Abgesehen davon: dieses Verbindungszeichen im Titel war ein Test, im Text selber kommt es ja nicht vor, obwohl ich da auch diese Zusammensetzung habe. Vielleicht ist es tatsächlich zu dick aufgetragen und zu offensichtlich auf das "fremd-gehen" verweisend ... ich denke mal daürber nach ... Auf jeden Fall sollte ich es doch einheitlich gestalten, kommt mir gerade ...

Ich danke dir auf jeden Fall für die Rückmeldung, und ja, die innere Spannung war mir schon sehr ein Anliegen ... Schön, dass das rüberkommt.

Liebe Grüße in den Abend,

Monika

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.03.2009, 22:49

Liebe Monika,

Mir gefällt "stummt" wiederum sehr! Auch das Fremdtanzen!

Überhaupt mag ich den Text, wobei ich über die Redundnaz von stummt/dass man nicht sagen kann nicht ganz ... aber es kann ja auch Absicht sein.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.03.2009, 17:05

Liebe Elsa,

ich hab jetzt lang darüber nachgedacht, was dieses "stummt" anbelangt und ja, ich denke, du hast Recht und ich ändere es wieder in das, was anfangs dort stand: "schattet". (sorry Eva, wieder eine Verwerbung).
Somit ist der "dass" - Satz die Erklärung sozusagen, warum die Traurigkeit da ist ...

Freut mich, dass es dir ansonsten gefällt Elsa, und danke für die Denkhilfe ...

Herzlichst,

Monika

ecb

Beitragvon ecb » 17.03.2009, 18:20

liebe monika,
so finde ich es gut, auch vom bildgehalt her, und in diesem fall gibt es ja auch schon verbbildungen wie beschatten oder verschatten, da sticht es nicht so heraus.

lg eva

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.03.2009, 21:07

Liebe scarlett,

für mich hat Dein Text große Stärken, aber es gibt auch ein paar Stellen, die "abfallen".


/ich widme mich
dem feuer dieser tage/

hinter lächelworten
schattet* die traurigkeit
von wimper zu wimper


bis hier finde ich es klasse, es entsteht ein Bild. dann kommt für mich ein schwächerer Teil:

dass man nicht sagen kann
die herzvollen


ich finde das zu "konventionell" und zu reflektierend.

Das hier finde ich wieder sehr stark:

ineinandergelegt
brennen unsre hände sich
ihr eignes alphabet


das hier viel zu direkt:

noch
verstehen wir uns gut
jede woche für zwei stunden

im fremdtanzen bei nacht


Dieses Direkte finde ich schade. Ich könnte mir etwas in dieser Richtung vorstellen:

Wir schreiben einander
unter die Haut

Geschichten eines
verbotenen Landes

solange unsere Füße
noch tanzen



Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Elsa » 17.03.2009, 21:09

Liebe Mo,

Super gelöst stummt/schattet!

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

DonKju

Beitragvon DonKju » 17.03.2009, 22:25

Hallo Monika,

sicher sind, wie schon Leonie anmerkt, die erste und dritte Strophe stärker in ihren Bildern; Ich sehe aber den Gegensatz zu den "direkteren" zwei und vier als Absicht, allerdings könnte man vielleicht daran "arbeiten" ?

Ein Vorschlag für die "Zweite" :

die herzvollen
stummen
kann man nicht sagen

Ein Vorschlag für die "Vierte" :

jede woche für zwei stunden
im fremdtanzen bei nacht
verstehen wir uns - noch

wobei man das "noch" ggf. auch in eine eigene Zeile setzen könnte, wenn Dir das mit dem Gedankenstrich nicht so gefällt oder statt demselben ein Komma setzen ?

Nun bist Du an der Reihe zu entscheiden, ob's ginge oder nicht ...

Mit lieben Dienstagsabendgrüßen Hannes

Max

Beitragvon Max » 18.03.2009, 13:40

Liebe Monika,

ich fand das "stummt" nicht so verkehrt, aber "Schattet" ist auch nicht schlecht ...
Ich hänge ein wenig an "lächelworten", eine Beschreibung, die mir zu sehr an der Oberfläche bleibt.

Insgesamt gefällt mir der Text aber.

Liebe Grüße
max

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.03.2009, 12:16

Lieber Max,

wenn du die "lächelworte" als zu sehr an der Oberfläche bleibend empfindest, dann ist es gut: genauso soll es nämlich sein. Sie bilden den Gegensatz zum Folgenden und ich habe lang überlegt, was ich da für ein Wort nehmen könnte ...
Schön das, für mich, auch wenn du es etwas anders gemeint hast ...
Hab Dank für die Rückmeldung!

Liebe leonie, lieber Hannes,

ich hab mir jetzt extra lang Zeit genommen, hab eure Meinungen verinnerlicht und die Vorschläge sacken lassen. ABER: da steh ich nun ich armer Tor ... ihr kennt den Rest.
Mir will sich immer noch nicht so ganz erschließen, was genau an diesen "konkreteren" Versen denn stören soll?
Wobei: das Ende wird noch umgestaltet, ja, aber ich fürchte, nicht in eurem Sinne ...
However: will sagen, ich kann vorerst nichts weiter ändern, eure Vorschläge gehen entweder in eine andere Richtung oder sind mir nicht explizit genug ...
Nicht bös sein, ich kann momentan nicht anders.

Liebe Elsa, liebe Eva

danke für die Bestätigung was das "schattet" anbelangt, ich werde es so lassen ...

Liebe Grüße an alle,

scarlett

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.03.2009, 11:13

Hallo,

das Gedicht hat nun einen etwas abgewandelten Schluss und einen neuen Titel, nämlich das Zitat von Rose Ausländer.

Ich denke, das wars dann ... mit diesem Text, vorerst ... oder so ... :-)

Liebe Grüße,

scarlett

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.03.2009, 11:49

Hallo Scarlett!

Ein Einwurf von der Seite: Weder "stummen" noch "schatten" sind "Ververbungen", sondern gute alte deutsche Verben. Der Online-Grimm etwa hat da sehr schöne und ausführliche Einträge zu:

Der Grimm zu stummen

Der Grimm zu schatten

Beidesmal sehr interessante Lektüre :-) Jedenfalls: So ein altes Verb neu aufzunehmen ist, finde ich, allemal noch etwas anderes als eine komplette Neuschöpfung. Und durchaus "Dichterrecht" ;-)

Mir hätte das "stummt" besser gefallen, weil es dem Satz eine schöne Struktur gibt:

hinter lächelworten
stummt

bis hierher fällt der Satz, die Vokale werden konsequent dunkler, bis im "stummt" ein Tief- und Ruhepunkt erreicht ist; danach...

die traurigkeit
von wimper zu wimper

...geht es wieder aufwärts, zurück zum "i", und der klassischste aller klassischen Schlüsse - X x x / X x - endet dann den Satz. Uns Formalisten gefällt sowas ;-)

Zum Ausländer-Zitat: Ich könnte mir auch vorstellen, dem Text einen Titel zu geben und das Zitat als Motto zu nutzen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 24.03.2009, 21:36

Hallo scarlett,

kurz klargestellt : Ich hatte nie ein Problem mit den "direkteren" Strophen; Und für mich ist es auch in Ordnung, wenn ein Autor Vorschläge nicht übernehmen möchte.

Die neue Version ist für mich deutlich runder als die erste, sozusagen nachgereift, und ich denke, man kann das so lassen ...

Immer wieder ein Genuss zu lesen und liebe Grüße von Hannes


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