die eine amsel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Lydie

Beitragvon Lydie » 18.03.2009, 09:36

die eine amsel
öffnet
alle himmel

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.03.2009, 11:02

Es gibt mehrere Himmel?

Mm... "den Himmel" fände ich unproblematischer... Weniger ist mehr.

Sonst auch eine nette Idee.

Schönen Tag!

ihre persönliche Erstkommentatorin :smile:

Lydie

Beitragvon Lydie » 18.03.2009, 12:20

Klar gibt es mehrere Himmel. Mindestens 7. Hallo Louisa also!

Lieber Gruss an meine persönliche Erstkommentatorin,

:smile:

Lydie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 18.03.2009, 12:39

Hallo Lydie,

Herzlich Willkommen dir.

ich finde auch, es gibt mehrere Himmel: Äußere/Innere

Mir gefällt das Kleine hier. Hab gestern die 1. Amsel gehört, sie eröffnete mir den Frühlingshimmel. ;-)

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 18.03.2009, 14:47

aho lydie,
whow das ist nen einstand, gleich drei texte....heute.

bin mal hier UND habe die amsel gehört.

besang sie das blau von heute morgen?

gegrüßt
hakuin

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leonie
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Beitragvon leonie » 18.03.2009, 14:53

Liebe Lydie,

das gefällt mir:
Klar gibt es mehrere Himmel. Mindestens 7.


Deinen Text mag ich auch, ein Sommermorgentext, finde ich. Eine Frage bleibt: Öffnet die Amsel auch den siebten?
:-)

Und natürlich: Herzlich willkommen im Forum! Magst Du Dich vielleicht im Café kurz vorstellen?

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.03.2009, 15:17

Hallo,

ich würde Louisa wohl zustimmen, dass ein Himmel hier mehr wäre als alle Himmel. Nicht, weil ich auch dazu tendieren würde, dass ein Himmel eben repräsentativ für alle Formen des Himmeligen spricht und deshalb der Sprachgebrauch alle himmel etwas "widersinnig ist", auch im poetischem rahmen, (das alles wird wieder aber dadurch abgeschwächt, dass mehrere Himmel dadurch säkularisierter wirken, was mir wieder gefällt), sondern ich würde für einen himmel plädieren, weil ich die sprachliche Betonung zu doppelt und damit zu dick für so einen kurzen Text finde. Diese eine Amsel ist ja schon sehr überhöht (gelungen, wie ich finde, einfach und doch metaphysisch), dann aber nochmal durch das "alle" unterstützt, wirkt das auf mich etwas zu gewollt.

Ansonsten kann ich mich nur anschließen, dass ich die Naturbeobachtung und ihre übertragene Lesart sehr gelungen finde.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

DonKju

Beitragvon DonKju » 18.03.2009, 16:46

Hallo Lydie,

ein kleines Textlein, das recht gut zum langsam beginnenden Frühling passt; Bei uns im Garten hör' ich momentan auch jeden Morgen die Amseln trällern und warum sollte es nur einen Himmel geben - ich sage : Jedem seine und so viele Himmel als er mag !

Mit lieben Grüßen von Hannes

Max

Beitragvon Max » 18.03.2009, 19:16

Liebe Lydie,

lustigerweise würde ich sagen, dass es überhaupt nur funktioniert, wenn man mehrere Himmel annimmt. Darüber mag man sich streiten (vielleicht gibt es ja auch gar keinen), aber wenn die eine Amsel den einen Himmel öffnet, ist für mich ein wenig der Clou des Dedichts verloren, denn die Amsel ist dann kein "Universalschlüssel" mehr.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.03.2009, 21:34

Liebe Lydie,

ich finde diesen Gegensatz zwischen der einen Amsel und den (mehreren) Himmeln sehr reizvoll; die kleine, unscheinbare Amsel (im Vergleich zum Himmel ist sie das) vermag demjenigen, der dafür empfänglich ist, unendlich viel zu geben/schenken. Ihrem Gesang zu lauschen macht frei und leicht ... öffnet (auch) die "Himmel" in einem selbst.

Als Strittmatter-Fan musste ich übrigens an die Verszeile "die eine Rose überwältigt alles" denken.

Gern gelesen!

LG,

scarlett

Lydie

Beitragvon Lydie » 18.03.2009, 21:58

Ja, es ist genau, wie du es sagst, Scarlett. Und Klang spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Gesang dieser einen kleinen Amsel (immer beginnt der Tag mit der einen Vogelstimme, dann erst erwachen die anderen) eröffnet am Morgen das Gefühl für den gewaltigen Himmelsraum, der Klang macht diesen Raum erst spürbar, und es ist verrückt, dass aus so einem Vogel so etwas Raumfüllendes erklingen kann, die Kraft von Klang, und öffnet auch nach Innen etwas, rührt da Inniges, Grundlegendes an, setzt es frei. Es ist etwas von grosser Eindringlichkeit und Reinheit. Mir geht das jedenfalls immer wieder so, gerade im Frühling. Himmel im Plural muss sein. In manchen Sprachen ist Himmel grundsätzlich im Plural. Ja, und Himmel, das ist eben auch Sinnbild für jenes "andere", das im Gesang der einen Amsel anklingt, das intuitive Wissen um etwas Umfassendes, Heiliges, Grosses. Der Klang, der Gesang, schlägt den Bogen zwischen Himmel und Erde.

Danke für deine Interpretation! Und Strittmatter-Fan bin ich auch. Also sind wir uns zumindesten in den Gedichten anderer wohl schon begegnet.

Gute Nacht.

Lydie

P.S. Ich schick dir das Gedicht von Rebecca Lutter und die Gedichtbesprechung morgen.

P.P.S. Ja, und der Spruch von Marcel Reich-Ranicki spricht mich nach meinem ersten Tag im Forum ganz besonders an.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.03.2009, 23:41

Hallo und willkommen im Blauen Salon, Lydie,

Durch das "die eine amsel" wird die Amsel zu einer ganz bestimmten Amsel. Ich überlege daher, ob es nicht Sinn machen würde,

öffnet mir
alle himmel


zu schreiben, da du mit deinen Zeilen einen besonderen Moment einfängst, den das LI erlebt. So wird es für mich jedenfalls stimmiger, da individueller und nicht so allgemein.

Saludos
Gabriella

Lydie

Beitragvon Lydie » 19.03.2009, 07:47

Ja, hallo Gabriella. Was Du schreibst, ist stimmig. Danke für das Willkommen und bis bald,

Lydie

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.03.2009, 11:58

Hallo Lyrie!

Ein gut verdichteter schöner Gedanke :-) Ich würde nichts ändern... Himmel im Plural ist prima, mache ich auch öfter ;-) Außerdem muss ich gerade an eine alte chinesische Geschichte denken, in der ein Go-Spiel einer sehr guten Nonne von hoher Reputation am Hofe mit einem wandernden Schwertkämpfer ganz knapp für den Schwertkämpfer ausgeht und man am Ende erstaunt feststellt, dass die Steine des Schwertkämpfers in der Form vierer Schriftzeichen angeordnet sind: Tian wai you tian: "Über dem Himmel gibt es einen Himmel" (oder so ähnlich ;-)), meint: Egal wie gut, es geht immer noch besser. Und irgendwie gibt dieses Wissen um diese Geschichte deinen drei kleinen Zeilen einen ganz besonderen Hauch von Aufbruchsstimmung ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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