plötzlich

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 14:22

2. Fassung

mir ist so ~ mir ist
getrennt im heitern himmel

grad noch hingen geigen da
hinterrücks fäden zerschnitten

bereden ging nicht mehr
zu lautes flüstern rundum

leben ist unerbittlich ~
geht immer voran



Vielen Dank den Helfern!


1. Fassung

mir ist so ~ mir ist
getrennt im heitern himmel

grad noch hingen geigen da
hinterrücks fäden zerschnitten

bereden ging nicht mehr
zu lautes flüstern rundum

das Leben ist unerbittlich ~
es geht immer voran




korr: zu laut summte flüstern rundum (danke, Mucki!)


by ELsa
Zuletzt geändert von Elsa am 15.03.2009, 20:48, insgesamt 2-mal geändert.
Schreiben ist atmen

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 14.03.2009, 14:47

Liebe Elsa,

der Text gefällt mir sehr gut. Er macht deutlich, wie etwas jenseits der Sprache geschieht, dass mit drüber sprechen nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Die Grenzen der Sprache oder eher der Kommunikation.

VIele Grüße
Fux

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2009, 15:42

Liebe Elsie,

du wirst dem Titel "plötzlich" sehr gerecht, vor allem durch die Sprachlosigkeit der ersten Zeile. Man setzt automatisch eine Pause nach "so" und auch nach "ist". LI findet sich - völlig 'überrumpelt' - in einer neuen Situation wieder.
Bin mal im Text:
grad noch hingen geigen da

vielleicht kannst du die kitischigen "geigen" ersetzen. Da findest du sicher ein anderes, lyrischeres Wort.
zu laut summte flüstern rundum

hier würde ich "summte" durch "das" ersetzen. Drei Laute: laut, summte und flüstern. Das "summte" ist m.E. redundant, außerdem ist "summte" zu positiv konnotiert.
das Leben ist unerbittlich ~
es geht immer voran

hier ist mir der Sprung zum " es geht immer voran, sprich dem Wandel beim LI zum Geschehenen zu schnell. Man könnte einen Absatz nach "unerbittlich" setzen und dann evtl. noch zwei Zeilen, um den Abstand, das Sackenlassen, das Sammeln in den Gedanken des LI zu beschreiben, das sich dann schließlich zum Weitermachen durch den Satz "es geht immer voran" entscheidet.

Soweit meine Anregungen.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 21:52

Lieber Ben,

Danke schön! Die Grenzen der Kommunikation, genau.

Liebe Mucki,

Vielen Dank für deine Betrachtungen. Dass "Der Himmel hängt voller Geigen" da vorkommt, ist schon Absicht -> Kitsch. Nur eben umformuliert.

summte durch "das" weiß ich nicht, weil dann gleich "das leben" kommt. Aber summte muss weg, das stimmt.

Ich denk mal nach und melde mich wieder.

Lieben Gruß
ELsie
Zuletzt geändert von Elsa am 15.03.2009, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2009, 21:55

Liebe Elsie,

stimmt, zweimal "das". Aber es ginge auch:

zu lautes flüstern rundum

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 22:10

Liebe Mucki,

DAS nehme ich, danke!

Zu diesem Gedanken von dir:
hier ist mir der Sprung zum " es geht immer voran, sprich dem
Wandel beim LI zum Geschehenen zu schnell.


Hm, ich meine eigentlich nicht, dass das LI hier eine Wandlung durchmacht.
Es geht nur ums Leben, das, egal, was mit dem Einzelnen passiert/ihm widerfährt,
weitergeht, es schert sich nicht drum, bis man stirbt. So war's gedacht.

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2009, 22:23

Alles klar, liebe Elsie,

jetzt verstehe ich, wie du es gemeint hast. Das "voran" hatte ich im Sinne von "wieder bergauf" gelesen. Aber du meinst, es geht immer weiter, egal wie unerbittlich das Leben ist, sprich, es geht unerbittlich weiter. Vielleicht wäre, um diese Verwirrung (vielleicht sehe aber auch nur ich hier ein mögliches Missverstehen) zu vermeiden, besser:

das Leben ist unerbittlich ~
es geht einfach weiter


Aber warte erst mal weitere Kommentare ab.

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 22:26

Liebe Mucki,

Ok, ich warte noch ab wegen voran/weiter, das wäre nämlich eine Option gegen ein schiefes Bild.

Lieben Dankesgruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 15.03.2009, 13:01

Liebe Elsa,

mit der Geigenzeile habe ich auch meine Probleme. Nicht, weil ich sie kitschig fände (ich finde nicht, dass sie den Sprachfluss zerstört) , sondern eher, weil ich bei der anschließenden Zeile

da
hinterrücks fäden zerschnitten


darauf warten, dass denn nun mit den Geigen geschieht .. die sind aber nur weg ...

Liebe Grüße
Max

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 15.03.2009, 13:18

Liebe Elsa,

Ebenso wie die anderen finde ich die erste Zeile sehr gelungen, da ist einfach alles drin. Auch das zu laute Flüstern gefällt mir, da braucht es auch gar kein summen mehr, denn das Summen hat man schon im Ohr, wenn man diese Zeile liest.
Auch mit dem Leben, das immer voran geht, habe ich kein Problem, denn für mich drückt der Rest des Gedichtes deutlich aus, wie es gemeint ist.
Gedanken macht mir hingegen die zweite Zeile: "getrennt im heitern himmel" - Hier stört mich der heitere Himmel ein wenig, oder genauer gesagt: das heiter. Denn es klingt so, als sei da alles um das LIch herum heiter und fröhlich und gut - und das passt meiner Meinung nach nicht so zu dem Bild des mitleidslosen, unerbittlichen Lebens, wie du es in den anderen Zeilen zeichnest. Oder habe ich das einfach falsch verstanden?
Insgesamt habe ich es gern gelesen und finde es gelungen.


Lieber Max,

ich hatte den Eindruck, die zerschnittenen Fäden stellen unter anderem die Saiten der Geigen dar. Das würde erklären was mit ihnen geschieht. Ich weiß aber natürlich nicht ob das von Elsa so beabsichtigt war.


Liebe Grüße,

Ellie

DonKju

Beitragvon DonKju » 15.03.2009, 13:30

Hallo Elsa,

ein kurzer Text und doch ist alles gesagt; Man könnte nun vielleicht noch ein ganz klein bißchen an dieser Stelle "nachfeilen" :

Wenn Du bei "hinterrücks fäden zerschnitten" das die weglässt, warum dann nicht am Schluss das es ? = "das Leben ist unerbittlich ~[Umbruch]geht immer voran

Und meine Erklärung für die Fäden : Das sind einfach nur die, an denen die Geigen vormals "hingen", oder ist das zu einfach gedacht ?

Mit einem lieben Sonntagsgruß von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2009, 14:41

Liebe Elsie,
Bilbo hat geschrieben:Wenn Du bei "hinterrücks fäden zerschnitten" das die weglässt, warum dann nicht am Schluss das es ? = "das Leben ist unerbittlich ~[Umbruch]geht immer voran

da ist was dran, finde ich. Dann ist es klar und unmissverständlich.
Denn: "Es geht immer weiter" oder "Es geht immer voran" ist doch der typische Aufmunterungssatz. Auf dass "es" kommt es hier m.E. wirklich an:

das Leben ist unerbittlich ~
geht immer weiter


gefiele mir am besten.

Was die Fäden der Geigen betrifft, lese ich es so wie Hannes.

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.03.2009, 20:46

Lieber Max,
Die Geigen? Die sind zu Boden gekracht, peng, aus der Traum von Vertrauen. :)
Und wie Ellie meint, nicht ganz, sondern sie hingen an imaginären Fäden am Himmel, aber es könnten auch die Saiten sein.

Liebe Ellie,
Gedanken macht mir hingegen die zweite Zeile: "getrennt im heitern himmel" - Hier stört mich der heitere Himmel ein wenig, oder genauer gesagt: das heiter.

Ich meine damit, bis zum "plötzlich" war ja alles heiter und gut. LI hatte keine Ahnung, was hinter seinem Rücken abgeht. Nun steht Betrug oder ähnliches im Raum. Geht das nicht so? *kopfkratz*.

Lieber Hannes, liebe Mucki,
genau! DAS mache ich *hüpf*
Und meine Erklärung für die Fäden : Das sind einfach nur die, an denen die Geigen vormals "hingen", oder ist das zu einfach gedacht ?
Exakt! :-)

Vielen lieben Dank, oben die Endfassung!

ELsa
Schreiben ist atmen

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 15.03.2009, 20:58

Liebe Elsa,

Nun ich denke das wird so gehen, da alle anderen es offenbar verstanden haben. Ich muss aber gestehen für mich funktioniert es leider nicht. Aber so ist es ja immer, es allen recht zu machen ist schlicht unmöglich. ;-)
Und wie gesagt, abgesehen davon finde ich es auch wirklich gelungen!

Die neue Version gefällt mir, auch weil man jetzt das Leben in der vorletzten Zeile eben nicht mehr nur als ein Ding (DAS Leben) sondern auch als den Prozess, die Aktivität sehen kann. Liest sich sehr interessant!


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