Immer wieder

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 28.02.2009, 00:23

Immer wieder
die schwarzen Rosen auflesen
sie zu Sträußen zusammenstecken
und ins Fenster stellen.

Sich erinnern
Lichtworte weit:

Gebrochen erst
entfalten sich Farben
zerlegt sich das Leben
in leichte Töne

verspricht sich
Versöhnung
ins Rosendunkel.


Erstfassung:

Immer wieder
die schwarzen Rosen auflesen
sie zu Sträußen zusammenstecken
und ins Fenster stellen.

Sich erinnern
Lichtjahre, Lichtworte weit:

Gebrochen erst
entfalten sich Farben
zerlegt sich das Leben
zum Friedenswunsch

verspricht sich
Versöhnung
ins Rosendunkel.
Zuletzt geändert von leonie am 05.03.2009, 17:24, insgesamt 4-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.02.2009, 17:31

Liebe leonie,

ein sehr ansprechendes Gedicht, das in seinen gut aufeinander abgestimmten Elementen für mich ein rundes Ganzes ergibt.
Einzig das "auflesen" im Zusammenhang mit den Rosen(blüten - nehme ich mal an) will mir nicht so ganz gefallen. Vielleicht könnte man darüber nochmal sinnieren ...

Richtig schwarze Rosen gibt es ja nicht (nur extrem dunkle Sorten) - d. h. sie sind, wenn tatsächlich schwarz, nur eingefärbt.
Unter dieser Prämisse lese ich auch die dunklen Seiten oder Probleme, für die sie hier, im Gedicht stehen (für mich zumindest), als etwas "künstlich", als zumindest zusätzlich geschwärzt. Trotzdem: solche Momente in einer Beziehung treten ja immer wieder auf und da ist es gut, sich die "LIchtjahre, die Lichtworte" in Erinnerung zu rufen ... den Strauß im Fenster dabei buchstäblich vor Augen habend.

Fein finde ich den Übergang zu S4 mit dem "gebrochen", was sich sowohl auf die Lichtjahre und die Worte als auch auf die Rosen beziehen lässt:
erst wenn es vorbei ist, profan gesprochen, weiß man, was man daran hatte ...

Sehr schön!

LG,
scarlett

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.02.2009, 20:56

Liebe?

Uff.

Moshe

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leonie
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Beitragvon leonie » 01.03.2009, 13:57

Liebe scarlett,

danke Dir für den Kommentar, ich freue mich! Ich war unsicher, ob jemand außer mir mit dem Text etwas anfangen kann... Vielleicht schreibt man manches ja in erster Linie für sich selbst und trotzdem ist es spannend, Rückmeldungen zu bekommen und zu merken, jemand kann damit etwas verbinden...

Was genau stört Dich denn an "auflesen"? Fändest Du "aufsammeln" oder etwas in der Art besser?

Lieber moshe,

warum nicht Liebe?


Danke Euch beiden und liebe Grüße
leonie

Max

Beitragvon Max » 01.03.2009, 16:45

Liebe Leonie,

für mich ein Text über die Liebe und ihre schwierigen Tage, ein Text darüber, dass auch diese Tage zur Liebe gehören und die Liebe kräftigen können.
Diese dunklen Tage werden versinnbildlicht durch schwarze Rosen, die b ei der Betrachtung (wenn sie ins Fenster, also nach außen gestellt werden) im Licht gebrochen Farben zeigen, die für mich die Farben der Liebe sind.
Für mich ein guter Text. Zwei Stellen, bei denen ich gestockt habe:

Lichtjahre, Lichtworte weit:


Die Licht worte mag ich, das ist eine originelle Wortschöpfung. Warum man dem die bekannten und vielgenutzten Lichtjahre vorherschicken muss, weiß ich abber nicht. Ohne dieses Wort wäre der Text für mich stärker.

Hier
zerlegt sich das Leben
zum Friedenswunsch


finde ich mit "Friedenswunsch" neben "Versöhnung" das einzige Abstraktum. Das Wort ist mir einfach zu ananschaulich und es hat für mich an dieser Stelle den Sexappeal von DIN-Normen. Ich hätte gerne mehr Bild hier, denn ich fühle schon, dass dort ein Gefühl ist.

Liebe Grüße
Max

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leonie
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Beitragvon leonie » 02.03.2009, 12:02

Lieber Max,

ich habe eine Weile nachgedacht, bevor ich Dir jetzt antworte. Du hast recht mit dem, was Du schreibst, ich habe jetzt die Lichtjahre rausgenommen und den Friedenswunsch auch.
Mir ist als Alternative zunächst nur "glitzernde Bögen" eingefallen, ich bin noch am Überlegen, ob mir da was Besseres einfällt. (Wenn jemand eine Idee hat, immer nur her damit.)

Danke Dir und liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 02.03.2009, 21:08

Liebe Leonie,

die glitzernden Bögen stehen für den Blick auf Einheiten, Dinge die man im Zusammenhang positiver sieht? Nur eine kleine Rückfrage, damit man weiß, in welche Richtung man denken soll :-)

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 02.03.2009, 21:09

Liebe Leonie!

Nun verstehe ich alles.

Und dein Text ... Ist prima...

Aber in diese Situation möchte ich nicht kommen:

Uff

Moshe

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.03.2009, 22:13

Ich finde die glitzernden Bögen nciht schlecht, leonie, aber: vielleicht ginge es auch weniger "klischeehaft"???

Zum Auflesen: da ich die Einzige bin, die sich offenbar dadurch irgendwie unangenehm berührt fühlt, lass es halt.
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, wie man langstielige Rosen "aufliest" ... Blüten, ja - ansonsten würde ich noch eher aufsammeln sagen.

Trotz allem: ich mag dein Gedicht!

LG,

sca

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.03.2009, 22:24

Liebe Leonie,

ich habe ein Problem: Rosen kann man nicht auflesen, oder? Und noch dazu schwarze (in der Natur?) Oder wie ist das gemeint? Du meinst ja nicht verdorrte. Und auch wenn es metaphorisch gmeint ist, referiert es auf die echten schwarzen Rosen? Den Titel "Immer wieder" finde ich zu wenig besonders - dieses "immer wieder" ist zu typisch für die problematik der liebe, die du besingst.

Was mir aber gut gefällt ist die letzte Strophe an sich und dass dass in deiner dunklen Seite der liebe sowohl die Schwierigkeit bzw. der Schmerz liegt, als auch die Versöhnung. Sich am Fenster zu lieben (am Tage / "unter den anderen") bzw. das, was davon übrig bleibt als schwarze Rosen zu bezeichnen, gefällt mir.

Man könnte den Text in einem weiteren Sinne so deuten, dass es darum geht, dass man den Geliebten immer verlieren wird und doch offen bleiben muss - so wie oben beschrieben, weil die Realität es so schwierig macht, zum anderen, weil man aus ganz konkreten Gründen (zum Beispiel Tod) den anderen verlieren kann.

Darum fände ich einen Titel, der das Wort Fenster enthält sehr schön.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Lisa » 02.03.2009, 22:25

oh, gerade sehe ich, dass scarlett das gleiche Problem hatte? (hatte die Vorkommentare nicht gelesen und sehe jetzt nur das letzte Posting)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.03.2009, 22:35

Nee, ich deute den Text im weiteren Sinn so, dass man immer wieder in die Situation gerät, dass ...
die Liebe nicht so läuft, wie man sich das erhofft hatte,
dass es "schwarze" Tage gibt
dass das eine mit dem anderen verbunden ist - Liebe mit Enttäuschung - unweigerlich.

Ich finde den Titel gut!

sca

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Beitragvon Lisa » 02.03.2009, 22:59

Ja, ich auch ?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon leonie » 03.03.2009, 10:05

Hallo, Ihr Lieben,

danke Euch noch einmal für die Rückmeldungen. Ich selber möchte eigentlich zur Interpretation gar nichts sagen, freue mich einfach über das, was Ihr dazu geschrieben habt!

Ich verstehe jetzt, warum "auflesen" nicht geht: Weil vorher nichts davon gesagt wurde, dass die Rosen geschnitten und gefallen sind?
Ich überlege mir da noch was.

Bei den glitzernden Bögen überlege ich auch noch, Max, ich hatte Regenbögen im Hinterkopf. Vielleicht
etwas wie "leichtere (sanftere?) Töne"? Ich habe noch nicht die zündende Idee.

Liebe Lisa, ich glaube, den Titel möchte ich erstmal so lassen, für mich liegt darin die Geduld, die man wirklich immer wieder aufbringen muss in der Liebe...

Danke Euch, moshe, Max, scarlett und Lisa!

Liebe Grüße

leonie


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