Nur mit den Füßen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 19.02.2009, 23:26

ich liebe

ich liebe deine augen
mit dem meerblick
sie wellen
durch mich hindurch

irgendwo
verebbt dein blick in mir
und schwimmt wieder näher

ich weiß nicht
wozu noch ein Gedicht
darüber

dass ich nur mit den füßen
im wasser gestanden habe
und ein und dieselbe welle
sich immer noch an mir bricht

Max

Beitragvon Max » 20.02.2009, 18:13

Liebe Louisa,

mein spontaner erster Eindruck ist, dass das Gedicht mit zunehmender Länge immer besser wird.
Die

augen
mit dem meerblick


klingen mir irgendwie bekannt und auch die Zeile

verebbt dein blick in mir


finde ich nicht wirklich neu - auch wenn ich einsehe, dass sie nachher ganz wichtig ist für das Gedicht.

Den Schluss aber, das beinahe lakonische

ich weiß nicht
wozu noch ein Gedicht
darüber


und die immer wieder brechende Welle, immer dieselbe, drückt für mich perfekt die Unausweichlichkeit des eigenen Tuns und die Verzweiflung darüber aus .. das bleibt mir im Gedächtnis.

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.02.2009, 18:35

Alles, was nicht von mir ist, ist gelungen :-I

(Naja, ganz so ist es nicht... Aber trotzdem vielen Dank Max. Ja, Meerblick ist abggegriffen. Vielleicht fällt mir noch ´was anderes ozeanisches ein.)

Schönes Wochenende!

ecb

Beitragvon ecb » 20.02.2009, 18:49

1. strophe:
sollte es nicht der blick sein, der durch dich hindurchwellt?

2. strophe:
für mich steht die aussage ein wenig in widerspruch zur 1. strophe.
falls es sich um den widerspruch zwischen wunsch oder illusion in der 1. strophe und wirklichkeit in der 2. strophe handelt, sollte man es nicht irgendwie andeuten, vielleicht durch ein aber?

aber irgendwo
verebbt dein blick in mir
...


dadurch gewänne dein gedicht für mich eine stringente aussage, die davon handelt, eigentlich einfach nur mitgenommen werden zu wollen, und wenn das der fall sein sollte, fände ich es sehr schön.

bitte nimm es dir doch noch einmal vor, louisa, ich glaube, es würde sich lohnen, oder sagen wir, das gedicht würde es dir lohnen!

lg eva
gespannt auf den fortgang ...

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.02.2009, 19:28

Hallo Eva,

also zur 1. Strophe: ich dachte die Augen.

Zur 2.: Naja, das ist ein Blick, der wie eine Welle kein Ende zu haben scheint, da ja auch eine Welle nicht plötzlich aufhört, sondern sich immer wieder in eine neue umwandelt.

Deshalb ist es kein Widerspruch für mich.

Es geht nicht darum "einfach nur mitgenommen zu werden" - Max hat es da schon treffender (für mich) gedeutet.

Ich weiß gar nicht, ob ich das nicht doch löschen sollte... ich weiß auch wieder gar nicht, was in mir vorgeht, aber das Meer lässt einen nicht los.

Ja, ich versuche es noch zu verbessern, was dieses Bild angeht. Mir fällt vielleicht noch ´was Gutes ein...

Danke.
l

Max

Beitragvon Max » 20.02.2009, 21:21

Liebe Louisa,

von wem sind denn die Zeilen, die Dir so gut gefallen ;-)?

Dir auch ein schönes Wochenende
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.02.2009, 21:34

Von einem, der die Flucht ergriffen hat und nur noch in meinem Kopf wohnt, glaube ich. Ein großer Dichter... lange Geschichte... zu lang, um eine klare Antwort zu geben ;-)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.02.2009, 21:59

Nur so Gedanken, die ein wenig anders sind, aber von Inspiration zeugen:

ich liebe

ich liebe deine augen
mit dem meerblick
sieh wellen
durch mich hindurch

irgendwo
verebbt mein blick in mir
und schwimmt wieder näher

wozu
noch ein Gedicht
darüber

dass ich nur mit füßen
im wasser stehe
und ein und dieselbe welle
sich immer an mir bricht

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.02.2009, 23:44

Hallo Louisa,

mir gefällt dein Gedicht genauso wie es ist, würde da gar nichts ändern. Warum nicht "meerblick". Ist zwar nicht neu, aber ich finde, das machts gar nichts. Es geht um das Ganze. Um das Nicht-Loslassen-Können. Und das drückst du sehr poetisch aus.
Gern gelesen!

Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.02.2009, 05:11

Guten Morgen Moshe und alle anderen, die unnatürlicher Weise schon wach sind (ich glaube ich werde alt oder sehr jung :smile: ...)

Ich verstehe bei deiner an sich auch sehr schönen Interpretation nicht ganz wieso es "mein Blick" ist, der in mir verebbt und näher schwimmt.

Max (und die anderen), gerade überlege ich, ob "versandet" nicht besser wäre als "verebbt" ?

Ich denke ja.

Zurück zu Moshe... Deine Zeilen geben der Geschichte für mich einen anderen Sinn (zum Beispiel durch die Präsens-Form am Ende). Das ist auch sehr löblich, hat aber weniger mit meinem "lyrischen Ich" zu tun :smile: ... Hihi...gerade denke ich, wenn ich aus Syrien kommen würde, könnte man immer schreiben: "Mein lyrisches, syrisches Ich"

Danke Gabriella-Mucki, es erleichtert mich sehr, wenn schon mal ein Mensch meint es könnte vielleicht sogar so allein funktionieren :smile: ...

Es ist ein bisschen schwierig für mich diesen existenziellen und gewaltigen Eindruck eines "Meeres" durch etwas anderes zu ersetzen... Aber wie gesagt, wenn mir doch noch eine schönere Metapher einfällt wäre der Text sicher origineller.

Danke dir und an die anderen.

Gute Nacht :smile:
l

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.02.2009, 00:14

Hi Louisa,
gerade überlege ich, ob "versandet" nicht besser wäre als "verebbt" ?

"verebbt" passt m.E. gut, da es gedanklich die Flut mit sich trägt. Und es geht ja auch in die Richtung weiter:
irgendwo
verebbt dein blick in mir
und schwimmt wieder näher

Nimmst du "versandet", fehlt dieses Pendant.

Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 23.02.2009, 03:14

Irgendwas fehlt immer :smile:

Gute Nacht.

(Danke dir.)


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