Kleine Dinge (ehemals Gedanken)

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 11.01.2009, 17:40

Zweite Version:

Sie fallen mir direkt ins Auge, sofort wenn ich dein Zimmer betrete: All die Details, diese unauffälligen und untrüglichen Hinweise auf ein Leben, obwohl doch alles so unpersönlich scheint. Ich sehe genauer hin.
Die Neugier lenkt meinen Blick auf deinen Schreibtisch. Ich erkenne Formeln und Symbole auf den ordentlich gestapelten Papieren - sie sind mir unverständlich, doch sie beschäftigen mich: Was mögen sie dir erzählen? Was erkennst du in ihnen?
Da sich mir kein Sinn erschließt, hebe ich den Blick wieder. Er bleibt an der Lampe haften, die am Rande des Tisches hängt, als stürze sie bald ab. Doch sie hält und ich lächle. Jedes Mal, wenn ich eintrete, sehe ich zuerst dorthin. Jedes Mal lächle ich.
Links neben der Lampe liegen zwei Anstecker. Die Aufschriften „Das hat mir keiner gesagt!“ und „Daran kann ich mich nicht erinnern!“ scheinen nicht recht zu dem wohl geordneten Geist passen zu wollen, der in diesem Zimmer überall spürbar ist. Auch das Blech bildet einen Kontrast zu der sonst hölzernen Einrichtung. Und doch sind diese Anstecker Teil des Ganzen, ebenso sehr wie das blaue Röhrchen Seifenwasser im Regal, das mit gelben Teddybären bedruckt ist, und der Micky-Maus-Bezug des Bettes. Unter dem Kissen schaut ein Taschentuch hervor, neben dem Kopfende steht ein Stuhl. Darauf liegt ein gelber Ball und lächelt mich an mit seinem Smiley-Gesicht.
Die Philosophiebücher fallen mir erst später auf, zurückhaltend und bescheiden stehen sie dem einzigen Fenster gegenüber. Auf der Fensterbank liegt ein Schild, von dessen Schriftzug ich nur das rot markierte Wort „Grenze“ erkennen kann.
All das erfasst mein Blick. Diese kleinen Dinge, die doch so viel über dich verraten. Wenn man sie zu deuten weiß.
Und ich sehe in ihnen den Raum deiner Gedanken, versuche auch den Zugang zu deinem Inneren einen Spalt zu öffnen, um zu begreifen, was du in dir verbirgst. Aber diese Tür bleibt mir verschlossen. Ich begnüge mich mit der Beobachtung, versuche jede Kleinigkeit in mich aufzunehmen. Doch letzten Endes bleibt mir nur die Sicht durch das Schlüsselloch – diese allerdings mit deiner Erlaubnis.
Und ich blicke hindurch. Der erwartete Glanz eines Genies blendet mich nicht. Stattdessen flimmert er auffallend schwach durch jene kleine Öffnung und entschwindet bei jedem Versuch ihn zu fassen. Was mag sich dort drinnen verbergen?
Aber nein, ich will den Schlüssel zu diesem Ort nicht. Wie gut, dass du ihn mir gar nicht erst anbietest, ich könnte doch nicht ablehnen. Die Ahnung des Großen ist vielleicht wertvoller als das Große selbst: Lichtflecken deiner Vergangenheit enthüllen wie Puzzleteilchen ein Bild der Gegenwart. Die Wirklichkeit könnte mich enttäuschen. Da lobe ich mir meine Phantasie, meine Ideen von versteckten Winkeln und kleinen Geheimnissen, die dein Erscheinen in mir weckt. Die Neugier ist notwendig.
Der Raum deiner Gedanken wird mir verschlossen bleiben. Und ich werde weiterhin am Rande deiner Existenz warten, in der Hoffnung einen weiteren Blick zu erhaschen, noch einen Hinweis, eine Ahnung des Ganzen. Auch in Zukunft, wenn andere sich unerlaubt bemühen durch das Schlüsselloch Einsicht in deine Welt zu erlangen, werde ich dort stehen, an der Tür, dankbar für diese Distanz zwischen uns, denn sie erlaubt mir dir nahe zu sein.



Erste Version:
Sie fallen mir direkt ins Auge, sofort wenn ich dein Zimmer betrete: All diese Details, diese kleinen, unbedeutenden Dinge, die doch so viel über dich verraten. Wenn man sie zu deuten weiß.
Und ich sehe in ihnen den Raum deiner Gedanken, versuche hoffnungsvoll die Tür einen Spalt zu öffnen, um zu sehen was du in dir verbirgst. Doch letzten Endes bleibt mir nur das Schlüsselloch – dieses allerdings mit deiner Erlaubnis.
Der seltsam schwache Schein eines Genies ergießt sich durch diese kleine Öffnung und erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Welche Schätze mögen sich dort drinnen verbergen?
Aber nein, ich will den Schlüssel nicht. Wie gut, dass du ihn mir gar nicht erst anbietest, ich könnte doch nicht ablehnen. Ist die Ahnung des Großen nicht vollkommener als das Große selbst? Ist dein Abstand zu mir nicht wertvoller als die Nähe zu dir, die ich genießen darf? Ich könnte enttäuscht werden. Da lobe ich mir meine Phantasie, meine Idee des Genialen, die dein Erscheinen in mir weckt. Die Neugier ist notwendig.
Der Raum deiner Gedanken wird mir verschlossen bleiben. Und ich werde weiterhin am Rande deiner Existenz warten, in der Hoffnung einen Blick zu erhaschen, nur einen Hinweis, eine Ahnung. Auch in Zukunft, wenn andere sich unerlaubt bemühen durch das Schlüsselloch Einsicht in deine Welt zu erlangen, werde ich dort stehen, an der Tür, dankbar für diese Distanz zwischen uns, denn sie erlaubt mir dir nahe zu sein.
Zuletzt geändert von Lyrillies am 16.01.2009, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 11.01.2009, 19:45

Hallo Lyrillies!

Willkommen im sternhagel blauen Forum!

Ich möchte gerne im Folgenden Deinen Text kopieren und zu verschiedenen Stellen Fragen aufwerfen. Ich glaube wenn du diese Fragen beantworten würdest, könnte der Text um einiges gewinnen.

Sie fallen mir direkt ins Auge, sofort wenn ich dein Zimmer betrete: All diese Details, diese kleinen, unbedeutenden Dinge, die doch so viel über dich verraten. Wenn man sie zu deuten weiß.

- Was für "kleine Dinge" ? Wenn du stattdessen formuliertest (als Beispiel): "Die Nagelschere, der Teebeutel und die Seife kann ich durch das Türloch erkennen."

"Wenn man sie zu deuten weiß." - Welches Ziel verfolgt dieser Satz im Bezug auf den Leser, der die Gegenstände nicht einmal sieht?

Und ich sehe in ihnen den Raum deiner Gedanken, versuche hoffnungsvoll die Tür einen Spalt zu öffnen, um zu sehen was du in dir verbirgst. Doch letzten Endes bleibt mir nur das Schlüsselloch – dieses allerdings mit deiner Erlaubnis.

Finde ich schon wieder spannend. Wenn es konkrete Gegenstände in einem Gedankenzimmer zu sehen gäbe - Das würde mich auch interessieren. Besonders der Zusatz mit der "Erlaubnis" definiert auf angenehme Weise die Beziehung zwischen Sprecher und "Du".

Der seltsam schwache Schein eines Genies ergießt sich durch diese kleine Öffnung und erstaunt mich immer wieder aufs Neue.

Was kann ich mir unter einem "seltsam schwachen Schein" vorstellen? - Ist das überhaupt sinnvoll zu erwähnen? Ein Erstaunen würde ich nicht als solches benennen, sondern Bilder dafür finden oder?

Welche Schätze mögen sich dort drinnen verbergen?

Ich dachte es sind "kleine Dinge" ?

Aber nein, ich will den Schlüssel nicht. Wie gut, dass du ihn mir gar nicht erst anbietest, ich könnte doch nicht ablehnen. Ist die Ahnung des Großen nicht vollkommener als das Große selbst? Ist dein Abstand zu mir nicht wertvoller als die Nähe zu dir, die ich genießen darf? Ich könnte enttäuscht werden. Da lobe ich mir meine Phantasie, meine Idee des Genialen, die dein Erscheinen in mir weckt. Die Neugier ist notwendig.

Mm....interessiert mich auch, der Kerngedanke. Aber es fehlen wieder die Bilder. Was genau ist "das Geniale" ? Was genau sind "die zu deutenden Gegenstände" ?

Der Raum deiner Gedanken wird mir verschlossen bleiben. Und ich werde weiterhin am Rande deiner Existenz warten, in der Hoffnung einen Blick zu erhaschen, nur einen Hinweis, eine Ahnung. Auch in Zukunft, wenn andere sich unerlaubt bemühen durch das Schlüsselloch Einsicht in deine Welt zu erlangen, werde ich dort stehen, an der Tür, dankbar für diese Distanz zwischen uns, denn sie erlaubt mir dir nahe zu sein.

Wirklich "Dir nahe" ? Ich denke eher "der Idee von Dir nahe" -

Und dann noch mal zum ersten Satz:

Sie fallen mir direkt ins Auge, sofort wenn ich dein Zimmer betrete:

Ich dachte da kommt "ich" nicht ´rein?

Wenn du das innerhalb des Textes beantworten könntest, wäre ich sicherlich weitaus faszinierter von ihm.

Ich hoffe damit kannst du etwas anfangen. Viel Spaß-

l

Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.01.2009, 19:50

Huhu Lyrillies.

All diese Details, diese kleinen, unbedeutenden Dinge, die doch so viel über dich verraten.

Hier würde ich mich freuen, wenn du schildertest, was der Erzähler sieht (was für Bücher stehen im Regal, welche Accessoires auf dem Schreibtisch, wie ist das Zimmer eingerichtet, ordentlich/unordentlich usw … ) dann könnte ich mir als Leser mein eigenes Bild machen…

Und ich sehe in ihnen den Raum deiner Gedanken, versuche hoffnungsvoll die Tür einen Spalt zu öffnen, um zu sehen was du in dir verbirgst.

würde einmal „sehen“ ersetzen. „erahnen“?

Doch letzten Endes bleibt mir nur das Schlüsselloch - dieses allerdings mit deiner Erlaubnis.

schön (dies statt dieses?).

Der seltsam schwache Schein eines Genies ergießt sich durch diese kleine Öffnung

bei „ergießen“ denke ich immer an Flüssigkeiten. Vielleicht „erstrahlt“ „leuchtet“?

Welche Schätze mögen sich dort drinnen verbergen?

Das frage ich mich auch, bekomme aber leider keine Hinweise und so muss ich das dem Erzähler glauben oder nicht, schade.

Ist die Ahnung des Großen nicht vollkommener als das Große selbst? Ist dein Abstand zu mir nicht wertvoller als die Nähe zu dir, die ich genießen darf? Ich könnte enttäuscht werden. Da lobe ich mir meine Phantasie, meine Idee des Genialen, die dein Erscheinen in mir weckt. Die Neugier ist notwendig.
Der Raum deiner Gedanken wird mir verschlossen bleiben. Und ich werde weiterhin am Rande deiner Existenz warten, in der Hoffnung einen Blick zu erhaschen, nur einen Hinweis, eine Ahnung. Auch in Zukunft, wenn andere sich unerlaubt bemühen durch das Schlüsselloch Einsicht in deine Welt zu erlangen, werde ich dort stehen, an der Tür, dankbar für diese Distanz zwischen uns, denn sie erlaubt mir dir nahe zu sein.

Über das Thema „Nähe durch Distanz“ lässt sich vortrefflich philosophieren… sehr anregend!

Insgesamt mE. ein viel versprechendes Debüt. Die „äußere Sicht“ des ersten Absatzes kommt mir etwas zu kurz.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 11.01.2009, 21:17

Hallo ihr beiden,

erstmal allerbesten Dank für eure unglaublich schnellen Kritiken!
So schnell komme ich leider nicht mit den Antworten hinterher, ich habe vorhin bemerkt das mir bis Dienstag leider noch viel mehr zu tun bleibt als ich dachte, aber ich schaffe es sicher morgen ausführlich zu antworten.
Bis dahin nochmals danke!

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 12.01.2009, 00:36

Hallo Lyrillies,

mein erster Eindruck ist, dass du den Leser ein bisschen außen vorlässt. Zum Einen, weil du die persönliche Ansprache (an den Geliebten) wählst, zum anderen, weil du Fragen stellst (an wen? an dich?), die der Leser nicht beantworten kann/will. Der Text ist mir insofern zu persönlich (auf den Betreffenden) zugeschrieben, und er zeigt eine gewisse unfertige, nicht verabeitete Gefühlslage in dir. Es könnte ein ausformulierter Tagebucheintrag sein.

Das ist keine schlechte Ambition zum Schreiben, aber eine etwas unbefriedigende für den Leser. Auch, wenn ich Angloeinflüsse im Regelfall meide, würde ich dir hier zurufen mögen: Show, don't tell! Formuliere nicht die unfertigen Gedanken. Seziere sie, komm zu einer Lösung, und zeige sie. Und auch der Titel könnte spezifischer sein.

Dieser Kommentar soll eine Ermutigung sein, kein Kritisieren. Bewahre dir deine Zartfühligkeit :o) Und vielleicht versuchtst du mal, sie in eine nicht-direkte, sondern in eine entrücktere Ebene zu transformieren. Das kannst du.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 12.01.2009, 20:11

Hallo Louisa,

nochmals danke!

Leider ist offenbar nicht deutlich genug rausgekommen, dass es einen Unterschied zwischen dem zuerst erwähnten Zimmer und dem nachfolgend eingeführten Raum der Gedanken gibt.
Ersteres ist ein in dem Textchen real existierender Raum, eben wirklich ein Zimmer, welches der Sprecher betritt - die kleinen Dinge in diesem Raum lassen erkennen, dass es einen wohl gehüteten Raum der Gedanken gibt, den sich der Sprecher ab diesem Moment näher anzusehen versucht. In den kommt er aber nicht rein.
Für Anregungen wie ich das deutlicher darstellen kann wäre ich sehr dankbar!

Die kleinen Dinge werde ich dann noch ausführlicher beschreiben, das die eine solche Neugier hervorrufen könnten ist mir völlig entgangen.

Der Satz "Wenn man sie zu deuten weiß." soll eigentlich nur aufzeigen, dass es nicht nur Alltagsgegenstände sind, dass man in ihnen mehr als das bloße Objekt sehen und vielleicht sogar durch sie die Person, der sie gehören, besser verstehen lernen kann.

Konkrete Gegenstände in dem Gedankenraum sind eine faszinierende Idee, von der ich mir aber nicht sicher bin ob ich sie umsetzen möchte. Das würde dem Leser die Möglichkeit geben, das "du" selbst zu analysieren und kennen zu lernen - Und das ist nicht gewollt. Gezeigt werden soll vorallem dieser Blickwinkel durch das Schlüselloch, die Verbindung zwischen "ich" und "du".

Der "seltsam schwache Schein" ist deshalb seltsam, weil es der Schein eines Genies ist. Ein Genie erscheint doch meist strahlend, auffällig, blendet mit seinem Glanz. Der Schein oder Glanz des erwähnten Genies blendet nicht. Das ist seltsam. Der Sinn wäre also der, darauf hinzuweisen das der Schein nur schwach ist.

Die Schätze wären natürlich die im Raum der Gedanken, die kleinen Dinge sind die konkreten Objekte im Zimmer.

"Auch in Zukunft, wenn andere sich unerlaubt bemühen durch das Schlüsselloch Einsicht in deine Welt zu erlangen, werde ich dort stehen, an der Tür, dankbar für diese Distanz zwischen uns, denn sie erlaubt mir dir nahe zu sein."
Da meine ich wirklich "dir nahe". Denn wer unerlaubt versucht Blicke zu erhaschen oder die Tür gar aufzustoßen, der ist von dem "du" doch noch viel weiter entfernt als jemand, der dort sein darf, wo er ist, und damit auch zufrieden ist. Denke ich jedenfalls.

Ich hoffe das bringt ein wenig Klarheit in die Sache, und ich werde mich direkt mal an die Überarbeitung setzen. Danke!


@Nifl:
Wie schon gesagt werde ich die kleinen Dinge mal genauer beschreiben.

würde einmal „sehen“ ersetzen. „erahnen“?

- Huch, danke, das ist mir doch tatsächlich durch die Lappen gegangen! Werde ich natürlich ersetzen, ebenso wie "dieses" durch "dies".

bei „ergießen“ denke ich immer an Flüssigkeiten. Vielleicht „erstrahlt“ „leuchtet“?

Ergießen klingt für mich passender, da der Schein eben nicht hell strahlt oder leuchtet - es ist ein schwacher Schein. Auch macht er das Hindurchsehen durch das Schlüsselloch ja nicht unmöglich. Würde er strahlen klingt es für mich als ob er den Sprecher blenden würde, so dass dieser nichts mehr sieht.

Das frage ich mich auch, bekomme aber leider keine Hinweise und so muss ich das dem Erzähler glauben oder nicht, schade.

Würde es helfen, wenn das "ich" nach konkreteren Dingen fragt? So müsste ich nicht beschreiben was man durch das Schlüsselloch sehen kann und würde den Leser hoffentlich trotzdem genügend unterstützen.


@Tom:
Auch an dich lieben Dank für die Kritik!
Das der Text für dich wie ein Tagebucheintrag klingt ist relativ schade. Allerdings ist die persönliche Ansprache für den Text sehr wichtig, denke ich. Vielleicht ist es für mich aber so auch einfach leichter darzustellen.
Wahrscheinlich kommen sich da zwei Ideen in die Quere: Einerseits wollte ich die persönlichen Ansprachen um das Ganze intensiver zu gestalten, andererseits möchte ich dem Leser nur die Form der Beziehung zeigen, nur dieses Bild wie "ich" vor der Tür steht und durch das Schlüsselloch sieht. Schätzungsweise muss ich entweder aus einer distanzierteren Perspektive schreiben oder dem Leser volle Einsicht gewähren. Letzteres ist für mich wohl ein wenig schwierig, ich glaube die Gesamtsicht in einen ordentlichen, lesbaren, strukturierten Text zu fassen geht über meine Fähigkeiten.
Was den Titel angeht - Mit Titeln habe ich immer Probleme. Was würdest du denn vorschlagen?
Nochmals lieben Dank für deine Ermutigung! :)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 12.01.2009, 23:28

Nichts zu danken, dafür sind wir hier, ja? :o)

Ich hatte ein bisschen Angst, dich eingeschüchtert zu haben, aber deine Antwort ist prima!

Dich zu einem "ordentlichen, lesbaren, strukturierten Text" zu bewegen, war aber weiß Gott nicht mein Anliegen.

Schätzungsweise muss ich entweder aus einer distanzierteren Perspektive schreiben...


Damit liegst du schon viel besser. Was ich meine ist, dass die Gedanken nicht 1:1 niedergeschrieben werden, sondern in eine andere Ebene erhoben werden könnten. Das Unmittelbare, Ablesbare ein bisschen wegnehmen und mehr in die Bedeutungsebene gehen, ins Bildhafte, das wünsche ich mir, wenn mir ein/e Autor/in etwas erzählen möchte.

Himmel, ich kann das gerade selbst nicht ausdrücken, merke ich gerade ... :o)

Weißt du trotzdem, was ich meine?

Tom

edit: Zum Titel: 'Gedanken' könnte man fast über jeden Text schreiben.Vielleicht eher etwas, was das Einzigartige, das Wesen deines Textes beschreibt, oder einen Moment im Text aufgreift, sagen wir mal: 'Schlüsselloch' oder 'dir nah' Irgendsowas ...
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Louisa

Beitragvon Louisa » 13.01.2009, 12:41

Ich kann dir gerade nicht ausführlich antworten, bin aber sehr positiv von deiner Reaktion überrascht.

Ich würde auf jeden Fall einige Erklärungen (zum Beispiel die GEdanken zum "Genie") versuchen subtil in den Text einzubauen. So hätte ich das "seltsam" nämlich nie verstanden.

Viel Spaß weiterhin!
l

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 13.01.2009, 17:52

@Tom: Also lesbar und strukturiert sollte ein Text doch sowieso sein, oder? ;-)
Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich dich richtig verstehe, werde aber versuchen, das, was ich da herauslese umzusetzen.
Nunja, Schritt für Schritt, momentan bin ich erst einmal dabei die kleinen Dinge genauer zu beschreiben.
Danke für deine Vorschläge! Über den Titel muss ich wohl definitiv noch nachdenken, denn "Schlüsselloch" ist mir eigentlich zu viel: Das Wort wird so oft erwähnt und betont, wenn der Titel auch noch so lautet klingt es vielleicht ein wenig aufdringlich, oder? Deine Vorschläge sind allerdings für mich ein sehr guter Hinweis darauf, was du in diesem Text siehst und also auch ein Hinweis darauf, wie gut das, was ich sagen will, beim Leser ankommt.
Das erste, was mir selbst jetzt als Alternative in den Sinn kam war "kleine Dinge" - was hältst du denn davon?
(edit: dazu sollte ich vielleicht sagen, dass eben jene kleinen Dinge in ausformulierter Form inzwischen die Hälfte des Textes ausmachen.)

@Louisa: Die Gedanken zum Genie werde ich einbauen, sitze schon an der Überarbeitung dran. Gerade quälen mich aber noch die kleinen Dinge...

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 13.01.2009, 23:39

Lyrillies hat geschrieben:@Tom: Also lesbar und strukturiert sollte ein Text doch sowieso sein, oder? ;-)


Nö. Also, gegen 'sperrig' und 'etwas schwerer zugänglich' hätte ich nix einzuwenden :o)
Und Struktur ist immer eine Frage des Betrachters. Etwas, was für dich Struktur hat, muss es noch lange nicht für den Leser haben, und umgekehrt. Soll es u. U. auch gar nicht. Das wäre ... zu einfach? Mir gefallen Texte, die Rätsel aufgeben. Ungelöste. Eins der schönsten Plaisiere beim Schreiben: Dem Leser das Vervollständigen und Mutmaßen zutrauen.

Zum Titel möchte ich keine Vorschläge mehr machen, schon gar nicht konkreter - also namentlicher Art. Du findest das schon. Die Antworten liegen meist bereits in der Fragestellung verborgen. Es geht nicht darum, etwas zu erfinden. Einfaches Finden genügt. Kommen lassen.

(Herrgott, komme mir gerade vor wie der Literaturpapst, und krieg selbst keine vernünftigen Zeilen voreinander im Moment :o)

Vergiss es, oder mach was draus ...
Ich habe mir heute ein schwedisches Handbeil gekauft. Das ist was Klares ... :o)

Grüßli,
Tom
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Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 15.01.2009, 19:08

Entschuldige das ich noch nicht geantwortet habe. Ich muss morgen noch einen Vortrag halten, danach stelle ich die überarbeitete Version online.

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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2009, 22:05

Musst dich nicht entschuldigen, ich bin auch schon mal ne Woche woanders :o)))
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Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 16.01.2009, 16:21

ok :)

So, die zweite Version ist da. Ich bin stellenweise nicht ganz zufrieden damit, weiß aber momentan auch nicht recht was ich noch ändern soll.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.01.2009, 01:02

Hi Ellie,

ich habe die bisherigen Kommentare verfolgt und war gespannt, welche kleinen Dinge du einsetzen würdest. Du wähltest u.a. Schreibtisch, Papiere, Lampe, Micky-Maus-Bezug des Bettes, ein Taschentuch, einen Stuhl, einen gelben Ball mit Smiley-Gesicht.
Für mich verliert dein Text durch diese Details. Das Geheimnisvolle deiner Zeilen ist verschwunden. Wenn ich kleine Dinge eingesetzt hätte, wären es nicht so alltägliche gewesen, sondern vielleicht skurrile Dinge, eben besondere, spezifischere.
Daher empfinde ich - beim jetzigen Stand - die erste Version als die stärkere.

Saludos
Gabriella


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