Ein Ich drückt sein Antlitz ans Fenster.
Es streut seine Blicke auf eine Häuserfront,
kommuniziert wahrscheinlich.
Wenn gegenüber ein Mädchen am Fenster steht
und zurückschaut,
dann stellen sie fest, dass sie Nachbarn sind.
Abends lassen sie die Rollläden manchmal runter
und machnmal nicht.
Mal geht niemanden an, was drinnen geschieht.
Mal gibt es nichts zu verbergen.
-----------------------------
Sprachliche Änderungen nach Lisa und Nifl:
letzte Strophe:
- Rollläden runter lassen (vorher ziehen)
- gibt es nichts zu verbergen (vorher hat man)
- geht es niemanden etwas an
Normalverteilung
Huhu Last,
der Titel hat mich gelockt… ich mag den Gauß so.
Und dann war ich enttäuscht, weil mich gleich das sprachdinosaurierhafte Wort „Antlitz“ ansprang… das mE auch überhaupt nicht zum restlichen Duktus passen will…
Hier irritiert mich der fehlende Konjunktiv. So würde es ja bedeuten, dass der er immer mal wieder ein Mädchen als Nachbarin kennen lernt?
runter lassen, oder? man zieht die doch nur hoch?
Hm, naja diese Lyrikecken sind nichts für mich.
LG
Nifl
der Titel hat mich gelockt… ich mag den Gauß so.
Und dann war ich enttäuscht, weil mich gleich das sprachdinosaurierhafte Wort „Antlitz“ ansprang… das mE auch überhaupt nicht zum restlichen Duktus passen will…
Wenn gegenüber ein Mädchen am Fenster steht
und zurückschaut,
dann stellen sie fest, dass sie Nachbarn sind.
Hier irritiert mich der fehlende Konjunktiv. So würde es ja bedeuten, dass der er immer mal wieder ein Mädchen als Nachbarin kennen lernt?
Abends ziehen sie die Rollläden manchmal runter
runter lassen, oder? man zieht die doch nur hoch?
Hm, naja diese Lyrikecken sind nichts für mich.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Last,
mit dem Antlitz geht es mir wie Nifl, das passt mir auch nicht.
Der Konjunktiv fehlt mir hingegen nicht, denn ich verstehe die Zeilen nicht bezogen auf ein Individuum und auf eine einmalige Handlung, die erzählt wird, sondern sehr allgemein. Für mich beschreibt der Text etwas, was tatsächlich immer und überall wieder geschieht (insofern ist er nicht erzählend im eigentlichen Sinne).
Rollläden kann man durchaus runter ziehen, wenn es nicht diese Lamellen sind, sondern aufgerollter Stoff, den man an einem Band entrollt.
Der Text drückt für mich eine gewisse Beliebigkeit aus, die ja durchaus etwas mit der Normalverteilung zu tun hat, bzw. eine Normalverteilung entstehen lässt. Es handelt sich nicht um eine bestimmte Geschichte mit einer Handlung, es gibt keine Entwicklung. Es ist eher die Feststellung einer Allgemeingültigkeit, und sie wird vorgetragen wie ein Naturgesetz.
Die Zeile
kommuniziert wahrscheinlich
verstehe ich nicht. Kommuniziert er durch seine Blicke? Oder in dem Raum, in dem er steht, mit einer anderen Person? Oder kommuniziert er, weil man nicht nicht kommunizieren kann? *grins*
Mir fehlt etwas Spannung in dem Text oder etwas Unerwartetes, aber darum geht es wohl gerade?
Viele Grüße - Annette
mit dem Antlitz geht es mir wie Nifl, das passt mir auch nicht.
Der Konjunktiv fehlt mir hingegen nicht, denn ich verstehe die Zeilen nicht bezogen auf ein Individuum und auf eine einmalige Handlung, die erzählt wird, sondern sehr allgemein. Für mich beschreibt der Text etwas, was tatsächlich immer und überall wieder geschieht (insofern ist er nicht erzählend im eigentlichen Sinne).
Rollläden kann man durchaus runter ziehen, wenn es nicht diese Lamellen sind, sondern aufgerollter Stoff, den man an einem Band entrollt.
Der Text drückt für mich eine gewisse Beliebigkeit aus, die ja durchaus etwas mit der Normalverteilung zu tun hat, bzw. eine Normalverteilung entstehen lässt. Es handelt sich nicht um eine bestimmte Geschichte mit einer Handlung, es gibt keine Entwicklung. Es ist eher die Feststellung einer Allgemeingültigkeit, und sie wird vorgetragen wie ein Naturgesetz.
Die Zeile
kommuniziert wahrscheinlich
verstehe ich nicht. Kommuniziert er durch seine Blicke? Oder in dem Raum, in dem er steht, mit einer anderen Person? Oder kommuniziert er, weil man nicht nicht kommunizieren kann? *grins*
Mir fehlt etwas Spannung in dem Text oder etwas Unerwartetes, aber darum geht es wohl gerade?
Viele Grüße - Annette
Hallo ihr beiden,
danke für eure Kommentare.
Rollläden runter ziehen war so gedacht, dass es doch eigentlich in beide Richtungen eine Ziehbewegung am Gurt ist(?). Es sei denn man hat elektrische mit diesem Drehschalter...
Über das "Antlitz" habe ich eigentlich aus der Richtung gar nicht nachgedacht, dass es eine altmodische Pompösformulierung ist. Wahrscheinlich, weil ich von Beginn an einen nüchterneren Duktus im Kopf hatte. Für mich steckte da vor allem drin, dass es zwar das Gesicht ist, aber weniger die Gesichtszüge und Persönlichkeitsmerkmale herausstellt und mehr die Tätigkeit des Blickens, Schauens.
Die Subjunktion enthält keinen Konjunktiv, weil ich sie logisch meine: Wenn p, dann q. Unter anderem mit dieser Funktion:
Ob ich zu "kommuniziert wahrscheinlich" etwas sagen möchte, weiß ich noch nicht. Momentan bin ich damit zufrieden, dass danach gefragt wird.
LG
Last
danke für eure Kommentare.
Rollläden runter ziehen war so gedacht, dass es doch eigentlich in beide Richtungen eine Ziehbewegung am Gurt ist(?). Es sei denn man hat elektrische mit diesem Drehschalter...
Über das "Antlitz" habe ich eigentlich aus der Richtung gar nicht nachgedacht, dass es eine altmodische Pompösformulierung ist. Wahrscheinlich, weil ich von Beginn an einen nüchterneren Duktus im Kopf hatte. Für mich steckte da vor allem drin, dass es zwar das Gesicht ist, aber weniger die Gesichtszüge und Persönlichkeitsmerkmale herausstellt und mehr die Tätigkeit des Blickens, Schauens.

Die Subjunktion enthält keinen Konjunktiv, weil ich sie logisch meine: Wenn p, dann q. Unter anderem mit dieser Funktion:
annette hat geschrieben:Der Text drückt für mich eine gewisse Beliebigkeit aus, die ja durchaus etwas mit der Normalverteilung zu tun hat, bzw. eine Normalverteilung entstehen lässt. Es handelt sich nicht um eine bestimmte Geschichte mit einer Handlung, es gibt keine Entwicklung. Es ist eher die Feststellung einer Allgemeingültigkeit, und sie wird vorgetragen wie ein Naturgesetz.
Ob ich zu "kommuniziert wahrscheinlich" etwas sagen möchte, weiß ich noch nicht. Momentan bin ich damit zufrieden, dass danach gefragt wird.
LG
Last
Lieber Last,
es war bei mir sozusagen schon berufliches Interesse, das mich zu diesem Text gewführt hat. Die eigentlich Normalverteilung kann ich im mir bekannten Sinne und auch im übertragenen Sinne das Gedicht hineindenken.
Mich stört das Wort Antlitz nicht, liustigerweise habe ich auf die obigen Kommentare hin gedacht: "ja, eigentlich könnte es mich stören, denn die Argumente stimmen, mich stört es aber trotzdem nicht."
Das gedicht hinterlässt mich mit einem sehr zufriedenen Gefühl, einem inneren Nicken: Ja, so ist es! Und das macht es für mich schön.
Liebe Grüße
Max
es war bei mir sozusagen schon berufliches Interesse, das mich zu diesem Text gewführt hat. Die eigentlich Normalverteilung kann ich im mir bekannten Sinne und auch im übertragenen Sinne das Gedicht hineindenken.
Mich stört das Wort Antlitz nicht, liustigerweise habe ich auf die obigen Kommentare hin gedacht: "ja, eigentlich könnte es mich stören, denn die Argumente stimmen, mich stört es aber trotzdem nicht."
Das gedicht hinterlässt mich mit einem sehr zufriedenen Gefühl, einem inneren Nicken: Ja, so ist es! Und das macht es für mich schön.
Liebe Grüße
Max
Hallo Last!
Hm, zwei Begriffe wie "Antlitz" und "kommunizieren", so dicht beieinander... Vermutlich darf man das heute (heute darf man ja alles
), daher von mir nur die ganz wertungsfreie Rückmeldung, dass es zumindest mich ganz arg schaudert dabei .gif)
Ferdigruß!
Hm, zwei Begriffe wie "Antlitz" und "kommunizieren", so dicht beieinander... Vermutlich darf man das heute (heute darf man ja alles
.gif)
.gif)
Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Hallo Last,
also mich hat auch der Titel gelockt, ich finde es immer sehr spannend mathematische Begriffe und überhaupt eine mathematische Art des Denkens in Prosa oder Lyrik anzuwenden. Ich finde auch, dass Dir das in der ersten Strophe hervorragend gelingt. Die bildet in Form und Inhalt eine Normalverteilung ab, wobei man über das Wort "Antlitz" sicher streiten kann.
Schwierigkeiten habe ich mit der zweiten Strophe, die für mich sowohl inhaltlich als auch formal nur noch Beliebigkeit ausdrückt und das ist mir zu wenig.
xanthi
also mich hat auch der Titel gelockt, ich finde es immer sehr spannend mathematische Begriffe und überhaupt eine mathematische Art des Denkens in Prosa oder Lyrik anzuwenden. Ich finde auch, dass Dir das in der ersten Strophe hervorragend gelingt. Die bildet in Form und Inhalt eine Normalverteilung ab, wobei man über das Wort "Antlitz" sicher streiten kann.
Schwierigkeiten habe ich mit der zweiten Strophe, die für mich sowohl inhaltlich als auch formal nur noch Beliebigkeit ausdrückt und das ist mir zu wenig.
xanthi
Lieber Last,
tja, da bin ich wohl die einzige, die der Titel nicht im besonderen Maß gelockt hat
. Ich habe eher Vorurteile gegen solche Titel, weil ich dann erwarte, dass ein Text kommt, der nur allzu oft viel zu dicht an seinem Begriff klebt, den er auf einer neuen Ebene nutzen will. Wie schön, dass das hier nicht der Fall ist! So kann auch ich das, was dieser Begriff mit an "Propädeutik" mitbringt, genießen, er schafft ein Bett, einen Grundton des Textes, aber er drängt dem Konkreten nichts auf - es tauchen keine Nebenbegriffe von ihm im Text auf, sondern man muss die Analogie suchen/erlesen.
Zum Text: Mir gefällt er durch und durch und ich empfinde ihn auch als Lyrik, wenn ich auch erst bewusst darüber entscheiden musste. Ich gebe zu, dass es damit zu tun haben kann, dass der Text von dir ist, dass ikch weiß, dass er von dir ist, weil ich deine Eigenheit und Mischung der Sprache mag und finde, dass zwischen den beiden Tönen immer etwas liegt -- aber das muss ja nichts Falsches oder Fadenscheiniges sein: Ich jedenfalls würde auch vermuten, dass in einem rein "klassisch", "dicktönigem", "rokokotönendem" Text oder wie man es nennen mag, mich das Wort Antlitz stören würde -- aber hier ist es ganz wichtig für mich für das Mischverhältnis, eben das schräge, trotzige, einsame, das mut zum Metaphysischen hat und dann doch wieder auch ganz trocken und distanziert ist - ich musste an die Füchse im Labor denken -- ja, ich finde, das trifft es, die Sprache vieler deiner Gedichte: (um die Spannung zu halten müsste man genauer sagen: etwas zwischen trockener Metaphysik und metaphysischer Trockenheit). ich wollte das "Antlitz" also nicht missen.
Weiter läuft der Text vor meinem Auge wie ein Film ab, ich sehe die beiden Häuserfronten (auch ein tolles Wort, dass vom Antlitz eingefärbt wird) und wie die Abende vergehen unter dem Runterziehen oder dem nicht runterziehen oder dass einer nur runterzieht usf. und wie diese Doppelbilder, wie z.B. dieses hier z.B:

Der Text beschreibt nur ein Entweder/Oder - in der Summe eine Normalverteilung, tragisch oder auch gar nicht tragisch - und gerade, indem der Text dies tut, schafft er es, wie die Doppelbilder, dass man sich fragt: Ja, was denn nun? Und damit eben doch auf etwas zu verweisen, was eigentlich nicht vorzeigbar ist, was aber schwingt. Ich finde, dass dies eben die Leistung von Kunst sein kann - dass es diese Verweise schaubar machen kann (siehe meine Signatur .-)).
Mir gefällt der Text daher sehr und er ist für mich wieder Zeuge deiner interessanten und klugen Beobachtung der Welt. Natürlich in erster Linie, weil das auch oft für mich so ist...die Welt.
Sprachliche Details:
Etwas kontraintuitiv finde ich die Pronomen/Perspektivenwechsel:
ich und sie und die beiden als sie - ich würde überlegen, ob es wirklich nötig ist, am Anfang vom Ich zu sprechen (es passt schon zu deiner Sprache...trotzdem..es ist ein bisschen zu eignsinnig vielleicht?*)
und dann könnte ich mir auch noch eine Dreigliederung* des Textes vorstellen und die Streichung von "kommuniziert wahrscheinlich" (die Ebene ist eh drin und diese Art Einbau von Kommunikation vs. "lebendigkeit" halte ich für abgegrast von der Lyrik):
---
*mit dreigliederung wiederum finde ich das ich/sie/sie gut!
Ein Ich drückt sein Antlitz ans Fenster.
Es streut seine Blicke auf eine Häuserfront.
Wenn gegenüber ein Mädchen am Fenster steht
und zurückschaut,
dann stellen sie fest, dass sie Nachbarn sind.
Abends ziehen sie die Rollläden manchmal runter
und machnmal nicht.
Mal geht esniemandenetwasan, was drinnen geschieht.
Mal gibt es nichts zu verbergen.
(ich habe das man eliminiert, weil ich finde, dass es eben in dem Rest des Textes steckt). Schön finde ich nämlich auch, dass man sogar von rollladen zu rollladenherab- oder nicht -herablassung zu immer neuen Mädchen und Männern/Ichs springen kann -- dass es nicht immer zwischen zweien, sondern zwischen allen hin und hergeht und dass man so eine Normalverteilung erhält nicht nur von den besonderen und den abgewiesenen Tagen, sondern auch von den passenden Momenten oder den nicht passenden - der eine möchte der anderen nichts verbergen, die aber diesem schon, jener Häuserfront aber wieder nicht und auch hier so fort..in diesem Sinne auch ein hervorragendes Liebesgedicht.
Wie wäre es mit: Rollläden (her)runterlassen?
Ich mag an deinen Texten zudem, dass sie mir umso mehr sagen, desto länger ich von ihnen rede, dass sie sozusagen irgendwann scheinbar von mir stammen und so die Suggestion sich verstärkt.
liebe Grüße,
Lisa
tja, da bin ich wohl die einzige, die der Titel nicht im besonderen Maß gelockt hat

Zum Text: Mir gefällt er durch und durch und ich empfinde ihn auch als Lyrik, wenn ich auch erst bewusst darüber entscheiden musste. Ich gebe zu, dass es damit zu tun haben kann, dass der Text von dir ist, dass ikch weiß, dass er von dir ist, weil ich deine Eigenheit und Mischung der Sprache mag und finde, dass zwischen den beiden Tönen immer etwas liegt -- aber das muss ja nichts Falsches oder Fadenscheiniges sein: Ich jedenfalls würde auch vermuten, dass in einem rein "klassisch", "dicktönigem", "rokokotönendem" Text oder wie man es nennen mag, mich das Wort Antlitz stören würde -- aber hier ist es ganz wichtig für mich für das Mischverhältnis, eben das schräge, trotzige, einsame, das mut zum Metaphysischen hat und dann doch wieder auch ganz trocken und distanziert ist - ich musste an die Füchse im Labor denken -- ja, ich finde, das trifft es, die Sprache vieler deiner Gedichte: (um die Spannung zu halten müsste man genauer sagen: etwas zwischen trockener Metaphysik und metaphysischer Trockenheit). ich wollte das "Antlitz" also nicht missen.
Weiter läuft der Text vor meinem Auge wie ein Film ab, ich sehe die beiden Häuserfronten (auch ein tolles Wort, dass vom Antlitz eingefärbt wird) und wie die Abende vergehen unter dem Runterziehen oder dem nicht runterziehen oder dass einer nur runterzieht usf. und wie diese Doppelbilder, wie z.B. dieses hier z.B:

Der Text beschreibt nur ein Entweder/Oder - in der Summe eine Normalverteilung, tragisch oder auch gar nicht tragisch - und gerade, indem der Text dies tut, schafft er es, wie die Doppelbilder, dass man sich fragt: Ja, was denn nun? Und damit eben doch auf etwas zu verweisen, was eigentlich nicht vorzeigbar ist, was aber schwingt. Ich finde, dass dies eben die Leistung von Kunst sein kann - dass es diese Verweise schaubar machen kann (siehe meine Signatur .-)).
Mir gefällt der Text daher sehr und er ist für mich wieder Zeuge deiner interessanten und klugen Beobachtung der Welt. Natürlich in erster Linie, weil das auch oft für mich so ist...die Welt.
Sprachliche Details:
Etwas kontraintuitiv finde ich die Pronomen/Perspektivenwechsel:
ich und sie und die beiden als sie - ich würde überlegen, ob es wirklich nötig ist, am Anfang vom Ich zu sprechen (es passt schon zu deiner Sprache...trotzdem..es ist ein bisschen zu eignsinnig vielleicht?*)
und dann könnte ich mir auch noch eine Dreigliederung* des Textes vorstellen und die Streichung von "kommuniziert wahrscheinlich" (die Ebene ist eh drin und diese Art Einbau von Kommunikation vs. "lebendigkeit" halte ich für abgegrast von der Lyrik):
---
*mit dreigliederung wiederum finde ich das ich/sie/sie gut!
Ein Ich drückt sein Antlitz ans Fenster.
Es streut seine Blicke auf eine Häuserfront.
Wenn gegenüber ein Mädchen am Fenster steht
und zurückschaut,
dann stellen sie fest, dass sie Nachbarn sind.
Abends ziehen sie die Rollläden manchmal runter
und machnmal nicht.
Mal geht esniemandenetwasan, was drinnen geschieht.
Mal gibt es nichts zu verbergen.
(ich habe das man eliminiert, weil ich finde, dass es eben in dem Rest des Textes steckt). Schön finde ich nämlich auch, dass man sogar von rollladen zu rollladenherab- oder nicht -herablassung zu immer neuen Mädchen und Männern/Ichs springen kann -- dass es nicht immer zwischen zweien, sondern zwischen allen hin und hergeht und dass man so eine Normalverteilung erhält nicht nur von den besonderen und den abgewiesenen Tagen, sondern auch von den passenden Momenten oder den nicht passenden - der eine möchte der anderen nichts verbergen, die aber diesem schon, jener Häuserfront aber wieder nicht und auch hier so fort..in diesem Sinne auch ein hervorragendes Liebesgedicht.
Wie wäre es mit: Rollläden (her)runterlassen?
Ich mag an deinen Texten zudem, dass sie mir umso mehr sagen, desto länger ich von ihnen rede, dass sie sozusagen irgendwann scheinbar von mir stammen und so die Suggestion sich verstärkt.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo zusammen,
die zahlreichen und unterschiedlichen Eindrücke freuen mich sehr, Danke dafür.
Hallo Max,
wenn man auch vom Student als einen Beruf sprechen darf, befriedige ich auch selbst mit dem Text mein berufliches Interesse ;)
Hallo Ferdi,
ich bin mir nicht sicher, was man in der Sprache so darf und was nicht. Dieses Reglement empifnde ich aber als sehr belastend, ein Grund, weshalb ich mich in der Lyrik deutlich wohler fühle als in der Prosa. Ich denke hier darf man etwas mehr. Wenn man aber nicht mehr auf die Regeln der Sprache und der Komposition achtet, als es sein eigener Zweck vorschreibt, ist es sozusagen eine Wahrscheinlichkeit, dass der Leser Formulierungen mal als originell und mal als schauderlich ansieht. Als Lyriker versuchen wir ja alle den Spagat zwischen einer besonders stilvollen und einer besonders ausgefallenen Sprachlichkeit.
Ansonsten zu dem Wort "Antlitz" siehe Antwort auf Lisas Kommentar.
Hallo Xanthippe,
zur zweiten Strophe (ich denke auch hier hilft die Antwort auf Lisas Kommentar weiter):
Zum Teil ist deine Kritik sicher angebracht. Ich selbst sehe es kompositionstechnisch so, dass die erste Strophe die Beliebigkeit vorbereitet, die die zweite Strophe an die Stelle von etwas Bestimmten setzt. Man kann nun diese Ersetzung schon in der ersten Strophe vermuten, sie geschieht dort aber noch nicht.
Wenn man es als die Aufgabe des Künstlers betrachtet etwas wahrscheinlich zu machen, dann ist die künstlerischere Strophe wohl die erste.
Hallo Lisa,
ein solcher Kommentar, der nicht nur auf den konkreten Text, sondern auch auf die Art des Autors eingeht, bereitet natürlich große Freude. Echt stark finde ich, wie sicher du dort Dinge triffst, die auch in meinem Kopf dazu herumschwirren. Hier findest du nicht nur allgemeine Sätze über mein Schreiben, sondern vollziehst sogar wichtige Stationen der Entstehung des Textes nach.
Zum Titel: Ich denek er wirkt deswegen nicht als ein dem Text auferlegter Zwang, weil er erst im Nachhinein hinzukam. Erst sollte der Text ohne Titel bleiben, dann kam mir die Idee und mir fiel auf, dass Normalverteilung, mal von der Mathematik völlig abgesehen, ein sehr schönes und vielsagendes Wort ist, was hier absolut hineinpasst. Dass der Titel Zwang ausüben könnte war dementsprechend kurz eine Sorge, aber nur kurz.
Es ist hier wohl vor allem Lyrik, weil ich mich in der Lrik wohler fühle, als in der Prosa. Ich hatte aber zwischenzeitlich auch eine Prosaversion getestet, weil der Text etwas sehr Anekdotenhaftes hat. Ich sehe ihn ein bisschen als eine Anekdote, der die Pointe fehlt, oder die etwas an die Stelle der Pointe setzt. Vielleicht eine offene Anekdote, falls es soetwas gibt?
Das Wort "Antlitz"
So, wie es auch Max ausdrückt, denke ich momentan auch:
Mich stört das Wort Antlitz nicht, lustigerweise habe ich auf die obigen Kommentare hin gedacht: "ja, eigentlich könnte es mich stören, denn die Argumente stimmen, mich stört es aber trotzdem nicht.
Ich denke, das liegt daran, dass es nicht als lyrisch anspruchsvolles Wort gemeint ist, sondern -für mich- in der Schlichtheit des Textes eingebunden ist. Wer nun das Rokokotönende daran kritisiert, der trägt es zunächst von außen hinein. Die Schwierigkeit ergibt sich hier also weniger aus der Stimmigkeit des Textes in sich, als aus dem Spiel mit der Lesererwartung.
Ich werde deshalb bei "Antlitz" bleiben, kann es ja eh nicht jedem recht machen, für mein eigenes Sprachgefühl ist diese Formulierung jedenfalls unproblematisch.
Doppelbilder:
(Ich habe als Erstes den Totenkopf gesehen^^)
1. Literaturische Texte zeichnen sich dadurch als solche aus, dass sie eine eigene Metaphysik haben. Erst hierdurch eröffnen sie den raum für verschiedenste Lesarten ohne dabei willkürlich zu werden. So sehe ich das, wenn ich mir so einen gemeinplatz anmaßen darf.
2. Bei mir besteht diese Metaphysik tatsächlich aus einer Mehrschichtigkeit, einem Doppelverhältnis, das ich aber allgemeiner als Mehrfachverhältnis sehe. Das ist weniger gewollt, als durch meine Weltsicht geprägt, die eben so ist. Und das spiegelt sich ganz natürlich auch in meiner Sprache ab, von der ich manchmal bedauere, dass sie Unpassendes zusammenbringt ohne es als unpassend zu erkennen, manchmal begeistert es mich jedoch. In diesem Raum ergibt sich sowohl mein Schreiben als auch meine Begeisterung für Literatur.
3. Der Text beschreibt nur ein Entweder/Oder - in der Summe eine Normalverteilung, tragisch oder auch gar nicht tragisch - und gerade, indem der Text dies tut, schafft er es, wie die Doppelbilder, dass man sich fragt: Ja, was denn nun? Und damit eben doch auf etwas zu verweisen, was eigentlich nicht vorzeigbar ist, was aber schwingt. Ich finde, dass dies eben die Leistung von Kunst sein kann - dass es diese Verweise schaubar machen kann (siehe meine Signatur .-)).
Ich könnte meine Intentionen beim Schreiben selbst kaum so klar formulieren, wie du es hier tust. Wow!
Sprachliches:
- Antlitz behalte ich nun
- Die Änderungen/Kürzungen in der letzten Strophe werde ich übernehmen, weil ich sie passend finde
- Über eine Dreiteilung denke ich nach, tatsächliche gab es diese Version zwischenzeitlich einmal
- Ebenso über das wahrscheinliche Kommunizieren muss ich nachdenken
- Rollläden runterlassen scheint wohl die passendere Formulierung zu sein
LG
Last
die zahlreichen und unterschiedlichen Eindrücke freuen mich sehr, Danke dafür.
Hallo Max,
wenn man auch vom Student als einen Beruf sprechen darf, befriedige ich auch selbst mit dem Text mein berufliches Interesse ;)
Hallo Ferdi,
ich bin mir nicht sicher, was man in der Sprache so darf und was nicht. Dieses Reglement empifnde ich aber als sehr belastend, ein Grund, weshalb ich mich in der Lyrik deutlich wohler fühle als in der Prosa. Ich denke hier darf man etwas mehr. Wenn man aber nicht mehr auf die Regeln der Sprache und der Komposition achtet, als es sein eigener Zweck vorschreibt, ist es sozusagen eine Wahrscheinlichkeit, dass der Leser Formulierungen mal als originell und mal als schauderlich ansieht. Als Lyriker versuchen wir ja alle den Spagat zwischen einer besonders stilvollen und einer besonders ausgefallenen Sprachlichkeit.
Ansonsten zu dem Wort "Antlitz" siehe Antwort auf Lisas Kommentar.
Hallo Xanthippe,
zur zweiten Strophe (ich denke auch hier hilft die Antwort auf Lisas Kommentar weiter):
Zum Teil ist deine Kritik sicher angebracht. Ich selbst sehe es kompositionstechnisch so, dass die erste Strophe die Beliebigkeit vorbereitet, die die zweite Strophe an die Stelle von etwas Bestimmten setzt. Man kann nun diese Ersetzung schon in der ersten Strophe vermuten, sie geschieht dort aber noch nicht.
Wenn man es als die Aufgabe des Künstlers betrachtet etwas wahrscheinlich zu machen, dann ist die künstlerischere Strophe wohl die erste.
Hallo Lisa,
ein solcher Kommentar, der nicht nur auf den konkreten Text, sondern auch auf die Art des Autors eingeht, bereitet natürlich große Freude. Echt stark finde ich, wie sicher du dort Dinge triffst, die auch in meinem Kopf dazu herumschwirren. Hier findest du nicht nur allgemeine Sätze über mein Schreiben, sondern vollziehst sogar wichtige Stationen der Entstehung des Textes nach.
Zum Titel: Ich denek er wirkt deswegen nicht als ein dem Text auferlegter Zwang, weil er erst im Nachhinein hinzukam. Erst sollte der Text ohne Titel bleiben, dann kam mir die Idee und mir fiel auf, dass Normalverteilung, mal von der Mathematik völlig abgesehen, ein sehr schönes und vielsagendes Wort ist, was hier absolut hineinpasst. Dass der Titel Zwang ausüben könnte war dementsprechend kurz eine Sorge, aber nur kurz.
Es ist hier wohl vor allem Lyrik, weil ich mich in der Lrik wohler fühle, als in der Prosa. Ich hatte aber zwischenzeitlich auch eine Prosaversion getestet, weil der Text etwas sehr Anekdotenhaftes hat. Ich sehe ihn ein bisschen als eine Anekdote, der die Pointe fehlt, oder die etwas an die Stelle der Pointe setzt. Vielleicht eine offene Anekdote, falls es soetwas gibt?
Das Wort "Antlitz"
So, wie es auch Max ausdrückt, denke ich momentan auch:
Mich stört das Wort Antlitz nicht, lustigerweise habe ich auf die obigen Kommentare hin gedacht: "ja, eigentlich könnte es mich stören, denn die Argumente stimmen, mich stört es aber trotzdem nicht.
Ich denke, das liegt daran, dass es nicht als lyrisch anspruchsvolles Wort gemeint ist, sondern -für mich- in der Schlichtheit des Textes eingebunden ist. Wer nun das Rokokotönende daran kritisiert, der trägt es zunächst von außen hinein. Die Schwierigkeit ergibt sich hier also weniger aus der Stimmigkeit des Textes in sich, als aus dem Spiel mit der Lesererwartung.
Ich werde deshalb bei "Antlitz" bleiben, kann es ja eh nicht jedem recht machen, für mein eigenes Sprachgefühl ist diese Formulierung jedenfalls unproblematisch.
Doppelbilder:
(Ich habe als Erstes den Totenkopf gesehen^^)
1. Literaturische Texte zeichnen sich dadurch als solche aus, dass sie eine eigene Metaphysik haben. Erst hierdurch eröffnen sie den raum für verschiedenste Lesarten ohne dabei willkürlich zu werden. So sehe ich das, wenn ich mir so einen gemeinplatz anmaßen darf.
2. Bei mir besteht diese Metaphysik tatsächlich aus einer Mehrschichtigkeit, einem Doppelverhältnis, das ich aber allgemeiner als Mehrfachverhältnis sehe. Das ist weniger gewollt, als durch meine Weltsicht geprägt, die eben so ist. Und das spiegelt sich ganz natürlich auch in meiner Sprache ab, von der ich manchmal bedauere, dass sie Unpassendes zusammenbringt ohne es als unpassend zu erkennen, manchmal begeistert es mich jedoch. In diesem Raum ergibt sich sowohl mein Schreiben als auch meine Begeisterung für Literatur.
3. Der Text beschreibt nur ein Entweder/Oder - in der Summe eine Normalverteilung, tragisch oder auch gar nicht tragisch - und gerade, indem der Text dies tut, schafft er es, wie die Doppelbilder, dass man sich fragt: Ja, was denn nun? Und damit eben doch auf etwas zu verweisen, was eigentlich nicht vorzeigbar ist, was aber schwingt. Ich finde, dass dies eben die Leistung von Kunst sein kann - dass es diese Verweise schaubar machen kann (siehe meine Signatur .-)).
Ich könnte meine Intentionen beim Schreiben selbst kaum so klar formulieren, wie du es hier tust. Wow!
Sprachliches:
- Antlitz behalte ich nun
- Die Änderungen/Kürzungen in der letzten Strophe werde ich übernehmen, weil ich sie passend finde
- Über eine Dreiteilung denke ich nach, tatsächliche gab es diese Version zwischenzeitlich einmal
- Ebenso über das wahrscheinliche Kommunizieren muss ich nachdenken
- Rollläden runterlassen scheint wohl die passendere Formulierung zu sein
LG
Last
Hallo Last!
Nicht um darauf herumzureiten, sondern einfach als Erläuterung noch einmal zum mich schaudern lassenden Paar (ich hätte das anders ausdrücken sollen
) "Antlitz / kommunizieren": Die Worte entstammen für mich aus so grundsätzlich verschiedenen Stilschichten (zeitlich, Sachfeld, etc... es ist aber nicht eine Frage gut / schlecht), dass ich aus diesem Spannungsverhältnis gerne eine Assageabsicht ableiten möchte. Die finde ich aber nicht, und daher bin ich irritert. Nun kann man natürlich sagen: "Stell dich nicht so an, das eine ist ein Wort der deutschen Sprache und das andere auch, fertig!", aber... aber!
Na gut. Du hast dich entschieden, und sicherlich gut und richtig
Ferdigruß!
Nicht um darauf herumzureiten, sondern einfach als Erläuterung noch einmal zum mich schaudern lassenden Paar (ich hätte das anders ausdrücken sollen
.gif)
Na gut. Du hast dich entschieden, und sicherlich gut und richtig

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Hallo Max,
ja Glaubensbrüder in gewisser Hinsicht..gif)
Hallo Ferdi,
keine Sorge, ich habe das schon verstanden. Nur empfinde ich die Kluft zwischen den Wörtern 'Antlitz' und 'kommunizieren' wohl als deutlich kleiner als du.
Wird die Kluft größer, als der sonstige Ton des Gedichts, kann mein Text diese Wortwahl nicht mehr unbedingt begründen, weil er seine Bedeutung -für mich- nicht in diesem Kontrast entfaltet.
Ich habe das Wort 'Antlitz' anstelle von 'Gesicht' verwendet, weil ich darin zwar eine Tendenz der Aussage sehe. Ich übernehme Lisas Wortwahl, Antlitz ist vielleicht metaphysischer. Als Kontrast war das von mir aber nicht geplant. In Kombination mit dem nüchternen, moderneren Grundtenor des restlichen Texts entfaltet sich -für mich- eben diese Wirkung des Worts.
Das meine ich, wenn ich von einer Schwierigkeit mit dem Spiel der Lesererwartung spreche.
Generell trifft es aber auf mich zu, dass ich die unterschiedlichen Stilschichten, wie du sagst, nicht allzu scharf trenne. "Das ist alles deutsch" beschreibt es pointiert ( aber etwas übertrieben
).
LG
Last
ja Glaubensbrüder in gewisser Hinsicht.
.gif)
Hallo Ferdi,
keine Sorge, ich habe das schon verstanden. Nur empfinde ich die Kluft zwischen den Wörtern 'Antlitz' und 'kommunizieren' wohl als deutlich kleiner als du.
Wird die Kluft größer, als der sonstige Ton des Gedichts, kann mein Text diese Wortwahl nicht mehr unbedingt begründen, weil er seine Bedeutung -für mich- nicht in diesem Kontrast entfaltet.
Ich habe das Wort 'Antlitz' anstelle von 'Gesicht' verwendet, weil ich darin zwar eine Tendenz der Aussage sehe. Ich übernehme Lisas Wortwahl, Antlitz ist vielleicht metaphysischer. Als Kontrast war das von mir aber nicht geplant. In Kombination mit dem nüchternen, moderneren Grundtenor des restlichen Texts entfaltet sich -für mich- eben diese Wirkung des Worts.
Das meine ich, wenn ich von einer Schwierigkeit mit dem Spiel der Lesererwartung spreche.
Generell trifft es aber auf mich zu, dass ich die unterschiedlichen Stilschichten, wie du sagst, nicht allzu scharf trenne. "Das ist alles deutsch" beschreibt es pointiert ( aber etwas übertrieben
.gif)
LG
Last
Lieber Last,
na dann hat habe ich mich als Glaubenbruder ein wenig inspirieren lassen
:
http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=8955
lIEBE gRÜ?E
mAX
na dann hat habe ich mich als Glaubenbruder ein wenig inspirieren lassen

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lIEBE gRÜ?E
mAX
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