Doppellicht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 25.11.2008, 12:01

Doppellicht

Das Erlebte kann ich nicht so schreiben, wie es erlebt wurde, mahnte man mich.
Knochenarbeit, Leid und nur wenig Licht am Ende des Tunnels sind zu wenig, erklärte man mir.
Wenn die Sache ein Knaller werden soll, der Mühe wert zu schreiben und gelesen zu werden, dann bring das doppelte Licht und den doppelten Schatten, setzte man mich unter Druck.

Eines Menschen Leben im Scheinwerfer der Menschen.
Zuletzt geändert von MarleneGeselle am 26.11.2008, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.

ecb

Beitragvon ecb » 25.11.2008, 22:43

liebe marlene,
wenn ich diesen text lese, so klingt es, als ob es sich bei den genannten anforderungen an geschriebenes um zumutungen handelte.

daß es unvermitteltes erzählen nicht gibt und daß die ästhetik eines textes ein bedeutender teil seines sinns ist, will mir dagegen ganz selbstverständlich scheinen.

obwohl ich nicht weiß, was unter doppeltem licht und doppeltem schatten zu verstehen wäre.

aber vielleicht habe ich überhaupt nicht richtig verstanden?

lg eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2008, 22:50

Hallo Marlene,

und das Ergebnis der ersten Zeilen steht in der letzten, gut auf den Punkt gebracht!
Ich würde vor der letzten Zeile einen Absatz einfügen.
Gerne gelesen und darüber nachgedacht!
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2008, 22:55

Hallo Eva,

unter dem doppeltem Schatten verstehe ich den Menschen und das Doppellicht ist einmal das Leben und einmal der Scheinwerfer. Und dies steht im letzten Satz.

Eines Menschen Leben im Scheinwerfer der Menschen.

So meine Lesart.
Saludos
Muckl

ecb

Beitragvon ecb » 26.11.2008, 06:43

danke, gabriella - manchmal weiß man nicht, warum man nicht schaltet, nun sehe ich es auch.

ein wichtiger und anregender text :nicken:

lg eva

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 26.11.2008, 09:35

Guten Morgen,

ich freue mich, dass mein Text so viel Beachtung findet.

Im Realen ging es nicht um Ästhetik, Stil oder sonst etwas, sondern schlicht um den Mangel an Sensationen im Leben eines bestimmten Menschen. Die Knochenarbeit war nicht schlimm genug, die Liebe zu normal, die Nazis nicht fies genug usw. Keine Aussicht auf einen Bestseller mit passendem Film - kein Buchvertrag.

Dass mit dem Absatz zum Schluss probiere ich mal aus; einen Tippfehler nehme ich auch noch raus.

Liebe Grüße
Marlene

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 26.11.2008, 11:07

Liebe Marlene,
wenn es sich um einen Bekannten von Dir handelt, der gerne seine Autobiographie schreiben möchte, dann würde ich ihm unbedingt den Rat geben, sie zu tippen, binden zu lassen und sorgfältig aufzubewahren. Für die Familie und zukünftige Nachkommen ist das ein sehr wichtiges Dokument, auch wenn ein Verlag für dergleichen kaum zu finden ist.
Evtl. vielleicht einer, der auf Regionalia spezialisiert ist.
Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.11.2008, 19:07

Liebe Marlene!

Der Inhalt gefällt mir ausserordentlich: Das Drama nicht genug Drama zu haben.
Das wiederum ist ja dramatisch.
(Natürlich hätte ich das ganz anders gesetzt, aber darum geht es nicht.)

Die letzte Zeile gefällt mir nicht, weil sie das Ergebnis des Vorganges im Kopf des Lesern vorproduziert. Dadurch werde ich irgendwie abgespeist und nicht angeregt = Aha. so ist das, und fertig.

MlG

Moshe

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Beitragvon Mucki » 27.11.2008, 19:59

Lieber Moshe,
Die letzte Zeile gefällt mir nicht, weil sie das Ergebnis des Vorganges im Kopf des Lesern vorproduziert.

aber diese Zeile ist doch das Essentielle am ganzen Text, jedenfalls nach meiner Lesart. Stünde sie nicht da, gingen die vorherigen Zeilen für mich ins Leere.
Saludos
Mucki

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 28.11.2008, 09:11

Guten Morgen,

danke für euer Feedback.

Der Bekannte möchte seine Tagebücher (alte Schulhefte) jetzt zu einem Buchbinder bringen und diese Originale schön einbinden lassen für seine Enkel und den mittlerweile ersten Urenkel. Ich würde das an seiner Stelle auch tun statt sich die Kante zu geben, sein Leben "mediengerecht" umschreiben zu lassen.

Liebe Grüße
Marlene

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Beitragvon ferdi » 28.11.2008, 10:57

Hallo Marlene!

Schöner, knapper, aber nicht zu knapper Text :-) Lediglich der "der Mühe wert zu schreiben und gelesen zu werden " halte ich für sprachtechnisch fragwürdig.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 02.12.2008, 09:47

Hallo Ferdi,

bei dem sprachtechnisch Fragwürdigem habe ich mich ans Leben gehalten. Sprachtechnisch sicher nicht optimal, aber exakt beschreibend.

Liebe Grüße
Marlene

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Beitragvon ferdi » 02.12.2008, 12:47

Hallo nochmal!

Ich habe so meine Zweifel, ob etwas sprachtechnisch unzulänglich und dabei doch exakt beschreibend sein kann?! Das hieße ja, dass sich Sprachtechniken herausgebildet haben, die man aufgrund ihres Hangs, nicht exatkt zu sein, umgehen müsste. Oder, anders formuliert: Mit etwas Überlegung ließe sich sicherlich auch der Ausdruck finden, der richig und treffend ist ;-) Schwierig ist halt, dass du aktives und passive zusammengezwungen hast?! "Genitivisch aufgelöst" wäre der Mühe des Schreibens, des Gelesenwerdens wert, aber obwohl ich mich damit anfreunden könnte, klingt es doch etwas... streng ;-) Warum nimmst du nicht beides ins passiv - der Mühe wert, geschrieben und gelesen zu werden - oder, noch besser, beides ins Aktiv? Der Mühe des Schreibens und Lesens wert klingt für mich sehr rund.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 03.12.2008, 10:39

Hallo Ferdi,

danke für die Mühe. Wenigstens mein kurzer Text scheint da besser wegzukommen.

Mit einem "der Mühe wert, geschrieben und gelesen zu werden" könnte ich mich noch am ehesten anfreunden, die anderen Formulierungen sind mir zu streng.

Man könnte auch mal drüber diskutieren, ob etwas sprachtechnisch Unzulängliches vielleicht deshalb exakt ist, weil es unzulänglich ist.

Liebe Grüße
Marlene


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