Das Rauschen in Bäumen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 10.10.2008, 08:43

Das Rauschen in Bäumen

Mag das Rauschen in Bäumen,
während Sonne das Gras kitzelt.
Mag die entspannten Gesichter,
die mir freundlich begegnen.

Mag das Rauschen in Bäumen,
während Balzen Herzen bindet.
Mag die gefüllten Biergärten,
die Menschen leben lassen.

Mag das Rauschen in Bäumen
während das Licht die Seelen heilt.
Mag das Lachen in lauer Luft,
das Gedanken weit fort trägt.

Mag das Rauschen in Bäumen,
während der Regen leise fällt.
Unwohl vor der Menschen Mimik,
höre ich noch das Rauschen.

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 10.10.2008, 14:11

Hallo Wolfsskin,

das überzeugt mich leider gar nicht. Es behauptet ein Rauschen, wo ich aber nur Plätschern höre, das sich wiederholt, ohne, dass ich in diesem Wiederholen einen Sinn erkennen könnte. Auch das Wort "mag" hört sich irgendwie unentschlossen an, zumal ihm das "Ich" fehlt, als wäre es sich zu schade dafür. Es wäre für mich stärker, wenn diese Gefühle nicht nur betitelt wären, sondern durch die Bilder oder das Erzählen spürbarer werden könnten. So bleibt es lau und distanziert.
Auch inhaltlich, öffnen sich mir die Bilder nicht (gefüllte Biergärten lassen Menschen leben? Ich lebe eigentlich auch ganz gut ohne. .-)) und ich kann dem Bogen von den entspannten freundlichen Gesichtern, den geheilten Seelen (das ist zudem eine sehr "esoterisch" angehauchte Vereinfachung, die für mich weder den Schmerz noch das Heilwerden glaubhaft oder erfahrbar machen. Solche Floskeln sind aus meiner Sicht, auch wenn sie subjektiv in einem bestimmten Moment als wahr empfunden wurden, in einem Gedicht einfach nur Wortfläche, über die man hinweg liest, oder sich davon abgestoßen fühlt.) und dem Lachen, zu dem Unwohlsein vor der Mimik nicht folgen. Ich sehe nicht, wie es dazu kommt, weil es regnet? Oder ist das davor alles Show, Satire?
Ganz seltsam hört sich für mich das Balzen in diesem Zusammenhang an, das Herzen bindet. Diese beiden "z" geben dem Ganzen einen sehr zischelnden Klang und das Balzen hat auch etwas Vogelgockeliges, so dass bei mir überhaupt kein verliebtes oder auch rauschiges Gefühl entstehen kann. Zuletzt frage ich mich, warum es "in" den Bäumen rauscht.

Vielleicht fehlt mir auch einfach der Zugang und andere können der Bewegung im Gedicht folgen. Also nicht von mir entmutigen lassen. ;-)

liebe Grüße smile

P.S. Für Kurzlyrik ist es ein bisschen lang und ausschweifend, soll ich es in "Freies Weben" verschieben?

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 10.10.2008, 14:41

Hi Bine,

mir rauscht es hier zu sehr, im wahrsten Sinne des Wortes. Wiederholungen sind oft ein gutes Stilmittel, keine Frage, aber hier funktioniert es m.E. nicht. Ich möchte jedoch keinen Änderungsvorschlag machen, weil ich deinen Text dann völlig verwandeln (ziemlich viel rausnehmen) würde, und es dann nicht mehr deins wäre. Nur ein paar allgemeine Anregungen:
ich würde hier mit Ellipsen arbeiten, den Titel in: "Es raschelt in den Bäumen" ändern und beginnen mit: Ich mag ... und dies nur einmal schreiben, dann darunter ellipsenartig aufzählen, was das Ich mag.
Die beiden letzten Sätze bilden eine starke Zäsur, vermutlich Absicht von dir, doch stärker fände ich, wenn du mit dem leisen Regen schließest.
Saludos
Gabriella

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 10.10.2008, 15:23

Liebe Bine,

auch für mich funktioniert der Text nicht. Weil das "Ich" vor dem "mag" fehlt, habe ich gedacht, der Satz geht in der Art weiter: Mag das Rauschen in den Bäumen schön sein... Ich habe gebraucht, bis ich verstanden habe, dass das ungenannte "Ich" das Subjekt ist.
Auch die Wiederholungen empfinde ich eher als langweilig und es ist passiert, was mir einmal jemand im Bezug auch Wiederholungen gesagt hat: Das Hirn schaltet ab, weil es sich sagt, Das kenne ich schon. Ich hatte richtig Mühe, weiterzulesen und mich auf ´den Text einzulassen. Inhaltlich haben Smile und Mucki die Knackpunkte benannt.

Liebe Grüße

leonie

DonKju

Beitragvon DonKju » 10.10.2008, 17:01

... sind all die vielen Bilder an mir ; Und das soll "Kurzlyrik" sein ? Wirkt auf mich nicht so, ist irgendwie zu viel gewollt ...

Trotzdem lieben Gruß von Bilbo

P. S.

Rauschen in Bäumen
Bunte Blätter fliegen im Herbstgold
lassen mich lächeln

Max

Beitragvon Max » 10.10.2008, 21:49

Lieber Wolfsskin,

für ein Kurzgedicht rauscht mir da ein bisschen viel.
Darüber hinaus ist die Wahl des Titels nicht gerade originell, wenn Du ihn danach als Anfang jeder Strophe wählst.
Die Strophen selbst lassen mich ein wenig ratlos. Ich rätsele, worauf denn das Gedicht hinaus will ... ich erkenne da wenig.

Liebe Grüße
Max

Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 11.10.2008, 05:46

Guten Morgen zusammen,

es kann verschoben werden, wo es hinpasst, hatte mich an die Bezeichnung "Momentaufnahmen" gehalten. Ich finde noch nicht die richtigen Rubriken für meine Gedichte, also bitte nicht meckern, dass es hier falsch oder zu lang ist. ;-)
(Hier hat das keiner erkannt? Seltsam :blink1: )Ein Rauschen in den Bäumen, während der ersten Sonnentage. Das Licht lässt Menschen aufblühen, freundlicher sein. Ob nun Biergarten oder ein Konzert oder sonst was, nur ein Beispiel für das Miteinander im Freien und ein Biergarten ist typisch für Sommer.
Alles ist so viel entspannter, wenn die grauen Tage vorbei sind, in Bäumen rauscht es sanft und nicht mehr stürmisch - bedrohlich. Doch wenn der Regen wieder fällt, wie schnell verändern sich wieder die Menschen.
Vielleicht auch mal an die Wettermanipulationen denken, man kann Stimmungen der Menschen heute steuern.

Erst einmal herzlichen Dank für eure Kommentare, muss zuerst zur Arbeit.

Viele Grüße

Wolfsskin

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 11.10.2008, 13:34

Hi Bine,

was du ausdrücken möchtest, verstehe ich schon, doch das Wort "Rauschen" passt da m.E. nicht. Es ist doch diese sanfte Sommerbrise und vor allem das Sonnenlicht, das die Menschen aufblühen lässt und nicht das Rauschen der Bäume. :frage:
Der Hauptkritikpunkt bei allen Kommentaren ist ja vor allem die Wiederholung.
Also, ich denke, dass du hier verdichten solltest (d.h. diese Whs rausnehmen), um diese Stimmung, die du beschreiben möchtest, ausdrucksstärker, intensiver rüberzubringen.
Saludos
Gabriella

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 11.10.2008, 20:39

Hallo,

als den Titel finde ich gut und "Rauschen" trifft für mich auch das Phänomen, um das es geht -, ich mag es (allerdings würde ich dem Rauschen noch einen Artikel gönnen). In den anderen Kritikpunkten muss ich meinen Vorkommentatoren allerdings Recht geben - zum einen finde ich unnatürliche , sehr synthetisch wirkende Sprachphrasen, zum anderen ist der Text zugleich seltsam unrythmisch - bei Passagen wie "während Balzen Herzen bindet" erwarte ich einen gewissen Sprachfluss, lese ich dann z.B. "mag die entspannten Gesichter" ist die Silbenanzahl einfach sehr unweich gesetzt, das passt für mich nicht zusammen. Ansonsten hat ja insbesondere smile schon die wichtigen Problemstellen des Textes angesprochen.

ich würde den Text allerdings jetzt nicht komplett überarbeiten - ich glaube, das würde ihn für dich nur zerstören und ihn für die Kritik hier nicht ´verbessern - dafür sind die angesprochenen Strukturen zu grundsätzlich.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.10.2008, 23:00

Hallo,

leider funktioniert hier auch für mich rein gar nichts!

Das fängt mit dem mir seltsam anmutenden "mag" an, verliert sich in den stereotypen Wiederholungen, deren Sinn ich nicht zu erkennen vermag, und endet schließlich bei den den mir unschlüssigen, rein additiv gereihten Bildern.

Mich "be-rauscht" es leider gar nicht ...

scarlett,
die Biergärten zwar sehr mag, aber trotzdem der Meinung ist, dass es Leben (wenn nicht DAS Leben überhaupt) außerhalb gibt ...

Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 13.10.2008, 08:44

Hallo zusammen,

habe neben meinem Garten eine riesige Tanne stehen, die schon bei einer kleinen Windbö rauscht. Manchmal klingt es bedrohlich, wenn es noch grau, nass und kalt ist, manchmal jedoch nimmt das Rauschen Gedanken mit. Sehr angenehm, wenn man windgeschützt in der ersten Sonne sitzt.
So auch hier, kleine Abschnitte bei der Betrachtung der Wirkung des Lichts auf Menschen. Warum mag ich das Rauschen in Bäumen? Es nimmt Gedanken mit, inspiriert mich.
Deshalb liebe Scarlett habe ich die Wiederholung gewählt. Und es geht nicht um DAS Leben in Biergärten, sondern um eine Stunde Sorgenfreiheit im Sonnenlicht mit Freunden. Natürlich kann man diese Sorgenfreiheit auch anderswo verbringen, es war nur ein Beispiel.

Hhm, unrhythmisch, liebe Lisa..überleg...das ist nicht so einfach, aber ich verstehe, was Du meinst. Muss beim nächsten neuen Text mehr drauf achten.

Werde zunächst mal ein mag streichen

Das Rauschen in Bäumen

Mag das Rauschen in Bäumen,
während Sonne das Gras kitzelt,
die entspannten Gesichter,
die mir freundlich begegnen.

Mag das Rauschen in Bäumen,
während Balzen Herzen bindet,
die gefüllten Biergärten,
die Menschen leben lassen.

Mag das Rauschen in Bäumen
während das Licht die Seelen heilt,
das Lachen in lauer Luft,
das Gedanken weit fort trägt.

Mag das Rauschen in Bäumen,
während der Regen leise fällt.
Unwohl vor der Menschen Mimik,
höre ich noch das Rauschen.



Es muss nicht jeder Zugang zu meinen Gedichten finden. Manchmal sind Wortaufstellungen eben wichtiger, als der Inhalt und das leuchtet ja auch ein, um keine eklatanten Fehler zu machen.

Kann leider aus Zeitmangel nicht auf alle Kommentare einzeln eingehen, hoffe aber, mit meiner Antwort allen ein wenig gerecht geworden zu sein.

Vielen Dank für die Hilfe und ich wünsche eine angenehme Woche.

Alles Liebe

Wolfsskin

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 15.10.2008, 10:33

Liebe Bine,

also: ich meine, ein Gedicht sollte aus sich selbst heraus wirken und keinerlei Erläuterungen durch den Autor benötigen, um "verstanden" werden zu können.

Wenn es das dann nicht tut, dann gibt es mehrere Möglichkeiten.

1. Man kann es den Lesern anlasten: Versteht mich denn hier keiner? Ja, kennt Ihr denn das nicht? Und sich beruhigen: Es muss ja nicht jeder Zugang finden.
(Aber schau doch mal, wer hier Zugang gefunden hat, soweit ich das sehe, kaum jemand und da könnte es doch auch sein, dass:)

2. man es dem Gedicht zuschreiben kann. Dann muss der Autor sich fragen: Wie kann ich das, was ich meine, so sagen, dass es rüberkommt. Ich muss scheinbar an dem Text noch arbeiten.

Ehrlich gesagt lese ich hier in erster Linie die unter Punkt 1 beschriebene Einstellung. Das bedeutet: Ich fühle mich als Kritikerin nicht ernst genommen. Und ich überlege mir, ob ich es unter anderen Texten noch einmal versuche oder auch nicht.

Du merkst, ich bin etwas angesäuert, deshalb die harten Worte.

leonie


In einem Punkt möchte ich übrigens noch widersprechen:

Wie können denn Wortaufstellungen wichtiger als der Inhalt sein? Das kommt mir vor wie eine hübsche, aber leider leere Verpackung.

Oldy

Beitragvon Oldy » 15.10.2008, 10:52

Hallo,

das "Rauschen in den Bäumen" als positives Element kann ich schon nachvollziehen. Da sehe ich für mich kein Problem.
Jedoch wird auf dieses "Rauschen", dem zentralen Punkt im Werk, nicht weiter eingegangen, du magst es einfach. Das ist für mich als Leser zu wenig, das möchte ich mehr erfahren.
Warum? Wie wirkt es auf dich, was löst es in dir aus, etc.
Ich finde auch, das es zu lang geraten ist, die Widerholungen wirken auf mich ein wenig sperrig. Einmal am Anfang, einmal am Ende, um den Kreis zu schließen vielleicht?
Mag die gefüllten Biergärten,
die Menschen leben lassen.

Das solltest du ganz streichen, ist irgendwie schräg. Muss ich in einen Biergarten gehen, um zu leben, aufzuleben? Ich denke nicht. Dieses Bild bricht mit dem Rest deines Werkes.
Mein Vorschlag: Kürzen, dass Rauschen an sich und den Rest vielleicht auf zwei, drei Strophen.

lg
Uwe
Zuletzt geändert von Oldy am 15.10.2008, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 15.10.2008, 15:20

hallo wolfsskin!
konsequenter weise hättest du das "ich" in der letzten zeile quasi streichen müssen. es klingt ein bischen befremdlich, dieses dauernde "mag" ohne ein vorangestelltes "ich". der titel bedarf einer änderung, denn er kommt gefühlte 20 mal im text vor. warum dann nicht gleich so?:

Was ich mag

das Rauschen in Bäumen,
während Sonne das Gras kitzelt.
die entspannten Gesichter
sind freundliche Begegnung.

das Rauschen in Bäumen,
während Balzen Herzen bindet.
die gefüllten Biergärten,
die Menschen leben lassen.

das Rauschen in Bäumen
während das Licht Seelen heilt.
das Lachen in lauer Luft,
Gedanken weit fort getragen.

das Rauschen in Bäumen,
während der Regen leise fällt.
Unwohl vor der Menschen Mimik,
höre ich noch das Rauschen.

lieben gruß: Niko

NACHtrag:
zitat des kommentars von wolfsskin mit zeilenbruch:
Ein Rauschen in den Bäumen,
während der ersten Sonnentage.
Das Licht lässt Menschen aufblühen,
freundlicher sein.
Ob nun Biergarten oder ein Konzert

Alles ist so viel entspannter,
wenn die grauen Tage vorbei sind,
in Bäumen rauscht es sanft
und nicht mehr stürmisch - bedrohlich.
Doch wenn der Regen wieder fällt,
wie schnell verändern sich die Menschen.


stilistisch sehe ich zwischen deinem kommentar und deinem text kaum unterschiede. und genau da liegt der haken. lyrik, poesie, gedicht......wie auch immer, will einen gedanken, wie deinen im kommentar, verdichtet sehen, mehrschichtig, metaphorisch oder wie auch immer. aber du schreibst empfindungen, wie wir sie alle haben, genau so auf. nur mit zeilenbrüchen versehen. und das macht noch kein gedicht. wie fühlt es sich an, wenn bäume rauschen? was hörst du, wenn der regen fällt? wie sieht es aus, wenn das licht die seele heilt? DAS ist es, was ich als leser wissen, spüren möchte. mit soviel freiraum, dass auch ich mich möglichst darin wiederfinden kann. nochmals-grüße: Niko


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste