Manchmal

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scarlett

Beitragvon scarlett » 26.09.2008, 07:51

Manchmal
falte ich die Worte ganz klein
zusammen erstickt sind sie
nie


© Monika Kafka, 26.09.08

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.09.2008, 22:55

Hi Monika,

hier rätsele ich noch ein bisschen, was du ausdrücken möchtest.
Es könnte sich um eine Hemmschwelle des LIs handeln, das nur wenig spricht oder schreibt, aus Angst, zu "laut" zu sein, sprich LI glaubt, frei atmen zu können, wenn es sich zurückhält, da zu "große Worte" ihm die Luft abschnüren.
Oder aber, du meinst, LI kann die Worte niemals unterdrücken (vergessen/verschweigen), muss sich aber manchmal zwingen, sie "klein zu falten", sich zurückhalten.
Muss ich noch öfter lesen.
Vielleicht hab ich auch Tomaten auf den Augen und ein anderer Kommentator versteht es auf Anhieb. ;-)
Saludos
Mucki

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.09.2008, 16:33

Liebe Scarlett,

für mich drückt sich in Deinem Gedicht etwas aus, das ich zu kennen meine. Zumindest assoziiere ich viel dazu. Die Wut auf die Worte, die manchmal nicht so wollen wie ich, die Tatsache, dass sie nicht "klienzukriegen" sind und es ohne sie auch nicht geht, das Erstaunen darüber, wie ganz kleine, wenige Worte ganz viel enthalten können...

Trotzdem bin ich mir bei dem Zeilenumbruch "zusammen" unsicher. "Zusammen erstickt" lenkt für mich ab, weil ich den Schwerpunkt eher anderswo sehe. Im Zusammenfalten, im Nicht-Ersticken.

Gern Gelesen!

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.09.2008, 17:26

Ich lese es auch so:

Manchmal falte ich die Worte ganz klein zusammen

und dann: erstickt sind sie nie

Max

Beitragvon Max » 28.09.2008, 21:46

Liebe gabriella, liebe Monika,

ja, so lese ich es auch .. aber was sagt es?

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.09.2008, 22:33

Hi Max,

jetzt wo ich es erneut lese, komme ich auf eine neue Leseweise, nämlich auf eine ganz bildhafte:
LI faltet manchmal die Worte so klein zusammen, dass die Worte sich quasi gegenseitig erdrücken müssten, weil sie auf sehr engem Raum zusammenliegen. Und dennoch sind sie nie erstickt, haben sich also gegenseitig noch genügend Raum gelassen.
"Übersetzt" würde das bedeuten: LI hat einen Text ziemlich verdichtet und dennoch konnte man alles herauslesen, was LI aussagen wollte.
Na, jetzt bin ich mal gespannt, ob das stimmt, was ich hier zusammenfasele. :mrgreen:
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 28.09.2008, 22:35

Hi Gabrimucki,

ja, dieses Bild ist mir durchaus vor Augen .. und auf der Ebenen funktioniert der Text für mich auch. Nur suche ich für mich einer Umsetzung, was bedeutet der Text .. ich werde immer kleinkarierter fürchte ich ;-)

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.09.2008, 22:41

Hi du immer wieder für mich neu erfindende Namen-Max ;-)

Das wäre ja der Clou an diesem Text.
Denn er ist so verdichtet, dass wir hier rumrätseln. Er würde, wenn denn meine letzte Lesart stimmt, nämlich genau das Gegenteil machen von dem, was er aussagt. :mrgreen:
Saludos
Mukella

Max

Beitragvon Max » 28.09.2008, 23:00

Ah, comprendo :-)
Max

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Beitragvon ferdi » 29.09.2008, 09:31

Hallo Scarlett!

Gefällt mir :-) Bezüglich des "Zusammen-Umbruchs" schließe ich mich im wesentlichen Leonie an; Ich gehe zwar davon aus, dass du mit diesem Stilmittel auch eine Aussageabsicht verbunden hast, ich kann diese aber nicht sicher ausmachen. Was soll's, der Text wirkt auch so :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.09.2008, 10:16

Ich danke euch allen sehr für das Interesse an diesem kurzen Text!

Ihr liegt mit euren "Aufdröselungsversuchen" :-) genau richtig.

Das "Zusammenfalten" der Worte (Reduzierung auf ein MInimum) führt trotzdem nicht zu Sprachlosigkeit/Verstummen.
Das bedeutet mir zweierlei: das LI verstummt nicht, es nimmt sich nur manchmal zurück, und die Worte sind nicht "kleinzukriegen", sie "überleben" trotz allem, sie ersticken nicht.
Die Wut, mit der man dabei manchmal zu WErke geht, hat leonie schön erkannt - und diese Übertragung auf den Text an sich - yepp, Mucki, das ist der Clou (wobei deine ersten Überlegungen auch passen)!

Nun zu der Frage des Umbruchs:

ich habe mir lediglich gedacht, dass dieses "zusammen erstickt sind sie nie" dann bedeutet, dass immer etwas übrigbleibt, eines sozusagen trotzdem immer überlebt. Also kein "kollektives Ersticken" (hihi).
Das "zusammen" gehörte damit als Stilmittel beiden Zeilen -

Aber wenn ihr alle meint, dass es anders besser wäre, dann ändere ich das, ich habe damit kein großes Problem -

Lieber Max, ich hoffe, du kannst dich damit etwas anfreunden ... und Ferdi, freut mich, dass der Text wirkt, d h für mich dann dass er funktioniert.

Merci und sonnige Grüße,
Monika/scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.09.2008, 11:54

Hi Monika,

den Umbruch würde ich nicht ändern. Lass ihn so, da genau diese Stelle zum Nachdenken anregt und man dahintersteigen möchte und dadurch viele Assoziationen möglich sind. Umso schöner, wenn man sie erkannt hat ;-)
Saludos
Mucki


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