Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 21.08.2008, 22:09

Diese Erleichterung
wenn dir
beim Anblick des gestirnten Himmels klar wird
es ist egal
gleichgültig jedem
ob dir leicht ist
oder schwer ums Herz
so egal
als ob in dieser Nacht
unsere Maus im Käfig stirbt
oder erst nächste
so ohne Bedeutung
für das Weltall
die Welt
jeden

außer für dich

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.08.2008, 23:09

ist jede handlung bleischwer
sage ich es
formen sich gedankenstrudel
sage ich es
bedrücken mich ängste
sage ich es
sieht die welt düster aus
sage ich es

dieses magische wort

das ich niemals
aussprechen darf

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.08.2008, 08:18

bis dort

am anderen ende der welt,
da, wo der andere wohnt,
sieht's so düster aus -
ich bring mich nicht übers herz
bis dort; darum so düster dort,
darum so weit.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.08.2008, 23:02

Endlich mein Herz übersetzen
vom Zwischenuns
geliebte Fährfrau

Uferlos siehst du mich
zweisprachig vertrieben
Krone in der Hand

Vom Anlanden
längs am Schilf (windblütig)
träumen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.08.2008, 00:10

Stühle
stell ich den Fischen ans Meer,
kleine Stühle:
die Flut trägt sie fort.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.08.2008, 06:13

Das man nie weiß,
ob die Flut die Fische oder die Stühle fortträgt.
Es bleiben halbe Häuser, in denen man
immerzu schließlich das Licht löscht
und nicht schläft;
die Fische wühlen in Schädel & Herz.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 23.08.2008, 22:07

Im Klimt kann ich mich nicht spiegeln
mir fehlt der Glanz
mir fehlt der goldene Schein

Und ist auch das Instrument geblieben
so klingt doch keine Musik

Lass uns ein Licht anzünden

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.08.2008, 00:09

Glanz bricht in Stücke
Wolken mit Goldrand
Ringen um ein Versprechen
Als nähmen sie sich aus dem Raum
Als krümmten sie herum
Als sichteten sie einander zu
Und der Kuss…
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.08.2008, 01:01

... schichtet sich keck ins gold
wälzt sich stürmisch im rot
reißt die ränder ein
bis deine konturen
sich fließend ergeben
im wonnig gebrochenen willen

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.08.2008, 01:14

Die Lichter des Abends:
Die Wolken befarbeln,
Die Wunden vernarbeln -
Die Fähigkeit habens.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.08.2008, 12:48

In den Lichtern des Abends
einmal die Hände in den Kopf stützen,
nach Narben suchen,
wie man in Wolken nach dem Wind fischt.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 28.08.2008, 21:49

Die Nacht ist ihre Zeit,
dann sind sie gesprächig,
erzählen aus ihrem Leben.

Erst bei Tag verstummen sie.
Narben.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.08.2008, 11:19

Ausgebrannt hat sie mich
und ich reichte den Streichholz
der nun Zeiger ist
in meinem blöden Zifferngesicht
welche Wolke, welche Wolke, verdammt!
ich meine jetzt gerade!
Scheiße, jetzt gerade!
Charles de Gaulle ist groß, nein riesig
sag mir, wo bist du? wo?
wo bleib die SMS?

"Alles gut, ja!" (genervter Unterton)
und warum ich denn anriefe
sie wollte sich doch melden
Frankfurt-Paris-Seattle
und ich im Dauer-gedanken-luftloch
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.08.2008, 23:21

luftlöcher möcht ich schießen
in meine gedanken
zu viel
zu schnell
zu sprunghaft

wären meine gedanken
ein handy
sehnte ich
ein funkloch herbei
oder
sendete ihnen eine sms
verpisst euch nach seattle
und lasst mich schlafen


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