Unsicheres Terrain

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 26.07.2008, 17:05

Unsicheres Terrain


Leichthin
wandern meine Finger
über vulkanisches Gebiet
erforschen deine Tiefen

Suchen
nach Magmaströmen
unter bebender Haut
dem Gold der Aphrodite

Eruptionen
schleudern mich ins Licht
eines kalten Hotelzimmers
deine Hand - fängt mich auf


1. Fassung:

Unsicheres Terrain


Leichthin
wandern meine Finger
über vulkanisches Gebiet
erforschen deine Tiefen

Suchen
an bebenden Flanken
in glühendem Schlund
das Gold der Aphrodite

Eruptionen
schleudern mich ins Licht
eines kalten Hotelzimmers
deine Hand - fängt mich auf
Zuletzt geändert von Perry am 28.07.2008, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.07.2008, 21:31

Lieber Perry,

ich habe Schwierigkeiten diese Bilder als ernsthaft erotisch zu lesen - für mich ist das zum einen nur scheinbar sinnlich und zum anderen empfinde ich die Bilder in ihrem Ausschmückungsgrad eher als Persiflage. Der Vulkan erinnert mich zum Beispiel an Rühmanns "mein Blut ist Lava", was ja heute auch nicht berühmt ist, weil es ernst genommen wird..

liebe Grüße,
Lisa
Zuletzt geändert von Lisa am 27.07.2008, 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.07.2008, 00:01

Hallo Manfred,

Worte wie:

vulkanisch, in glühendem Schlund, das Gold der Aphrodite, Eruptionen

sind mir für ein Liebesgedicht zu dick aufgetragen. Da fände ich weniger mehr.
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 27.07.2008, 13:29

Hallo ihr Lieben,
ich kann euere Eindrücke nachvollziehen. Für mich stand nicht im Vordergrund hier ein sinnliches Liebesgedicht zu schreiben, sondern den Gegensatz von suchender Leidenschaft und ernüchternder Realität herauszuarbeiten. Dass sich dann am Schluss noch ein liebevolles Verstehen ergibt ist eher selten in dieser Welt der Gegensätze.
Danke euch und LG
Manfred

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Beitragvon Lisa » 27.07.2008, 14:46

Lieber Perry,

deine Intention kommt schon klar an - nur gelingt das aufgrund der Bilder bei mir nicht oder anders gesagt: als lyr. Du würde ich das lyr. Ich aufgrund seiner Realität (nämlich den Versuch, die Verlorenheit in kühlen Hotelzimmers mithilfe von Goldvulkanvaginas überwinden zu können) nicht folgen können und wollen. Der Versuch scheint mir nicht unmöglich, weil die Welt so ist, sondern weil das lyr. Ich eine Umgebnung wählt, in der das Scheitern schon angelegt ist und doch echte Zweisamkeit möglich sein soll. Und das liegt an der Wahl der Bilder und Räume. Den den Gegensatz, den du beschreibst, den Komplex, den gibt es ja wirklich und die Einsamkeit und all das - und eben auch, dass das Gegenüber einen nicht uneinsam machen kann - und in dem Sinne wäre das auch ein Thema, was mich anspricht und bei dem ich klar sage, ja, da gibt es ein Problem - aber deine Bilder legen das Problem ganz woanders an - sie sind selbst gemacht.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 27.07.2008, 15:39

Lieber Perry,

zusätzlich zur Wahl der Bilder habe ich bei diesem Gedicht auch ein ersnthaftes problem mit der Sprachebene und den verwendeten Ausdrücken.

Bei Phrasen wie

an bebenden Flanken


oder
in glühendem Schlund


fühle ich mich an einschlägige Trivialliteratur erinnert.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 28.07.2008, 10:47

Hallo Lisa,
ich denke, jeder hat so seine eigene Bilderwelt, die sich nicht immer eins zu eins übertragen lässt. Das Hotelzimmer ist die Zuflucht der Beiden, wo sie hoffen, in der Leidenschaft ihr Glück zu finden, das ihnen die reale Welt nicht gewährt. Sie sind sich dessen bewusst und das Auffangen ist eine Art Trost.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred

Hallo Max,
die Nähe zu Trivialbildern ist natürlich vorhanden, wie auch das Treffen in einem Hotelzimmer immer einen Beigeschmack von "verbotenem bzw. bezahltem" Sex haben wird.
Ich habe versucht in einer neuen Version diesen Eindruck etwas zu entschärfen. Ob es geglückt ist, wissen die Götter.
Danke und LG
Manfred


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