alles fließt davon

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.06.2008, 08:49

3. Fassung

alles fließt davon

gelbes licht
klebt in gesenkten wimpern
auf dem schoß ein buch
im drittel aufgeklappt
viel zeit verweht
seit er den blick auf mich
gelegt und seinen leib
mit mir verschmolz

ich seh ihn an
mit einem aug ans schlüsselloch
gepresst wie er im schlaf
den atem seufzt so stumm geworden

still durch den türspalt
hin in seine arme kriechen
allein: mir fehlt der mut





2. Fassung
gelbes licht klebt in gesenkten wimpern
auf dem schoß ein buch im drittel aufgeklappt
viel zeit verweht seit er den blick auf mich
gelegt und seinen leib mit mir verschmolz

ich seh ihn an mit einem aug ans schlüsselloch
gepresst wie er im schlaf den atem seufzt
sprachlos geworden obwohl es nähe gab
und wir zusammen hoffnung flochten

durch den türspalt kriechen still in seine arme
da wendet das gesicht er und ich renne



gestrichen: 1. Str: lampenlicht/ neu: gelbes licht
3. Str.: möcht kriechen durch den türspalt
unter deine decke ahne sogleich das nein
es frisst das quäntchen liebe auf
macht mich erschreckend frei
die kränze nehme ich mit mir und lauf



1. Fassung
alles fließt davon

lampenlicht klebt in gesenkten wimpern
auf dem schoß ein buch im drittel aufgeklappt
äonen sind verweht seit er den blick auf mich
gelegt und seinen leib mit mir verschmolz

ich seh ihn an mit einem aug ans schlüsselloch
gepresst wie er im schlaf den atem stöhnt
sprachlos sind wir obwohl gedacht war:
keine änderung


by ELsa
Zuletzt geändert von Elsa am 21.07.2008, 14:10, insgesamt 4-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.07.2008, 14:04

Hi Trix,

durch das "macht mich erschreckend frei" erfolgt ja eine Zäsur beim Denken des LI.
Man könnte vielleicht am Schluss statt nur "und lauf" schreiben: "und laufe davon".
Dies würde auch gut zum Titel passen, den Faden wieder aufnehmen und damit den Kreis schließen, hm?
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.07.2008, 21:50

Liebe Elsa,

ich finde den letzten Teil jetzt zwar integrierter und poetischer als vorher, aber - ich weiß, ich olle Tante - überzeugen tut er mich nicht ...

wieso ist da auf einmal eine decke, die auf nein hindeutet? hat er eine decke im lehnstuhl?
und wieso dieses aktive nein? ich verstand es als eingeschlafen, wörtlich und übertragen, so ein wegstoßendes nein ist für mich was anderes, als ich dachte, dass der Text erzählen will
woher kommen die kränze? das ist für mich ein völlig anderer bildkontext...

Ich finde, die Umstrukturierungen entziehen der ersten Strophe ihre Besonderheit. Es ist kein schlechter Text geworden, aber auch keiner, an den ich mich lange erinnern würde -.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.07.2008, 22:36

Hi Lisa,

das LI guckt doch durch das Schlüsselloch und sieht das Du schlafen. Wie kommst du auf Lehnstuhl? Ich denke da an ein Bett. Und LI möchte durch den Türspalt kriechen unter die Bettdecke, ahnt aber, dass das Du es ablehnen würde.
So lese ich es jedenfalls. Zu der Kranzzeile und der Quäntchenzeile hab ich ja schon was geschrieben. Das finde ich auch noch nicht rund.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.07.2008, 23:58

Liebe Trixie, Mucki, Lisa <- olle Tante,

Danke für eure Meinungen und Ideen @Mucki. Also ein lehnstuhl kommt da nicht vor, sondern ein Nachtlicht und ein Bett samt Decke auf dem das Buch ... der Mann unter der Decke, eingeschlafen.
Die Kränze kommen daher: und wir zusammen hoffnung flochten

Über den Rest denk ich noch (wieder) nach, wahrscheinlich stimmt, was ihr sagt. Ist wahrscheinlich doch nicht so geglückt im Zusammenhang. Hm.

Lieben Dank und Gruß,
Elsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.07.2008, 00:09

Liebe Elsie,
sondern ein Nachtlicht und ein Bett samt Decke auf dem das Buch ... der Mann unter der Decke, eingeschlafen.

Hm, ich habe das örtlich anders gelesen. Nämlich so: Die erste Strophe bezieht sich nur auf das LI. LI liest und hat auf dem Schoß ein Buch und denkt darüber nach, dass das Du es lange nicht mehr angesehen hat, sich mit ihm verschmolzen hat.
Dann ein Cut. (LI geht zum Schlafzimmer) und schaut das Du durch das Schlüsselloch an. Sonst würden für mich weder Schlüsselloch noch Türspalt Sinn ergeben :12:
Die Kränze kommen daher: und wir zusammen hoffnung flochten

Ach so! Das hab ich auch nicht auf die Kette gekriegt. Vielleicht liegt es daran, dass "geflochten" und "Kränze" zu weit auseinander liegen?
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.07.2008, 00:20

Das LI sieht das DU von Anfang an durchs Schlüsselloch an, ihm beim Schlafen zu, Mucki. Er/Du ist während des Lesens eingeschlafen. Das hat doch Sinn?

Auf die kette gekriegt *g*

Naja, ich werde da wohl nochmals sinnieren drüber.

Lieben Dank und grüße aus der Mörderhitze in die Mörderhitze.
Nun wäre Ruhe nach dem Fußballparforce, dafür ist es zu heiß zum Schlafen grmpf.

ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.07.2008, 00:30

Liebe Elsie,
Das LI sieht das DU von Anfang an durchs Schlüsselloch an, ihm beim Schlafen zu, Mucki. Er/Du ist während des Lesens eingeschlafen. Das hat doch Sinn?

Jetzt, wo du es sagst, jep! :mrgreen: Ich hatte es anders vor Augen, was dem Ganzen jedoch keinen Abbruch tut ;-)
Auf die kette gekriegt *g*

Kennste diesen Spruch nicht? Wird hier umgangssprachlich verwendet. Passt aber hier auch gut zum geflochtenen Kranz, den ich nich auf die Kette gekriegt habe *kicher*
Na dann, auf eine hoffentlich schlafvolle Nacht!
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.07.2008, 09:00

Hallo,
ja, ich hab das schon verstanden @Bett/Lehnstuhl, aber bei der ersten Fassung hat sich für mich eben ein Stuhl aufgetan, auch wenn Bett auch möglich war. Und die Kränze: Ja, ich hab schon gesehen, dass du sie mit Hoffnung flochten eingebunden hast, aber auch das war ja vorher nicht da und ich finde der Bildkontext passt nicht zum Rest und du hattest ja erst neulich einen Text mit Kränzen, ich seh sie hier erstmal als Notnagel herbeigerufen.
Manchmal dauert es eben, ich habe eine ungefähr 99 seitige Datei mit Strophen, die wohl Waisenkinder bleiben sollen :mrgreen:

Liebe Grüße,
Lisa
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Estragon

Beitragvon Estragon » 03.07.2008, 09:42

Also, dann bringe ich mich doch auch mal ein...
die erste Zeile mag ich nicht, also, die erste Zeile mag ich nicht, weil ich auch nicht glaube dass sie gut ist, der Rest dagegen ist außerordentlich gut

Aber Lampenlicht, das klingt so wenig erotisch, oder wenn es auch nicht zwingend erotisch klingen muss, so hätte ich mir doch eine bessere Zeile gewünscht und irgendwie bin ich mir sicher dass Du das auch noch besser kannst

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 04.07.2008, 00:18

Liebe Lisa, huch! Du hast demnach überrissen, dass ich diese Zeile mit den Kränzen hierher .... öhm. Ok, ich sehe ein, sie muss warten.

Lieber Estragon, die erste Zeile war das Argument für den Text. Ich weiß jetzt nicht, ob ich sie aufgeben kann. Die letzte Strophe muss noch mal in die Werkstatt, aber ich danke dir fürs Gefallen!

Gute Nacht Grüße
Elsa, die auf die angekündigten Hagelgewitter wartet.
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 06.07.2008, 12:30

Liebe Saloner,

ich habe dir 2. Fassung nun verbessert, wie ich meine. Ich bin ganz glücklich damit.

@Estragon: die Lampe ist wech :-)

Lieben Gruß euch
Elsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.07.2008, 13:55

Liebe Elsie,

dein Gedicht hat sehr gewonnen durch das Streichen der 3. Strophe.

Hab nur noch ein Meckerli: hier:

"da wendet das gesicht er und ich renne"

Die Inversion klingt m.E. nicht so prall. Zudem fände ich es logischer, wenn er das Gesicht abwendet und somit "das renne" erklärt. Er könnte ja auch das Gesicht dem Ich zuwenden. Ist somit nicht ganz klar. Was meinst du?
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 06.07.2008, 15:41

Liebe Mucki,

danke! Ja, an der besagten Zeile tu ich jetzt schon viele Tage herum.

Es soll eigentlich nicht ganz klar sein, wie man es liest.

Es kann sein: Er wendet sich ab, was Ablehnung bedeutet.
Er wendet sich zu, und das LI erschrickt über den Ausdruck. Oder das Gesicht wendet sich wie ein Wendemantel z.B. ( es hat ja vorher geschlafen) und daher rennt das LI weg.

Ich hab es deswegen mit der Inversion versucht. Hm.

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

DonKju

Beitragvon DonKju » 06.07.2008, 16:25

Hallo Elsa,

da ist, auch dank vieler konkreter Vorschläge der anderen, ein runder Text entstanden - und wie Du selbst ja des öfteren zu sagen pflegst : 'Gern gelesen' ! In diesem Sinne

einen lieben Sonntagsgruß von Bilbo


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