in sepia (vorher: wären da nicht ...)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 23.06.2008, 13:05

:blink2:
Zuletzt geändert von scarlett am 07.02.2009, 22:26, insgesamt 4-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 23.06.2008, 16:07

Hallo Scarlett,
ein Wortgemälde in Tristess, das mir gut gefällt.
Arbeiten könntest du noch an dem "verschwimmende" das mir, weil überzeichnend, entbehrlich scheint. Auch das "eingeweckt" kenne ich im Zusammenhang mit Honig nicht (vielleicht abgefüllt oder selbst der Honig im Glas). Beim Schluss wäre mir das "wären da ..." ganz am Ende naheliegender und vielleicht ein Bleiben im Unpersönlichen. Ein Titel, der sich nicht im Text wiederholt würde mir ebenfalls besser gefallen.
Vorschlag:
landschaft in moll


an deinen rändern
wird das wasser fleckig
erinnerungsbäume
treiben seltsame blüten
(farblos & ohne duft)
selbst der honig im glas
schmeckt wie ein modriger Traum

wären da nicht
die stechenden mücken

LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.06.2008, 16:38

Liebe Monika,

ein wehmütiges Gedicht, das ich gelungen finde!
Nur ein paar Kleinigkeiten/Ideen, bin mal im Text:


verschwimmende landschaft
in moll

an deinen rändern
wird das wasser fleckig

erinnerungsbäume
treiben seltsame blüten

farblos & ohne duft --> dies würde ich direkt unter den vorherigen Satz setzen, also keinen Absatz machen

selbst der eingeweckte honig
schmeckt langsam nach moder --> Hier tue ich mich schwer mit "moder". Evtl. anderes Wort wählen?

wären da nicht
die stechenden mücken

ich könnte glauben --> evtl. umdrehen: könnte ich glauben ...
es sei nur ein traum


Gerne gelesen!
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.06.2008, 18:03

Hallo Perry,

deine Gedanken zu meinem Gedicht haben mir bezüglich des "eingeweckt" Klarheit verschafft. Ich war mir nämlich gar nicht sicher, ob man das auch über HOnig sagen kann und habe auch nirgendwo was darüber gefunden. Also habe ich es einfach mal gewagt, obwohl es mir auch etwas komisch vorkam.
Daher werde ich wohl deinen Vorschlag übernehmen.

Des weiteren den Klammerausdruck "farblos & ohne duft".

Den anderen Vorschlägen kann ich leider nicht folgen, das Persönliche am Schluss ist mir wichtig, es klingt ja auch schon in der Anrede "deine ränder" an - es ist sowas wie ein Zwiegespräch.

Und der "modrige Traum" trifft nicht das, was ich eigentlich meine.

Hab Dank für deine Ideen und fürs Lesen!
LG,
scarlett

Liebe Mucki,

das "farblos und ohne duft" werde ich so setzen, wie auch du vorgeschlagen hast, zusätzlich jedoch mit der Klammer.

Was den "moder" anbelangt: ihn zu ersetzen ist nicht so einfach, ich hab lang gesucht, bis ich auf dieses Wort überhaupt gekommen bin. Es soll mir nämlich in diese verschwimmende, sich aufweichende landschaft passen, mit dem fleckigen wasser ...

Hmm ... umdrehen könnte man die vorletzte Verszeile sicher schon (war in einer ersten Version auch so drin), aber dann lesen sich diese Zeilen anders, nämlich nur im Zusammenhang mit den vorhergegangen, so aber steht jede Kurzstrophe auch für sich allein (dann muss man sich halt den Doppelpunkt hinter "mücken" denken und das "wären da nicht ... " als Ausruf).
Was spricht deiner Meinung nach für eine Umkehrung?

Merci dir vielmals für die Beschäftigung mit dem Text.

Ganz liebe Grüße,
Monika

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.06.2008, 18:57

Liebe Monika,
Was spricht deiner Meinung nach für eine Umkehrung?

für mich liest es sich flüssiger, wenn du es umdrehst. Durch den Absatz zuvor, da hast du schon Recht, macht man eine Pause. Dennoch lese ich es zusammen,-)
Saludos
Mucki

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Beitragvon leonie » 23.06.2008, 19:24

Liebe Monika,

das habe ich auch gern gelesen. Ich glaube, ich würde sogar das Adjektiv "modrig" verwenden statt "nach Moder". Für mich wirkt das noch unmittelbarer.

Ein wenig überlege ich noch bei den "stechenden Mücken", ob das Adjektiv nötig ist. Ich verstehe schon, warum Du es verwendest (glaube ich zumindest), aber finde es doch ein wenig unglücklich. Gibt es vielleicht ein anderes Adjektiv?

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.06.2008, 19:30

Hi leonie,

über die stechenden Mücken habe ich auch nachgedacht und überlegte, ob Monika nicht Stechmücken schreiben könnte. Aber das "stechenden" ist m.E. nötig, damit die Assoziation zum Nicht-Traum stimmt im Sinne von: pieks mich, damit ich weiß, ich träume nicht, auch wenn hier die Konnotation des Traumes ja nicht positiv sein soll.
Saludos
Mucki

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Beitragvon leonie » 23.06.2008, 19:32

Ja, die Idee hatte ich acu. Ich dachte schon an "sirrenden", die können einen ja auch aus dem Traum holen. Aber ich denke, dass da noch mehr sticht als die Mücken. Ich denke, es muss so bleiben...Mal hören, was Monika meint...

Liebe Grüße

leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.06.2008, 20:08

Yep, meine Lieben, da sticht noch mehr als nur die Mücken!

Ich bilde mir ein (!), dass die Stechmücken rein rhythmisch nicht passen, aber zu Beginn standen sie sehr wohl da. Dann las ich und las ... immer und immer wieder ... und stolperte jedes Mal darüber. Also nahm ich das Adjektiv.
Es kann kein "sirren" sein, nein, nein ... es muss beim Stechen bleiben, ob nun als Adjektiv oder doch als Kompositum.

"modrig" war übrigens auch die erste Wahl (hach ... manchmal ist es wie verhext!), bevor das "Denken" und Überabeiten eingesetzt hat. Mal sehen ...

Es freut mich jedenfalls, dass es euch gefällt.

Danke leonie, Mucki!

Herzliche Grüße,
Monika

Max

Beitragvon Max » 23.06.2008, 21:10

Liebe Monika,

ein guter Text, der aber in meinen Augen noch Raum für Verbesserungen bietet.

Der Titel könnte für mich auch hier noch prägnanter sein.

Bei
verschwimmende landschaft
in moll

würde ich das "in Moll" streichen und die beiden ersten Strophen verschmelzen. Wenn Du es mit einem Musik vergleichst, so entsteht die entsprechende Stimmung im Musikstück ja nicht, weil der Komponist "in moll" drübersschreibt, sondern weil das Stück "mollig" ist ;-).

Die Erinnerungsbäume sind mir zu künstlich, während der Rest so schön gelungen ist ... vielleicht würde ich die ersten stophen so (oder so ähnlich) schreiben:

verschwimmende landschaft
an deinen rändern
wird das wasser fleckig

duftlose blüten
ihr honig im glas
schmeckt langsam nach moder

wären da nicht
die stechenden mücken

ich könnte glauben
es sei nur ein traum


Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.06.2008, 14:04

Lieber Max,

also das
Max hat geschrieben:
verschwimmende landschaft
in moll

würde ich das "in Moll" streichen und die beiden ersten Strophen verschmelzen. Wenn Du es mit einem Musik vergleichst, so entsteht die entsprechende Stimmung im Musikstück ja nicht, weil der Komponist "in moll" drübersschreibt, sondern weil das Stück "mollig" ist ;-).


verstehe ich nicht so recht.

Zugegeben, ich kenne mich in der Musik nicht so sonderlich aus, aber ich denke schon, dass ein Komponist sein Stück von Anfang an in Dur oder Moll setzt.
However, ich kann das nicht streichen, das gibt den Ton des Gedichtes an.

Nachtrag: ich werde es herausnehmen.

Zu den "Erinnerungsbäumen" - da muss ich leider auch schon wieder widersprechen. Erstens wüßte ich nicht, was ich stattdessen nehmen könnte, zweitens ging es mir einerseits um das Verzweigte andererseits um das Verwurzelte und beides leistet das Bild. Ferner: ich müßte auch den gesamten Rest verändern, denn wo kämen denn sonst die Blüten her, der Honig?

Recht gebe ich dir allerdings, was den Titel betrifft; der könnte sicherlich griffiger sein. Offenbar habe ich zur Zeit ein großes Problem mit der Titelfindung :-) . Also: Vorschläge ... kommt zu mir .... kann ich da nur laut rufen, aber ob die mich hören??? :12:

Es freut mich, dass dir der Text dennoch gefällt, dass du ihn bis auf die genannten "Kleinigkeiten" gut findest.

Liebe Grüße,
Monika
Zuletzt geändert von scarlett am 24.06.2008, 14:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon leonie » 24.06.2008, 14:19

Liebe Monika,

ich hatte bei dem "in moll" auch überlegt, weil es aus dem Bild fällt, da es in den musikalischen Bereich geht. Könnte man nicht eine Entsprechung aus der Malerei (da kenne ich mich nicht so aus) nehmen oder gibt es da nichts? Eine Technik, einen Farbton, der auch diese Stimmung transportiert...

Liebe Grüße

leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.06.2008, 14:50

Liebe leonie,

ich werde es jetzt einfach streichen, mir fällt nix anderes ein, was es so auf den Punkt bringen könnte!

Danke für deine Meinung und liebe Grüße,
Monika

Max

Beitragvon Max » 24.06.2008, 19:42

Lieber Max,

also das
« Max » hat folgendes geschrieben:
Zitat:
verschwimmende landschaft
in moll

würde ich das "in Moll" streichen und die beiden ersten Strophen verschmelzen. Wenn Du es mit einem Musik vergleichst, so entsteht die entsprechende Stimmung im Musikstück ja nicht, weil der Komponist "in moll" drübersschreibt, sondern weil das Stück "mollig" ist ;-).


verstehe ich nicht so recht.

Zugegeben, ich kenne mich in der Musik nicht so sonderlich aus, aber ich denke schon, dass ein Komponist sein Stück von Anfang an in Dur oder Moll setzt.
However, ich kann das nicht streichen, das gibt den Ton des Gedichtes an.


Liebe Monika,

gemeint ist: Moll wird dadurch Moll, dass man es auf Mollakkorde basiert, nicht dass man "Moll" drüberschreibt. Ebenso hier: der Tonfall sollte das Moll bestimmen. Mit Leonies Farbidee könnte ich mich anfreunden. Wie wäre denn

verschwimmende landschaft
in braun
an deinen rändern
wird das wasser fleckig


oder aber:

an deinen braunen rändern

Zu Erinnerungsbäumen .. ich würde dann die Bäume stehen lassen, aebr das "Erinnerungs" opfern ...

Liebe Grüße
max


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