was sie ist
Lieber Niko,
dein Gedicht gefällt mir nicht. Ich weiß nicht genau, ob es wirklich Fehler hat, denn vielleicht beruht mein Eindruck auch eher auf einer Abneigung gegenüber der Haltung des lyrischen Ichs - "Jammerschreiben übers Schreiben" ist mir unangenehm. Sicher lege ich dein Gedicht damit ziemlich ungnädig fest - es hat wenigstens etwas Mühe verdient.
Mir gefällt ein Ansatz sehr gut, den du hier unternimmst - indem du zwischen das lyrische Ich und seine Kreativität die Muse stellst, öffnet sich ein ganz schöner Zwischenraum ("meine Reste", "meine Vorratskammer"), gleichzeitig finden sich ein paar Stellen, an denen diese Gegenüberstellung ambivalent wird ("hungert mich aus" einerseits, in der das lyrische Ich, jedenfalls in meiner Vorstellung plötzlich irgendwo "drin" ist; andererseits die letzte Strophe, in der die Muse nicht nur als Kontrolleurin, sondern als Fressende dargestellt wird, die dem lyrischen Ich das Futter wegnimmt). Das finde ich schonmal spannend - wem gehören meine Einfälle und führen sie mich nicht immer vom "Eigentlichen" schon weg? Was ist dieses "Eigentliche", wenn es nicht zum Vorschein kommt? Andererseits: was ist dann das Gedicht?
(Das ist ja auch eine ganz interessante Lesart, schließlich ist die Muse am Ende ja doch wieder in ihrer traditionellen Rolle, nur eben in negativer Färbung. Seltsamerweise kann ich das hier nicht als Brechung der üblichen Musenvorstellung lesen; vielleicht erscheint das Gedicht mir deshalb so schlaff, dann sollte ich aber mal drüber nachdenken, ob das gerechtfertigt ist.)
Dennoch moniere ich folgendes: Die zweite Strophe ist für das Gedicht für mein Gefühl überflüssig. Weder ist sie interessant, noch besonders lyrisch, noch liefert sie wesentliches zur Musenproblematik (die "Aggressivität" kommt ja auch sonst zum Ausdruck). Da ich sie deshalb gar nicht mit-lesen kann, ist das Essen-Bild mir für das Gedicht ein wenig zu wenig, auch wenn du es wie gesagt ganz interessant in der dritten Strophe variierst. Aber schließlich scheitert das für mich auch am Sprachlichen: in der ersten Strophe z.B. spüre ich eher schwach, dass du einige Wortspiele versuchst ("verschlüsselt", "eingemachten"); die gefallen mir aber überhaupt nicht und erscheinen mir ziemlich aufgesetzt.
Schließlich finde ich wie scarlett, dass der Titel etwas schräg klingt - "wie" ist sicher besser.
Sorry wegen der Generalkritik; ich würde gern was Konstruktives beitragen, aber außer meiner diffusen Sympathie für die Grundidee der ersten und letzten Strophe weiß ich nicht viel vorzubringen.
Liebe Grüße,
Albert
dein Gedicht gefällt mir nicht. Ich weiß nicht genau, ob es wirklich Fehler hat, denn vielleicht beruht mein Eindruck auch eher auf einer Abneigung gegenüber der Haltung des lyrischen Ichs - "Jammerschreiben übers Schreiben" ist mir unangenehm. Sicher lege ich dein Gedicht damit ziemlich ungnädig fest - es hat wenigstens etwas Mühe verdient.
Mir gefällt ein Ansatz sehr gut, den du hier unternimmst - indem du zwischen das lyrische Ich und seine Kreativität die Muse stellst, öffnet sich ein ganz schöner Zwischenraum ("meine Reste", "meine Vorratskammer"), gleichzeitig finden sich ein paar Stellen, an denen diese Gegenüberstellung ambivalent wird ("hungert mich aus" einerseits, in der das lyrische Ich, jedenfalls in meiner Vorstellung plötzlich irgendwo "drin" ist; andererseits die letzte Strophe, in der die Muse nicht nur als Kontrolleurin, sondern als Fressende dargestellt wird, die dem lyrischen Ich das Futter wegnimmt). Das finde ich schonmal spannend - wem gehören meine Einfälle und führen sie mich nicht immer vom "Eigentlichen" schon weg? Was ist dieses "Eigentliche", wenn es nicht zum Vorschein kommt? Andererseits: was ist dann das Gedicht?
(Das ist ja auch eine ganz interessante Lesart, schließlich ist die Muse am Ende ja doch wieder in ihrer traditionellen Rolle, nur eben in negativer Färbung. Seltsamerweise kann ich das hier nicht als Brechung der üblichen Musenvorstellung lesen; vielleicht erscheint das Gedicht mir deshalb so schlaff, dann sollte ich aber mal drüber nachdenken, ob das gerechtfertigt ist.)
Dennoch moniere ich folgendes: Die zweite Strophe ist für das Gedicht für mein Gefühl überflüssig. Weder ist sie interessant, noch besonders lyrisch, noch liefert sie wesentliches zur Musenproblematik (die "Aggressivität" kommt ja auch sonst zum Ausdruck). Da ich sie deshalb gar nicht mit-lesen kann, ist das Essen-Bild mir für das Gedicht ein wenig zu wenig, auch wenn du es wie gesagt ganz interessant in der dritten Strophe variierst. Aber schließlich scheitert das für mich auch am Sprachlichen: in der ersten Strophe z.B. spüre ich eher schwach, dass du einige Wortspiele versuchst ("verschlüsselt", "eingemachten"); die gefallen mir aber überhaupt nicht und erscheinen mir ziemlich aufgesetzt.
Schließlich finde ich wie scarlett, dass der Titel etwas schräg klingt - "wie" ist sicher besser.
Sorry wegen der Generalkritik; ich würde gern was Konstruktives beitragen, aber außer meiner diffusen Sympathie für die Grundidee der ersten und letzten Strophe weiß ich nicht viel vorzubringen.
Liebe Grüße,
Albert
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