mit einem .

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 06.06.2008, 15:46

blühende rosen –
zeichen der unmöglichkeit
pfade, schnurgerade gezogen,
auf denen verschlungene gedanken
leidwandeln

vögel tanzen über papier
und in den wolken
steht die zeit geschrieben
vorherbestimmt
unumstößlich

nur ein schritt hinein
in die träume
wäre nicht alles verloren?
unwiederbringlich?

eine falte liegt heute
im lächeln
kaum sichtbar für flüchtige
betrachter

so schreibe ich die wege
meiner flucht nieder
seite für seite
und alles beginnt …

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Beitragvon Lisa » 07.06.2008, 22:18

Liebe claire,

von dir liest man ja nur selten ein Text. Aber für dieses Monatsthema bist du ja prädestiniert mit deinem Pünktchen im nick .-)

Einige Stellen im Text gefallen mir sehr gut, insgesamt sind für mich aber zuviele große, allgemeine, erklärende Worte im text -sie schwächen für die Sprache. Um sie gekürzt sähe der text in etwa so aus:


blühende rosen –
pfade, schnurgerade gezogen,
auf denen verschlungene gedanken
leidwandeln

vögel tanzen über papier
und in den wolken
steht die zeit geschrieben

bloß einen schritt hinein
in die träume
wäre nicht alles verloren

eine falte liegt heute
im lächeln
kaum sichtbar für flüchtige
betrachter

so schreibe ich die wege
meiner flucht nieder
seite für seite
und alles beginnt …


Auch nach dieser Entschlackung überzeugt mich der Text allerdings noch nicht gänzlich, es scheint mir vor allem an Durchkomposition zu mangeln (damit meine ich nicht strenge, die offenheit mag ich, aber auch diese sollte dem leser notwenig erscheinen).

Was ich besonders mag ist die Schlusszeile mit den Pünktchen und das bild der zeit, zudem den grundsätzlichen ton.

warum alles mit einem punkt beginnt (ist es so gemeint?) verstehe ich nicht ganz (als bild könnte ich es deuten (im abschluss liegt ein anfang, die wende als beginn ohne ausdehnung, wie im auge des orkans oder dergleichen), aber dann passt der inhalt des textes nicht, der mir von ganz anderem zu erzählen scheint (die entfernung von den träumen durch "alter"/"vorgeschichte und das Entstehen durch Schreiben dadurch).

Du siehst, ich komme nicht ganz an die Intention heran.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Ylvi » 08.06.2008, 21:13

Liebe claire,

ich freue mich mal wieder etwas von dir zu lesen!
Für mein Empfinden ist hier zu vieles benannt, vorgezeichnet, was mir einen persönlichen Zugang, ein Mitgehen sehr schwer macht.
Wenn ich aber die Essenz für mich herausfiltere, erhalten auch Worte wie „leidwandeln“ eine neue Konnotation. Für mich würden das Unausgesprochene und die direkte Reibung der Bilder, Vorstellungen einen ganz anderen Zugang ermöglichen. Und was ich dann durch die Verdichtung entdecke, gefällt mir sehr.

liebe Grüße smile


mit einem .


blühende rosen säumen pfade
schnurgerade gezogen, leidwandelnd

vögel tanzen über papier
und in den wolken steht die zeit geschrieben

nur ein schritt hinein
wäre nicht alles verloren?

eine falte liegt heute im lächeln
so schreibe ich meine flucht

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.06.2008, 10:52

Liebe claire,

überspring einfach meinen Kommentar. Ich finde, smile hat das viel besser gesagt und ihre Version empfinde ich als sehr empfindsam neu gesetzt, ohne etwas wegzuschneiden - ich finde, sie hat deinen Kern wirklich getroffen. auch die weitere setzung, ja, das gefällt mir ausgezeichnet!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 07.07.2008, 17:58

Hallo,
ich bitte herzlich um Verzeihung - es war von mir nicht geplant, hier diesen Text einzustellen und dann wieder ewig in der Versenkung zu verschwinden. :-s
Mich hat leider der Alltag zwischenzeitlich so eingeholt, dass mir die Zeit für dies Forum einfach gefehlt hat. Tut mir Leid!

Danke für die Anregungen zu diesem Text.

Es ist dies kein neuer Text, den ich für das Monatsthema geschrieben hätte. Sondern als ich davon las, ist er mir spontan eingefallen und ich habe ihn eingestellt.
Die Bilder, die er beinhaltet, sind ganz stark von einem Buch inspiriert (Belishs Garten von Lilian Noetzel). Dort wird darüber philosophiert, dass alle Schrift, alles Geschriebene, alles Schreiben mit einem Punkt beginnt.

Mir ist klar, dass dadurch, dass ich quasi vorgegebene Bilder eines ganzen Buches zu diesem Text komprimiert habe, er schwer nachvollziehbar wird.

Die Kürzungen von dir, Lisa, gefallen mir gut - wenngleich mir hie und da eine Verstärkung des ausgedrückten Gefühls verloren geht (z.b. bei den Streichungen hier
steht die zeit geschrieben
vorherbestimmt
unumstößlich
und hier
wäre nicht alles verloren?
unwiederbringlich?
.

Wobei ich gerade da verstehen kann, dass die Doppelungen streichunswürdig erscheinen. Und ich da durchaus auch mit mir reden lasse ;) und nicht unumstößlich ;) an meinen Formulierungen festhalte (auch wenn, kleine Nebenbemerkung, der Text inzwischen auch in meinem Buch veröffentlicht ist). Nein, ich spüre, dass durch die Auslassungen durchaus noch Gefühl "rüberkommt", ja teilweise stärker spürbar ist.

Beides geht mir (für mich) in der Version von smile verloren.
Dennoch auch dir danke für deine Auseinandersetzung mit dem Text und den Versuch, ihn zu verdichten.
Für mich ist das Ergebnis im Vergleich zu meinem Ausgangstext jedoch viel zu stark verkürzt. Es bleibt eine Aneinanderreihung von Worten übrig, die in mir nichts mehr auslöst, nichts zum Klingen bringt. Es kann daher nicht meine Version sein oder werden. Zuviel vom Ursprünglichen fehlt, ging verloren.

Liebe Grüße an euch und vielen Dank für eure Antworten!
Ich werde noch mal über eine weitere Version (sicher in Anlehnung an die von Lisa) nachdenken und hoffe, dass es nicht wieder so lange dauert, bis ich hier wieder präsent sein werde. Denn ich schätze die kritische Auseinandersetzung mit den Texten hier durchaus. :)

Kathrin


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