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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 02.06.2008, 12:01

wegen Veröffentlichung gelöscht
Zuletzt geändert von leonie am 29.01.2016, 18:31, insgesamt 6-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.06.2008, 14:09

Hi leonie,

erster Eindruck: wunderbar poetisch entfaltest du hier eine Stille, die voller Bewegung und ausdruckstarker Bilder ist.
Die letzten beiden Strophen sind für mich das Sahnehäubchen!
Kleine Anmerkungen:
abendsonnenenes --> ein "en" zu viel
Tagzenit: hier würde ich "Tageszenit" oder einfach "Zenit" schreiben.
"vor dir" nach des Bussards ist m.E. redundant.
Gern gelesen!
Saludos
Mucki

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leonie
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Beitragvon leonie » 02.06.2008, 15:55

Liebe Mucki,

danke Dir, ich freue mich!
Den Fehler habe ich behoben, die erste Strophe hinten gekürzt, bei "Tagzenit" überlege ich noch...

Liebe Grüße

leonie

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 03.06.2008, 15:22

Liebe Leonie,

die letzten beiden Strophen finde ich ganz wunderbar gesagt! Sie sind ein Gedicht für sich.

Die erste mutet mich dagegen etwas wie eine Erklärung dazu an. Auch habe ich mit den Zäsuren und dem zuordnen der Satzteile Schwierigkeiten. Ich würde versuchen weniger doppelte Bezüge einzubauen, die einen immer wieder zurückwerfen, damit die Bewegung fließender, natürlicher wird. In den Zeilen 5/6 z.B. bleibe ich jedes mal hängen, weil ich das Gerstenfeld dem Mohn zuordne und dann „längen sich Schatten...“ keinen Sinn mehr ergibt. Ebenso „...Hügelketten sich in Schritten/ stumm wie der Flug...“ Was ist stumm, die Schritte, das Vertiefen und Entziehen...?
Hast du es denn rein inhaltlich so gedacht:

Lang überschritten der Tagzenit;
abendsonnenes Licht, das schwer sich auf biegsame Gräser legt, sie durchleuchtet
das Wesen hervorbringt des Mohns

im noch grünen Gerstenfeld längen sich Schatten
vertiefen und entziehen Hügelketten sich
in Schritten, stumm wie der Flug des Bussards


Auch die Wiederholungen des „sich“ finde ich nicht so gelungen.

Beim Titel bin ich unsicher. Er ist so einfach, schlicht, was schön ist, weil es vielleicht deshalb wahr ist, aber andererseits banalisiert er für mich das Gedicht, bzw. reduziert es auf dieses Benennen hin.

Auch hier würde ich den Zeilenumbruch dem Lesen anpassen:

Dass Schönheit so sei
als erfasse man den Rand eines Gedichts
als wende und entfalte sie sich
nach innen

dass einer mich lese
im Abendlicht


liebe Grüße smile

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 03.06.2008, 21:49

Hallo leonie,

der Text hat Licht und Schatten für mich. Den Tagzenit seh ich als "schwarzen Rappen" in Bezug auf den Sonnenhöchststand oder als eine Metapher, die mir zu hoch ist (Zenit ist der Punkt des Himmelsgewölbes, der senkrecht über einem beliebigen Punkt der Erde ist, oder es ist wie gesagt der Höchststand eines Sterns in seiner Flugbahn).

Die Doppelbezüge im ersten Abschnitt bringen mich auch aus dem Lesen. Ich weiß, die sind so en vogue wie Amseln, Kraniche und Mohn, aber ich fürchte, ich werde denen nie im Leben Geschmack abgewinnen können.

Das Stimmungsbild das erzeugt wird, kommt trotz meiner Schwierigkeiten durch, aber eben getrübt. Sehr schön find ich die letzten sechs Zeilen. Die sinds, die auf mich wirken.


Gruß

sneaky

Herby

Beitragvon Herby » 04.06.2008, 00:01

Liebe leonie,

die erste Strophe birgt für mich einen Gegensatz. Zum einen vermitteln die Verse eine Stimmung der Ruhe, zum anderen empfinde ich aber durch die vielen Verben eine gewisse Atemlosigkeit:
durchleuchten, hervorbringen, längen, vertiefen, entziehen. Es sind dies alles Verben, denen eine gewisse Dynamik, Schwere und analytische Nüchternheit eignet, die sich für mich der poetischen Stille der Bilder entgegenstellen. Es scheint mir fast, als nehme die erste Strophe eine Art Anlauf für die letzten sechs Verse, die ich ganz wunderbar finde und als eigenständiges Gedicht lese. Sie sind für mich so ausdrucksstark, dass sie des vorgeschalteten Teils nicht bedürfen.
Den Titel sehe ich auch mehr auf sie als auf das gesamte Gedicht bezogen.

Herzliche Grüße
Herby

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leonie
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Beitragvon leonie » 04.06.2008, 11:09

Liebe smile, lieber sneaky, lieber Herby,

ich danke Euch für Eure Rückmeldungen. Ich nehme jetzt den gesamten ersten Teil vorerst raus. Ich hatte auch selber bedenken, ob er so wirkt, wie er soll und merke, das tut er nicht. Manche der Bilder sind mir wichtig, ich denke noch einmal darüber nach, ob ich später eine andere Form versuche.
Im Moment fällt mir keine andere Überschrift ein, ich denke weiter darüber nach. Den Zeilenumbruch, den Du, smile, anmerkst, ändere ich.


Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.06.2008, 12:29

Hallo leonie,

diese letzten beiden Strophen alleine stehen zu lassen, spricht mich sehr an.
Hierin liegt eine solche Poesie, einfach wunderbar. Es liest sich auch schön, schwebend, bedeutungsschwanger, sehnsüchtig, klasse! :daumen:
Ja, so würde ich es machen. Die anderen Zeilen kannst du dir ja für ein späteres Gedicht aufgewahren.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.06.2008, 12:50

Liebe leonie,

obwohl ich die Hinweise der anderen richtig finde, finde ich dass die (gelungenen!!) Zeilen einen Auftakt brauchen, sozusagen einen sinnlichen Auftakt - ich glaube, deshlab sind auch deine ursprünglichen Ausgangszeilen so entstanden, obwohl du weißt, dass die Kräftigkeit gegen Schluss gut zunimmt. Einen kleinen (anderen? aus dem Vorfeld kombinierten?) Auftakt wünsche ich mir aber schon..

Die Schlusszeilen bzw. jetzigen Zeilen finde ich auch wirklich stark.

liebe Grüße,
Lisa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 04.06.2008, 13:28

Liebe leonie,

jetzt sage ich auch was dazu :-)

Ich fand die 1. Str. die nun weg ist, recht überladen mit den Bildern der Schönheit. Sie ganz zu streichen finde ich hingegen nicht so gut, denn sie ist, wie Lisa auch sagt: der Auftakt, dass es überhaupt zu dem Resümee kommen kann, hm?

Ich würde sie etwas schlanker machen, das ist alles.

Lieben Gruß
ELsa
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Perry

Beitragvon Perry » 04.06.2008, 15:33

Hallo leonie,
versuch mich mal an einer Zusammenfassung des ersten Teils:

Wenn abendsonnenes Licht
Mohnblüten durchleuchtet
der Schatten des Bussards
sich längt, sagt man

dass ...

LG
Manfred
PS: Wunderbar poetischer Text übrigens!

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.06.2008, 19:48

Liebe leonie,

um Perrys Vorgehensweise aufzugreifen, wie wäre, Bilder die ich von der ersten Strophe toll finde (etwas neu arrangiert):

Schweres Licht, das sich auf biegsame Gräser legt
(hier ließe sich noch stark arbeiten, man könnte ausdrücken,
dass es Abendlicht ist, indem man das abendliche Licht zu schwerem Licht macht..oder man lässt die gräser von schwere besonnen etc.)

im Gerstenfeld längen sich Schatten

bei dem Vogel wäre ich etwas origineller im Bild - ich finde auch nicht, dass Tiere als stumm zu beschreiben sind, selbst wenn man das drumherum als stumm empfindet...

ich glaube auch, dass im ersten Teil eine Menge schlummert...

liebe Grüße,
Lisa
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leonie
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Beitragvon leonie » 05.06.2008, 10:24

Liebe Lisa, liebe Elsa, lieber Manfred,

mir geht es wie Euch, ich hätte auch gerne einen Auftakt, den ich aus dem ersten Teil "extrahieren" möchte. Ich brauche ein bisschen Zeit, im Moment habe ich den Kopf nicht frei. Kommt Zeit, kommt Auftakt.
Vielen Dank für alle Vorschläge und Ideen, ich will mal sehen, was ich davon einbauen kann...

Liebe Grüße

leonie

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.06.2008, 16:47

Schwer legt sich
Licht auf die biegsamen Gräser
leuchtet durch Mohn
im noch grünen Feld

Hügelketten entziehen sich
in dunstige Schatten
ein Uhu streift lautlos
den Nadelsaum

Dass Schönheit so sei
als erfasse man den Rand eines Gedichts
als wende und entfalte sie
sich nach innen

dass einer mich lese
im späten Licht



Erstfassung:

Lang überschritten der Tagzenit;
abendsonnenes Licht, das schwer
sich auf biegsame Gräser legt, sie
durchleuchtet, das Wesen hervorbringt
des Mohns im noch grünen Gerstenfeld
längen sich Schatten, vertiefen und
entziehen Hügelketten sich in Schritten,
stumm wie der Flug des Bussards

Dass Schönheit so sei
als erfasse man den Rand eines Gedichts
als wende und entfalte sie
sich nach innen

dass einer mich lese
im Abendlicht[/quote]


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