Am Abend

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 11.09.2008, 19:55

Am Abend

warte ich auf die Nacht

Die Kinder

schlafen so hoffungsvoll

gegen das Morgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2008, 00:05

Lieber Moshe,

deine Zeilen gefallen mir sehr gut, da ich zwei Inhalte darin lese. Einmal die Bedrohung ("gegen das Morgen") durch das Wort "gegen" und zum anderen, da mir scheint, dass LI sich selbst Hoffnung oder ein positives Gefühl holt bez. bekommt durch das hoffnungsvolle Schlafen der Kinder, sich dieses somit auf das LI überträgt für diesen Moment. LI wartet deshalb auf die Nacht, um dieses beruhigende Gefühl zu empfinden.
Gelungen!
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 12.09.2008, 21:43

Liebe Mucki!

Eine sehr gute und interessante Interpretation.

MlG

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.09.2008, 22:16

Lieber moshe,

das ist nicht zu betont kontrastiert - deshalb gefällt mir dieser kurze Text.

Ich könnte mir vorstellen, dass dein Bild noch stärker wäre, wenn das einzig (den gesamten Text noch einmal) erklärende "hoffnungsvoll" wegbliebe, denn gegen das Moren schlafen ist doch eigentlich schon ein ganzes Bild, was sagt, was du erzählen möchtest?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2008, 22:37

Ich finde gerade das Wort "hoffnungsvoll" sehr wichtig in diesem Gedicht. So kommt für mich die Bedrohung sehr gut rüber. Zudem erscheint dazu gleich ein Bild, wie die Kinder friedlich schlafen.
"Gegen das Morgen" finde ich übrigens klasse, Moshe! Da muss man erst mal drauf kommen!
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 12.09.2008, 22:44

Liebe Lisa!

'Die Kinder

schlafen so

gegen das Morgen'

????

wäre dein Vorschlag.

Einerseits hast du recht, als eine mögliche Interpretation,
andererseits fühle ich da eine gefühlsmäßige Amputatiion.

Dieses 'soo hoffnungsvoll' hat doch einen bestimmten Kick, oder nicht?

MlG

Moshe

Max

Beitragvon Max » 12.09.2008, 22:57

Lieber Moshe,

dieser letzte Teil

so hoffungsvoll

gegen das Morgen


macht den Text für mich zu einem Gedicht.

Gelungen für mich!

Liebe Grüße
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.09.2008, 20:26

Hallo ihr drei,

ja, stimmt - wenn man es anders liest, ist es auch wieder ein Gewinn. Bei so einem kurzen Text stellt sich wohl die Frage, ob die Gefahr, es als Tautologie oder Erklärung zu lesen, zu groß ist oder nicht. Aber ich kann schon nachvollziehen, dass es auch eine Schwingung hat und eine Kürzung ist auch nicht so leicht umzusetzen, weil die Setzung dann nicht so leicht ist.

Hm (...) :a070:

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 13.09.2008, 21:33

Was ich meinte ist: die Deutansätze snd bei Moshe oftmals so dünn gesät, dass man sie braucht, um dem text eine Richtung zu geben.

Liebe Grüße
Max

Klara
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Beitragvon Klara » 14.09.2008, 07:59

Hallo moshe,

das gefällt mir.

Ich lese es als Momentaufnahme eines Erwachsenen, sehnsuchtsvoll, wissend, und doch noch durchlässig für - ja, für was? Für das Morgen? Für die (bedrohte, aussichtsreiche) "Zukunft" eines Kindes? Für die Zärtlichkeit, die er dem Kind gegenüber empfindet? Was ist ein Kind? Ich lese auch das Zulassen von Selbstsein, die Achtung vor einem Kind, also: dem ANDEREN, der zugleich so eng mit einem selbst verbunden ist, wie der Abend in die Nacht und diese in den Morgen übergeht...

Ohwei, jetzt wirds mystisch, ich kann mich schlecht ausdrücken, weil ich so suche.

Jedenfalls: Der kleine Text berührt mich ganz persönlich.

Klara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 14.09.2008, 23:23

Hallo. Liebe Klara!

Mich freut dein Kommentar sehr.

Meiner Meinung nach entzieht sich dieser Text ziemlich theoretischen Überlegungen, wie einer Tautologie und anderem.

Man sollte ihn einfach in sich im Gefühl lesen.

Dann wird er schlüssiger.

Lyrik und Poetik ist halt oft nicht so sehr eine berechenbare Angelegenheit, die sich in einer empirischen Art analysieren lässt.

MlG

Moshe

Max

Beitragvon Max » 15.09.2008, 20:04

Lyrik und Poetik ist halt oft nicht so sehr eine berechenbare Angelegenheit, die sich in einer empirischen Art analysieren lässt.


JETZT wird es mystisch :-)
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 15.09.2008, 21:17

Hallo Max!

Na, etwas aus dem Zusammenhang gerissen, dein Kommentar:

Wenn Gefühle nur noch im Bereich des Mystischen zu sehen sind, dann ist dieser Text in der Tat mystisch.

Bin sehr gespannt wie deine durchgerechnete Lyrik aussehen wird. :blink2: :-)

Der Mystiker
Moshe

Max

Beitragvon Max » 15.09.2008, 21:25

Durchgerechneter halt ... was ich meine ist, dass ein Satz wie

Lyrik und Poetik ist halt oft nicht so sehr eine berechenbare Angelegenheit


wie eine Binsenweisheit klingt, die sich wenig auf Konkretes bezieht ...

liebe Grüße
Max


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