Wenn der Kukuruz lockt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 02.08.2007, 16:31

Im Kukuruz


Da ist es wieder
das Wispern der Rispen
Rotblondes Püppchen
was willst du mir flüstern

Da ist ein
Huschen hinter Buschen
Goldkind lass dich
aus dem Lieschkleid schälen


1. Fassung:

Wenn der Kukuruz lockt


Kannst du das Wispern seiner Rispen
das frivole Rascheln der Blätter hören
hinter denen nackte Fantasien tanzen

Siehst du wie sich die Stängel
gegen den Wind stemmen
zugleich zart ihre Kolben wiegen

Was gibt es Verführerisches
als so ein rotblondes Püppchen
aus ihrem Lieschkleid zu schälen
Zuletzt geändert von Perry am 12.08.2007, 14:55, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.08.2007, 16:45

und dann aber kochen und mit Butter und Salz futtern mhhhhhhhh, lecker! :mrgreen:

Gelungen, Manfred,

und wieder einmal wunderbar doppeldeutig,-)
Also, im Kukuruz-Feld fänd ich es noch romantischer *grins*
amüsierte Grüße
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 03.08.2007, 17:48

Hallo Mucki,
ja zurzeit stehen die Maisfelder in voller Pracht da und rufen so manche Erinnerung in mir wach, die ich mir gern wie Buttermais auf der Zunge zergehen lasse. :-)
Danke fürs "Mitromantisieren" und LG
Manfred

scarlett

Beitragvon scarlett » 03.08.2007, 20:20

Das ist fein, Perry, in seiner Zweideutigkeit.

Daß du Kukuruz schreibst statt Mais - wie kommts eigentlich? Ich meine, natürlich ist das ein viel klingenderes Wort, aber ich möchte nciht wissen, wie viele Menschen damit nichts anfangen können ;-)

Einen klitzekleinen Vorschlag hätte ich diese Stelle betreffend:

"gegen den Wind stemmen
zugleich zart ihre Kolben wiegen"

"Zugleich" ist kein schönes Wort - und ein Präsens Partizip würde diese Gleichzeitigkeit doch hervorragend leisten, meinst du nicht?

Gern gelesen!

Grüße,

s.

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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 04.08.2007, 11:44

Bravo für den Kukuruz, und hier gibt es wohl die meisten landesverschiedenen Sprachunterschiede, wobei ich, der Auslandsösterreicher, freilich die mir aus der Kinderzeit bekannten Ausdrücke bevorzuge.

Ist denn nicht der "Erdapfel" bildhafter als die Kartoffel, und der "Paradeiser" hübscher als die Tomate?
Schmeckt etwas besser, wenn es einen schöneren Namen hat? Doch Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Mit "frivol" leitest du den Interpretationsspürsinn in die beabsichtigte Richtung, und der Kukuruzkolben ist doch ein durchaus männlicherer Wegweiser als der gebräuchlichere Spargel.

Ein sprossendes Feldvergnügen!

Beste Grüße. Schwarzbeere

Perry

Beitragvon Perry » 04.08.2007, 11:59

Hallo Scarlett,
ich denke, ein wenig sprachliche Horizonterweiterung schadet nicht, vor allem, wenn sich der Sinn auch ohne Kenntniss z.B. der Lieschblätter erahnen lässt.
Das "zugleich zarte" entspross den eingestreuten Lautwiederholungen, muss deshalb nicht unbedingt sein. Überlege es mir noch einmal.
Danke für deine Anregungen und dein Interesse.
LG
Manfred

Hallo Schwarzbeere,
als eifriger Österreichurlauber, bevorzugt Salzkammergut, mag ich deren Wortschöpfungen sehr gern. Schön, dass dir die erotischen Anspielungen gefallen haben.
Danke und LG
Perry
Zuletzt geändert von Perry am 12.08.2007, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.

hwg

Beitragvon hwg » 12.08.2007, 08:35

Schwarzbeere schreibt mir aus der Seele! :daumen:

Ebenso Perry. Ein Gedicht zum Weiterempfehlen!


Ich mag Kukuruz (auch Türken genannt) als gut geröstete Polenta. :lachen0014:

Grüße aus der Obersteiermark!

Perry

Beitragvon Perry » 12.08.2007, 11:57

Hallo hwg,
freut mich, dass meine Kukuruzfantasien auch in der Obersteiermark angekommen sind.
Danke dafür und LG
Manfred

pandora

Beitragvon pandora » 12.08.2007, 12:11

hallo perry,

meiner meinung nach drückst du den text zu offensichtlich in die erotische richtung. ich könnte als leserin auf adjektive wie "frivol" (im zusamenhang mit rauschen!) und "nackt" (in verbindung mit fantasien) verzichten.

ich mag das wort "lischkleid" - habe ich noch nie gehört.

lg
p.

Perry

Beitragvon Perry » 12.08.2007, 14:58

Hallo Pandora,
danke für deine Sicht. Wie fast immer gibt es bei meinen Gedichten verschiedene Variationen, vielleicht gefällt dir die mehr lyrisch gestaltete ja besser.
LG
Manfred
PS: Ja die Lieschblätter, die den Kolben umschließen, haben mir auch sofort gefallen.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.08.2007, 13:38

Lieber Perry,

also die zweite Fassung finde ich um einiges schwebender! (Aber) das würde auch unter Humor passen?

Ich bin etwas unentschieden, was die Sprachqualität angeht - sie ist mir fast zu ästhetisch in diesem Fall für die Leichtigkeit des Themas - wäre der Text länger würde das vielleicht mehr egwürdigt werden.

Wovon ist "Buschen" denn der Plural?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.08.2007, 14:45

Hallo Manfred,

hab jetzt erst gesehen, dass du dein Gedicht gekürzt hast.
Sagt man bei euch statt Büschen "Buschen"?
Die Büsche sind ja hier gemeint. Huschen - Buschen reimt sich halt, Huschen - Büschen nicht.
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 13.08.2007, 22:31

Hallo ihr Beiden,
also Buschen als Mehrzahl von Busch wäre doch eine starke Beugung. Nein, Buschen ist ein bayerisch-österreichischer Ausdruck für (Blumen)Sträuße, womit das Gedicht wohl endgültig ins südliche Lokalkolorit abgeruscht ist. :smile:
Aber keine Sorge, die andere Fassung hat weiterhin Bestand, der Lektor wirds schon richten.
Danke euch fürs Feedback und LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.08.2007, 23:47

Hallo Manfred,

Buschen sind Blumensträuße? Und ich dachte, du hättest dich vertippt. *g*
Ja, jetzt isses wirklich bay-öster. Slang *kicher*
Aber macht ja nix,-)
Saludos
Mucki


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