Zweite eventuelle Fassung
Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen
In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,
bereitete es mir keine Furcht, dass ich gezähmt bin von der eigenen Welt,
weil sie mich immer erwartet, weil sie immer schon da, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
nur ist jener eben das eigene Herz
schu schu
'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
ich glaube, mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall – –.
schu schu
Weiße Eulen! Lasst euch auf meine Stunden nieder,
will auch meine Schmerzen wecken, meine Wünsche betten in den alten Schnee,
Werd versprechen zu verlernen, was sich das Schwören nennt
schu schu
Weiße Eulen, schaut nicht aus dieser Ferne, in der es euch nicht gibt,
hilft denn das Schluchzen nichts, bloß weil ich es erwähn
(erstes schu schu bzw. seine Position und Fragezeichen und das "bedeutete" statt war noch fraglich)
Erste Fassung
Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen
In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,
war es mir keine Furcht, dass ich gezähmt bin von der eigenen Welt,
weil sie mich immer erwartet, weil sie immer schon da ist, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
nur ist er eben das eigene Herz
'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
ich glaube, mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall --.
schu schu
Weiße Eulen, lasst euch auf meine Stunden nieder,
will auch meine Schmerzen wecken, will meine Wünsche betten in den alten Schnee
(unter diese Linde, deren Krone ihrer Wurzel den Himmel verschweigt,
unter diese Linde, durch deren Graus es lichter wird)
schu schu
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, ich hätte es nicht versucht
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, dass der Versuch nicht zählt
Aber weiße Eulen, weiße Eulen! So lasst euch doch auf meine Stunden nieder,
ich verspreche, einmal werde ich den Wunsch aufbringen, das Schwören zu verlernen
schu schu schu
Weiße Eulen...
schaut nicht so ohne Unterlass aus dieser Ferne, in der es euch nicht gibt,
hilft denn das Schluchzen nichts, nur weil ich es erwähn
(Im Dunkeln schreiben, ja. Im Dunkeln lieben, nein!)
Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen
Hallo Lisa,
ich darf mal ganz spontan nur meinen Eindruck loswerden
Die erste Fassung hat einen Lisaklang, da sind Wort und Gedankenverdrehungen, die vielleicht erst später, oder in einem anderen Zusammenhang, oder in Träumen einen Sinn ergeben. Mein "Verstand" fragt nach, was aber nicht heißt, dass da nicht ein Gefühl dafür entstehen kann. Deine Gedichte wirken...weil sie klingen, anklingen an etwas, das man nicht fassen kann.
Und genau diesen Klang vermisse ich bei Fassung 2. Vielleicht liegt es daran, dass man die erste Fassung gelesen hat und man würde das Fehlen sonst gar nicht bemerken. Aber nun sind da Löcher und die Schuh Schuh höre ich nicht mehr als schluchzendes Rufen, sondern als (entschuldige!) Verspottung, als würden die Eulen "ha, ha" rufen.
liebe Grüße smile
ich darf mal ganz spontan nur meinen Eindruck loswerden

Die erste Fassung hat einen Lisaklang, da sind Wort und Gedankenverdrehungen, die vielleicht erst später, oder in einem anderen Zusammenhang, oder in Träumen einen Sinn ergeben. Mein "Verstand" fragt nach, was aber nicht heißt, dass da nicht ein Gefühl dafür entstehen kann. Deine Gedichte wirken...weil sie klingen, anklingen an etwas, das man nicht fassen kann.
Und genau diesen Klang vermisse ich bei Fassung 2. Vielleicht liegt es daran, dass man die erste Fassung gelesen hat und man würde das Fehlen sonst gar nicht bemerken. Aber nun sind da Löcher und die Schuh Schuh höre ich nicht mehr als schluchzendes Rufen, sondern als (entschuldige!) Verspottung, als würden die Eulen "ha, ha" rufen.
liebe Grüße smile
Lisa hat geschrieben:Tschiep Pjotr,
schau mal das nur an - ist das kein aber?
Tschirp Lisa,
nicht nur das "im Eigentlichen", sondern auch das Komma und das anschließende "der" wirkt auf mich, als solle ein Bezug zwischen "heiß" und "winzig" hergestellt werden. Das spätere "nur" am Versende hilft mir dabei nicht, den Bezug auf "heiß" zu entwirren. Zudem klingt für meinen Geschmack das "der im" ein klein wenig eckig (vielleicht auch spontan niedergeschrieben und absichtlich so "eckig" gelassen? Auch OK.).
Original:
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,
Vorschläge (ungefähr):
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, im Eigentlichen ist er winzig,
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, er ist winzig,
Meine Füße stehen auf einem winzigen heißen Stein.
Miau
Pjotr
Edit: Nach nochmaligem Lesen beziehe ich das "nur" nicht eimal auf das "winzig", sondern auf die vermeintliche Gefahrlosigkeit des Schrittes. Die Gefahr ist nicht die Winzigkeit, sondern der Umstand, das jener Stein das eigene Herz ist -- egal ob großes oder winziges Herz.
Liebe Lisa,
Ich bin keine Lyrikkoriphäe, also sage ich frank und frei: JA! For me!
Mir fehlt total viel an dem Quälen, dem Tänzeln, dem schu/schau Gebet.
Lieben Gruß
ELsa
ob der text nicht so krank (lyrisch-pathologisch) bleiben sollte, wie er ist.
Ich bin keine Lyrikkoriphäe, also sage ich frank und frei: JA! For me!
Mir fehlt total viel an dem Quälen, dem Tänzeln, dem schu/schau Gebet.
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Hallo Lisa,
danke für deine ausführlichen (fast atemlosen) Rückmeldungen.
Die zweite Fassung schlägt die für mein Lesen "richtige" Richtung ein, ohne schon "fertig" zu sein. Fertig wird sie, ahne ich, noch nicht so bald, aber irgendwann schon.
Mit "fertig" meine ich: fast vollkommen und darum wissend (um das "fast" und um das "vollkommen" gleichermaßen, als textimmanente Bedingung).
Ich bin gespannt und hoffe, von der solcherlei "fertigen" Fassung zu erfahren, auch wenn es damit - wer weiß? - noch Jahre dauern sein sollte. Ja? Man hat das nicht immer im Griff, bwz., more correctly: Das ricntig Gute hat man wohl gar nicht im Griff, nie und nimmer.
Ich wünsch dir was.
Klara
danke für deine ausführlichen (fast atemlosen) Rückmeldungen.
Die zweite Fassung schlägt die für mein Lesen "richtige" Richtung ein, ohne schon "fertig" zu sein. Fertig wird sie, ahne ich, noch nicht so bald, aber irgendwann schon.
Mit "fertig" meine ich: fast vollkommen und darum wissend (um das "fast" und um das "vollkommen" gleichermaßen, als textimmanente Bedingung).
Ich bin gespannt und hoffe, von der solcherlei "fertigen" Fassung zu erfahren, auch wenn es damit - wer weiß? - noch Jahre dauern sein sollte. Ja? Man hat das nicht immer im Griff, bwz., more correctly: Das ricntig Gute hat man wohl gar nicht im Griff, nie und nimmer.
Ich wünsch dir was.
Klara
Liebe Lisa,
ich glaube bei diesem Text bin ich keine Hilfe, wenn es darum geht etwaige Änderungsvorschläge zu beurteilen.
Mein Problem ist, dasmir die neue Fassung einfach zu glatt ist.
Ich vermisse, ganz besonders, diese beiden Zeilen und es tröstet mich nicht, dass ich sie für anderes bewahrt weiß.
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, ich hätte es nicht versucht
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, dass der Versuch nicht zählt
Aber ich denke, dass nur ich sie als ein wichtiges Stück im Text ursächlich mit dem Traum/Lüge/Kindheit verbunden betrachte.
Mich freut es, dass dich meine Interpretation "erreicht" hat und ich danke dir, für deine doch so schnelle Rückmeldung.
Nachtgrüße
Gerda
ich glaube bei diesem Text bin ich keine Hilfe, wenn es darum geht etwaige Änderungsvorschläge zu beurteilen.
Mein Problem ist, dasmir die neue Fassung einfach zu glatt ist.
Ich vermisse, ganz besonders, diese beiden Zeilen und es tröstet mich nicht, dass ich sie für anderes bewahrt weiß.
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, ich hätte es nicht versucht
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, dass der Versuch nicht zählt
Aber ich denke, dass nur ich sie als ein wichtiges Stück im Text ursächlich mit dem Traum/Lüge/Kindheit verbunden betrachte.
Mich freut es, dass dich meine Interpretation "erreicht" hat und ich danke dir, für deine doch so schnelle Rückmeldung.
Nachtgrüße
Gerda
Liebe Lisa,
sorry, dass ich etwas hinterher klappere, aber ich war auf Kurzurlaub und fast die ganze Zeit ohne Internet.
Zu der neuen Version:
Im ersten Moment dachte ich, dass mir ganz viel daran fehlen würde. Dann habe ich versucht, die erste Fassung völlig zu vergessen und finde den Text mittlerweile ganz rund. Einzig der Schluss hängt mir völlig in der Luft. Die letzte Zeile irritiert mich als Textende sehr.
Zu Deinen Fragen:
- schu schu: Auf die Kürze der neuen Version sind mir drei Mal zuviel. Ich würde das erste streichen (falls der dreifache Ruf nicht besondere Bedeutung hat).
- bereitete: Wenn Du bereitete stehen lässt, würde ich es ins Präsens setzen. So habe ich das Gefühl, dass das Tempus im folgenden Nebensatz nicht stimmt. Außerdem lassen Träume, einer Lüge oder Kindheit genug Distanz entstehen.
- war vs. bereitete: Für mich klingt beides etwas gespreizt. Gefälliger wäre sicherlich so etwas:
"fürchtete ich nicht, von der eigenen Welt gezähmt zu sein"
Da ich aber nicht annehme, dass es Anspruch des Textes ist, gefällig zu sein (*grins*), würde ich war stehen lassen.
- Fragezeichen: Welches Fragezeichen meinst Du? Hab ich was übersehen?
Bis auf den Schluss finde ich den Text so viel besser. Leider kann ich keine Vorschläge für das Ende machen. Ich glaube, was mich insbesondere stört, ist der fragende Ton durch die Inversion. Vielleicht würde es mich schon beruhigen, wenn dort stünde: "doch Schluchzen hilft nichts, bloß weil ich es erwähn"
Aber ich denke, mir fehlt noch das Ende des Bogens, das für mich auf irgendeine Weise in der ersten Fassung im abschließenden Klammersatz beinhaltet war.
Ich bin gespannt, was aus den gestrichenen Passagen wird!
Liebe Grüße - annette
sorry, dass ich etwas hinterher klappere, aber ich war auf Kurzurlaub und fast die ganze Zeit ohne Internet.
Zu der neuen Version:
Im ersten Moment dachte ich, dass mir ganz viel daran fehlen würde. Dann habe ich versucht, die erste Fassung völlig zu vergessen und finde den Text mittlerweile ganz rund. Einzig der Schluss hängt mir völlig in der Luft. Die letzte Zeile irritiert mich als Textende sehr.
Zu Deinen Fragen:
- schu schu: Auf die Kürze der neuen Version sind mir drei Mal zuviel. Ich würde das erste streichen (falls der dreifache Ruf nicht besondere Bedeutung hat).
- bereitete: Wenn Du bereitete stehen lässt, würde ich es ins Präsens setzen. So habe ich das Gefühl, dass das Tempus im folgenden Nebensatz nicht stimmt. Außerdem lassen Träume, einer Lüge oder Kindheit genug Distanz entstehen.
- war vs. bereitete: Für mich klingt beides etwas gespreizt. Gefälliger wäre sicherlich so etwas:
"fürchtete ich nicht, von der eigenen Welt gezähmt zu sein"
Da ich aber nicht annehme, dass es Anspruch des Textes ist, gefällig zu sein (*grins*), würde ich war stehen lassen.
- Fragezeichen: Welches Fragezeichen meinst Du? Hab ich was übersehen?
Bis auf den Schluss finde ich den Text so viel besser. Leider kann ich keine Vorschläge für das Ende machen. Ich glaube, was mich insbesondere stört, ist der fragende Ton durch die Inversion. Vielleicht würde es mich schon beruhigen, wenn dort stünde: "doch Schluchzen hilft nichts, bloß weil ich es erwähn"
Aber ich denke, mir fehlt noch das Ende des Bogens, das für mich auf irgendeine Weise in der ersten Fassung im abschließenden Klammersatz beinhaltet war.
Ich bin gespannt, was aus den gestrichenen Passagen wird!
Liebe Grüße - annette
Lisa, ich kann mich den lobenden Reden meiner Vorgänger bedauerlicherweise nicht anschließen.
Ich finde, das Gedicht kommt auf Vakuumstelzen daher, schon im Titel (Zeiger der Zeit) stolpert es, und am "heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist" bricht es sich endgültig das Genick. Das ist, wie mein Onkel Bruno immer sagt, gepflegt gebügeltes Hohlsprech. Aber das heißt wohl, (Schneeeulen) nach Athen tragen, dies so deutlich auszusprechen. Wofür ich mich natürlich im voraus gebührend entschuldigen möchte. Ich arbeite noch an Gerdas Eleganzempfehlung, bin noch nicht ganz durch mit der Lektion. Caty
Ich finde, das Gedicht kommt auf Vakuumstelzen daher, schon im Titel (Zeiger der Zeit) stolpert es, und am "heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist" bricht es sich endgültig das Genick. Das ist, wie mein Onkel Bruno immer sagt, gepflegt gebügeltes Hohlsprech. Aber das heißt wohl, (Schneeeulen) nach Athen tragen, dies so deutlich auszusprechen. Wofür ich mich natürlich im voraus gebührend entschuldigen möchte. Ich arbeite noch an Gerdas Eleganzempfehlung, bin noch nicht ganz durch mit der Lektion. Caty
Liebe Caty,
schriebst du nicht irgendwo, dass du in keine Retourkutschen einsteigst? (...). Schade.
Ich kann die grundsätzliche Kritik am Ton/der Leere hier sogar im Ansatz verstehen -- konstruktive Andockstellen vermisse ich aber, weshalb der Text somit in seinem desolaten Zustand verharren muss und so prima zu mir passt ,-)
Liebe Grüße,
Lisa
schriebst du nicht irgendwo, dass du in keine Retourkutschen einsteigst? (...). Schade.
Ich kann die grundsätzliche Kritik am Ton/der Leere hier sogar im Ansatz verstehen -- konstruktive Andockstellen vermisse ich aber, weshalb der Text somit in seinem desolaten Zustand verharren muss und so prima zu mir passt ,-)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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