Beitragvon aram » 16.08.2006, 17:36
liebe lisa,
bei manchen deiner texte wie diesem hier geht es mir so, dass ich sie beim ersten lesen als zusammengesetzt empfinde, etwas uneinheitlich, vielleicht ein wenig willkürlich.
beim nochmaligen lesen verändert sich das dann, die atmosphäre des textes wird für mich einheitlicher und dichter.
der text 'lebt' also, verändert sich, konstiuiert sich.
manche bilder sind sehr kühn, dann kommt es darauf an, ob diese 'kühnheit' resonanz findet, inhaltlich erfüllt wird -
hier etwa
Du ahnst das Gewitter
unter ihre Schwingen
hier ist mein abstand derzeit noch da, ich kann das bild inhaltlich nicht so stimmig füllen, dass es sich bestätigen würde.
die tendenz geht jedoch dahin, es mit der zeit stimmiger zu erleben -
das irritierte mich anfangs (bei anderen texten), ich fragte mich, was da nun dahinter sei - versuchte kritisch zu sein.
im ergebnis denke ich nun eher an ein resonanzphänomen, weniger an 'objektives'.
z.b. die zeile "- bloßes Wolkengeflecht" gefiel mir anfangs nicht, "wolkengeflecht" fand ich fragwürdig. doch die frage hat sozusagen ein echo, und -übertrieben gesagt- irgendwann muss die zeile so da stehen, gehört einfach so.
sorry für diese doofe art kritik, ich kann es nicht besser sagen.
ein punkt in dem ich wenigstens fähig bin kritik zu üben .-) ist der bogen von stadt zu innenwelt.
durch die erste strophe ist die stadt, in verbindung mit dem titel, stark akzentuiert - es geht um sie, um das wofür sie steht - doch gegen ende löst sich das auf, die stadt ist nicht mehr da - war da ein hinausgehen in die tiefebene nach "keiner kennt dich"? ein eintreten in den schmerz - und die stadt ist weg, obwohl sie noch rundum ist, siehe strophe 1?
tja, jetzt geht mir mein 'ansatz' auch da 'verloren' - wenn ich also in diesen text reingehe, macht er was mit mir, und am ende kommt da schon sehr viel rüber für mich.
zugleich kann ich das nicht mehr völlig isolieren; es geschieht mir an diesem gedicht, aber ich verbinde es bereits mit einer speziellen welt, die ich mit dir verbinde - mich würde wirklich interessieren ob das anders wäre, wenn der text von einem andern autor käme - der punkt ist aber, das geht gar nicht, ich würde ihn vermutlich trotzdem erkennen, in verbindung bringen.
... ok, nochmal von vorn (ist ja alles 'live' .-), take 3 oder so:
der name "oldenburg" ist für mich wenig attraktiv, transportiert zunächst unbehagen.
dem wird gleich in der ersten strophe ein anderes bild entgegengesetzt,
das etwas von begrenzter weite vermittelt, und friedlich ist.
Schleiereulen schlummern
ihre Krallen in den Wall
ist schon sehr schön.
der 'wall' bestätigt mir das bild des begrenzten / beschützten feiraums der ersten strophe - zugleich fehlt irgendwas, hat da keinen raum (als teil des transportierten meine ich, nicht am text)
wenn ich lese, passt diese abfolge; wenn ich von außen gucke, stehen mir die schleiereulen zu nahe an den bronzefohlen. (da es bronzen sind, was das gefühl ja versteht, wohl kein konflikt mit den echten eulen.)
jetzt kommt diese ahnungsstrophe, über die ich mir noch nicht sicher bin. scheint aber zu stimmen, denn der blick ins unbefriedigende wolkengeflecht, und dann...
hm, ich halte diese analyse nicht durch - ab jetzt ist das gedicht eindeutig 'saugut' für mich, also von "weit hinter" bis "keiner kennt dich".
keine fragen, kann aber auch nichts sagen dazu.
und dann gehts raus aus der stadt.
ich schick das mal so ab (- kommt halt vor!) -
liebe grüße,
aram