wenn die zeit und wir

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birke
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Beitragvon birke » 14.02.2016, 23:25

wenn die zeit schweigt
für einen moment
das meer innehält
werde ich still:
der sand gefriert
so wie dein lächeln
am ufer das gras
ein gegenwärtiges gemälde
und wenn meine hand
sich zu deiner neigt
beginnt der sand
über dein gesicht zu rieseln und
mein wort und der wind
nimmt die stille
auf seine schwingen
und das meer lebt
und das land lebt
und wir
schweigen
nicht länger




(schilf durch gras ersetzt)


(aus den zündelphrasen, danke mucki für den schönen impuls mit der sanduhr.)
Zuletzt geändert von birke am 17.02.2016, 13:35, insgesamt 1-mal geändert.
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nera
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Beitragvon nera » 17.02.2016, 13:02

liebe birke, auch wenn ich keine probleme mit "schilf" habe, der sand, der gefriert, stört mich auch. obwohl ich weiß, wie du es meinst. es liegt nicht nur am gefrieren an sich (kann sand gefrieren?), sondern auch am klang dieses wortes. selbst "erstarrt" hätte etwas schiefes für mich. darauf könnte man meines erachtens verzichten, da du ja hinterher schreibst, dass der sand wieder rieselt.
auch das mit dem "gesicht" finde ich nicht so günstig. bei mir ruft das sofort eine abwehrreaktion hervor. also ungefähr so:

......
für einen moment
das meer gefriert
wie dein lächeln
am ufer das schilf
ein gegenwärtiges gemälde
und wenn meine hand
sich zu deiner neigt

beginnt sand zu
rieseln
..........

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birke
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Beitragvon birke » 17.02.2016, 13:34

hm, naja, sogar das sandmännchen streut den kindern sand in die augen ;)))
ich weiß nicht, ich mag das bild irgendwie... dass sand übers gesicht rieselt.
über alles andere muss ich nun mal nachdenken, über den gefrorenen sand zum beispiel.
das schilf werde ich durch gras ersetzen.
danke für deine nochmalige rückmeldung, nera :)
lg
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.02.2016, 15:04

hm, naja, sogar das sandmännchen streut den kindern sand in die augen ;)))
Das ist ja auch Traumsand. .-) Das Gedicht ist aber für mich so "real" gehalten, dass es so eine Übertragung für mich nicht zulässt, oder nicht auslöst.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 17.02.2016, 15:59

jaja sandmännchen...ok. ich mag sand, wenn er zb. auf den bauch rieselt oder über den arm. aber im gesicht bin ich wirklich empfendlich, das zeug in der nase oder im auge, sandmännchen hin oder her, mag ich nicht, auch nicht im mund! deshalb zucke ich unwillkürlich zusammen, wenn ich das lese. :)
lg

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birke
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Beitragvon birke » 18.02.2016, 08:58

Flora hat geschrieben:
hm, naja, sogar das sandmännchen streut den kindern sand in die augen ;)))
Das ist ja auch Traumsand. .-) Das Gedicht ist aber für mich so "real" gehalten, dass es so eine Übertragung für mich nicht zulässt, oder nicht auslöst.

nein, das soll es auch gar nicht. es war nur ein beispiel dafür, dass sand im gesicht, sogar in den augen, positiv belegt sein kann.

also, für mich ist klar geworden, dass ich das bild hier brauche.
auch wenn es von manchem nicht als angenehm empfunden wird, das macht nichts, denn wer sagt, dass es angenehm ist, wenn ein moment sich auflöst bzw. wieder alles in bewegung kommt, wenn das leben weitergeht eben ;)
ich persönlich aber habe in der tat ein angenehmes bild vor augen; und für mich ist es so, dass der sand, nachdem er gefroren war, sich mit der auflösung des moments eben wieder in seinen normalzustand wandelt, ok physikalisch vielleicht nicht so ganz stimmig, korrekt… aber für mich geht das hier halt schon. es ist für mich etwas ganz sanftes, was da passiert, der sand, der erst eingefroren ist und dann wieder beginnt zu rieseln. leise. nichts großes.
naja. so empfinde wie gesagt ich das.
das wird also so bleiben hier in diesem text.

aber wer weiß, vielleicht greife ich trotzdem noch einzelne elemente des textes auf für andere gedichte, zb die von dir zitierten passagen, flora. :)

lg
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nera
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Beitragvon nera » 18.02.2016, 15:16

recht haste:)


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