herbstspät

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 11.09.2007, 23:23

herbstspät


auf lehm gebettet
unter gewölbtem ziegelroh
wo es feucht ist und doch warm

legst du mich wangenrot
neben dein birnenrund
für ein frugales wintermahl

heben wir uns auf


2. Fassung:

herbstspät


zur ruhe gelegt reif
und doch nicht tot
eingelagert wo asseln schaben

feucht ist es und doch warm
unter gewölbtem ziegelroh
auf lehm gebettet

legst du mich wangenrot
neben dein birnenrund
für ein frugales wintermahl

heben wir uns auf


1. Fassung:

herbstspät


zur ruhe gelegt reif
und doch nicht tot
eingelagert wo asseln schaben

feucht ist es und doch warm
unter gewölbtem ziegelroh
auf lehm gebettet

legst du mich wangenrot
zwischen deine Birnen
für ein frugales wintermahl

heben wir uns auf
Zuletzt geändert von Perry am 19.09.2007, 16:37, insgesamt 2-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 19.09.2007, 11:09

Hallo Elsa, Rala und Max,
ich sehe es mittlerweile auch so, dass mit den "Asselbild" meine Neigung zu detaillierten Naturbildern etwas zu stark rüberkommt und ein wenig von der eigentlichen Aussage ablenkt. Elsas Vorschlag ist deshalb vielleicht ein guter Ansatz, über den ich gerne nachdenke.
Danke und LG
Manfred

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 19.09.2007, 11:16

Lieber Manfred,

das freut mich, weil, je länger/öfter ich bei herbstspät verweile, desto gesicherter erscheint mir die Kürzung um Str.1

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 19.09.2007, 16:35

Hallo Elsa,
dann will ich mal die Neufassung reinstellen.
Danke fürs Feedback und LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 19.09.2007, 19:09

Lieber Manfred,

das klingt mir sehr rund nun ...

Eine schöne neue Fassung!

Liebe Grüße
Max

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 19.09.2007, 21:18

Lieber Manfred,

na bitte! Keine Kellerasseln mehr und dem Text hat das sehr genützt.

Sehr schön!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Rala

Beitragvon Rala » 19.09.2007, 21:40

Hallo Manfred!

Ich schließe mich mit Freuden der Aussage von Max an (war das jetzt so besser, Max?)

Liebe Grüße,
Rala

Perry

Beitragvon Perry » 20.09.2007, 22:47

Hallo ihr Lieben,
danke für die Zustimmung und LG
Manfred

Caty

Beitragvon Caty » 21.09.2007, 06:43

Hallo Perry, so richtig was anfangen kann ich mit diesem Gedicht nicht. Vom Obst kommst du unterschwellig auf Sexähnliches (falls ich das richtig verstehe) - naja. Nicht besonders originell. Mir scheint, deine Birnen liegen ganz in der Nähe vom Proll. Nicht dass ich was gegen die Liebe hätte, aber (nicht nur beim Gedicht) es kommt auf die Wortwahl an. Caty

Perry

Beitragvon Perry » 21.09.2007, 09:27

Hallo Caty,
deine Meinung in allen Ehren, aber da hättest du genausogut schreiben können: Ich mag keinen Obstsalat.
LG
Manfred

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.09.2007, 10:18

dir textarbeit
trug früchte ;-)

sale
hakuin

Caty

Beitragvon Caty » 21.09.2007, 10:29

Hier geht es nicht um Obstsalat, Perry, hier geht es um ein Gedicht. Und diesem Gedicht fehlt Substanz - meiner Meinung nach jedenfalls, auch wenn andere da anderer Meinung sind. Ich gehe mal die einzelnen Verszeilen durch, ich benutze dazu die 2. Fassung:

"zur ruhe gelegt, reif
und doch nicht tot"
Ich verstehe diese Gegenüberstellung von Reife zu Tod überhaupt nicht. Reife ist doch die höchste Stufe des Lebens und nicht die Anfangsstufe des Todes.

"Eingelagert wo Asseln schaben"
Asseln schaben nicht. Solltest du aber Asseln und Schaben meinen, müsstest du das schon schreiben, wegen der generellen Kleinschreibung, ansonsten wäre es ja klar, was gemeint ist.

"feucht ist es und doch warm
unter gewölbtem ziegelroh
auf lehm gebettet"
Feuchtigkeit bedeutet nicht generell Kälte, die Gegenüberstellung ist demnach nicht erklärlich. Ist, so geschrieben, also die Feuchtigkeit auf Lehm gebettet? Nein, so ist es überhaupt nicht gemeint, denn das Du legt in der nächsten Strophe das Ich "wangenrot" zwischen die "Birnen" des Du. Wer ist "wangenrot" - Ich oder Du? Halte ich zumindest für eine sexistische Anspielung, nicht besonders elegant ausgedrückt. Jetzt aber erklärt sich, wer hier eigentlich "zur Ruhe gelegt, reif und doch nicht tot" ist: Das Ich, nicht etwa zum Beispiel ein Apfel. Dass ich vom abgegriffenen "frugalen Wintermahl" nicht allzuviel halte, muss ich nicht sagen. Und jetzt kommt es: "heben wir uns auf".
Also doch kein Sex, verschoben auf später, April, April. Erklärlich, es ist nicht besonders gemütlich unterm "gewölbten ziegelroh".

Was, lieber Perry, willst du uns eigentlich sagen? Ich bin nicht dahintergekommen. So etwas wie einen roten Faden verträgt ein Gedicht schon. Die Anreihung von Wörtern ist meiner Ansicht nach noch kein Gedicht.

Caty



Der Höhepunkt: das "frugale Wintermahl". Naja.

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6793
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 21.09.2007, 11:26

Hi Caty,

ich stimme Dir zu, dass "feucht" kein Gegenteil von "warm" ist. Wie wäre es mit: "feucht ist es, doch auch warm" oder "feucht ist es, aber warm"?

Reife erreicht. Sterbephase. Hier sehe ich kein Problem bezüglich "Gegenüberstellung". Es muss ja nicht bedeuten, dass die Reife eben erst erreicht wurde. Die Frucht ist schon seit einiger Zeit reif. Üblicherweise ist diese Zeitperiode zugleich die Zerfallsperiode, zumindest was das Fruchtfleisch betrifft. Oder?


Salute

Pjotr

Perry

Beitragvon Perry » 22.09.2007, 15:40

Hallo Caty,
Mit dieser Art der Hinterfragung kannst du jeden Text zerlegen. Sollte es nicht so sein, dass der Leser versucht sich in die Gedankenwelt des Autors hineinzudenken und nicht der Autor erklären muss, warum er nicht so wie schreibt wie es der Leser interpretiert.
Zu den einzelnen Punkten:
" ... reif und doch nicht tot" steht für die Situation einer Altersliebe, um die es bei dem Gedicht ja auch grundsätzlich geht (Anfang des roten Fadens)
"eingelagert, wo Asseln schaben" mittlerweile ja nicht mehr im Text.
"... feucht und doch warm", da es hier um ein "einwintern" geht kann man davon ausgehen, dass eine kalte Feuchte gemeint ist, es aber nicht gefriert.
"frugal" bezeichnest du als abgegriffenes Wort, da kann ich nur milde lächeln. Ich habe dieses Wort, das hier im Sinne von "einfach" steht schon eine Ewigkeit nicht mehr gelesen.
Dass das Gedicht eine Altersliebe beschreibt, kann man auch daraus lesen, dass die Beiden ihre Früchte (wangenroter Apfel, reife Birnen) einander aufheben, sich ihre Lust bewahren wollen.
Vermutlich wird dich diese Erläuterung auch nicht zufrieden stellen, aber das muss sie auch nicht.
LG
Manfred


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste