Zehn Verse oder elf

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 31.07.2009, 18:14

ZEHN VERSE ODER ELF

Zehn Verse ist mir dein Atem
Oder elf
Gänzlich ohne Erleichterung

Ich taumle zwischen den Wimpernschlägen
Der Stadt und ihrem Staub
Du bist von Rauschen überbürdet
Geschwärzt
Gesanglos
Fern dem Jasmin
Tief dein Wort, und wund
Abgrund die Hand
In Gedanken
Fragment und Wasser
Vielleicht

-

VFM
Zuletzt geändert von FawzZalum am 05.08.2009, 11:13, insgesamt 4-mal geändert.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 03.08.2009, 21:23

Hallo ZafarFaraj,

was wollen diese fremdartigen Worte mir sagen, sie gehen sich schwer von den Lippen, erzählen sie, bringen sich durch ihr Sein keine Erleichterung.
Ihre Züge tragen den Atem, dem sie zehn Verse widmen wollen, vielleicht auch elf, diesem geschwärzt, gesanglos und fern dem Jasmin.

Die nächsten Worte türmen sich vor mir auf, schwer wie Berge, kein Wunder, dass sie ihr Gewicht
nicht halten können und zerbrechen im Wasser, im vielleicht.

So würde ich diese Zeilen interpretieren.

Gruß,
Stefan

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.08.2009, 10:33

Naja, vielleicht im Zusammenhang mit einem "Blick aus dem Fenster"...

Dein Kommentar ist für mich keine Interpretation, sondern nur Wiedergabe dessen, was schon geschrieben steht, sorry

Ist es zu unverständlich???

Herzlichst

Zafar

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.08.2009, 12:53

Hallo Zafar,

mir fällt es hier schwer, Zugang zu finden. Mein erster Gedanke war, dass du in deinem Gedicht eine Art "Gott" ansprichst ...
Aber ich glaube, da liege ich falsch, hm?

Saludos
Gabriella

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.08.2009, 14:56

:eek: Nee, um Gott geht es gewiss nicht...ich muss da wohl etwas deutlicher werden...mal schaun

Ich hab eine kleine Änderung vorgenommen, weiß aber nicht, ob das jetzt hilft.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.08.2009, 17:14

Hallo Zafar,
Ich hab eine kleine Änderung vorgenommen, weiß aber nicht, ob das jetzt hilft.

mir leider nicht. Dein Gedicht will nicht zu mir sprechen. :12:
Evtl. gehe ich auch zu verkopft daran. Ich weiß es nicht. Vielleicht sind da andere schlauer. ,-)

Saludos
Mucki

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.08.2009, 17:20

:blink1:

jondoy
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Beitragvon jondoy » 04.08.2009, 20:40

Hallo Zafar,

im Moment kann ich dazu nur sagen, gestern wusste ich nicht, wie ich das Lesen soll.

Entweder so
Ich taumle zwischen den Wimpernschlägen dieser Stadt und ihrem Staub

oder so
Ich taumle zwischen den Wimpernschlägen.

Dieser Stadt und ihrem Staub.

Jetzt unterteilst du diese Zeile nochmals.

Ich taumle zwischen den Wimpernschlägen. (Dieser Zustand könnte kurz vor einer Ohnmacht liegen)

Dieser Stadt.

Und ihrem Staub.

Also gehts in letztere Richtung.
Meine Phantasie assoziert aus den so skizzierten Strichen eine Stadt in einer Wüste.
Vielleicht auch in einer gefühlten Wüste.
Allerdings. Staub überzieht jede Stadt. Wer sich in ihr länger aufhält.

Hab im Moment keine Idee.

Er trägt eine Bürde. Wie kann dieser "Du" von Rauschen überbürdet sein? Und was ist mit Rauschen gemeint?

Ich komm nicht drauf. Ich weiss auch nicht.

Gruß,
Stefan

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.08.2009, 10:23

Naja, vielleicht wird es klarer, wenn ich noch Weiteres aus "Fremdblaue Verse" - einer Zusammenstellung von Gedichten/Versen, die alle in relativ kurzer Zeit und ähnlicher Stimmung entstanden - poste :icon_redface:

Lydie

Beitragvon Lydie » 05.08.2009, 10:25

Hallo liebe Zafar,
Stefan und Gabriella,

Hier ein Versuch. Manches mag dabei über die Intention hinausgehen.

Erster Leseeindruck: die Verlorenheit und Erdrücktheit des LI, wie es Stefan ja m.E. sehr gut einfängt bis hin zur Hilflosigkeit, da überhaupt noch etwas anderes dazu sagen zu können als "Die nächsten Worte türmen sich vor mir auf, schwer wie Berge, kein Wunder, dass sie ihr Gewicht
nicht halten können und zerbrechen im Wasser, im vielleicht. " Schwere und Trostlosigkeit.

Die Frage ist schon, wer ist das "du". "dein Atemn", "du bist", "dein Wort". Ein Dialog von LI zu LI? Oder zu einem menschlichen LD? Oder so etwas wie der Geist der Stadt, die ja personal dargestellt wird, als lebendiges Wesen, das mit den Wimpern schlägt, von Augenblick zu Augenblick, Momentaufnahme zu Momentaufnahme.

LD und Stadt verbinden sich jedenfalls, sind beide etwas, das das LI taumeln lässt, es überbürdet. Gegenpole: Staub, überbürdendes Rauschen(d.h. ja dass sich keine Worte unterscheiden lassen und damit auch keine Bedeutung, nur Sinnesüberflutung), Schwärze, Gesanglosigkeit auf der einen und der Jasmin, der Gesang, auf der anderen vielleicht auch (ungesagt) Helligkeit, oder Farben, etwas wie "lyrischer Gesang", der hier zu Anfang gleich steckenbleibt. Verse, zehn oder elf, die sich mit dem Atem nicht zu Gesang verbinden, steckenbleiben, keine Erleichterung bringen, wie es Lied als Ausdruck der lebendigen Seele vermag.

"Tief ist dein Wort, und wund
Abgrund die Hand".

Wie kommt es zu dieser Tiefe des Wortes? Ist es vielleicht doch ein menschliches LD? Und mitten in einem Sinn und Schönheit verschlingenden Stadtszenario ist da jemand, dessen Wort Tiefe hat? Von Verletzlichkeit und Verwundbarkeit zeugt? So dass der Leser fast erleichtert ist? Auch wenn es über Schmerz geht, ist da Menschlichkeit?

Abgrund die Hand, nicht fest, nicht tröstlich, nicht tastend, sondern Ausdruck von Abgründigkeit (passt zu "Tiefe" und "wund") und wieder dieses Grundgefühl der Verlorenheit. Von Hand zu Hand ist da (nur?) Abgrund. Aber doch der Ort, von dem her etwas geschehen könnte?

In Gedanken. Des LD? Des LI? Fragment, ist das mehr als 10 oder 11 Verse? Fragment von etwas, das einen etwas grösseren Sinnzusammenhang ergeben könnte?

Wasser sehe ich als gänzlich positiv, Gegenstück zu Staub und Schwärze, Gesanglosigkeit. Wasser bringe ich in Zusammenhang mit "Erquickung", "Quell", vielleicht sogar Befreiung.

Vielleicht?

LG

Lydie

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.08.2009, 10:59

Lydie hat geschrieben:Die Frage ist schon, wer ist das "du". "dein Atemn", "du bist", "dein Wort". Ein Dialog von LI zu LI? Oder zu einem menschlichen LD? Oder so etwas wie der Geist der Stadt, die ja personal dargestellt wird, als lebendiges Wesen, das mit den Wimpern schlägt, von Augenblick zu Augenblick, Momentaufnahme zu Momentaufnahme.


Naja, so entrückt war es ja dann doch nicht...dass "Stadt" im Gedicht eine besondere Bedeutung hat, hab ich ja schon angedeutet. Ja, aber es ist nicht nur der Geist einer Stadt, es tatsächlich eine Stadt...dem Jasmin nach vermutlich eine orientalische, vom Schicksal geschlagene - das zeigen Worte wie:

Staub - von Rauschen überbürdet - geschwärzt - gesanglos - fern dem Jasmin - tief dein Wort, und wund - Abgrund die Hand

ja ganz deutlich, finde ich. Sie charakterisieren die Stadt, wie sie dem LI momentan erscheint. Vielleicht sogar sein Leben, seine Stimmung. Denn der "Atem" - ein durchaus interpretationswürdiges Wort hier - lässt das LI 10 oder 11 Verse schreiben...klagende Verse ganz offensichtlich

"Fern dem Jasmin" deutet, wie du schreibst Lydie, auf etwas positives Ungesagtes hin

"Tief ist dein Wort, und wund
Abgrund die Hand"

Die Tiefe ist hier nicht positiv, stellt keinen Gegenpol zum Stadtszenario dar. Es sind keine zwei LDs. Nicht Stadt und Mensch. Die Tiefe steht im Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen und dem folgenden Wundsein. Wie ist denn ein Wort, wenn es schmerzerfüllt ist? Sicher nicht klangvoll und glockenhaft...sondern dumpf, trüb...naja, und bei mir eben "tief"

Abgrund die Hand, nicht fest, nicht tröstlich, nicht tastend, sondern Ausdruck von Abgründigkeit (passt zu "Tiefe" und "wund") und wieder dieses Grundgefühl der Verlorenheit. Von Hand zu Hand ist da (nur?) Abgrund.


Das passt sehr gut. Hand ist auch hier nicht als die Hand eines Menschen zu sehen. Es verhält sich wie zuvor mit den Wimpernschlägen. Die Stadt erhält anthropomorphistische Eigenschaften.

Das "in Gedanken" (des LI) ist praktisch ja der Gegensatz zu dem, was gesehen wird, was das LI vorher beschreibt. Es gibt die eine beschriebene Seite, und eine in Gedanken (die vielleicht nahe dem Jasmin ist???), die auch nur Fragment ist (sowie das staubige, trübe, wüste Bild). Das Bild, was das LI in Gedanken hat, wird ja nur angedeutet, es scheint aber doch gegensätzlich zu dem vorher Genannten zu sein. Wie du richtig sagst, eben wassergleich, also wallend, seidig, weich und klar.

Das "vielleicht" ist ja der elfte Vers...es spiegelt irgendwie Zweifel wieder, dass das Gesehene, in der Mehrzahl der Verse beschriebene nicht alles sein kann...dass das Herz des LI doch am "Du" hängt...

:rolleyes: ich hab ich mich erklärt, och man

Herzlichst

Zafar

jondoy
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Beitragvon jondoy » 07.08.2009, 17:48

Hallo Lydie, Hallo Zafar : - ),

wollte euch beiden bloß mal rückmelden, dass eure Kommentare nicht im Off verschwunden sind, sondern ich sie mit Interesse gelesen habe.

Zur den "mir den Wüstensand vor den Augen vertreibenden" Erklärungen von Zafar hätte ich ja eigentlich schon mehr zu sagen *grins*, aber die Sommerhitze, die lässt das nicht zu,
mir ist in der flirrenden Hitze diese woche mal so ein bild in den kopf gestiegen, wie ein Flaschengeist, wenn ich jetzt mit Jungs vom Bau susammen sitzen würde und denen bei einem Bier kurz das weitergeben sollte, wie du den Text erklärt hast, worum es darin geht, würde ich die Jungs fragen: Habt ihr schon einmal einer metaphorischen Fata Morgana persönlich die Hand geschüttelt?

Das sag ich jetzt so ganz unreflektiert dahin, Zafar, verstehs ja nicht falsch.
Auch wenn ich jetzt (nach deiner Erklärung) ja immer noch weiter im Nebel stochere, was der Text sagen will, würde ich doch sagen, so falsch bin ich gar nicht gelegen, ich glaub, irgendwie hatte ich deinen Text in diesem Sinne auch davor bereits schon verstanden, aber "konkret" könnte ich das an nichts festmachen, das würde auch der Text nicht wollen...

Jedenfalls :- ), gelesen hab ichs.

Gruß,
Stefan

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 07.08.2009, 17:56

Schon klar, bevor ich nicht explizit sage, dass es sich um al-Quds, Beirut oder Baghdad handelt, ist hier wohl gar nichts klar, mh ;-)

Metaphorische Fata Morgana also...soso

jondoy
Beiträge: 1664
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Beitragvon jondoy » 07.08.2009, 18:16

Weisst du, Zafar, das ist ;-) auch eine Kunst, es so rüber zu bringen, dass es so auf mich wirkt : - )

Ich liebe die Bandbreite an Sprachen hier in diesem Forum, deine Form ist auch etwas sehr spezielles : - )


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