der postmodernen priapismen fünfter teil
„ich packe die zeit am schopf, ihr untertan ist haut und haar. ich, jedoch, amorph und bitterkühn, entreiße mich den gewässern der zeit und nichte mich hin zu den tiefen reliefen des ur. mag mich toll der boden heißen, irrlichtern der himmel, in mir ist ein tief, dass der welt nicht anheimfällt. fern von wesung und charakter, fern von tugend auch und zeugnis liegt es, auch dem emotional durchtränkten entzieht es sich. es ist auch nicht die liebe, das graue wort der zeit, die blind und schwer zwischen den tränen ging.
ich bin anachronist, ein zeiteneiner. mögest du mich kategorisieren, ich wäre die endkategorie, die euer mit fahlem wissen und endzeitlichem selbsterlesenem grauen mir zuerlegt. ihr, die ihr nach gesetzten handelt krankmachend die erde. ihr, die ihr politik betreibt jenseits des volkes. ihr, die ihr den samen vergiftet und die wurzel kappt. bis zur letzten versengten fiber der mündigkeit zersetzt ihr den menschen in seinem reinen bestreben nach alleinigkeit. welt und wesen, ding und gott, ein verpestetes konglomerat durch faslche tiefen, die ihr niederlegt. so regt ihr zum kosnum, tropft bella donna in die augen der grauen, um sie für immer sich selbst fremdzuzuzwecken.
wer noch pysiognomie hat, ist bald gebrochen. wer noch herz hat bar des weltschmerzbeladenen, möge er aufstehen und für taube schreien, möge er die augen wund sehen, blutend für die schmerzlos gewordene geisel, die wir sind.
ich trete zurück, vom spiegel. spüre das gift in meinen adern, spüre das blei, das mich durchspült, spüre die krankheit, die mich zweifeln lässt. und drehe mich um“-
(tagebucheintrag seumenichts, gefunden am tag seines ablebens)
seumenicht wachte auf, die schmerzen in der linken schläfe hielten ihn als geisel. es waren jene momente, in denen er spürte, dass der schmerz ein rein zerebrales, geistiges element ist. er kasteite sich, für keinen glauben. seumenicht glaubte nicht, an nichts. nicht an das grüne gras, nicht an himmel und erde, er glaubte an keinen begriff, er glaubte an kein immer und an kein nichts. er hieß sich zustand, vergebliche eindrücke, die er sinngepachtet niederlegte in den grund seines irgendwas.
er versuchte zu überlegen, welchen traum er hatte. er hatte jedesmal denselben traum, das erahnte er, aber welchen, war ihm schleierhaft. er wusste nur, dass in jenem moment des erwachens ein verwaschenes selbst in ihm war, kaum zu vergleichen mit jener selbststruktur, mit der er sich heute morgen noch ins bett gehend wissen wollte.
er ging ins bad, machte licht und sah sich im spiegel an. er war alt geworden, hatte graue schläfen und einen leichten drei-tage-bart. er wusch sich die pest aus dem mund, verrichtete seine notdurft und ging, in schwarzem jackett, ein weißes hemd darunter, gebügelter hose und glänzenden lackschuhen, an die rezeption.
der mann dort erzählte einer neu angetroffenen gruppe von französischen touristen alles über das hostel, regelte formalitäten. seumenicht fiel eine junge dame auf. sie hatte braunes haar, zum zopf gebunden, eine etwas buschikose figur, zerrissenne jeans und eine nicht angezündetete zigarette im mund. er ging zu ihr hin, holte sein feuerzeug heraus und wollte ihr feuer geben, was sie lachend verneinte. ss stellte sich heruas, dass es eine kaugummizigarette war. „oh, pardon. je seulement..““pas de probleme, monsieur.“ sie blinzelte, ihre braunen augen schauten ihn milde an. seumenicht wollte ihren namen wissen, doch die gruppe zog schnell richtung zimmer. „welches zimmer haben die?“, fragte er den mann an der rezeption. „das darf ich ihnen nicht sagen.“ „ach, so’n quatsch. was ist denn dabei? staatsgeheimnis?“ „so was ähnliches.“ der mann lächelte, so süffisant, dass ihm seumenicht gerne ins gesicht geschlagen hätte. er hasste süffisante menschen. er nahm einen zettel aus dem jackett, schrieb mit roter tinte seine zimmernummer und seinem namen drauf und gab den zettel dem mann. „geben sie ihr bitte diesen zettel. ich weiß nicht, sie kommt mir bekannt vor.sie weiß es nur noch nicht.“ und gab ihm 10 € zur versöhnung. dieser nahm es und versprach die sache zu überbringen.
seumenicht konnte nicht gut mit frauen. wenn die tiefe, bar des physischen, berührt wurde, verschlang die ungeduld und das mißverständnis die erhabene stimmung nach einem koitus. am liebsten wäre ihm die dauerhaft non-verbale kommunikation mit frauen, ja, mit menschen überhaupt. wozu sprechen? worte, diese fetzen? er wusste, dass es reize gab, die jenseits der verbalen kommunikation lagen. die ersten zwei sekunden entscheiden alles, und die restlichen tage, stunden, wochen bedeuten das lossagen eben jener entscheidung.
er lief durch die straßen. es hatte sich nichts verändert. die frankfurter allee glich einer nie enden wollender lichterbandkette. einzeln schoben sich motorräder an den autos vorbei. es war stresszone und gewollte gaukelei der beiläufigkeit. jeder schien in seinem apparat eine betriebsanleitung der tagesabwickelungen zu besitzen. stressoren, seelenauswucherungen, letzte hindeutung, bevor das haus erreicht und das sein ins virtuelle schmolz. das waren die fururnkel der neuzeit- fußballfieber und pathologisches chatten mit dem unsichtbaren. die namenlosen, gekleistert an die propaganda der fünfprozentköpfigen, die die verwaltung der welt und der unmündigen,die faul, fett und feige sind. hass. seumenicht empfand hass, und mitleid. er wusste ob seines hasses der tatsache, dass er genauso war. das ein lang erwarteter brief einer unbekannten, die sich für das gleiche musikstück wie er interessierte, wundekerzenkurzes glück in sein bauchfell flimmern konnte.
der alkohol von gestern zeigte noch wirkung. er fühlte sich wie auf eisigem asphalt.hungrig ließ er sich bei einem dönerladen einen döner geben,. das fleisch war halb verbrannt, die soße tropfte an beiden seiten herunter, als er gierig aß.
es war sieben uhr abends, mildes licht lag über der stadt. als er in die kneipenmeile hineinlief stolperten ihm ein paar junge frauen entgegen. lachend, den leichtsinn in sich tragend unterhielten sie sich über einen kinofilm, in dem ein anderer den anderen auslachte. so jung waren sie, so jung und irgendwie unschuldig. seumenicht hatte sehnsucht. er schmeckte die zwiebel in seinem rachen und beschloß, ein bier trinken zu gehen. Auf einer bierbank nahm er platz, kramte nach den zigarren und zündete sich genüsslich eine an. „hallo, was darfs sein.“ Ein junger kellner fragte nett, fast überschwänglich nett. „ein bier, egal, welches.“ anonym, das war seine lieblingssituation. einsam vom berg herunterzuschauen oder am bach zu stehen, oder sich wundgelaufen anonym melden bei niemand. keiner, der ihn rief. keiner, der was von ihm wollte.
drei bier später setzte sich ein alter mann ihm gegenüber. seumenicht spürte die geier um seinen kopf. „ein bier, bitte.“ gebrechlich, fast schon in der kehle blieb die letzte silbe in seinem hals stecken. keine zähne, die linke hand zitternd, versäumtes mittelmaß hin zum flaschenfischer. er schrieb etwas auf einen zettel. seumenicht wurde neugierig. was schrieb er da? einmal hatte er aus mitleid einem obdachlosen ein bier ausgegeben, wonach dieser ihm einen zettel in die hand drückte, auf dem irgendwelche dubiosen dinge über babylon draufstanden. was er wohl schrieb. es drängte ihn zu fragen. „na, guter mann. was schreiben sie denn schönes?“ den kopf halb aufgerichtet, die augen halb geöffnet, die haut ein tuch bestickt mit rosazea sah er ihn schweigend an. „ich schreibe über die wüste, mein herr.“ „über die wüste?“ „ja, über und hier, mein herr“ „sie meinen uns großstadtindianer, die durch die wüste gehen. soviel angebot, doch nichts wirklich brauchbares, nicht?“ „ja und nein, mein herr.“ sein bier kam, er trank es schnell. seumenicht bestellte gleich zwei, für ihn und seinen wüstenmann. „wissen sie, ich glaube auch, dass wir in einer wüste leben. ich meine, sehen sie sich doch nur mal die angebliche oase des glückes an, nichts als phatamorgana.“ „sie halten sich wohl nicht für ein sandkorn, mein herr?“ „wie meinen sie das“ der mann lächelte und schrieb weiter. seumenicht fühlte sich zurückgewiesen. wie kann der mann so eine frage stellen? „wie meinen sie das?“ die bier kamen. „wissen sie, sie werden die dinge nicht los, indem sie sie verneinen, damit bejahen sie sie. sie müssen sie übersteigen, damit sie oase werden. um mit ihren begriffen zu reden.““aber sie suchen doch auch diese oase und sind sie nicht. ich meine, sie leben doch genauso im wüsten sein wie ich. wir sitzen beide hier, trinken ein bier mit mehrwertsteuer und zünden alle mit die bombe an, die uns den arsch hochjagt.““sie reden von dieser wüste. ich dachte, sie reden von ihrer wüste.“ „das ist auch meine wüste. alles.“ „haben Sie keine beschäftigung?keine leidenschaft?““Doch, ich spiele geige.ich war berufsmusiker und sie?“seumenicht merkte, wie seltsam schnell seine anonymität durchbrach, hin zur simplen rettung seiner phatamorgana“ ich? ich schreibe. und warte-„ „auf was?““das ich auf den besseren geschmack komme.“ er trank sein bier und stand auf. „hier, für sie. heute wollten die verse zu ihnen. danke für das bier.“
er drückte ihm, halb verknüllt, das papier in die hand. seumenicht sah ihm nach, langsam ging der mann die straße entlang und verschwand in einem alten, mit billigen graffittimustern beschmierten haus. der mann hatte schnell sein bier getrunken. von welchem besseren geschmack sprach er? langsam öffnete er das papier:
rückwendend
mein eigenes glück-
limes
(streng gegen minus unendlich)
beim essen einer orange
letzte gustatorische reste
(wie wohl die wespen genießen?)
einer ungeahnten vorwelt-
im sozialsalon
oder diskursiv erörtert
beim verzettelungsmonolog
nachts im andernheim (körper)-
von der decke fallende stichnadeln
wenn die kongestion sich
streng vereinfacht:
alles ist primär
vorhautstraum.
leben scheidet sich
in lust und leere.
und glück?
wenn die zeiger fallen,
das selbst im strudel
bis zur säuglingsebbe
reinster inkarnation
ins ruhige wasser schlackt-
hinwendend
(limbal)
ins fremd-eigene
furchenglück.
seumenicht teil 5
Hallo Georg,
nachdem du mehrfach auf das Missverhältnis zwischen Kommentaren zu fremden Texten und dem Einsetzen eigener Texte aufmerksam gemacht wurdest, sehe ich jetzt erneut zwei z.T. längere Texte von dir und finde deine Ignoranz, gelinde gesagt, unverschämt.
Wir leben hier vom Austausch, nicht von der Selbstdarstellung einzelner!
Herby
nachdem du mehrfach auf das Missverhältnis zwischen Kommentaren zu fremden Texten und dem Einsetzen eigener Texte aufmerksam gemacht wurdest, sehe ich jetzt erneut zwei z.T. längere Texte von dir und finde deine Ignoranz, gelinde gesagt, unverschämt.
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