mister john lee

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DonKju

Beitragvon DonKju » 12.03.2009, 21:25

[beitrag vom autor gelöscht]
Zuletzt geändert von DonKju am 11.07.2015, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.03.2009, 00:41

Hallo Hannes,

mit diesen kurzen Zeilen wirst du Hooker nicht gerecht. Da müsste viel mehr rein. Auch würde ich das "boom boom boom" als Refrain nehmen mit noch einer Zeile darunter. Wohl fast jeder hat diesen Klassiker im Ohr und damit auch den Rhythmus. Du könntest hier eine Art Hymne schreiben in Form eines songs mit einem Refrain (s.o.) und im Text über sein Leben erzählen. Das fände ich sehr spannend. Was meinst du?

Saludos
Mucki, die gerade das Boom Boom Boom voll im Ohr hat ,-)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 13.03.2009, 10:31

Hallo Bilbo!

Ich muss gestehen, gegenüber diesem Text eine fast schon reflexartige Abneigung zu haben, einfach weil ich nicht in der Lage bin, dieses "im | Blut, "die | Saiten", "den | Boogie" anders denn als lyrische Effekthascherei wahrzunehmen. Aber vielleicht hat es inhaltliche Bezüge, die ich gerade nicht sehen kann? Hilf mir weiter :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Last

Beitragvon Last » 13.03.2009, 11:30

Durch die Enjambements wird das Lesetempo etwas verzögert, der Rhytmus etwas versetzt. Das ähnelt dem, was rhytmisch auch beim Blues passiert.
So habe ich die Zeilenumbrüche jedenfalls gelesen. Ich denke nicht, dass sie den Anspruch auf eine höhere Bedeutung erheben.

DonKju

Beitragvon DonKju » 13.03.2009, 12:41

Hallo Gabriella,

mir fällt dazu schon einiges ein, ich möchte aber noch etwas abwarten mit einer ausführlicheren Antwort, um andere "Leser" nicht zu beeinflussen. Ich hoffe, das ist OK für Dich.

Hallo ferdi,
gerade mit den Enjambements bin ich ein paar Tage schwanger gegangen, vielleicht genau aus dem Grund, den Du hier anführst; Schlußendlich war es dann aber so wie es ja auch in Lasts Kommentar anklingt. Um bloßer Effekthascherei willen hätte ich es bestimmt nicht getan, das finde ich schon ein bißchen arg. Ansonsten hätte ich schon gerne gewußt, ob der Text, davon mal abgesehen, bei Dir "ankommt" ?

Hallo Last,
danke für die "Schützenhilfe", so war das beabsichtigt und nicht mehr. Und ebenso nachgefragt : Hast Du auch eine Meinung zum Text ?

Liebe Grüße an Euch drei von Hannes

Last

Beitragvon Last » 13.03.2009, 13:51

Ja, eine Meinung habe ich auch. Die Enjambements haben bei mir funktioniert, einen Effekt erzeugt der eben klanglich, rhytmisch auf mich gewirkt hat. Diese rhytmische Lesart hat auch Lesegenuss bereitet.
Ansonsten finde ich nichts großartig Erwähnenswertes. Ich habe deshalb angenommen, dass der Text auch auf diese Rhytmisierung hin angelegt war.
Als Kritik bleibt deshalb nur, dass mir das Verb "hämmern" auf einer Gitarre nicht ganz einleuchtet.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.03.2009, 17:32

Hallo Hannes,

hm, also einen Rhythmus kann ich hier nicht "hören" :12:

Taube Grüße
Mucki

DonKju

Beitragvon DonKju » 13.03.2009, 23:04

Hallo Gabriella,

nun kann ich einen Rhythmus nicht in den Leser zwingen, selbst wenn er für mich durch die Setzung gegeben sein wollte; Allerdings kann man ihn wohl eher "fühlen" als denn tatsächlich "hören".

Hallo Last,

schade, daß der Text nicht mehr bei Dir auszulösen vermag. Ein Indiz, daß Anspielungen vielleicht nicht verstanden werden können, welche dem Autor sonnenklar erschienen - was den Text dann nicht gelungen erscheinen lässt. Was nun das "Hämmern" angeht, so ist es ein ganz klein wenig dichterische Freiheit, andererseits bearbeiten manche Bluesgitarristen wie z. B. Son House ihr Instrument durchaus nahezu auf die beschriebene Weise ...

Auch hier Spätabendgrüße an Euch beide vom Hannes

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 00:32

Lieber Hannes,

Ich hab mal einen Film über Hooker gesehen, er war schwarz/weiß.
Hooker saß auf einem Hocker vor einer Bar (?) auf der Straße und spielte diesen Song.
Er klopfte mit dem Stiefel den Rhythmus ein, ehe er loslegte, in die Gitarre haute und "boom boom boom boom" sang. Es war voller Lebenslust und Kraft, ich war hin und weg von seinem Charisma.

Nach dem o.g. Eindruck, den ich immer noch spüre, würde ich dein Gedicht so lesen:

boom boom die stiefel
heiser boom boom
und die gitarre, mann, mann
let's boogie ungebrochen
boom boom boom boom


Das ist eben der Eindruck.

Deine Zeilen kommen mir zu kühl vor, zu sehr von außen.

Ich würde da mehr Saft und Blut reinzubringen versuchen, ich meine
nicht in Worte gekleidet sondern als Subtext, so unten drunter. Wahrscheinlich ist das jetzt recht unverständlich, was ich sagen will, hm.

Aber die Idee, Mister John Lee eine Ode zu schreiben, finde ich klasse!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Last

Beitragvon Last » 14.03.2009, 00:40

schade, daß der Text nicht mehr bei Dir auszulösen vermag. Ein Indiz, daß Anspielungen vielleicht nicht verstanden werden können, welche dem Autor sonnenklar erschienen - was den Text dann nicht gelungen erscheinen lässt. Was nun das "Hämmern" angeht, so ist es ein ganz klein wenig dichterische Freiheit, andererseits bearbeiten manche Bluesgitarristen wie z. B. Son House ihr Instrument durchaus nahezu auf die beschriebene Weise ...


Naja, dass ich Anspielungen nicht aufschlüsseln kann, liegt sicherlich auch an fehlendem Hintergrundwissen. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen deshalb machen. ich halte den Text auch nicht für nicht gelungen. Es hat ja Freude gemacht ihn so lange zu lesen, bis dieser Swing-Effekt zwischen den Zeilen weg war, weil man wusste wie es weiter geht.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2009, 01:00

Hallo Hannes,

schmeiß bitte die Flinte nicht ins Korn. Schau mal, was Elsie schrieb. Genauso, auf diese Art dachte ich mir das, nur halt länger. Immer wieder Fetzen von Hooker rein und dazwischen das boom boom boom boom. Du bist doch ein Blues-Fan und somit sicher auch Kenner. Versuch es doch mal, hm? Ich fände es echt klasse.

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2009, 10:01

Lieber Hannes,

nochmal. Es ist so wie Mucki sagt, und meine Zeile nur ein viel zu kurzer Gedanke zu Hooker.
Es sollte schon länger gehen, und ich würde mich sehr über weitere Versuche dazu freuen!

Lieben Blues-Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

DonKju

Beitragvon DonKju » 15.03.2009, 12:38

Hallo, da bin ich nochmal ...

... aber ehe ich nachher auf die letzten Kommentare eingehe, stelle ich jetzt sozusagen als "Auflösung" einen längeren Beitrag ein.

„Vom Finden und Erfinden der Poesie“ aus meiner Sicht

Es mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, aber es scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, einmal den „Entstehungsprozess“ eines meiner Texte, wenigstens in Schlagworten, näher zu beleuchten.

- Motivation

Letztendlicher Auslöser für „mister john lee“ war der Erwerb einer DVD, welche ein Mitschnitt eines Auftritts in Montreal 1980 ist. Dazu kommt, dass er zu den wahren Größen des Blues gehört sowie die simple Tatsache, dass ich eben Bluesfan bin.

- Zielsetzung

Es ging bewusst lediglich um das Herausstellen einiger markanter Charakteristika, die neugierig machen sollten auf diesen Mann, das Verlangen nach „mehr“ wecken sollten. Und vielleicht eine, wenn auch ganz kleine und bescheidene, Ehrung einer Ikone des Blues zu versuchen.

- Entstehung und Symbolik

Im großen und ganzen entsteht der Text in einem Guss, bilden sich aus einzelnen Worten und Assoziationen wie aus einem inneren Zwang heraus die zugehörigen Sätze. Und es bestehen wenig Zweifel, genau so will der Autor den Text haben, er fühlt sich irgendwie genau richtig an.

Die Verwendung metaphernreicher Passagen erschien mir hier weitgehend unangemessen. Eine Ausnahme bildet die erste Zeile, in der die Kapitelüberschrift „Der mit der Hahnenfeder“ aus dem Buch „Krabat“ von Otfried Preußler, lediglich frei ergänzt um das „roten“ genutzt wird. Die kleine Ergänzung erklärt sich aus der simplen Tatsache, dass Hooker bei diesem Konzert in Montreal tatsächlich eine rote Feder am Hut trägt. Hier wird auf die Tatsache, dass man dem Teufel seine Seele für den Blues verkaufte, sowie den dann manchmal genutzten Beinamen eines „devil’s son in law“ von einigen Bluesmusikern angespielt. Lange Zeit galt der Blues selbst unter Schwarzen als Teufelswerk, und nun ja, Verträge solcher Art wurden natürlich auch mit Blut unterzeichnet.

Der Titel wurde absichtlich verkürzt auf „mister john lee“. Um aber sicherzustellen, dass jeder Leser das „Hook“er ergänzen kann ist als Schlusspassage einer seiner, nicht zuletzt durch die Benutzung in der Werbung, allseits bekannter Titel = „Boom Boom“ gesetzt worden.

Dieser Song beginnt mit den Worten „Boom Boom – Boom Boom“ und diese Wortfolge beschließt das Gedicht, ist aber gleichzeitig als entscheidender Hinweis zum Lesen gedacht. Denn es sind vier Schlaglichter oder Schlagzeilen, die im Text vorher gesetzt werden. Hinzu kommen die vier, durch die Enjambements in die nächste Zeile gestellten und damit sprachrhytmisch hervorgehobenen Worte = hahnenfeder – blut – saiten – boogie. Alle drei Elemente = Schlagzeilen, Schlagworte und die Schlusspassage beinhalten also jeweils vier Elemente.

Die Enjambements brechen den Rhythmus der jeweiligen Schlagzeile absichtlich auf. Sie sollen aber auch auf den manchmal abgehackt klingenden, rauhen Gesangsstil Hookers anspielen, sowie natürlich die Schlagworte besonders hervorheben.

Treiben wir die Zahlensymbolik nun noch etwas weiter, so ergeben vier Schlagzeilen plus vier betonte Schlagworte plus die vier „boom“ in der Schlusspassage die Zwölf = das Taktschema des Blues.

(Angeregt zu diesem kleinen Exkurs wurde ich auch durch folgendes Buch: Die Hölderlin Ameisen - Vom Finden und Erfinden der Poesie / Hrsg. von Manfred Enzensperger ; [Köln : DuMont ; 2005], das ich persönlich für durchaus empfehlenswert halte)

So viel also dazu, als Resümee muss ich allerdings festhalten :

Schlussendlich ist aber alles das vergebens, wenn der Text den Ereignishorizont des Autors verlässt und in den Ereignishorizont des jeweiligen Lesers eintritt und dort diese Zusammenhänge nicht mehr offenbar werden lässt. Ich weiß hier leider nicht mehr, wer das zumindest so ähnlich bereits einmal gesagt hat, sonst hätte ich die Quelle fairerweise auch benannt; Es beschreibt aber sehr treffend den ablaufenden Vorgang. Man könnte auch eine Bemerkung unseres ferdi heranziehen, der bei einem meiner anderen Texte (= Frostmorgen) anmerkte, dass die Intention des Autors und die Rezeption des Lesers zwei Paar Schuhe sind, die sich nicht zwangsläufig gleichen müssen (Eine Wiedergabe in etwas anderen Worten, aber sinngemäß doch wohl richtig).

Nur mit dieser Tatsache muss wohl jeder Autor, aber eben auch jeder Leser leben.

Für Last : Noch ein knappes Danke für die Rückmeldung

Zu guter Letzt für Elsa und Gabriella gleichermassen : Auch wenn, zumindest für Euch beide, mein Textlein die "Erwartungen" nicht erfüllen konnte, danke ich Euch für die offenen Worte und Anregungen; Die Idee einer "Ode für John Lee" werde ich mir auf jeden Fall durch den Kopf gehen lassen - aber das wird etwas Zeit brauchen.

Bis dahin seid alle lieb gegrüßt von Hannes

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 15.03.2009, 23:23

Hallo Bilbo!

Also "neugierig" geworden bin ich durch diesen Text sicherlich nicht. Er liest sich für mich eher wie an einen kleinen Kreis von Wissenden gerichtet, wie ein Bekenntnis zu einem gemeinsamen Wert. Ich fürchte, wenn du wirklich Neugier wecken willst, must du schon, wie es die anderen ja auch angeregt haben, weiter ausholen. Bis dahin jedenfalls bleibt dein Held zumindest für mich ein vage bekannter Name und ein Auftritt bei den Blues Brothers ;-)

Zu den Formalismen: Es ist sehr schwer, in einer Zeit, in der eine gemeinsame Grundlage, ein gemeinsames Verständnis über das, was Struktur ist und was sie leistet (leisten kann), fast völlig fehlt, so ausgefuchste Gedankengänge wie die deinen nachvollziehbar zu transportieren.

Die "Hölderlin Ameisen" sind, na ja, lesbar; vom Hocker gehauen hat mich der Band nicht. Aber wenn man mal ein paar Abende Zeit hat - warum nicht :-)

Ferdigruß!
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