Jakobsweg

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 03.07.2008, 11:33

Jakobsweg

„El camino comienza en su casa“
(Der Weg beginnt in Ihrem Haus)


Jeden Morgen betrete ich meinen Pfad
er führt nicht nach Santiago de Compostela
aber auch er ist staubig und ohne Schatten

Ich trage keinen stützenden Stab
niemand reicht mir Wasser aus der Muschel
und wenn ich strauchle büße ich sofort

Trotzdem sehe ich im späten Licht
die romantische Kathedrale auch
wenn es nur eine Bushaltestelle ist


PS: Bleib mal da

DonKju

Beitragvon DonKju » 03.07.2008, 21:35

Hallo Manfred,

irgendwo habe ich mal zum Thema "Pilgern" gelesen, daß es eigentlich nur darauf ankommt, sich auf den Weg zu machen - da kann denn auch die Bushaltestelle zur Kathedrale werden - Hat mir Spaß gemacht, den Text zu lesen

Einen Abendgruß von Bilbo

P. S. Danke für die Übersetzung der spanischen Zeile, weil alles konnte ich mir mit meinem mittlerweile verstaubten Schülerlatein nicht zusammenreimen

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leonie
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Beitragvon leonie » 03.07.2008, 21:40

Hi perry,

das Pilgern runtergebrochen auf den Alltag mit einem Augenzwinkern. Leicht und doch hintergründig. Gefällt mir!

Liebe Grüße

leonie

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 03.07.2008, 21:46

Hallo Perry,

das leicht amüsierte P.S. (so kommts mir zumindest vor) mag ich ganz besonders an dem Text.

In V2 ist mir das trage..stützenden Stab suspekt. Habe ist zu beliebig, aber tragen klingt seltsam.

Gern gelesen

Gruß

Sneaky

Perry

Beitragvon Perry » 03.07.2008, 23:36

Hallo Bilbo,
ich denke, jeder muss seinen eigenen Jakobsweg finden, sei es in Spanien oder auf der Straße zur Bushaltestelle.
Danke für deine Einschätzung und LG
Manfred

Hallo Leonie,
das mit dem Augenzwinkern hast du gut herausgelesen, obwohl der Text nicht wertend gedacht ist.
Freut mich, dass dir das Gedicht gefallen hat.
LG
Manfred

Hallo Sneaky,
die Stelle mit dem Stab habe ich auch von "habe" auf "trage" geändert und bin selbst noch nicht ganz zufrieden.
Das PS zielt natürlich auf Hape Kerkelings Buch "Bin dann mal weg", das ein Mitauslöser für den Text war.
Danke für deine Anregung und LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.07.2008, 00:59

Hi Manfred,

dein Gedicht über den Weg des Menschen gefällt mir ausgesprochen gut. Vor allem der Weg innerhalb deines Textes: erst ist er schwer und steinig und am Schluss kommt dann diese wunderbare, so positive Botschaft. Sie hallt so richtig nach. Gelungen!
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 04.07.2008, 10:05

Hallo Mucki,
freut mich, dass du mich auf diesem Jakobsweg begleitet hast. Ja, auch eine Bushaltestelle kann das Tor zur Erlösung sein. :smile: .
Danke fürs "Gelungen" und LG
Manfred

Trixie

Beitragvon Trixie » 04.07.2008, 10:44

Hallo Manfred!

Schöne Idee, gefällt mir! Kann man sehr gut nachvollziehen. Ich selber hatte auch schon diese Momente, wenn ich zum Einkaufen oder zur Straßenbahnhaltestelle oder wo auch immer hingelaufen bin, in denen ich das von dir beschriebene wiederfinden kann. Den Schluss,also das PS, find ich persönlich "doof" ;-). Ich lese es immer nur bis zum "ist" der letzten Strophe. Aber das macht ja nix, nich?

Lieben Gruß
Trixie

Perry

Beitragvon Perry » 04.07.2008, 15:36

Hallo Trixie,
der Text geht ja eigentlich auch nur bis zum "ist".
Das "PS" ist nur ein kleiner Wink in Richtung Hape Kerkeling, dem man ja eine solche religiöse Hinwendung nicht zutrauen würde.
Ansonsten freut es mich, dass dich mein Text ansprechen konnte.
Danke und LG
Manfred


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