Kinder

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.05.2008, 20:16

Kinder

Kindergebete
hoffen

Gott ist älter.

DonKju

Beitragvon DonKju » 09.05.2008, 18:51

Hallo Moshe,

Aber steht nicht in der Bibel : "Wahrlich, so Ihr nicht werdet wie die Kinder ..." (oder so ähnlich jedenfalls) - und wenn das also postuliert wird von jener Kompetenz, die wir Gott nennen wollen, sollte er sich dann nicht auch selbst dran halten ? Gerade wenn er älter, vielleicht weiser und, so wie ich deinen Text lese, auch wesentlich desillusionierter sein mag - täte ihm da nicht ein wenig kindliche Hoffnung gut ?

Eins muss ich übrigens mal loswerden : Ich lese Deine kurzen Texte immer wieder gern, weil sie mich so zum Nachdenken über "Gott und die Welt" bringen.

Lieben Gruß sendet Bilbo

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.05.2008, 20:01

Hm, irgendwas in mir weigert sich, diese Zeilen von Moshe so resignierend zu interpretieren, Bilbo.
Aber auf der anderen Seite stimme ich dir - wie gesagt ungern - zu. Man kann es eigentlich nur so lesen, weil nach "Gott ist älter" nichts mehr kommt.
Grübelnde Grüße
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 09.05.2008, 22:44

Lieber Bilbo!

Erstmal natürlich dank dafür, daß du Anregung findest, weil du dich mit meinen Texten beschäftigst.

Der von dir angesprochene Aspekt aus dem neuen Testament ist hier jedoch nicht gemeint, jedenfalls aus meiner Perspektive.
Wenn du aber dennoch dazu angeregt wirst, so ist es gut.
Für mich selbst ist das jedoch eine ganz andere Sache.

Liebe Mucki

Der Text hat für mich nichts mit Resignation zu tun, sondern mit Hoffnung in einem bestimmten Alter, besonders wenn Kinder darauf hoffen, das Gott etwas ist, daß über die Eltern hinausgeht, weil die Eltern ggf. nicht die besten sind.

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.05.2008, 23:07

Alles klar, Moshe,

jetzt versteh ich. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie ich ja oben schrieb, dass du es resignierend meintest.
Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 10.05.2008, 00:20

Lieber moshe,

dein Text ging mir seit dem ersten Lesen in seiner Thematik nach. Und doch hatte ich das Gefühl, dass mich etwas störte. Erst jetzt und nach den Vorkommentaren glaube ich zu wissen, was es ist.

Es ist etwas Sprachliches, nämlich das kleine -h- von "hoffen". Da du in deinem Text zwischen Groß-und Kleinschreibung differenzierst, weist du dem Verb "hoffen" die "Kindergebete" als Subjekt zu. Es sind aber doch nicht die Gebete, die hoffen, sondern die Kinder, die dieser Hoffnung mit Gebeten Ausdruck verleihen. Schriebest du "Hoffen", wäre es klar.

Und eine Überlegung zum Schluss noch: älter bedeutet nicht zwangsläufig auch besser oder gar weiser. Ich kann deinen Text daher sehr wohl resignativ/anklagend als auch hoffnungsvoll lesen. Vielleicht liegt dies an der Kürze bzw. Verkürzung.

Liebe Nachtgrüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 01:29

Lieber Herby,

wenn Hoffen groß geschrieben wäre, sähe das seltsam aus, finde ich. Wenn, dann würde ich Hoffnung schreiben, mit einem Gedankenstrich neben 'Kindergebete'. Das wäre deutlich. Du hast Recht. Gebete hoffen nicht. Deiner Überlegung, was das "älter" betrifft, stimme ich zu.

Moshe, hier hast du, glaube ich, ein bisschen zu sehr verdichtet. Das hier:
Moshe hat geschrieben:sondern mit Hoffnung in einem bestimmten Alter, besonders wenn Kinder darauf hoffen, das Gott etwas ist, daß über die Eltern hinausgeht, weil die Eltern ggf. nicht die besten sind.

sollte da m.E. noch hinein, in zwei, drei Worten. Vielleicht kannst du auch die zwei Strophen miteinander verbinden?
Buenas noches
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.05.2008, 18:21

Hallo ihr beiden...!

Die beschriebenen Probleme entstehen wen man liest:

Kindergebete hoffen


Das läßt jedoch ausser acht, daß das 'hoffen' in einer weiteren Zeile steht. Diese ist jedoch nicht willkürlich so gesetzt.
Ein Zeilenumbruch hat für mich eine Begründung und keine Willkür.
Somit ist hier zu lesen:

Kindergebete, hoffen...

oder

Kindergebete und hoffen...

OK?

Auch möchte ich darauf hinweisen, daß die Überrschrift oft die erste Zeile eines Textes ist, so wie hier, also eine Doppelfunktion hat.

Besten Dank für die Überlegungen.

Moshe

Max

Beitragvon Max » 10.05.2008, 19:49

Lieber Moshe,

manchmal habe ich den Eindruck, dass ein Prroblem bei Deinen Texten ist, dass Du zu viel fortlässt. Dadurch bekommen die Texte eine sehr große Interpretationsspanne, aber das, was Du urprünglich sagen wolltest, erscheint dann in den Kommentaren von Dir. Auch hier hat ja eigentlich niemand sofort genau verstanden, was das Gedicht aussagt. (Ich auch nicht). Den Zusatz, dass sich der komparativ "älter" auf 'als die Eltern' beziehen kann, ist sehr interessannt, aber nicht Teil des Gedichts. Ich weiß, dass Du es liebst, dass man Deine Texte vielfältig verstehen kann, aber hast Du nicht manchmal auch das Gefühö:"Genau das möchte ich sagen!" und das Bedürfnis, dass man auch das dann in deinem Text liest?

Ich bin gespannt, weil es mir sicher so ginge.

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.05.2008, 21:38

Lieber Max!

Besten Dank für deine Anmerkungen.

Ich muß dir sagen, daß es mir nicht, vor allem bei Kurzgedichten, darum geht, daß man eine eindeutige Aussage von mir liest.
Selbst meine Interpretationen sind nur subjektiv.
Für mich gibt es keine Objektivität in welcher Aussage auch immer.
Das ist für mich historisch, politisch und semantisch belegt, usw..

Es gibt immer nur eine Festlegung im Leser, der in seiner Zeit, in seinem Moment lebt.

Ich bin auch nur ein Momemt in der Zeit, an dem ich einen Text formuliere, also ein zeitliches Subjekt, das auch in seiner Lebensspanne durch verschiedene Interpretationen geht.

Für mich sind meine Texte nur Abbilder von Impressionen, die individuell oder kollektiv (Auch heute je nach Forum) verschieden gesehen werden.

Ja, auch ich selbst ändere mich beständig. Deshalb gibt es nie ein: 'Ja, genau, daß genau wollte ich sagen.

Wenn ich mir meine eigenen Text von vor zwei Jahren anschaue, sind sie anders, als sie damals für mich waren.

Ich denke, daß man im Salon hier immer sehr fixiieren will, auf eine eindeutige Aussage, die möglichst alle Zeiten überdauert und als solche wahr sein sollte.

Also wenn man mich fragt, so antworte ich gern, aber es kann nur eine eine subjektive Aussage in einem Moment sein.
Ich lebe also fließend in meinen Sichtweisen und Interpretationen, und ich denke, daß es eigentlich allen so geht.

Lyrik ist also Ausdruck eines Momentes, die Betrachtung eines Momentes, und nur so kann ich sie sehen und wahrnehmen.

Wenn ich also Lyriker betrachte, Texte von ihnen lese, besonders auch wenn sie prominent sind, erfreue ich mich an ihrem temporären Ausdruck ihrer Sicht.
Das macht mir Freude und ich fühle mich im Leben.

Mit anderen Worten: Wenn du jetzt in meinem Text etwas nicht lesen kannst, so heißt das nicht, daß du es morgen nicht sehen könntest, und andere es nicht sehen, die außerhalb dieses Kreises hier stehen. Und da gibt immer auch Veränderungen.

MlG

Moshe


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