Der Poet und der Schlaf

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 11.01.2008, 19:54

Der Poet und der Schlaf

Der Poet und der Schlaf
vertreten sich die Beine.

Langsam verfallen die Bilder
wieder in die Kryptik
der Gesichter,
den bekannten
im Unterholz
mit ihren Sorgen.

In jeder Miene
ein Splitter von sich
gespalten.

Sonne und Mondseiten
decken sich zu neuen Varianten
ohne Hast,
müde mit Fahrschein
schläft es sich vorbei hier
und dort an sich.

Nun gehe schon,
du Traum,
zurück zu dir.

Es ist nur der Morgen,
nicht der Abend,
der sich hier trennt
von mir
mit einem Federkleid.

Caty

Beitragvon Caty » 28.01.2008, 09:31

Lieber Moshe, ein Gedicht aus der Poetenreihe. Ich hab dir ja geschrieben, dass ich mit den Poetengedichten nicht so ganz klarkomme,
und mich zurückgehalten. Aber jetzt, wo ich dieses Gedicht nochmal lese, finde ich es in Teilen zumindest annehmbar. Ich geh mal in die Einzelheiten: Die zweite Zeile ist ganz lustig, fällt aber durch die niedrigere Stilebene aus dem übrigen Text heraus. Das Unterholz in Strophe 2 würde ich mir sparen, weil du ja nicht von Wald oder Bäumen oder so sprichst, es erscheint etwas willkürlich. Die Verszeilen: "In jeder Miene/ein Splitter von sich/gespalten" finde ich formulierungsmäßig nicht richtig glücklich. Merkwürdigerweise nimmst du hier Bezug auf Holz.
Ja, Holz für Miene ist ja nicht schlecht, das trifft es, dann musst du aber in der Metapher bleiben bzw. erst mal hineinkommen. Was die Formulierung angeht, mach ich mal, was man nicht machen sollte, und dir einen Vorschlag: Jede Miene gespalten/zersplittert - oder so. Bei der Strophe Sonne und Mondseiten erkenne ich deine Intention nicht. Vielleicht etwas klarer formulieren? Die letzte Zeile: Wie kommst du jetzt auf Federkleid? Insgesamt kommt mir das Gedicht ein wenig unklar vor, zerstreuter Professor, der schneller denkt, als er spricht. Man könnte auch sagen, an diesem Haus muss noch gebaut werden, Stockwerk für Stockwerk. Caty

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.01.2008, 17:15

Liebe Caty!

Ich danke dir für deinen Kommentar und verstehe deine Probleme damit, weil du anders schreibst, klarer schreibst, als ich es in dieser Reihe tuhe.
Mein Poet wandelt an der Grenzlinie zwischen Bewußtsein und Unbewußtsein, und diese Linie ist ein Bereich der Poesie.

Ich werde hier nichts ändern, nicht klarer schreiben, denn die Methaphern sind aus meiner Sicht gut gebaut.
So steht Unterholz für Unbewußtes, das sich in Träumen abspielt und sich in den Gesichtern (nicht nur dort) der Menschen auch am Tage für mich erkannbar abbildet.
Natürlich gibt es in diesem Bereich nicht nur die Mondseiten, sondern auch Sonne.
Und das, was sich manchmal ins Halbbewußtsein begibt, verfliegt dann oft wie ein Vogel, sei es beim Aufwachen, oder im Laufe des Tages.

In der Hoffnung dir ein wenig geholfen zu haben

Moshe


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