Spaghetti Ciociara

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 16.12.2007, 19:35

Spaghetti Ciociara


Jeder
ein Nudelende
im saugenden Mund

kommen wir uns
kauend näher
Erbse trifft Champignon

Auf die Serviette
im Schoß
tropft sahnige Soße
Zuletzt geändert von Perry am 17.12.2007, 08:12, insgesamt 1-mal geändert.

Nicole

Beitragvon Nicole » 16.12.2007, 20:29

Hallo Perry, guten Abend!

Hei, das ist eigentlich eine schöne Idee, das sich näher kommen mit einem Spagettiessen ins Bild zu bringen. Und die sahnige Soße auf dem Schoß finde ich hübsch zweideutig.
Leider funktioniert dieses "menschliche" Bild bei mir in diesem Fall nicht. Ich bin (vielleicht aufgrund der 7 jährigen Tochter, die ein Faible für Disney Filme hat) hier nicht in der Lage, an etwas anderes zu denken als an Susi und Strolch, die in selber Manier Nudeln verspeisen.., unweigerlich sehe ich dann eine Hundenase, die der anderen als Liebesgabe ein Fleischbällchen rüberrollt..

Aber sich hat nicht jeder Leser hierbei dieselben Assoziationen.

Viele Grüße,

Nicole

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.12.2007, 16:31

Ich fasse es wieder nicht :smile: !

Also...Manfred-Perry, Perry-Manfred: Du scheinst so einen ganz eigenen "lyrischen Geschmack" entwickelt zu haben.

Ich lese immer öfter Gedichte von Dir, bei denen ich nicht weiß: Ist es ein Scherz? Soll es erotisch wirken? Oder ist es ein Kochrezept?

Genauso wie Nicole fallen mir nur noch Susi und Strolch ein und auch die "Sahnesoße" finde ich nicht wie meine Vorrednerin "hübsch zweideutig", sondern ziemlich albern und beinahe pubertär.

Mir fällt dazu kaum noch etwas ein... ich meine...man muss es sich nur ansehen:

"Erbse trifft Champignon"

- Das kannst Du Doch nicht ernst meinen :smile: !

Ich glaube mein Hauptproblem bei der Sache ist, dass Dein Gedicht oder manche Deiner Gedichte eher Appetit anregend sind, als erregend. Es ist ZUVIEL Kulinarisches darin enthalten, als das man es noch erotisch finden könnte.

In jeder Strophe und sogar im Titel wird irgendwer mit ´ner Nudel verglichen :smile: ... (platt gesprochen)

Ich will Dir nahelegen: Weniger ist mehr! Beim Essen, beim Lieben, beim Sprechen, beim Schreiben!

Mahlzeit.
l

Perry

Beitragvon Perry » 17.12.2007, 23:36

Hallo Nicole,
es ist natürlich schwer gegen solche vorgespannten Bilder anzuschreiben. Ich hatte, wenn überhaupt, die Nudelszene von Loriot in meinem geistigen Auge beim Schreiben.
Freut mich, wenn dir wenigstens die Idee gefallen hat.
LG
Manfred

Hallo Leonie,
also aus der Fassung wollte ich dich nicht bringen. Damit wir uns nicht im Kreise drehen, vielleicht etwas Grundsätzliches voraus: Es gibt durchaus unterschiedliche lyrische Zielrichtungen und Stilmittel.
Dieser Text stammt aus einer Reihe von Gedichten, die ich speziell für eine Lesung im Rahmen eines 4-Gänge-Menüs in einem Romantikhotel geschrieben habe. Entgegen deiner inhaltlichen Bedenken, kann ich dir versichern, dass die leicht frivole Kombination von Erotik und Kulinarischem dort sehr gut angekommen ist.
Natürlich kann ich verstehen, dass dich die Realebene mit dem intimen Dinner zu Zweit, garniert mit den Originalzutaten dieses Spaghettirezepts nicht vom Hocker reißt und die erotischen Anspielungen bei dir vielleicht in den verkehrten (pupertär, platt) Hals gekommen sind. Deshalb muss aber der Text nicht lyrisch schlecht sein, entspricht eben nicht deinem Geschmack. La Ciociara heißt übrigens soviel wie "und dennoch leben sie" in diesem Sinne empfehle ich mich.
LG
Manfred

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.12.2007, 23:42

ich heiße zwar nicht louisa, aber noch weniger leonie :smile: ...

- Zum Text: Es kommt immer darauf an, bei wem man landen will :pfeifen: .

Perry

Beitragvon Perry » 17.12.2007, 23:51

Hallo Louisa,
verzeih einem alten Mann, dass er zu vorgerückter Stunde nicht mehr so klarsichtig - bzw. tastsicher ist.
LG
Manfred
PS: Bei "reifem" Gemüse kann ich damit immer noch landen :pfeifen:

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.12.2007, 00:03

Hallo Manfred,
Dieser Text stammt aus einer Reihe von Gedichten, die ich speziell für eine Lesung im Rahmen eines 4-Gänge-Menüs in einem Romantikhotel geschrieben habe.

das finde ich interessant. Wie hat man sich das vorzustellen? Kannst du das mal näher beschreiben? Romantikhotel? :eek:
Ich frage mich nämlich schon lange, wieso du öfter solche erotisch-kulinarischen Gedichte schreibst ;-)
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 18.12.2007, 07:14

Hallo Mucki,
danke für dein Interesse. Es gibt in Landshut eine Gruppe junger Leute, die sich Literaturnacht e.V. nennen und seit ca. 3 Jahren immer wieder literarische Veranstaltungen organisieren. Da sie für das angesprochene Projekt, keine geeigneten Vorträge hatten, habe ich ihnen zusammen mit einem anderen Lyriker unter die Arme gegriffen und das Rahmenprogramm lyrisch gestaltet. Das lief dann so ab, dass wir zwischen den einzelnen Gängen immer kleine Leseblöcke eingebaut haben und so einen unterhaltsamen Abend mit anschließend lockerem Plausch mit den Gästen an ihren Tischen hielten. Da wie abwechselnd lasen, kamen wir ebenfalls zu dem wirklich vorzüglichen Essen und konnten mit einem Büchertisch auch einige unserer Werke unter die Leute bringen. Der Koch hat sich auch bemüht einige unserer Themen mit einzubauen und so standen z.B. "Rinderfiletscheiben an einer Sauße von eingelegten Schalotten und einem grünen Bohnen-Graupen-Ragout" auf dem Speiseplan, das meinem Gedicht "Grüne Prinzessin" nachempfunden war.
Insgesamt zur Nachahmung empfohlen, da sowohl Veranstalter wie Vortragende auf ihre Kosten kamen.
LG
Manfred

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.12.2007, 12:43

Hallo Manfred,

deine Ausführungen zu dem Projekt hab ich mit großem Interesse gelesen. Kann mir gut vorstellen, dass das angekommen ist. Gibts ja nicht alle Tage. Wär gern dabei gewesen, zum Lauschen und Essen, Landshut ist ja nicht weit weg von mir ... ;-)

Ich finde die Idee originell und die Texte dazu und mit diesem HIntergrund gelesen auch.

LG,
scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.12.2007, 14:15

Hallo Manfred,

das ist ja witzig *g*. Vor allem, wenn die Köche sich auch noch bemühen, eure Themen miteinzubauen, herrlich! Da sehen die Herrschaften ihr Essen doch gleich mit anderen Augen. *kicher* Tolle Idee! :daumen:
Lachende Grüße
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 18.12.2007, 20:28

hallo perry!
irgendwie lassen deine texte mich ja nun doch nicht locker. aber du kennst ja meine meinung: erotisiertes zu wege bringen ist schwierig, da es nur ein schmaler grat ist. entweder ist es zu banal oder aber auch schnell zu anzüglich. nach meinem empfinden wechselt dein gedicht von dem einen tal ins andere. unlogisch einerseits, das eine erbse einen champignon trifft, wo doch nur eine nudel zwischen den beiden baumelt. übrigens musste ich auch gleich an susi und strolch denken... "kauend" finde ich einen falschen begriff. man zieht die nudel in sich rein. schlürft oder saugt. das kauen kommt später. nach dem abbiss.vielleicht, während man sich die sahnige soße aus dem schoß tupft...
die "Sahnesoße" finde ich nicht wie meine Vorrednerin "hübsch zweideutig", sondern ziemlich albern und beinahe pubertär.

immerhin kein dressing aus gestoßenen eicheln, louisa! :smile:

lieben gruß: Niko

Perry

Beitragvon Perry » 19.12.2007, 07:40

Hallo Scarlett, hallo Mucki,
vielen Dank fürs Feedback und LG
Manfred

Hallo Niko,
man sollte in Texte dieser unterhaltenden Art nicht zuviel "hineingeheimsen." Dass die Anspielungen bei einem besser, beim anderen schlechter ankommen, liegt nicht nur am Schreiber sondern auch an der jeweiligen Einstellung der Leser.
Was das Kauen anbelangt, wenn du schon mal eine gewisse Nudellänge angesaugt hast, dann musst du zwischendrin auch mal kauen und schlucken :-) . Für die Sahnesoße kann ich nicht viel, die gehört nun mal zum Rezept, genauso wie die Erbse und der Champignon.
Ich habe mal versucht den Text lyrisch etwas weiterzuentwickeln, bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich was gebracht hat:

Spaghetti Ciociara


Jeder ein Ende
mündig
nähern wir uns

Erbse
küsst
Champignon

Soße
tropft auf
Serviette

LG
Manfred

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.12.2007, 18:39

Lieber Perry,

ich würde auch unbedingt den Text so umgestalten, dass die Susi und Strolch - Assoziation verhindert wird, ich kenne das kaum und war auch sofort da und dachte sogar, dass das Gedicht damit arbeiten will! Dafür müssen aber unbedingt die Spaghetti raus, fürchte ich. (Oder muss der Text zu Spaghetti sein?)

Ich würde einfach auf Erbse und Champion gehen, das als Titel nehmen und dann loslegen?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Louisa

Beitragvon Louisa » 24.12.2007, 12:47

Also...ich finde "Erbse und Champignon" sowas von abtörnend :smile: !

Wieso müssen es denn bloß immer solche furchtbaren Speisen sein? Ich will ja nicht sagen, dass mir das nicht schmeckt, aber es klingt nicht erotisch für mich und es weckt auch keine erotischen Assoziationen bei mir. Ich finde es sowas von albern!

Es gibt soooo viele Gemüse und es gibt sooooo viele Pilze... Wieso denn ausgerechnet diese beiden? Das sind wirklich zwei, die in jeder Kühltruhe im Gemüsefach liegen. Das macht sie aber noch lange nicht anregend!

Plädoyer für ausgefallene Worte beendet.
l.

PS: Frohe Weihnachten :schneemann: !


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