schildkrötengleich
zeige meine glieder
bedrohte mich selbst
davor
© hakuin07
schildkrötengleich
Hi Hakuin,
du gibst mir hier ein Rätsel auf.
Schildkrötengleich (= gepanzert), ok. Aber wieso können die eigenen Glieder sich selbst bedrohen? Das einzige, was die "Schildkröte" zeigt, sind ja ihre Glieder. Sie versteckt jedoch ihren Körper und meist auch ihren Kopf. Steckt hierin nicht die größere "Bedrohung", die Verletzlichkeit?
Saludos
Mucki
du gibst mir hier ein Rätsel auf.
Schildkrötengleich (= gepanzert), ok. Aber wieso können die eigenen Glieder sich selbst bedrohen? Das einzige, was die "Schildkröte" zeigt, sind ja ihre Glieder. Sie versteckt jedoch ihren Körper und meist auch ihren Kopf. Steckt hierin nicht die größere "Bedrohung", die Verletzlichkeit?
Saludos
Mucki
Müsste es nicht "fürchtete vor" statt "bedrohte vor" heißen (vorausgesetzt, das "davor" ist kein eigener Satz in der Art "vor dieser Zeit")? Jedenfalls lese ich es momentan dergestalt, dass das Ich sich einst vor dem Gliedzeigen fürchtete. Der Exhibitionismus hat gesiegt.
Salute
Pjotr
Salute
Pjotr
Hallo Hakuin,
also ich lese es so:
Davor (bevor? es sich zeigte) hatte das LIch sich in seinem Panzer versteckt.
Die vermeintliche Bedrohung von außen, weshalb es sich versteckt hatte, war jedoch sein Selbst.
Dies hat es nun erkannt und öffnet sich (bzw. zeigt seine Glieder).
Oder nicht??
So macht es zumindest für mich Sinn und gefällt mir gut.
liebe Grüße smile
also ich lese es so:
Davor (bevor? es sich zeigte) hatte das LIch sich in seinem Panzer versteckt.
Die vermeintliche Bedrohung von außen, weshalb es sich versteckt hatte, war jedoch sein Selbst.
Dies hat es nun erkannt und öffnet sich (bzw. zeigt seine Glieder).
Oder nicht??
So macht es zumindest für mich Sinn und gefällt mir gut.
liebe Grüße smile
Hallo Hakuin,
ist schildkrötengleich Titel UND Zeile1?
So richtig komme ich aber auch nicht mit deinen Zeilen klar. "zeige" ist Präsens, was soviel bedeutet, dass du dich im Präsens in Sicherheit wiegst / wähnst. "bedrohte" wiederum ist Vergangenheit, wo mir entweder assoziiert wird, dass du die Gefahr "selbst" warst oder (2. Interpretation), dass du dich mutwillig (selbst) einer Bedrohung ausgesetzt hast. "davor" ist dann eben passend zu beiden Interpretationen.
Das Gedicht ist ja eigentlich an Kürze eh kaum zu toppen, aber m.E.n. könnte man "davor" sogar weglassen. Hast du mutwillig eine Bedrohung veursacht, hilft das "davor" nicht bei der Klärung und bist du die Gefahr "selbst", bringt das "davor" tendenziell auch keinen großen Nährwert.
Im Grunde fände ich folgende Idee ganz schön:
Zeile 1 (wie gehabt) schildkrötengleich
Zeile 2+3 tauschen denn wer Zeile 1 liest, erwartet eher die Haltung einer Schildkröte in der Bedrohung, ergo mit allem eingezogen, was man einziehen kann, jedoch mit ausgestreckten Gliedern.
Zeile 4 stehenlassen oder streichen.
LG
Andreas
ist schildkrötengleich Titel UND Zeile1?
So richtig komme ich aber auch nicht mit deinen Zeilen klar. "zeige" ist Präsens, was soviel bedeutet, dass du dich im Präsens in Sicherheit wiegst / wähnst. "bedrohte" wiederum ist Vergangenheit, wo mir entweder assoziiert wird, dass du die Gefahr "selbst" warst oder (2. Interpretation), dass du dich mutwillig (selbst) einer Bedrohung ausgesetzt hast. "davor" ist dann eben passend zu beiden Interpretationen.
Das Gedicht ist ja eigentlich an Kürze eh kaum zu toppen, aber m.E.n. könnte man "davor" sogar weglassen. Hast du mutwillig eine Bedrohung veursacht, hilft das "davor" nicht bei der Klärung und bist du die Gefahr "selbst", bringt das "davor" tendenziell auch keinen großen Nährwert.
Im Grunde fände ich folgende Idee ganz schön:
Zeile 1 (wie gehabt) schildkrötengleich
Zeile 2+3 tauschen denn wer Zeile 1 liest, erwartet eher die Haltung einer Schildkröte in der Bedrohung, ergo mit allem eingezogen, was man einziehen kann, jedoch mit ausgestreckten Gliedern.
Zeile 4 stehenlassen oder streichen.
LG
Andreas
Hallo,
ich verstehe den Text (als eine Facette) so, dass das "davor" am Ende auch doppelt gelesen werden kann, nämlich zeitlich und auf das "Zeigen" referierend.
Sich selbst bedrohte das lyr. Ich wie eine Schildkröte, seine Glieder zu zeigen, seine Sicherheit also aufzugeben. Bevor es sie zeigte stellte es sich als Bedrohung dar. Darum auch zeige =Präsens und bedrohte=Imperfekt. Was man übrigens durchaus mit smiles Idee zusammenlesen kann/könnte. Es wird also mit der Beduetung von Bedrohung gespielt, denn "eigentlich" denkt man ja, versteckt die Schildkröte ihre Glieder, weil anderes sie bedroht. Hier aber ist das Zeigen die Selbstbedrohung (den Schritt tun müssen, sich ausliefern)
Ich finde das Wort "schildkrötengleich" sprachlich etwas unschön - würde es ausformulieren oder anders sagen: Wie eine Schildkröte oder Nach Art der Schildkröte(n) oder Ich Schildkröte etc...~~ müsste man noch was überlegen.
Was natürlich für meine Lesart fehlt, ist, dass eine Schildkröte jederzeit ihre Glieder wieder einziehen kann. Es ist also keine prinzipielle nun endgültige Öffnung des lyr. Ichs. mehr wohl das peotische Fassen eines psychologischen Phänomens: dass sich zu zeigen in einer Angst eine Selbstbedrohung ist. ich bin unentschieden, ob es den Effekt des Textes mildert (weil weniger "Katharsis"gedanke) oder ob genau diese Unvollkommenheit hinsichtlich eines perfekten Moments nicht ehrlicher ist, weil realitätsentsprechender und deshalb den Text/den Schildkrötenvergleich aufwertet.
Liebe Grüße,
Lisa
ich verstehe den Text (als eine Facette) so, dass das "davor" am Ende auch doppelt gelesen werden kann, nämlich zeitlich und auf das "Zeigen" referierend.
Sich selbst bedrohte das lyr. Ich wie eine Schildkröte, seine Glieder zu zeigen, seine Sicherheit also aufzugeben. Bevor es sie zeigte stellte es sich als Bedrohung dar. Darum auch zeige =Präsens und bedrohte=Imperfekt. Was man übrigens durchaus mit smiles Idee zusammenlesen kann/könnte. Es wird also mit der Beduetung von Bedrohung gespielt, denn "eigentlich" denkt man ja, versteckt die Schildkröte ihre Glieder, weil anderes sie bedroht. Hier aber ist das Zeigen die Selbstbedrohung (den Schritt tun müssen, sich ausliefern)
Ich finde das Wort "schildkrötengleich" sprachlich etwas unschön - würde es ausformulieren oder anders sagen: Wie eine Schildkröte oder Nach Art der Schildkröte(n) oder Ich Schildkröte etc...~~ müsste man noch was überlegen.
Was natürlich für meine Lesart fehlt, ist, dass eine Schildkröte jederzeit ihre Glieder wieder einziehen kann. Es ist also keine prinzipielle nun endgültige Öffnung des lyr. Ichs. mehr wohl das peotische Fassen eines psychologischen Phänomens: dass sich zu zeigen in einer Angst eine Selbstbedrohung ist. ich bin unentschieden, ob es den Effekt des Textes mildert (weil weniger "Katharsis"gedanke) oder ob genau diese Unvollkommenheit hinsichtlich eines perfekten Moments nicht ehrlicher ist, weil realitätsentsprechender und deshalb den Text/den Schildkrötenvergleich aufwertet.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo,
ich halte dieses Gedicht für Wischiwaschi. Grund: Es kommt mir weder ein emotionales noch ein sachliches Bild auf; wenn es wenigstens zweideutig wäre, aber dieses erscheint mir x-beliebig und damit leer.
Hier wurde diesmal zu stark reduziert.
Gegen dieses Urteil kann Berufung eingelegt werden innerhalb 8 Tage. Cheers.
Pjotr
ich halte dieses Gedicht für Wischiwaschi. Grund: Es kommt mir weder ein emotionales noch ein sachliches Bild auf; wenn es wenigstens zweideutig wäre, aber dieses erscheint mir x-beliebig und damit leer.
Hier wurde diesmal zu stark reduziert.
Gegen dieses Urteil kann Berufung eingelegt werden innerhalb 8 Tage. Cheers.
Pjotr
finde jetzt zeit und hier vielerelei:
- inhaltliche deutung
- wortwahl
- setzung
danke euch sehr fürs lesen und rückmelden!
was punkt 1 angeht, belasse ich es beim lesenden.
was die wortwahl und setzung angeht, bitte ich um etwas zeit. gerade habe ich alle kommentare das erste mal am stück gelesen. einige fragen werden von späteren kommentaren "bewegt".
smile, du siehst es wie ich.
soviel in kürze
salve und ein schönes Wochenende für EUCH
hakuin
- inhaltliche deutung
- wortwahl
- setzung
danke euch sehr fürs lesen und rückmelden!
was punkt 1 angeht, belasse ich es beim lesenden.
was die wortwahl und setzung angeht, bitte ich um etwas zeit. gerade habe ich alle kommentare das erste mal am stück gelesen. einige fragen werden von späteren kommentaren "bewegt".
smile, du siehst es wie ich.
soviel in kürze
salve und ein schönes Wochenende für EUCH
hakuin
Hallo.
Hierzu noch ein Gedanke. Ich schrieb vorgestern, mir käme kein Bild auf. Das muss ich präziseren: Die Schildkröte und ihre selbstreferenzielle Angst sehe ich durchaus. Da ich es aber gewohnt bin, hinter Hakuins Minimaltexten größere reichhaltigere Stimmungscocktails zu spüren, käme ich hier nicht auf die Idee, dass es hier trivialerweise nur um ein Synonym für Schüchternheit ginge, und sonst nichts anderes. Das Gedicht könnte meiner Meinung nach auch komprimiert werden auf ein einziges Wort: Ex-Schildkröte. Ende. Bloße Synonymfeststellung. Aber bei Haikun ist meine Erwartungshaltung größer. Ich erwarte mehr Aroma.
Ahoi
Pjotr
P.S.: Das "Ex-" von Ex-Schildkröte könnte man auch streichen, das hieße aber auch -- und darin sehe ich übrigens einen logischen Fehler, Sam (Du verlangst Logik) --, dass die Bedrohung noch vorhanden wäre. "Bedrohte" (Vergangenheitsform) heißt ja, dass es im Jetzt keinen Anlass zur Schildkrötenähnlichkeit mehr gibt. Mit dem Verschwinden der Bedrohung verschwindet auch der Panzer. Grammatisch ist hier der Panzer noch da, also ist auch die Bedrohung noch da. (Vorweg: Als absichtliches Paradoxon lasse ich das für mich nicht gelten, das wäre an den Haaren herbeigezogen.) -- Oder: Das Ich bildet sich nur ein, die Bedrohung sei verschwunden. Es ist ja immer noch eine Schildkröte. -- Wie gesagt, mir ist die Interpretationsvielfalt all zu beliebig, und ich glaube, dass zwar eine gewisse Mehrdeutigkeit beabsichtigt ist, aber keine X-Beliebigkeit im Sinn des kerkelingschen "Hurz". So pendele ich als Leser hin und her zwischen Banalität und Leere.
Sam hat geschrieben:Was mir bleibt, ist das Bild einer Schildkröte, die ihre Glieder und den Kopf einzieht, weil sie Angst vor sich selber hat.
Hierzu noch ein Gedanke. Ich schrieb vorgestern, mir käme kein Bild auf. Das muss ich präziseren: Die Schildkröte und ihre selbstreferenzielle Angst sehe ich durchaus. Da ich es aber gewohnt bin, hinter Hakuins Minimaltexten größere reichhaltigere Stimmungscocktails zu spüren, käme ich hier nicht auf die Idee, dass es hier trivialerweise nur um ein Synonym für Schüchternheit ginge, und sonst nichts anderes. Das Gedicht könnte meiner Meinung nach auch komprimiert werden auf ein einziges Wort: Ex-Schildkröte. Ende. Bloße Synonymfeststellung. Aber bei Haikun ist meine Erwartungshaltung größer. Ich erwarte mehr Aroma.
Ahoi
Pjotr
P.S.: Das "Ex-" von Ex-Schildkröte könnte man auch streichen, das hieße aber auch -- und darin sehe ich übrigens einen logischen Fehler, Sam (Du verlangst Logik) --, dass die Bedrohung noch vorhanden wäre. "Bedrohte" (Vergangenheitsform) heißt ja, dass es im Jetzt keinen Anlass zur Schildkrötenähnlichkeit mehr gibt. Mit dem Verschwinden der Bedrohung verschwindet auch der Panzer. Grammatisch ist hier der Panzer noch da, also ist auch die Bedrohung noch da. (Vorweg: Als absichtliches Paradoxon lasse ich das für mich nicht gelten, das wäre an den Haaren herbeigezogen.) -- Oder: Das Ich bildet sich nur ein, die Bedrohung sei verschwunden. Es ist ja immer noch eine Schildkröte. -- Wie gesagt, mir ist die Interpretationsvielfalt all zu beliebig, und ich glaube, dass zwar eine gewisse Mehrdeutigkeit beabsichtigt ist, aber keine X-Beliebigkeit im Sinn des kerkelingschen "Hurz". So pendele ich als Leser hin und her zwischen Banalität und Leere.
ahoi pjotr,
was deine ex-schildkröte angeht.... finde ich sehr fruchtbar dieses wort.
muss nachdenken, ob die exschildkröte noch einen panzer hat, ob der sich auflöst, ob der noch schutz-funktion hat.
die natur der schildkröte bleibt. die form der schildkröte bleibt.
evolutionär würde sich der panzer zurückbilden sich transformieren, wenn kein äusserer feind mehr vorhanden.
die schildkröte lebt vielleicht im falschen kontext...
wie der igel, der sich auf der autobahn zusammenrollt....."...witsch-spuatsch"
macht dort keinen sinn.
wird wohl noch nachwirken DIESE diskussion hier....später mehr.
salve
hakuin
was deine ex-schildkröte angeht.... finde ich sehr fruchtbar dieses wort.
muss nachdenken, ob die exschildkröte noch einen panzer hat, ob der sich auflöst, ob der noch schutz-funktion hat.
die natur der schildkröte bleibt. die form der schildkröte bleibt.
evolutionär würde sich der panzer zurückbilden sich transformieren, wenn kein äusserer feind mehr vorhanden.
die schildkröte lebt vielleicht im falschen kontext...
wie der igel, der sich auf der autobahn zusammenrollt....."...witsch-spuatsch"
macht dort keinen sinn.
wird wohl noch nachwirken DIESE diskussion hier....später mehr.
salve
hakuin
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