frühsommer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 02.06.2007, 21:35

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 15:00, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.06.2007, 01:08

Hallo pandora,

gefällt mir gut, dein sehr bildhaftes Gedicht, die Beobachtungen, die verschiedenen Zeiten. Sehr schön.

Einzig diesen Satz

im geräusch das die autos verlieren wenn sie darüberholpern


finde ich etwas holprig, durch das "das" und "wenn". Vielleicht ginge:

im geräusch darüber holpender autos

Ganz klasse finde ich:

hier stunden der wind das knarren der mühlräder
und der habichtflug den tag


Sehr gern gelesen
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 03.06.2007, 11:47

Liebe Peeh,

das ist ein perfektes Landschaftsgemälde. Ich konnte mich hineinfinden in Deine Seelandschaft ohne Meer (oder mit einem Meer hinter dem Hügel). Sollte ich sagen, was mir gefällt, so könnte ich das ganze Gedicht zitieren.

Nun, das wäre langweilig, darum nenne ich die "Mohnmädchen" (die für mich leicht gefallene oder zumindest leicht fallende Mädchen sind) , dann das Bild von den jungen Greifen

die greife lehren ihre jungen das fliegen
wieder und wieder ändern sie richtung und höhe
lassen sich fallen und schreien
schreien und steigen empor



Gut finde ich auch das Bild von den Kopfsteinen, gerade, dass der Satz dort etwas sperriger wird, macht das Gefühl erfahrbarer.


Die letzten beiden Stropne (ohne Interpunktion, gefällt mir!)
hier stunden der wind das knarren der mühlräder
und der habichtflug den tag

am horizont ein gewitter


sind natürlich groß. Eine echte Pandora.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 03.06.2007, 17:56

Hallo Pandora,
ja ein üppig und mit lyrisch anspuchsvollen Farben gemaltes Landschaftsbild. Neben allgemeiner Sehnsuchts- bzw. Wehmutsstimmung ist mir vor allem der Zeitfaktor aufgefallen "zeit vergeht nur zwischen kopfsteinen" das ist für mich die Schlüsselstelle, auch wegen der Doppeldeutigkeit zum Kopfsteinpflaster des Weges. Alles was danach kommt ist ein Ausklingen lassen, Autogeräusch, nochmaliges Zusammenfassen der Bilder und Gewitter, das nach meinem Empfinden das Hauptbild schwächt, auch wenn du es sehr gut beschrieben hast.
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.06.2007, 18:03

Liebe Pan,

wie schaffst du nur solche Gedichte? Ich mag das gern erlernen wie die Greife das Fliegen. :-)

Abgesehen von oder vielleicht gerade wegen der Einfachheit/Schlichtheit der Worte - da ist keins zu üppig, zu herbeigezogen an den Haaren - erzeugt dein Text eine Filmszene, so nahe, toll.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Scal

Beitragvon Scal » 04.06.2007, 17:35

Hallo Pandora,

mir gefällt diese beschreibende Stimmung; ganz besonders aber die Stelle:

lassen sich fallen und schreien
schreien und steigen empor


Das spricht so unmittelbar das mitvollziehende Erleben aus.

Lieben Gruß
Scal

Gast

Beitragvon Gast » 04.06.2007, 19:16

Liebe pan,

ein wunderbares Idyll könnte man sagen wären nicht auch die "kopfsteine".;-)
So kommt es, dass ich den Text, nicht ausschließlich als ein weichgezeichnetes herrliches Frühsommerbild lese, sondern, darüber hinaus ein Gedicht übers (Nach)denken, Zeit(empfinden) und den Fluss der Zeit, als zweite Ebene.
Gerade deshalb halte ich die poetische Kompositon für sehr gelungen. :daumen:

Die Kornblumen als "blaue mühlen" und die "mohnmädchen" finde ich sehr gut. (Ich kann nicht alles aufzählen, die sinkenden und steigenden Vögel natürlich auch - vielleicht wäre "sinkende" besser, als fallende, obwohl bei Jungvögeln ... :confused:
(Wobei mir gerade erst auffällt, dass sich "mühl-" dann leider wiederholt. (Nicht schlimm, aber vielleicht ..., also nur als anmerkung)
Die Wiederholung des "hier" am Zeilenbeginn, finde ich gekonnt, gesetzt.

Eine Kleinigkeit, den Artikel vor "greife" würd ich weglassen, es klingt für mich dann weicher.

Liebe Grüße
Gerda

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 04.06.2007, 21:47

Blanke Begeisterung!

Herzlichst, KÖ

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.06.2007, 22:15

Liebe pandora,

das ist aber ein aufgeladenes Gedicht - wie ein mohnblitz, der wartet hinabzustürzen! Die Spannung, die du erzeugst, ist einfach toll, wieder ein bisschen mysthisch dabei, aber auch wie eien Anlehnung ans ganz Persönliche. ich köntne sofort vermuten, dass es wieder einen Bezug gibt, diemal tippe ich aber nur auf eine Beobachtung, zum Beispiel aus dem Auto herau und das Spüren der Spannung und daraus ist dann dieser Text entstanden.


Irritation: Ich bringe die See mit dem restlichen Topos nicht zusammen - es ist so schwülhitzig, kornig, hügelig,feldrif, dass das Meer für mich sehr fern ist, aber das liegt auch an meinen Meererfahrungen, welches doch häufiger an verschiedenen Orten auftaucht, als man meint (ich sah einmal eine Reportage über eine Löwenart, die am Meer lebt! (gleich weg vom Meerstrand kam die Wüste).
Ich weiß auch nicht - aber der erste Vers steht schon sehr allein? (Also natürlich ist er als Auftakt nochmal die ganze Wahrheit des Textes für sich, aber mohn/mühlen/greife etc. zeichnen für mich eien so meeruntypische Gegend, dass sie trotzdem etwas alleien dasteht.

Das Gewitter am Schluss hält die Spannung.

Toll...und der Beobachter ist weider so schön zurückgenommen.


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 04.06.2007, 23:03

Liebe Pandora,

als bekennender Meer- und Mohnfan mag ich Dein Gedicht sehr. Wunderschöne Bilder, die ich vor mir sehen kann.

Hier:

zeit vergeht nur zwischen kopfsteinen
im geräusch das die autos verlieren wenn sie darüberholpern


finde ich fast schade, dass die Kopfsteine so eindeutig aufgelöst werden, ich füände es ohne den zweiten Satz dazu fast schöner (noch schöner)

Und hier machst Du es nicht ganz leicht:

hier stunden der wind das knarren der mühlräder
und der habichtflug den tag


Man braucht einen Moment, um zu erkennen, dass "stunden" das Verb ist. Ich finde es auch recht substantivlastig, vielleicht köönnte es "verbaler ausgedrückt" noch an Farbe gewinnen. Die Bilder sind wunderschön, sehr sinnlich...

Gern gelesen habe ich das!

Liebe Grüße
leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 04.06.2007, 23:33

Hallo Pandora,

habe den Text schon gelesen, als du ihn eingestellt hast.

Und immer noch fällt mir unkreativerweise nicht mehr dazu ein als: gelungen!

Gefühlvoll klug.

Klingt blöd, aber es ist ja nicht so gern gesehen, wenn man einfach "klasse" schreibt.

Ich schreib aber trotzdem: "klasse" ,-)

Und das Holpern der Autos auf den Kopfsteinpflaster muss natürlich holpern!

Keine Zeile und kein Wort würd ich anders haben wollen. Es drückt genau aus, wie es muss, und das ist selten. (Da kann die Dichterin nur der Muse danken, die sie ganz offensichtlich geküsst hat, oder dem Musus, whoever, dem Meer...)

Herzlich
Klara

pandora

Beitragvon pandora » 05.06.2007, 12:54

ihr alle,

lieben dank fürs lesen und eure kommentare. ich befinde mich momentan in einer "schreiben-zerknüllen-papierkorb-phase" :cool: und freue mich echt, dass euch das gedicht gefällt.

@mucki: ich weiß, dass der kopfsteinsatz holpert. soll er. es widerstrebt mir ehrlich gesagt, ihn zu glätten.

@max: dass du die "mohnmädchen" als gefallene mädchen liest, finde ich spannend...

@perry: du hast recht, dass ein wiederaufgreifen der bilder das hauptbild möglicherweise schwächt.
mir ging es darum, an die reine landschaftsbeschreibung ein reflektieren anzuschließen.

@elsa: die gedichte entstehen in meinem kopf. sie sind einfach da. mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen.

@gerda: als ich den text gepostet hatte, fiel mir die wiederholung von "mühlen" auf. ich hätte sie gern eliminiert, aber ich weiß nicht genau, wie. ich könnte "wind" durch "sturm" ersetzen (aber dann stimmt das "streichen" nicht mehr.) und dann "mühlräder" zu "windrädern" werden lassen. was meinst du? den artikel vor den greifen nehme ich raus, da hast du recht.

@leonie: ich hatte zwischendurch erwogen, von "steinköpfen" zu schreiben. das hätte zwar noch eine andere bedeutungsebene eröffnet, schien mir dann aber zu weit hergeholt.

@lisa: für mich gehören das meer und die mohn-bzw.kornblumengesäumten felder, die alten windmühlen und die greifvögel in eine landschaft. meine meererfahrung. :-)

lg und nochmals danke,
peh

Gast

Beitragvon Gast » 05.06.2007, 13:15

Liebe pan,

ändere noch nicht in "sturm" (weg. Wdhlg "wind - ich weiß)
Das gäbe dem Text einen anderen Klang.

Auf die Schnelle weiß ich keine gute Lösung. Ich überlege aber noch weiter, und vielleicht muss der Text so bleiben - ich bin wieder mal die einzige, der das aufgefallen ist- @ pingelig ;-)

Liebe Grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 06.06.2007, 02:26

Liebe pan,

nein, ich weiß keinen Rat und habe auch kein schönes anderes Wort für deine Kornblumen parat.
Ein bisschen sehen die Blüten auch wie Körbchen aus, oder?

Etwas anderes hat mich noch beschäftigt, der Anfang deines Textes.
Dieses "sie liegt", will mir gar nicht so recht zur See passen.
Ein See, ja, da finde ich es treffend zu schreiben, er liegt da und da ... aber die See?

Wäre dieser Anfang für dich denkbar:

hinter dem hügel, am ende der straße

Ich würde nichts vermissen, da der Titel, ja schon "riechst du die see" heißt.

Liebe Nachtgrüße
Gerda


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